Category Archives: Antiziganistische Klischees

Klausprüche und Beschimpfungen: Sido kritisiert Rassismus gegen Sinti

Als Kind muss Sido miterleben, wie seine Mutter wegen ihrer Herkunft beleidigt wird. Auch er selbst kämpft gegen Vorurteile. Nun mahnt er deshalb an: Die Deutschen müssten Menschen aus anderen Kulturen mehr entgegenkommen.

Der Rapper Sido fordert mehr Offenheit gegenüber Menschen aus anderen Kulturen. Er selbst und seine Familie seien wegen seiner Herkunft immer wieder angefeindet worden. So habe er als Kind miterlebt, wie seine Mutter beschimpft wurde, weil sie eine Sintiza ist. „Es war komplett offener Rassismus“, sagte Sido. „Als man älter wurde, gab es diese Klausprüche, man wurde in eine Schublade gesteckt“, erzählte Sido weiter. „Wir sind auch eine andere Kultur und haben uns so gut es ging angepasst. In Deutsch hatte ich zum Beispiel immer meine beste Note. Da habe ich aber gemerkt, dass man verlangt, dass man etwas tut, aber es kommt einem niemand entgegen.“ Diese Erfahrungen thematisiere er unter anderem in seinem Song „Enrico“. „Dieser Enrico ist wie ich aus einer Hochhausgegend und kann gut Gitarre spielen“, sagte der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Paul Würdig heißt. „Er weiß, das wird ihn irgendwann aus der Scheiße herausholen. Ein bisschen ist das auch meine Geschichte, aber auch Sozialkritik.“ „Ich will den Leuten sagen: Guckt, so etwas gibt es, wir dürfen diese Leute nicht vergessen“, forderte Sido. „Wenn wir wollen, dass sie sich integrieren, müssen wir ihnen auch entgegenkommen und die Türen aufmachen.“

Quelle: N-TV
Stand: 26.11.2013

Tallaght Roma girl’s family victims of racist attacks

The windows at the front of the family’s home have had to be fortified because of people in the area throwing bricks at the house.

THE ROMA FAMILY at the centre of a controversy involving a little blonde girl, who was taken from their house in Tallaght, Dublin, this week, have previously been victims of racist attacks in their area, it has emerged. DNA tests carried out today have proven that the 7-year-old is related to the family. She was taken into the care of the HSE on Monday after being removed from the house during a garda operation. A source close to the family told TheJournal.ie that the family, who have been living at the house for five years, have been targeted several times. Windows at the front of the house have been broken with bricks twice and the landlord has had to install fortified glass . It is understood that several verbal threats have also been made against the family over the last number of years. “There’s a bad feeling in general in Tallaght towards the Roma community,” a source said. “The whole area is a melting pot of mixed cultures so there has been racial tension and that has led to violence and threats.” The source said there have been a number of attacks on “other properties with people from the Roma community”. “In some cases it’s broken windows and there’s been fire damage as well,” they said.

‘Witch hunt’

This new information comes in the wake of a warning from groups representing immigrants and the Roma community about a ‘witch hunt’ against them. Pavee Point said today that there is a “real danger” that State action based solely on the basis of appearance could create the conditions for an increase in racism and discrimination against the Roma community living in this country. It also emerged today that a two-year-old boy, who had been removed from the home of a Roma family in Athlone because of questions around his identity, has now been returned to them. The head of the Immigrant Council Denise Charlton said the Government needs to make clear what procedures are in place in public services to stop racial profiling from happening. “Any targeting of an individual community for such scrutiny, on the basis of unfounded perceptions that they are more likely than others to break the law, is wrong,” she said. Commenting today on the incidents with the two children, Minister For Justice Alan Shatter said it is important that “no group or minority community is singled out for unwarranted attention, or, indeed, suspicion in relation to child protection issues.”

Source: The Journal
Date: 23.10.2013

„Niemand hat der Hetze Einhalt geboten“

64 Prozent der Deutschen lehnen Sinti und Roma als Nachbarn laut einer Studie ab. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma übt nun scharfe Kritik an den Medien. Sie würden alte Vorurteile befeuern.

Romani Rose hält das Titelbild der „New York Times“ hoch. Darauf ist riesengroß das Bild der verängstigt dreinblickenden Maria zu sehen, vier Jahre. Das Mädchen wurde bei einer griechischen Roma-Familie entdeckt. Weltweit habe die Geschichte für Schlagzeilen gesorgt, sagt der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, und alte Vorurteile befeuert, Roma klauten blonde kleine Kinder.
Schließlich hatte sich herausgestellt, dass die leiblichen bulgarischen Eltern das Kind aus finanziellen Gründen freiwillig zur griechischen Familie gegeben habe. Zuvor war jedoch in vielen Zeitungen über „Kindesentführung, Missbrauch, Zwangsheirat und Organhandel“ spekuliert worden.
„Dieses Bild wurde in Deutschland und weltweit pauschal auf eine gesamte Minderheit projiziert und hat antiziganistische Feindbilder zum erblühen gebracht“, sagt Rose. „Schuld, wenn überhaupt, hat die griechische Familie XY, und nicht eine ganze Ethnie.“ Continue reading „Niemand hat der Hetze Einhalt geboten“

Der Fall des Roma-Mädchens Maria: Wenn Vorurteile neu erblühen

Die Geschichte der blonden Maria zeigt, wie tief die Ressentiments gegen Roma in Europa sitzen. Nun wehren sich die Vertreter der Minderheit in Deutschland. Ihr Vorwurf: Polizei und Öffentlichkeit haben es sich zu einfach gemacht – und sind einer alten Geschichte aufgesessen.

Ein Paar mit Kind spaziert durch eine europäische Fußgängerzone. Das Kind ist dunkelhäutig, die Eltern weiß. Besorgnis erregend? Eigentlich nicht. Wahrscheinlich ist das Kind adoptiert. Oder ein Elternteil hat es aus einer früheren Partnerschaft mitgebracht. Kein Polizist würde wohl auf die Idee kommen, die Familie zu filzen. Oder in Richtung Kindesentführung zu ermitteln. Genau das ist aber mehreren Familien in den vergangenen Wochen passiert – nur, dass es andersherum war: Die Eltern waren dunkel, das Kind blond und hellhäutig.

Die Geschichte beginnt Mitte Oktober in einer Roma-Siedlung im griechischen Farsala. Bei einer Hausdurchsuchung entdecken Polizisten ein etwa fünfjähriges Mädchen, das im Gegensatz zu den anderen Familienmitgliedern hellblondes Haar und grüne Augen hat. Die Polizisten nehmen das Mädchen mit. Die Begründung: Das Kind könne aufgrund seines Aussehens nicht zu den Eltern gehören. Es müsse durch Raub oder Entführung in die Familie gekommen sein. Eine andere Möglichkeit fällt den Beamten nicht ein. Sie übergeben das Kind, das Maria heißt, einer Athener Kinderhilfsorganisation. Continue reading Der Fall des Roma-Mädchens Maria: Wenn Vorurteile neu erblühen

Zentralrat Deutscher Sinti und Roma: Kritik an „rassistischen Grundmustern“

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat die Berichterstattung zum Fall des Mädchens Maria in Griechenland kritisiert. Der Vorsitzende sprach von „rassistischen Grundmustern“, die nun die gesamte Minderheit in Europa zu spüren bekomme.

Im Zusammenhang mit der Berichterstattung im Fall der kleinen Maria hat der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma Diskriminierung und rassistische Vorurteile beklagt. Der Vorsitzende Romani Rose kritisierte „rassistische Grundmuster, unter denen jetzt die gesamte Minderheit in Deutschland und Europa zu leiden hat“.

Medien hätten in ihrer Berichterstattung in Deutschland und weltweit Sinti und Roma mit allen Formen von Kriminalität in Zusammenhang gebracht – „von Kindesentführungen und -missbrauch über Zwangsheirat bis zu unterstelltem Organhandel“. Die deutsche Politik habe nicht gehandelt: „Niemand hat dieser Hetze Einhalt geboten“, so Rose.

Die fünfjährige Maria war in einem griechischen Roma-Lager entdeckt worden. Wegen ihres Aussehens war vermutet worden, das Kind sei entführt worden. Später stellte sich heraus, dass die Mutter eine bulgarische Roma ist. Sowohl die leiblichen als auch Adoptiveltern sprechen von einer einvernehmlichen Abmachung zur Übergabe des Kindes. Wenige Tage nach dem Bekanntwerden des Falles nahmen irische Behörden einer Roma-Familie zwei blonde Kinder weg – ein DNA-Test belegte jedoch, dass es sich bei den Erwachsenen um die biologischen Eltern handelt.

Sinti und Roma würden zu potentiellen Kindesräubern gemacht, kritisierte Rose. Er forderte deshalb den Bundestag auf, eine Expertenkommission einzusetzen. Sie soll die Feindlichkeit gegenüber Sinti und Roma in Deutschland dokumentieren. In der Bundesrepublik leben nach Schätzungen etwa 100.000 Sinti und Roma, in der EU rund sechs Millionen.

Quelle: Spiegel Online
Stand: 05.11.2013

Roma in der Slowakei: Hinter den Mauern

Das slowakische Košice beherbergt mit „Lunik 9“ eine große Roma-Siedlung. Dass in der Nähe der Plattenbauten eine hohe Mauer errichtet wurde, entsetzt die EU mehr als die Bewohner. Vater Peter, ein katholischer Priester, kümmert sich in „Lunik 9“ um die Roma und sagt: „Die Zigeuner muss man erziehen.“

Ist Vater Peter ein Rassist?

Vater Peter ist katholischer Priester, er lebt in der ostslowakischen Stadt Košice, wo eines der berüchtigtsten Roma-Viertel Europas steht. Er sagt Folgendes über die Roma (er nennt sie Zigeuner):

„Sie haben eine andere Mentalität als wir weißen Menschen. Sie kommen aus Indien und können nicht normal leben. Sie wollen das auch gar nicht. Man muss den Zigeunern christliche Werte anerziehen, dann schaffen es auch manche von ihnen.“

Lunik 9, so heißt die Roma-Siedlung hier, besteht aus verfallenden Plattenbauten aus den Siebzigerjahren, den Gebäuden fehlen Fensterscheiben, Türen, Wasserhähne, Heizkörper. Nachts leuchten hier keine Laternen, Müll liegt teppichbunt zwischen den Häusern. Die Müllcontainer stehen leer, darin spielen Kinder. Hier fahren keine Taxis her, und als kürzlich eine Polizeistreife vorbeikommen musste, um eine Schlägerei zu beenden, wurden dem Wagen die Räder abgeschraubt. Continue reading Roma in der Slowakei: Hinter den Mauern

Zu blond für ein Romakind?

Eine neue Hetzkampagne gegen Roma in verschiedenen europäischen Ländern macht deutlich, wie schnell gegen eine gesellschaftliche Minderheit eine Hetzkampagne losgetreten werden kann

Der Anlass war eine Razzia in einem griechischen Roma-Lager, bei der der Polizei ein blondes Mädchen auffiel. Weil es nach dem Äußeren nicht zum Bild eines Romakindes passte, wurde es von der Polizei einem Heim übergeben. Nachdem ein DNA-Test deutlich gemacht hatte, dass die Romafamilie, bei der das Kind aufwuchs, nicht die Eltern des Mädchens waren, begannen wilde Spekulationen, die Roma hätten das Kind entführt.

Die Bildzeitung machte vor einigen Tagen mit der Schlagzeile auf: „Polizei rettet Mädchen vor Gypsi-Bande“. Differenzierter las sich ein Bericht über die Angelegenheit im Spiegel. Nicht nur in der Überschrift wurde von einer mutmaßlichen Entführung gesprochen. Im Text kam auch die Anwältin der Romafamilie zu Wort:

„Die Anwältin des Paares, Marietta Palavra, erklärte, die Familie habe das Kind aus einem Heim zu sich geholt, als es erst wenige Tage alt war. Dort sei es von einem ausländischen Fremden abgegeben worden, der gesagt haben soll, dass er den Säugling nicht weiterversorgen könne. Nur weil die verdächtige Frau falsche Papiere vorgelegt hätte, mache sie das noch nicht zu einer Kidnapperin, sagte Palavra. „Das Paar hat das Mädchen geliebt, als sei es sein eigenes Kind.“ Das Mädchen war in Athen registriert; die angeblichen Eltern hatten von den Behörden in der griechischen Hauptstadt eine Geburtsurkunde für das Kind erhalten.“ Die griechische Polizei wies auf unklare Angaben des Paares hin. Continue reading Zu blond für ein Romakind?

Roma-Mädchen: Griechisches Paar will Maria zurückhaben

Sie fordern ihre Freiheit – und Maria. Das griechische Roma-Paar will das blonde Kind zurückhaben, das bei ihnen entdeckt wurde. Derzeit sind die Zieheltern in Untersuchungshaft, die leibliche Mutter lebt in Bulgarien. Sie plante laut eigener Aussage, ihre Tochter eines Tages zurückzuholen.

Die Zieheltern in Untersuchungshaft, die leibliche Mutter in Bulgarien, das Kind bei einer griechischen Wohltätigkeitsorganisation: Nachdem die Herkunft der kleinen Maria geklärt ist, geht der Konflikt darüber los, wo das Kind in Zukunft leben soll. Das Roma-Paar, bei dem das blonde Mädchen in der vergangenen Woche entdeckt wurde, will Maria zurückhaben. Sie wollten das Kind wiederhaben, „weil sie diejenigen sind, die es aufgezogen haben, und sie es lieben“, sagte die Anwältin Marietta Palavra am Samstag.

Dem 39-Jährigen und der 40-Jährigen, in deren Obhut sich das Mädchen befand, wird Kindesentführung vorgeworfen. Sie sitzen derzeit in Untersuchungshaft. „Meine Mandaten werden Beschwerde gegen ihre Festnahme einlegen“, kündigte die Anwältin an.

Maria war in der vergangenen Woche in einer Roma-Siedlung in Griechenland gefunden worden. Das Mädchen fiel den Polizisten bei einer Kontrolle auf, da es mit heller Haut und blonden Haaren seinen angeblichen Eltern überhaupt nicht ähnlich sah. Der Mann und die Frau hatten in getrennten Vernehmungen vor einem Untersuchungsrichter angegeben, das Kind von einer bulgarischen Frau übernommen zu haben. „Es war eine nicht ganz legale Adoption, aber sie fand mit der Einwilligung der Mutter statt“, hatte ein Verteidiger gesagt.

Am Freitag ermittelten bulgarische Behörden schließlich die leibliche Mutter des Mädchens: DNA-Tests hätten bestätigt, dass die Roma-Frau Sascha R. das Kind zur Welt gebracht habe, teilte das Innenministerium in Sofia mit. R. und ihr Mann waren bereits am Donnerstag von der bulgarischen Polizei befragt worden. Die Frau soll in der Befragung angegeben haben, ihre sieben Monate alte Tochter vor einigen Jahren in Griechenland zurückgelassen zu haben. Nach eigenen Angaben handelte sie aus schierer Not und mangels gültiger Papiere – eines Tages wollte sie ihr Kind zurückholen, sagte die 35-Jährige. Die Frau hatte mit ihrem Partner vor Jahren als Olivenpflückerin in Griechenland gearbeitet.

Auch die falschen Eltern hätten R. als die Frau erkannt, die ihnen das Kind überlassen habe, sagte deren Anwältin. Sowohl die leiblichen Eltern als auch die Zieheltern beteuern, für das Kind sei kein Geld geflossen. Die griechischen Behörden müssen nun entscheiden, ob Maria nach Bulgarien geschickt wird, zu dem griechischen Roma-Paar zurückkehrt oder zur Adoption freigegeben wird.

Quelle: Spiegel Online
Stand: 26.10.2013

Roma fears heighten after child abduction reports

Reports of child abductions by Roma in Greece and Ireland is causing anxiety about a vigilante backlash against Europe’s most discriminated minority.

Dezideriu Gergely, executive director of the Budapest-based European Roma Rights Centre, told this website on Friday (25 October) that a far-right group in Serbia tried to take the law into its own hands in the past few days.

“During the weekend, there was an attempt by skinheads in Serbia to enter into a Roma community and take a child which had whiter skin than the family,” he said. The Roma couple did not hand over the child, despite the threats. Gergely pointed out that some couples have mixed families with children of differing skin colours and complexions.

The Serb case is said to stem from negative media reports after a couple in Greece allegedly abducted a girl thought to be between the age of five or six. Greek police on Monday had the couple arrested after DNA checks confirmed the child was not their biological daughter. The girl’s biological mother is Bulgarian. The mother said she gave the jailed couple the child because of poverty, reports BBC.

Authorities in Ireland this week removed two blond children from two different families with darker skin complexions. A two-year old boy and a seven-year old girl were later returned after DNA checks confirmed their biological links with the distraught parents. “There is a fear and anxiety whether the police will come, whether the state authorities will come, and check anyone and look at their children,” said Gergely of the two cases in Ireland. Alan Shatter, Ireland’s minister of interior, on Thursday said Gardai, Ireland’s organised crime unit group, and Ireland’s Health Service, would be investigated for their conduct after taking the children.

He said a report would be due out within two weeks time. Shatter told RTE’s Morning Ireland the case in Greece might have influenced the Irish authorities to take the children because their skin colour is lighter than their parents. Dublin-based Roma-rights group Pavee Point has requested an independent inquiry. “We are concerned that these type of incidents will fuel racism against Roma,” said the NGO on their website. Pavee Point has questioned the motives of the authorities.

But in Italy, the far-right Northern League party has also jumped on the anti-Roma bandwagon. Italian media report that MP Gianluca Buonanno, a Northern League politician, submitted a request to the Italian ministry of interior to verify the identities of children in all local Roma communities. “In many instances, we have reminded politicians not to scapegoat a population because extremists will see it as a green light,” said a contact at the human rights watchdog, the Council of Europe in Strasbourg. Last week, the Il Mattino newspaper, reported that a baby in the arms of a Roma woman in Naples suffered injuries from an apparent acid attack.

Source: EU Observer
Date: 25.10.2013

Hausbesuch bei Sinti-Familien: Mit Hornhaut auf der Seele

Sie sprechen Pfälzisch, Hessisch, Bayrisch oder auch Romanes. Die Familie Lagrenes lebt seit Jahrhunderten in Deutschland. Ganz einfach ist das nicht.

Beim Gedanken an seinen Abiball beschleicht Daniel Braun ein mulmiges Gefühl. Seine Großmutter ist eingeladen. Was, wenn sie da von Auschwitz erzählt? „Auf dem Gymnasium habe ich gesagt: ’Ich bin Deutscher‘, was ja auch stimmt.“

Daniel ist einer von schätzungsweise 70.000 Sinti und Roma, die seit Generationen in Deutschland leben. Sie nennen es Zuhause, doch ihre Beziehung zum Land ist kompliziert. „Offiziell sind wir deutsche Staatsbürger. Nur würden wir uns nie als 100-prozentige Deutsche bezeichnen. Wir haben eine andere Mentalität, ein anderes kulturelles Erbe.“

Die deutschen Sinti und Roma sprechen Pfälzisch, Hessisch, Bayerisch oder Sächsisch und eben auch Romanes – die Sprache der Sinti und Roma. Daniel ist einundzwanzig Jahre alt, seine Worte wählt er mit Bedacht. Er nennt sich Sinto der „vierten Generation“ – eine Zeitrechnung, die mit dem Albtraum von Auschwitz beginnt. 500.000 europäische Sinti und Roma wurden deportiert und ermordet, ihre Verfolgung wurde nach dem Krieg ignoriert. Daniels Urgroßmutter trägt die tätowierte Nummer auf dem Arm, seine Oma wuchs mit dem Trauma ihrer Mutter auf. Es lässt sie bis heute nicht los.

Daniel hingegen kämpft mit anderen Geistern: gegen das Klischee des „typischen Zigeuners“, der stiehlt, bettelt und betrügt, und gegen seine Angst, so abgestempelt zu werden. Dabei wissen viele Menschen nicht mal, was es bedeutet, Sinti zu sein. Continue reading Hausbesuch bei Sinti-Familien: Mit Hornhaut auf der Seele