Roma werden laut einem EU-Bericht auf dem Balkan systematisch diskriminiert. Dennoch werden viele Roma hier im Schnellverfahren abgeschoben.
Die Geschichte, die Selma Demirova erzählt, geht ihr nicht leicht über die Lippen. Immer wieder muss die Frau aus Mazedonien, die ihren echten Namen aus Angst vor Repressalien in ihrem Heimatland nicht in der Zeitung lesen will, innehalten. Selma Demirova, wie sie hier heißen soll, gehört ebenso wie ihr Mann und ihr Sohn zur Minderheit der Roma. Diese Volksgruppe wird in Mazedonien laut einem Bericht der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRi) systematisch diskriminiert. Selma Demirovas Geschichte passt dazu.
„Mein Mann war nicht zu Hause, als die Männer kamen“, erzählt die Frau mit dem langen, dunklen Haar. Er war als Taxifahrer unterwegs. „Die Männer wollten Schutzgeld von uns erpressen.“ Als sich Demirova und ihr damals 16-jähriger Sohn weigerten zu bezahlen, hätten die Männer, die einem parteinahen Sicherheitsdienst angehören sollen, den Jungen geschlagen. Als die Mutter dazwischenging, sei sie vor den Augen ihres Sohnes vergewaltigt worden. Anschließend habe man ihr weder beim Arzt noch bei der Polizei helfen wollen, berichtet Demirova – aus Angst vor den Schlägern, und weil die Familie Roma seien.
„Die Ärzte weigerten sich, mich zu untersuchen“, sagt sie. Die Polizei verhaftete den Sohn, statt die Anzeige aufzunehmen. Als es hieß, er solle für zwei Jahre ins Gefängnis, flüchtete die Familie im Juni dieses Jahres nach Deutschland. Auch bei der Anhörung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) haben Selma Demirova und ihr Sohn diese Geschichte erzählt. Continue reading Abschiebung von Roma aus Deutschland – Mehr als nur Winterflüchtlinge
Category Archives: Analyse und Kritik des Antiziganismus
Bericht und Mitschnitt von der Podiumsdiskussion „Antiziganistische Zustände – Stimmungsmache gegen Sinti und Roma in Europa“
Am 29. November 2012 fand an der Universität Leipzig die Podiumsdiskussion „Antiziganistische Zustände – Stimmungsmache gegen Sinti und Roma in Europa“ statt. Zu Gast waren Anna Striethorst von der Rosa-Luxemburg-Stiftung aus Brüssel und Max Wegener, der Mitglied der Linksjugend Leipzig ist und im Herbst 2012 an der Delegationsreise des Bundesarbeitskreises (BAK) Shalom nach Ungarn teilnahm.
Im ersten Abschnitt erläuterte Anna Striethorst die Dimensionen des Antiziganismus und zeigte dabei auch Parallelen und Unterschiede zum Antisemitismus auf. Außerdem verdeutlichte sie, wie mit dem Genozid an Sinti und Roma nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland umgegangen wurde und welche Probleme daraus noch heute resultieren.
Im zweiten Teil berichtete Max Wegener von seinen Eindrücken, die er aus Ungarn mitgenommen hatte. So legte er mit verschiedenen Beispielen dar, wie alltäglich Antiziganismus in Ungarn ist – teilweise selbst unter Roma.
Im dritten Teil verdeutlichte Anna Striethorst den Umgang mit Antiziganismus auf EU-Ebene. Positiv ist, dass das Problem mit der EU-Osterweiterung 2004 zunehmend als ein gesamteuropäisches begriffen wurde. Allerdings könnte die EU deutlich engagierter gegen den Rechtsruck im Allgemeinen und gegen den Antiziganismus im Besonderen in Ungarn vorgehen, so Striethorst.
Nach der allgemeinen Diskussion wurde die Runde für die rund 50 Zuhörenden eröffnet. Diesen Teil haben wir nicht mitgeschnitten.
Quelle und Download: BAK Shalom
Stand: 12.12.2012
Verweigerte Wiedergutmachung
Die Deutschen und der Völkermord an den Sinti und Roma
Broschüre der von Wolfgang Wippermann, herausgegeben von der Rosa-Luxemburg Stiftung
Mahnmal? Roma Abschiebung – Protest dagegen!
Protest am Flughafen gegen Roma-Sammelabschiebung. Die Behörden hatten es eilig und haben die Abschiebung von heute Di 13.11. auf den Do 08.11. vorverlegt oder zusätzlich gelegt.
Kurz nach der Einweihung des Mahnmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma und einen Tag vor dem Gedenken der Progromnacht. Zynischer geht es nicht. Die Hetze gegen Roma vor allem aus Serbien und Mazedonien läuft weiter, beschleunigte Asylverfahren und massenweise Abschiebungen. Die politische und soziale Situation der Menschen spielt dabei keine Rolle. Nicht nur Frankreich, nein auch und gerade Deutschland schiebt massenweise Roma ab, in Elend und in rassistische Verfolgung. Dagegen gab es Protest am Flughafen Düsseldorf. Und auch am kommenden Donnerstag 15.11. wird es Protest geben, in Stuttgart, wenn eine Frontexmaschine in den Kosovo abschiebt.
Der Flughafen scheint menschenleer. Die Urlaubszeit ist vorbei. Nur vereinzelte Fluggäste mit Koffern stehen am Check-in Schalter oder laufen durch die Halle. 10 Uhr. Einige Aktivist*innen versammeln sich, entrollen ein Transparent und rufen Parolen. Ein großes Mobile von aufblasbaren Airberlin Flugzeugen wird ausgepackt, versehen mit Aufklebern wie „Air Berlin schiebt“ „Bleiberecht für alle“. Ein bemalter Koffer mahnt „Stop Deportation“.
Die Stimmung ist ein wenig gedrückt, aber nicht entmutigt. Fast scheint der Flughafen ein Spiegel der Gesellschaft. Wen interessiert es, dass hier vor ein paar Tagen, vielleicht in diesen Minuten, vielleicht an jedem Tag Menschen aus ihrer Umgebung gerissen werden, von der Polizei abgeholt und gewaltsam außer Landes gebracht werden. Abschiebungen von Roma nach Serbien bedeutet für die Betroffenen ein Leben in Slums, in einer Gesellschaft, die sie rassistisch verfolgt, bis hin zu Progromen gegen sie. Dem deutschen Staat ist das egal. Das Mahnmal für die Ermordung von Sinti und Roma ist eingeweiht, große Krokodilstränen vergossen, alles Geschichte, Vergangenheit. Von Verantwortungsübernahme, auch in der Gegenwart keine Spur. Roma werden weiterhin verfolgt und abgeschoben, statt einem generellen Aufenthaltsrecht.
Die Zahl der Aktivist*innen ist auf knapp 30 angewachsen, die Stimmung wird dynamischer. Es wird durch die Abflughalle gelaufen, Reden gehalten und Parolen gerufen, Flugblätter verteilt. Diesmal gibt es zwar nur wenige Reisende, die den Protest mitbekommen, doch wichtig scheint das permante Mahnen dessen was hier passiert. Neben den üblichen rassistischen Bemerkungen gibt es viele Menschen, die sich informieren möchten, die die Flugblätter gerne nehmen, zum Teil wird sich bei den Aktivist*innen bedankt.
Die Polizei ist anwesend, hält sich aber zurück.
Nach ca. 1 1/2 Stunden wird die Demo beendet.Doch der Kampf geht weiter. Schon am Donnerstag steht die nächste Frontex-Sammelabschiebung an. Eine Abschiebung in den Kosovo, vom Flughafen Stuttgart aus. Auch hier wurden Proteste von einem Bündinis angkündigt.
Flughafen Stuttgart
Am 15. November, 8 Uhr in der Abflughalle Terminal 1Und am 5. Dezember heißt es wieder: Widerstand gegen die Inneministerkonferenz IMK. Diesmal in Rostock.
Das Roma Bündins alle bleiben! ruft zu Protesten und Solidarität auf
„Lass mich nicht fliegen! alle bleiben!
Zeigt eure Solidarität mit unseren Protesten in Rostock!“Es reicht!
Abschiebung stoppen!
Kein Mensch ist illegal.Tragt euch in den Alarmverteiler ein, informiert euch, werdet aktiv.
Mail an: abschiebestop [at] riseup.net
Betreff: Alarmliste
Quelle: Indymedia Linksunten
Stand: 13.11.2012
Slowakische Schule darf Roma-Schüler nicht getrennt unterrichten
Gericht: Verstoß gegen die Gleichbehandlung
Bratislava – Roma-Kinder in der Slowakei dürfen nicht getrennt von anderen Schülern unterrichtet werden. Das entschied ein Berufungsgericht im ostslowakischen Presov, wie Justizsprecher Michal Drimak am Freitag bestätigte. Die Trennung sei ein Verstoß gegen die Gleichbehandlung, urteilten die Richter.
Eine Grundschule hatte gegen das Verbot der Trennung von Roma und anderen Schülern geklagt. In der Schule werden den Angaben zufolge Roma-Schüler nicht nur in eigenen Klassen unterrichtet, sondern auch auf einem getrennten Gang untergebracht. Die Schulbehörden begründeten das Vorgehen mit „lernschwachen“ Kindern aus Roma-Familien.
Die Schule hat nun bis September 2013 Zeit, die Klassen neu zu ordnen. Laut dem Gerichtssprecher handelt es sich um eine der ersten Entscheidungen dieser Art in der Slowakei. In dem EU-Land leben schätzungsweise eine halbe Million Roma. Die Minderheit beklagt seit Jahren Benachteiligungen und Ausgrenzung.
Quelle: Der Standard
Stand: 02.11.2012
Das Nazi-Pogrom 1992 in Rostock gegen Roma und Vietnamesen – Eine Dokumentation
Die Ereignisse von Rostock – eine knappe Chronologie
Vorbemerkung:
Zwei Monate nach den Ereignissen in Mannheim-Schönau gelang den Nazis in Rostock ihr bis dahin furchtbarster Auftritt: Mit Unterstützung Tausender Anwohner setzten diesmal nicht 100 bis 150, sondern 400 bis 500 Nazis ganze Wohnblöcke in Brand. Auch in diesem Fall dauerte das Pogrom mehrere Tage an, ohne dass es die Polizei unterbunden hätte. Ebenso bemerkenswert ist, dass den Nazis dieser Auftritt ermöglicht wurde durch einen Aufruf einer bürgerlichen Zeitung, die die Anwohner dazu aufforderte, sie sollen doch bitte „das Asylproblem selber in die Hand nehmen” – und die Folge war: Brandstiftung mit einkalkuliertem Mord. Vermutlich ist es nur der Anwesenheit eines ZDF-Kamerateams im Haus zu verdanken, dass die 115 Menschen im Haus gerettet werden konnten. Ein weiteres neues Kennzeichen gegenüber dem bisherigem Nazi-Terror war, dass nunmehr von allen Seiten eine antiziganistische Hetze gegen Roma einsetzte, die beispielsweise die „Bild”-Zeitung mit einer ganzen Artikelserie betrieb.
Quelle & .pdf: gewantifa
Stand: August 2012
Keine Überraschung – antiziganistische Einstellungen ungarischer Jugendlicher
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin Luca Váradi
.pdf
Gedenken an ermordete Sinti und Roma ist bleibende Verpflichtung
Anlässlich der Einweihung des Mahnmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas am 24. Oktober in Berlin erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Dieter Graumann: „Ich freue mich für die Gemeinschaft der Sinti und Roma in Deutschland, dass das vor Jahren geplante Mahnmal endlich fertiggestellt ist und eingeweiht wird”…
“Es war auch höchste Zeit dafür. Mehrere Hunderttausend Sinti und Roma sind Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns und Vernichtungswillens geworden. Ihrer zu gedenken, ist für die gesamte Gesellschaft in Deutschland eine bleibende Verpflichtung, besonders aber für uns Juden. Haben wir doch nicht vergessen, dass Sinti und Roma in der Zeit des nationalsozialistischen Mordens unsere Schicksalsgenossen waren, für die wir immer Nähe und tiefe Freundschaft empfinden werden.
An diesem Tag sollten wir aber auch den Blick auf die Gegenwart lenken. Bis heute werden Sinti und Roma diffamiert, ausgegrenzt und angegriffen. Noch immer grassieren furchtbare Vorurteile über Sinti und Roma. Sie leben seit Hunderten von Jahren in Europa und sind dennoch europaweit noch immer so stark von Diskriminierung betroffen.
Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten sind und bleiben immer inakzeptabel. Die Europäische Union, gerade frisch ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis, wird sich nun auch daran messen lassen müssen, wie energisch sie sich für die Rechte der Sinti und Roma einsetzt. Auch in Deutschland bleibt noch viel zu tun. Mehr Aufklärung, vor allem in der Schule, über die Geschichte und Kultur der Sinti und Roma ist dringend erforderlich. Dass Tausende von Menschen allein wegen ihrer Herkunft beleidigt, benachteiligt oder gar körperlich angegriffen werden, werden wir niemals hinnehmen.”
Quelle: Hagalil
Stand: 24.10.2012
Hate crime investigation launched surrounding Ezra Levant’s Roma broadcast
The Roma Community Centre in Toronto wants police to investigate comments made by Ezra Levant in a recent broadcast on Sun News Network as a hate crime.
The centre says it has “officially reported a hate crime” about Ezra Levant’s broadcast, “The Jew vs. the Gypsies” that aired on his show The Source on September 5. The Toronto Police Service confirmed to J-Source that they are investigating a complaint from the centre.
“The hate crime unit is investigating,” said Toronto Police constable Wendy Drummond. “The complaint is new, and the investigation is ongoing.”
No charges have been laid.
In the broadcast, Levant accused the Roma of cheating the Canadian refugee system, and stereotyped them as criminals. He said:
“These are gypsies, a culture synonymous with swindlers. The phrase gypsy and cheater have been so interchangeable historically that the word has entered the English language as a verb: he gypped me. Well the gypsies have gypped us. Too many have come here as false refugees. And they come here to gyp us again and rob us blind as they have done in Europe for centuries … They’re gypsies. And one of the central characteristics of that culture is that their chief economy is theft and begging.” Continue reading Hate crime investigation launched surrounding Ezra Levant’s Roma broadcast
„Wir wollen unsere Geschichte selbst erzählen und gestalten“
Nach 67 Jahren wird endlich das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Rroma Europas in Berlin eingeweiht. Vertreter beider Gruppen begehen diesen besonderen Tag mit einer gemeinsamen Aktion. Unterstützt werden sie dabei von der Amadeu Antonio Stiftung.
Auch über 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ist die Berichterstattung und öffentliche Meinung über Sinti und Roma überwiegend fremdbestimmt. Dabei sind oft Schlagwörter wie „nicht integrierbar“, „bildungsfern“ oder „unprofessionell“ vorherrschend.
Dieser fremdbestimmten Meinungspolitik möchten das 2011 gegründete Rroma Informations Centrum e.V. und die seit 2009 bestehende Initiative Rromnja aktiv mit einer selbstbestimmten Arbeit entgegentreten. Im Verein sind daher alle Schlüsselpositionen mit Rromafachleuten besetzt, welche sich mit rromabezogenen Themen auseinandersetzen. Denn wie der Verein erklärt,: „Wir wollen unsere Geschichte selbst erzählen und gestalten. Das Rroma Informations Centrum e.V. bietet eine Plattform für Rroma Aktivist_innen, um Stimmen hörbar zu machen und die Vielfalt der Rroma- Perspektiven zu Themen wie Bildung, Politik und Kunst aufzuzeigen und zur gesamtgesellschaftlichen Reflexion beizutragen.“ Continue reading „Wir wollen unsere Geschichte selbst erzählen und gestalten“