Category Archives: Analyse und Kritik des Antiziganismus

Erinnern an die Ermordung der europäischen Roma und Sinti

Dokumentation von Veranstaltungen, Publikationen und extern geförderten Projekten der Rosa-Luxemburg-Stiftung zur Geschichte des Genozids an den europäischen Roma und Sinti, zu Antiziganismus und zur Roma-Politik heute.

Mit dem Denkmal zur Erinnerung an die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas (Einweihung 24. Oktober 2012) ist ein Gedenkort geschaffen worden, der an die hunderttausendfache Verfolgung von Sinti, Roma, Lalleri, Lovara, Manusch und anderer Gruppen in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Durch den Beschluss des Bundestages von 1992 wurde eine lange bestehende Forderung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma erfüllt – die Errichtung zog sich aber 20 Jahre hin.

Die Diskriminierung, Entrechtung und Verfolgung waren kein Phänomen, das mit dem staatlich organisierten Genozid (Porajmos) durch Nazi-Deutschland begann. Schon seit dem ausgehenden Mittelalter lassen sich antiziganistische Vorurteile, Gesetze und Vertreibungen in vielen Gegenden Europas belegen, die nach Jahrhunderten in der planmäßigen und systematischen Vernichtung im nationalsozialistischen Herrschaftsbereich kulminierten. Dem Porajmos fielen nach Schätzungen bis zu 500.000 Menschen aller Altersgruppen zum Opfer. Der NS-Apparat konnte dabei vielerorts auf vorher schon existierende (Foto-) Karteien, Listen von Häusern und zum Teil auch Erfahrungen mit Internierung aufbauen. Continue reading Erinnern an die Ermordung der europäischen Roma und Sinti

Gutachten: Regierung versagt beim Schutz von Sinti und Roma

Sinti und Roma werden in Deutschland systematisch beschimpft, attackiert und auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt. Ein neues Gutachten zeigt, wie alltäglich rassistische Anfeindungen hierzulande sind – und wie wenig die Bundesregierung dagegen unternimmt.

Es war ein Versprechen, das Angela Merkel abgab: Deutschland werde sich für die Rechte der Sinti und Roma einsetzen. Das war am 24. Oktober, in Berlin wurde damals ein Mahnmal für 500.000 Sinti und Roma eingeweiht, die von den Nazis ermordet wurden. Die Kanzlerin erklärte den Kampf gegen die Diskriminierung zur Staatsaufgabe. Aber das Engagement währte offenbar nicht lang.

An diesem Mittwoch wird Vertretern des Menschenrechtsausschusses im Bundestag ein Gutachten vorgestellt, das beschreibt, was sonst so geschah in diesem Bereich: nicht viel. Antiziganismus, also Rassismus gegen Sinti und Roma, sei in Deutschland weit verbreitet, heißt es in dem Dokument. Die Bundesregierung nehme ihn jedoch tatenlos hin.

Die Studie dokumentiert, wie sich der Rassismus gegen Sinti und Roma in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland ausgebreitet

– In Klinghain, Sachsen, brannte ein Wohnhaus nach einem Anschlag aus. Die Bewohner waren zuvor als „Zigeuner“ beschimpft und attackiert worden. „Haut ab, ihr Kanaken“, schrieben die Angreifer auf einen Zettel. Die Polizei schloss nach der Tat einen „fremdenfeindlichen Hintergrund“ dennoch aus.
– Ein Mann aus Nordfranken misshandelte wiederholt Frauen an der deutsch-tschechischen Grenze. Als Motiv gab er vor Gericht „Hass gegen Roma“ an.
– In Gelsenkirchen wurden 17 Wohnwagen in einem Viertel niedergebrannt, in dem Roma wohnen.
– Eine Stele in Merseburg, Sachsen-Anhalt, die an die Deportation der Sinti und Roma in Nazi-Deutschland erinnert, wurde allein zwischen Dezember 2009 und Januar 2012 siebenmal geschändet.
– Als Flüchtlinge aus Serbien und Mazedonien in einer ehemaligen Kaserne in Schneeberg, Sachsen, untergebracht wurden, schrieb die Regionalzeitung: „Sie zählen zu den Sinti und Roma. Mit ihnen kam die Angst vor Kriminalität nach Schneeberg.“ Die NPD initiierte eine Versammlung im Gemeinderat. In Bayern konnte ein Mandatsträger der CSU ungestraft fordern: „Hauptsache, die Roma verschwinden.“

Sinti und Roma werden laut der Studie in vielen Bereichen benachteiligt: bei der Wohnungssuche, am Arbeitsplatz und in Behörden. In den Medien wurde in den vergangenen Monaten verstärkt gegen Migranten aus Rumänien und Bulgarien Stimmung gemacht. Dabei werde häufig auf „Zigeuner“-Klischees zurückgegriffen, sagt Markus End, Politikwissenschaftler und Autor des vom Bildungszentrum RomnoKher in Mannheim in Auftrag gegebenen Gutachtens: „Die Regierung tut so, als würde es den Rassismus gegen Sinti und Roma in Deutschland nicht geben.“

In einer Langzeitstudie der Universität Bielefeld zu „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ sagten im vergangenen Jahr 40 Prozent der Deutschen, sie wollten nicht in der Nachbarschaft von Sinti und Roma wohnen. Mehr als jeder Vierte forderte, Sinti und Roma sollten „aus deutschen Innenstädten verbannt werden“.

Fast die Hälfte stimmte der Behauptung zu: „Sinti und Roma neigen zu Kriminalität“. Auf der anderen Seite gaben drei Viertel der deutschen Sinti und Roma an, hierzulande häufig diskriminiert zu werden. „Es ist bezeichnend, dass diese Form des Rassismus von der deutschen Öffentlichkeit so gut wie nicht wahrgenommen wird“, sagt Ferda Ataman vom Mediendienst Integration.

Der Europarat und die Uno haben Deutschland wiederholt dafür gerügt, Antiziganismus nicht entschieden genug zu bekämpfen. Auf eine entsprechende Anfrage der Grünen antwortete die Bundesregierung lediglich, dass der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) keine Beschwerden vorlägen. Dabei warnt selbst ADS-Chefin Christine Lüders vor Antiziganismus: „Roma erleben regelmäßig ein Klima der Ausgrenzung und der Stigmatisierung. Die Ablehnung ihnen gegenüber reicht bis tief in die Mitte der Gesellschaft hinein.“

Der Autor der Studie bringt es so auf den Punkt: Die häufig schlechte Gesundheitsversorgung, schlechte Bildungs- und Arbeitsplatzsituation seien nicht das „Ergebnis von Naturkatastrophen“: „Sie sind Ergebnis von Diskriminierungsprozessen, von Ausgrenzung und Verfolgung.“

Quelle: Spiegel Online
Stand: 12.12.2012

Demonstration in Ungarn: „Ich bin auch Zigeuner!“

Hunderte Menschen gingen in Budapest auf die Straße: Sie demonstrierten gegen einen Freund des ungarischen Ministerpräsidenten Orbán – der einflussreiche Rechtsaußen-Publizist hatte Angehörige der Volksgruppe Roma als „Tiere“ bezeichnet.

Sie kamen mit ungarischen Flaggen und trugen Schilder um den Hals. „Ich bin auch Zigeuner“, stand darauf. Mehrere hundert Menschen demonstrierten am Sonntag in Budapest gegen Rassismus und Roma-feindliche Kommentare in der regierungsnahen Presse.

Die linke Oppositionspartei DK (Demokratische Koalition) des ehemaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány hatte zu der Kundgebung aufgerufen. Die Demonstration fand vor dem Sitz der rechtskonservativen Regierungspartei Fidesz (Bund Junger Demokraten) statt.

Der Protest richtete sich gegen den einflussreichen Rechtsaußen-Publizisten Zsolt Bayer, ein Freund von Ministerpräsident Viktor Orbán. Bayer hatte in einem vor einer Woche von der Tageszeitung „Magyar Hirlap“ veröffentlichten Beitrag geschrieben, „die meisten Roma“ seien „Tiere“, viele Roma seien „Mörder“. Die meisten Roma seien „nicht zum Zusammenleben“ geeignet und sollten „nicht existieren“, hieß es in dem Beitrag weiter. Der Autor hatte eine Wirtshausschlägerei in der Silvesternacht im Ort Szigethalom bei Budapest zum Anlass seiner umstrittenen Ausführungen genommen. Mehrere Roma sollen dabei zwei Nachwuchssportler mit Messerstichen schwer verletzt haben.

Mehrere Redner forderten Orbán auf, zu den Äußerungen seines Vertrauten Bayer Stellung zu beziehen. Zudem verlangten sie einen Ausschluss des bereits einschlägig bekannten Journalisten Bayer aus der rechtspopulistischen Fidesz-Partei. Der Regierungschef hat sich bislang nicht zum Kommentar seines Freundes geäußert. Ungarn steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, und Orbán ist sowohl im Ausland als auch im Land selbst umstritten. Kundgebungen zur Unterstützung Orbans, an denen im vergangenen Jahr mehr als 100.000 Menschen teilnahmen, wurden unter anderem von Bayer initiiert.

Es ist nicht die erste verbale Entgleisung Bayers. Im vergangenen Jahr war eine blonden Polizistin vergewaltigt und ermordet worden. Nachdem der mutmaßliche Täter, ein Roma, festgenommen worden war, schrieb Bayer: „Wir müssen es aussprechen: Der viehische Mörder war ein Zigeuner. In diesem Ungarn erleben Millionen Menschen, dass die Zigeuner sie ausrauben, schlagen, demütigen und ermorden. Wenn die Zigeunergemeinschaft diese Mentalität ihrer Rasse nicht ausrottet, dann ist klar: Mit ihnen kann man nicht zusammenleben.“

Bayer ist für rassistische Bemerkungen auch über Juden bekannt. In einem 2011 erschienenen Artikel bezeichnete er Juden als „stinkende Exkremente“, 2008 verunglimpfte er Juden, weil sie „ihre Nasen in den Schwimmbädern Ungarns schnäuzen“.

Quelle: Spiegel Online
Stand: 13.01.2013

Engagierte aus Ungarn und Deutschland rufen zur Unterstützung der Arbeit für diskriminierte Roma in Ungarn auf

Gemeinsam mit dem ungarischen Schriftsteller György Dalos, Träger des Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2010, und der ungarischen Kulturwissenschaftlerin Magdalena Marsovszky ruft die BürgerInneninitiative Leipzig Korrektiv zu Spenden für die Unterstützung
von Roma in Ungarn auf.

Roma leben in Ungarn in einem aussichtslosen Teufelskreis aus Armut, Segregation, Diskriminierung und Rassismus. Die nationalkonservative Regierung unter der Fidesz bemüht sich weder ernsthaft die strukturelle Benachteiligung der größten Minderheit in Europa abzubauen, noch gewährt sie Schutz vor gewaltsamen Übergriffen der erstarkenden Faschisten. Erst vor kurzem veränderte die Fidesz-Regierung des Wahlrecht, um bei den Neuwahlen 2014 ihre Macht zu stärken. Mit der geplanten Wählerregistrierung könnten vor allem Arme, und das sind in Ungarn in erster Linie Roma, von den Wahlen ausgeschlossen werden.

Exemplarisch für die brutale Gewalt gegen Roma stehen die Ereignisse von Gyöngyöspata. Aus dieser kleine Gemeinde in Nordungarn mussten 2011 etwa 300 Roma-Frauen und Kinder evakuiert werden, weil die von faschistischen Gruppierungen ausgehende Bedrohung unter Duldung der Regierung außer Kontrolle geriet.
Zivilgesellschaftliche UnterstützerInnen der Roma haben es aufgrund der hasserfüllten Stimmung schwer. Sie werden an den Pranger gestellt und einzuschüchtern versucht.

Vor dem Hintergrund dieser Situation haben sich Engagierte aus Ungarn und Deutschland zusammengetan und werben für die Unterstützung durch Spenden. Der Verein “Bürgerrechtsbewegung für die Republik” in Ungarn, dem das Geld zukommen wird, hilft in erster Linie bedrohten Roma. Zu den UnterzeichnerInnen des Spendenaufrufes gehören der ungarische
Schriftsteller György Dalos und die ungarisch-deutsche Kulturwissenschaftlerin Magdalena Marsovszky. Beide betrachten und kommentieren die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Ungarn kritisch. Zuletzt hatte György Dalos im Rahmen seiner Rede zur Demokratie in der Leipziger Nikolaikirche im Rahmen des diesjährigen Lichtfestes klare Worte gefunden.

Auch die BürgerInneninitiative Leipzig Korrektiv, die den Auftritt des ungarischen Staatsministers Zoltán Balog beim Lichtfest stark kritisierte und seine Ausladung forderte, gehört zu den InitiatorInnen des Spendenaufrufes und bittet um Unterstützung: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen systematisch diskriminiert und ausgegrenzt werden, ob durch staatliches Handeln oder unmittelbare Gewalt. Jeder humanistisch denkende Mensch ist aufgefordert Aufmerksamkeit auf die Besorgnis erregenden Entwicklungen in Ungarn zu richten. Helfen Sie, damit andere helfen können!“

*Kontoverbindungen:*
Roter Baum e.V. Leipzig, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 86020500, Konto:
3474500, (IBAN DE49850205000003474500 BIC BFSWDE33DRE) – Spendenquittung

Bürgerrechtsbewegung für die Republik (Polgárjogi Mozgalom a
Köztársaságért), Volksbank IBAN: HU10 1620 0106 0026 0431 0000 0000 SWIFT:
MAVOHUHB – leider ohne Spendenquittung

Der Spendenaufruf findet sich unter:
http://not-illegal.vereine-leipzig.org/index.php/buergerinitiative-leipzig-korrektiv.html

*Kontakt:*

Juliane Nagel, Stephan Bosch, Richard Gauch,

leipzigkorrektiv[at]gmail.com

“Rassismus in der Politik und Bürokratie”

Sinti und Roma gehören immer noch zu den diskriminierten Minderheiten in Deutschland und Europa. Egal ob Politik oder Medien, antiziganistische Stereotype finden sich überall. Ein Gespräch mit Silvio Peritore vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma über Erinnerungskultur, Medien und rassistische Politik.

Das Interview führte Felix M. Steiner, Publikative.org

Lange war der Völkermord an den Sinti und Roma während des Nationalsozialismus ein vergessenes Verbrechen. Wie stellt sich die Situation fast 68 Jahre nach dem Ende des „3. Reiches“ dar?

Juden und Sinti und Roma erlitten während des Nationalsozialismus ein vergleichbares Schicksal. Trotzdem nimmt der Völkermord an den Sinti und Roma erinnerungspolitisch nicht annähernd den gleichen Stellenwert wie derjenige an den Juden ein. Dementsprechend kümmern sich Staat und Gesellschaft viel weniger um die daraus resultierende Verantwortung. Die Sinti und Roma haben nach wie vor einen geringen politischen Einflusses in Politik, Wissenschaft und der Erinnerungsarbeit. Der erinnerungspolitische Diskurs in Deutschland isoliert den Völkermord an den Juden als ein einmaliges Ereignis in der Geschichte und erklärt ihn zum singulären Maßstab des Bösen. Daran gemessen werden andere Verbrechen, auch der Völkermord an den Sinti und Roma, marginalisiert. Dies wird deren Opfern sowie den anderen Opfern des Nationalsozialismus und ihren Schicksalen nicht gerecht. Wenn die Organisationen der Sinti und Roma eine kontinuierliche und vernetzte Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Instituten und Gedenkstätten vorantreiben, können Defizite bezüglich ihrer Wahrnehmung und inhaltlichen Einbindung weiter abgebaut werden. Es bleibt eine spannende Frage, ob die Sinti und Roma in absehbarer Zukunft eine bedeutendere Rolle in der Erinnerungskultur einnehmen können. Ein Impuls dafür könnte der Gedenkakt zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag am 27. Januar sein. 2011 hat Zoni Weisz, der erste Vertreter der Sinti und Roma, die Ansprache gehalten. Continue reading “Rassismus in der Politik und Bürokratie”

Ungarn: Spendenaufruf für Roma in Nyíregyháza

Der Vorschlag kommt von „Pusztaranger“, wir greifen ihn gerne auf. Wer ein paar Euros entbehren will, der kann damit den gemeinnützigen Regionalverband Roma-Großfamilien RNRSZ in Nyiregyhaza unterstützen.

Der Verein RNRSZ besteht seit 2007. Laut seiner Webseite unterstützt er benachteiligte Roma- und Nicht-Roma-Großfamilien bzw. in Großfamilien lebende Kinder der Region, durch Beratung und Rechtshilfe bei Diskriminierung, Hilfe beim Umgang mit Behörden, Hilfe bei der Arbeitssuche, Jobvermittlung, Bildungs- und Betreuungsangebote für die Kinder, Freizeitprogramme, gemeinsame Feste und Spendensammlungen.

Die Vereinsvorsitzende Rita Teremi auf die Frage, welche Art von Unterstützung der Verein derzeit am meisten benötigt:
“In erster Linie benötigen wir Geld, das wir für die Unterstützung von Großfamilien, zur Verbesserung ihrer Lebenssituation und Lebensqualität, sowie für die pädagogische Betreuung und schulische Förderung der Kinder verwenden würden. Sehr gerne nehmen wir auch Lebensmittel, Kleidung, Spielsachen, Möbel etc. entgegen, woran bei den bedürftigen Familien großer Bedarf besteht. In unserem Verein sind derzeit 300 in tiefer Armut lebende Familien registriert, mit denen wir in täglichem Kontakt stehen.”

Der Verein ist über die folgende Webadresse erreichbar
http://users.atw.hu/nagycsaladosok/rnrsz_kapcsolat/kapcsolat.htm

Quelle: Stoppt die Rechten
Stand: 18.12.2012

Roma Feel Less Fear and More Hope After Census

A grassroots campaign to increase Roma registration in Serbia’s official census has made a major contribution to an unprecedented success there. Announcing the official results of the 2011 census, the Serbian Statistical Office reported a 40 percent increase in the official number of Roma in comparison to the last census held in 2002. As of a week ago, 147,604 Roma are officially registered in Serbia, making them the second biggest minority in the country, right after Hungarians.

This increase is expected to affect Serbian public policies concerning Roma. As outlined in Serbia’s minority legislation, census data is directly translated into assigned quotas in employment for public administration and police. A higher, more representative figure for the Roma population in Serbia means the government will be legally obliged to hire more Roma in public enterprises and increase Roma representation in public institutions and public service media. Also, it is expected that more accurate statistics will be factored into the Roma Decade policies promising to provide fair opportunities for Roma children in education and their parents in employment.

Overall, the Serbian census has registered a decrease in the population of minorities. A demographic drop was registered for the Croat minority of 18 percent, Romanian 15.2 percent and Hungarian of 13.3 percent. Besides Roma, only the Bosniak minority has recorded an increase of 6.7 percent. In addition to the overall population decline due to migration and higher mortality rates, experts recognize ethnic mimicry and assimilation as the main reasons for the decrease. Continue reading Roma Feel Less Fear and More Hope After Census

Landtag Brandenburg gedenkt Völkermord an Sinti und Roma

Mit einem Gedenken an die Verfolgung und Ermordung von Sinti und Roma während der NS-Zeit hat der brandenburgische Landtag heute seine Sitzung fortgesetzt. Anlass war der sogenannte „Auschwitz-Erlass” vor 70 Jahren, mit dem die Nationalsozialisten die vollständige Vernichtung dieser Volksgruppe in Europa anordneten.

Daraufhin wurden rund 23.000 Sinti und Roma nach Auschwitz deportiert, darunter 10.000 aus Deutschland. Das Ausmaß der damaligen Morde übersteige heute die Vorstellungskraft, sagte Landtagspräsident Gunter Fritsch in seiner Gedenkrede. Noch immer litten Sinti und Roma unter Ausgrenzung. Auch gebe es weiterhin Vorurteile gegen sogenannte Zigeuner, bemerkte Fritsch. „Das muss uns nachdenklich machen. Es ist unsere Verantwortung, das zu ändern.”

Im damaligen Deutschen Reich seien auf rund 30.000 Sinti und Roma die Rassegesetze der Nationalsozialisten angewendet worden. Die Zahl der Opfer wird europaweit auf bis zu 500.000 geschätzt. An diesem Sonnabend erinnert der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma im früheren Konzentrationslager Sachsenhausen an den Völkermord.

Auf der Tagesordnung des Landtages steht heute noch die Verabschiedung des Doppelhaushalts 2013/14 für das Land Brandenburg, der ein jährliches Volumen von gut zehn Milliarden Euro hat. Erstmals in seiner Geschichte will das Land von 2014 an keine neuen Schulden mehr machen. Die Opposition wirft der rot-roten Koalition unter anderem vor, den Haushalt mit Mehrkosten in unbekannter Höhe für den Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald) zu belasten.

Quelle: Märkische Allgemeine
Stand: 14.12.2012

LESETIPP: die aktuelle Ausgabe des Magazins „iz3w“

iz3w Cover Titelthema Antiziganismus
Das Nordsüd-Magazin „iz3w“ aus Freiburg widmet sich in seiner Ausgabe Nr. 334 vom Januar/Februar 2013 dem Thema „Antiziganismus – Vergangenheit und Gegenwart“. Im Editorial schreibt die Redaktion dazu:
„Es geht nicht darum, wie »sie« leben, wie sie »wirklich« sind. Ohnehin gibt es nicht »die« Roma und »die« Sinti, mit diesen Bezeichnungen werden sozial, politisch und kulturell heterogene Gruppen zusammengefasst. […] Der Themenschwerpunkt handelt vielmehr von der Mehrheitsgesellschaft, genauer gesagt: Vom Ressentiment der Mehrheit gegenüber einer Minderheit. (Ob die Minderheit erst durch Fremdzuschreibungen zur Minderheit gemacht wird, oder ob sie sich auch selbst eine Identität als Minderheit zuschreibt, ist dabei nicht entscheidend.) Anders gesagt: In diesem Schwerpunkt erfahren wir etwas über »uns«, nicht über »sie«. Es ist ein erschreckender Blick in den Spiegel.“ (Seite 16)

Auf 26 Seiten finden sich 11 durch die Bank lesenswerte Beiträge, die sich den unterschiedlichen Facetten dieses Ressentiments widmen:
* „Europa erfindet die Zigeuner“ von Klaus-Michael Bogdal
Der Autor schreibt u.a. treffend „Triviale Zigeunerromantik überschreibt die Lebenswirklichkeit der Romvölker bis zur Unkenntlichkeit.“ (Seite 20)
* „Bis zum Völkermord“ (über Antiziganismus und Antisemitismus) von Wolfgang Wippermann
* ein Interview mit Romani Rose vom Zentralrat der Sinti und Roma
* „Inszenierte Wildheit“ (Antiziganismus und Geschlecht) von Felia Eisenmann
* „Als Kollektiv definiert“ (über die Problematik der anti-antiziganistischen Aufklärungs-Pädagogik) von Albert Scherr
* ein Interview mit Valeriu Nicolae zu europäischen Strategien gegen Antiziganismus
* „Die Stille durchbrechen“ (über Antiziganismus in Italien) von Paolo Finzi
* „Antiziganismus ist Mainstream“ (über Antiziganismus in Ungarn) von dem Blogger pusztaranger
Hier erfährt man, dass Roma-Kinder in Ungarn 20 Mal häufiger als behindert eingestuft werden und, dass allein vom Januar bis zum September diesen Jahres 1.000 ungarische Roma in Kanada Asyl suchten.
* „Aufgeklärte Vorurteilsforschung“ (Buchrezension) von Winfried Rust
* „Kampf um Entschädigung“ von Tobias von Borcke
* Interview mit Walter Schlecht über praktische Solidarität mit Roma-Flüchtlingen in Freiburg

Unterlegt wird der Heft-Schwerpunkt durch einen Meldungs-Ticker auf jeder Seite oben, in dem antiziganistische Übergriffe erwähnt werden. Die Informationen zu den Tickermeldungen stammen aus der Chronologie dieses Watchlog, der auch im Editorial erwähnt wird.

Die iz3w kann unter www.iz3w.org bestellt werden, was jeder/jedem an der Thematik Interessierten sehr empfohlen sei.

Auf der Suche nach einer Strategie

Deutsche Roma-Verbände legen der Bundesregierung ein Gutachten vor – und fordern mehr Einsatz für Sinti und Roma. Durch die Zuwanderung aus Osteuropa hat sich das Problem verschärft

An diesem Mittwoch wird eine Gruppe von deutschen Roma-Aktivisten in Berlin ein Gutachten zur „Situation des Antiziganismus in Deutschland“ übergeben, darunter an den Bundestag und die Berliner Vertretung der EU-Kommission. In dem Gutachten heißt es, dass Antiziganismus „in Deutschland weitverbreitet ist und schwerwiegende Folgen hat“.

Die Beispiele dafür reichen von Umfragen, die zeigen, dass viele Deutsche keine Sinti und Roma als Nachbarn haben möchten, über Stereotype in der Berichterstattung in den Medien bis hin zu Gewalt gegen Angehörige dieser Minderheit. Durch die Zuwanderung von Roma aus Osteuropa hat sich das Problem verschärft. „Nur fünf bis sieben Prozent der Neuzuwanderer aus Bulgarien und Rumänien sind Roma“, schätzt Daniel Strauß, Landesvorsitzender des Zentralrats der Sinti und Roma in Baden-Württemberg und Geschäftsführer des Vereins „RomnoKher“ in Mannheim. „Doch was mit Armutsmigration und der Freizügigkeit in Europa zu tun hat, wird als Bedrohung durch Zigeuner wahrgenommen“, sagte er der taz. Continue reading Auf der Suche nach einer Strategie