Category Archives: Analyse und Kritik des Antiziganismus

Rechter Grenzverkehr

Gemeinsame Aufmärsche und Konzerte: Neonazis aus Deutschland und Tschechien suchen die Zusammenarbeit. NPD-Mitglieder aus Sachsen bei Demonstrationen gegen Roma

Zwischen deutschen und tschechischen Neonazis entwickelt sich seit einigen Jahren eine enge Kooperation. Das bestätigte die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion. Die tschechischen Neonazis wollen vom »reichen Erfahrungsschatz« der NPD profitieren, um »das gleiche mit ähnlichen Methoden in der Tschechischen Republik zu erreichen«, erklärte demnach Tomas Vandas, Vorsitzender der tschechischen neonazistischen »Arbeiterpartei für Soziale Gerechtigkeit« (DSSS).

Ein Beispiel für die organisierte Zusammenarbeit zwischen NPD und DSSS ist die Jahresfeier des NPD-Verlages Deutsche Stimme im April 2011 in Riesa. Dort wurde mit dem »Manifest z Riesy/Manifest von Riesa« eine engere Kooperation vereinbart. In der Folge trafen sich Ende Mai 2011 die Vorsitzenden beider Parteien in Prag. Continue reading Rechter Grenzverkehr

Antiziganismus – die Mehrheit macht sich ein Bild

Fremd, frei, fahrend, faul – seit Jahrhunderten halten sich Stereotype über Menschen, die als „Zigeuner“ diskriminiert und zur Nazi-Zeit ermordet wurden. Auch danach wurden sie ausgegrenzt.

„Ein Roma-Dorf zieht nach Berlin“ titelte die BZ am 2. April 2012, „Roma-Kinder überfordern Berlins Lehrer“ heißt es in der Morgenpost am 3. April – nur zwei Beispiele der jüngsten Vergangenheit aus deutschen Zeitungen. Gepaart werden solche Schlagzeilen oft auch noch mit Berichten über Müllberge, aggressives Betteln oder angebliches Erschleichen von Sozialleistungen in Deutschland. Das ohnehin verzerrte Bild einer Bevölkerungsgruppe droht sich auf diese Weise in der Gesellschaft noch zu verfestigen, einer Minderheit, die in Europa jahrhundertelang verunglimpft wurde. Auch heutzutage noch sind 44 Prozent der Bevölkerung in Deutschland überzeugt, dass Sinti und Roma zu Kriminalität neigen, das ergaben Studien des Konfliktforschers Prof. Wilhelm Heitmeyer. 4 von 10 Befragten sagten, sie hätten Probleme, wenn sich Sinti und Roma in ihrer Umgebung aufhielten. Heitmeyer und andere Forscher gehen davon aus, dass die Befragten gar keine Mitglieder der Bevölkerungsgruppe kennen, gegen die sich ihre Feindseligkeit richtet.

Das ist typisch für sogenannten Antiziganismus. Diese Haltung beruht nicht auf Erfahrungen sondern auf Projektionen der Mehrheitsgesellschaft, davon ist auch der Berliner Politologe Markus End überzeugt: „Es ist möglich, antiziganistisch eingestellt zu sein, ohne dass man jemals irgendwie konkreten Kontakt gehabt hat zu Menschen, die man als ‚Zigeuner‘ wahrnimmt“. Dies speise sich aus einer jahrhundertelangen Überlieferung von Klischees, wie Heimatlosigkeit, Faulheit oder Kriminalität, die auch in den Medien das Bild von Sinti und Roma prägen, ebenso wie vieler anderer Gruppen, gegen die sich Antiziganismus richte. Continue reading Antiziganismus – die Mehrheit macht sich ein Bild

Mahnmal ab Oktober

Das Denkmal für die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma in Berlin soll am 25. Oktober eröffnet werden. An der Feier an dem in unmittelbarer Nähe des Reichstages gelegenen Mahnmal würden Holocaust-Überlebende, Vertreter von europäischen Roma- und Sinti-Organisationen sowie Vertreter der europäischen Staaten und Regierungen und der US-Regierung teilnehmen. Das Mahnmal sollte schon 2009 eröffnet werden. Weil jedoch der verantwortliche israelische Künstler Dani Karavan mit der Bauausführung nicht zufrieden war, musste der Termin verschoben werden.

Quelle: taz.de
Stand: 04.04.2012

Schweizer Zeitschrift provoziert mit bewaffnetem Roma-Kind

Es ist eine kalkulierte Provokation: Mit dem Bild eines bewaffneten Roma-Kindes auf dem Titel sorgt die Schweizer Zeitschrift „Weltwoche“ für Empörung und Protest.

Ein kleiner Bub mit scheinbar kühlem Blick. in beiden Händen hält er eine Pistole, zielt damit direkt auf den Betrachter. Darunter prangt die Schlagzeile: „Die Roma kommen: Raubzüge in die Schweiz“.

Mit diesem Titelbild erschien diese Woche die Schweizer Zeitschrift „Weltwoche“. Mehrere Geschichten im Inneren des Blattes beschäftigen sich dann mit der Kriminalität durch Roma, so mit einer Familie, die mit dem sogenannten „Enkel-Trick“ Menschen um ihr Geld bringe.

Titelbild entstand im Kosovo

Das Titelbild selbst entstand freilich nicht etwa in der Schweiz, sondern im Jahr 2008 im Kosovo. Es zeigt laut dem Fotografen Livio Mancini einen Roma-Buben, der mit seiner Familie auf einer Müllkippe leben muss und sich mit dem Sammeln und Verkaufen von recyclebarem Schrott über Wasser hält.

Der provokante Titel in Verbindung mit dem Bild löste prompt Reaktionen aus – von Kopfschütteln bis hin zu Empörung. Auf der Facebook-Seite der „Weltwoche“ griffen viele Menschen das Blatt scharf an. „Erbärmlich, wenn man auf solche Methoden zurückgreifen muss, um die Auflage zu verkaufen!“, hieß es da etwa. „Tiefer geht’s nicht, das steht fest. Widerlich!“, schrieb ein anderer Nutzer.

In Österreich erstattete mittlerweile ein Journalist gegen seine Schweizer Kollegen Strafanzeige – wegen Volksverhetzung.

Quelle: Augsburger Allgemeine
Stand: 04.05.2012

Exklusiv-Interview mit Dr. Udo Engbring-Romang

Am 4. April 2012 hielt Dr. Udo Engbring-Romang in der Schelling-Hausbar einen Vortrag zum Thema „Antiziganismus im kulturellen Code europäischer Gesellschaften“. Engbring-Romang ist Marburger Historiker und Politologe. Er sitzt im Vorstand der „Gesellschaft für Antiziganismusforschung e.V.“.

Ankündigung Vortrag Engbring-Romang Continue reading Exklusiv-Interview mit Dr. Udo Engbring-Romang

Interessante Details in einem Vortrag über Antiziganismus

Kurzer Bericht mit den interessantesten Details von einem Vortrag von Dr. Udo Engbring-Romang über „Antiziganismus als kulturellen Code“ am 4. April 2012 in Tübingen.

Der Referent betonte dass das Problem Antiziganismus zwar inzwischen ein Sonntagsreden-Thema, aber nicht ein Alltagsthema sei. Öffentlich artikulierter Antiziganismus verursache bei Politiker_innen keinen Karriereknick. Immer noch gibt es in Deutschland auch keinen Lehrstuhl für Antiziganismusforschung.

Geschichte des Antiziganismus
Roma wurden in Vergangenheit in Südosteuropa versklavt, bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es Sklavenmärkte für Roma-Sklaven in Rumänien.
Währenddessen wurden Sinti und Roma in Mittel- und Osteuropa diskriminiert, dass hieß:
* (vorübergehende) Duldung als Pilger
* Verbot des Landerwerbs
* Verweigerung des Zuzugs

Da „Zigeuner“ als „Heiden“ behandelt wurden, waren sie nicht von Hexenverbrennungen betroffen, da diese sich fast nur gegen Christ_innen richtete, denen vorgeworfen wurde „Hexenwerk“ zu treiben.

In der Geschichte des Antiziganismus fungierten „Zigeuner“ immer als Negativfolie für den vorbildlichen Bürger.

In der Aufklärung entwickelte sich dann ein erster rassistischer Begriff von „Zigeuner“, vor allem in der deutschen Aufklärung (Kant, Herder). Hier wurden „Zigeuner“ als „asiatisch“ und „nicht integrierbar“ definiert.

Im Nationalsozialismus steigerte sich der Antiziganismus dann zum geplanten Völkermord.
Nach dem Nationalsozialismus wurden die überlebenden Sinti und Roma weiter diskriminiert. Ihnen wurde eine „Entschädigung“ verweigert, weil ihre Verfolgung nicht als rassistisch motiviert anerkannt wurde, sondern lange als „kriminalpräventive“ Verfolgung deklariert wurde.

Bis heute machen Sinti und Roma auch in Deutschland Ausgrenzungserfahrungen in Schule, Beruf und Alltag.

Der „Zigeuner“-Begriff wurde, so der Referent, in letzter Zeit wieder reaktiviert und finde sich z.B. gehäuft im Spiegel-Magazin, in der FAZ, in der Süddeutschen und in der Welt.

Deswegen müsse es eine breite Aufklärung über Antiziganismus und über die Verfolgungsgeschichte von Sinti und Roma geben.

Übergabe der Unterschriften an die Vorsitzende des Petitionsausschusses am 28.3.2012

Bei der Landespressekonferenz am 3.2. 2012 konnten wir gemeinsam mit der GEW und dem Flüchtlingsrat den Aufruf „Pädagogen und Pädagoginnen gegen die Abschiebung von Roma in den Kosovo“ der Öffentlichkeit vorstellen.

In den letzten Wochen hat der Aufruf in Pädagogenkreisen ein beachtliches Echo gefunden. Über 3000 Personen und über 50 Verbände und Organisationen haben die Forderung für ein dauerhaftes Bleiberecht langzeitgeduldeter Roma aus dem Kosovo unterstützt und sich mit der Unterschrift deutlich gemacht, dass sie sich in ihrem Verantwortungsbereich gegen weitere Abschiebungen stellen werden.

Vor der mit Spannung erwarteten entscheidenden Sitzung des Petitionsausschusses werden wir diese Unterschriften am Mittwoch den 28.3. um 13.35 Uhr in der Landtagslobby öffentlich an die Vorsitzende des Petitionsausschusses Bea Böhlen übergeben.

Dazu laden wir Sie herzlich ein. Neben VertreterInnen des Netzwerks werden der Flüchtlingsrat und die GEW vertreten sein.

Von 13 Uhr bis 14 Uhr stehen wir vor der Oper mit einer kleinen Mahnwache. Dort stehen wir Ihnen gerne auch für Nachfragen zur Verfügung.

Die Erklärung des Netzwerks zur Übergabe der Unterschriften am 28.03.2012, als PDF zum Download , und die aktuelle Erklärung des Flüchtlingsrates BW-

Andreas Foitzik und Selcuk Yurtserver-Kneer, Netzwerk rassismuskritische Migrationspädagogik
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Prof. Dr. Claus Melter, Hochschule Esslingen
GEW Baden-Württemberg
ver.di Baden-Württemberg

Quelle: PädagogInnen gegen Abschiebung
Stand: 28.03.2012

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Medienspiegel:

Refugees from Kosovo trapped in Montenegro, balkaninsight, 22.3.2012
http://www.balkaninsight.com/en/article/obstacles-to-voluntary-return-from-montenegro

Suizid-Versuch bei nächtlicher Abschiebung, Hannoversche Allgemeine, 20.03.2012
http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Suizid-Versuch-bei-naechtlicher-Abschiebung

Report: Worrying Status of Refugees in Montenegro, balkaninsight, 22.2.2012
http://www.balkaninsight.com/en/article/experts-report-worrying-status-of-refugees-in-montenegro

Roma in eisige Kälte abgeschoben. Niedersachsens Innenminister in der Kritik, Neues Deutschland, 8.2.2012
http://www.neues-deutschland.de/artikel/217891.roma-in-eisige-kaelte-abgeschoben.html

Roma in Nacht- und Nebelaktion abgeschoben, Norddeutscher Rundfunk, 7.2.2012
http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/abschiebung185.html

Zurückgeschickt in die Fremde, taz v. 23.12.2011
http://www.taz.de/!84335/ Continue reading neue Einträge auf www.roma-kosovoinfo.com

Anti-Roma Violence in Czech Republic Must End

The European Roma Rights Centre (ERRC), Amnesty International and the Hate Is No Solution Coalition, sent a letter today calling for authorities to act against anti-Roma violence in Czech Republic.

The organisations are calling on authorities in Czech Republic to take urgent measures to prevent further attacks, to protect Roma from discriminatory violence and to ensure that all attacks are subject to a full and effective investigation.

There have been 23 violent attacks that have resulted in three deaths in the last six months, according to media reports. At least 16 anti-Roma rallies have taken place in the last year. And the ERRC is also aware of 11 arson attacks against the homes of Roma families in recent years.

Thomas Hammarberg, Commissioner for Human Rights of the Council of Europe recently published his report on the Human Rights of Roma and Travellers in Europe. It drew attention to the violent attacks against Roma in Czech Republic. Continue reading Anti-Roma Violence in Czech Republic Must End