Category Archives: Beiträge auf Deutsch

Volleyball-Turnier in Tschechien: Jugendmannschaft tritt als „Zyklon B“ an

In Tschechien ist die Volleyball-Mannschaft eines Kinderheims unter dem Namen „Zyklon B“ aufgelaufen – so hieß das Giftgas, das in Auschwitz zum Einsatz kam. Bei dem Turnier traten auch Roma-Kinder an.

Bei einem Volleyballturnier für Kinder in Tschechien ist eine Mannschaft mit Namen „Zyklon B“ angetreten. Über den Vorfall berichteten mehrere tschechische Zeitungen, darunter die Jüdische Zeitung „Zidovske listy“ und das Blatt „Pravo“. Jüdische Organisationen zeigten sich demnach entsetzt über den Vorfall. „Mich überrascht, dass die Veranstalter dies nicht gestoppt haben“, zitierte „Pravo“ Tomas Jelinek, den früheren Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Prag. Seine Tochter hatte für ein anderes Team an dem Wohltätigkeitsturnier teilgenommen und davon berichtet. Fans hätten im Stadion „Lauf, Zyklon B!“ gerufen. Es sei erschütternd, dass das Team „Zyklon B“ unter anderem gegen eine Gruppe von Roma-Kindern gespielt habe, sagte Jelinek demnach weiter. Mit dem Giftgas Zyklon B hatten die Nationalsozialisten im Vernichtungslager Auschwitz mehr als eine Million Juden sowie Tausende Sinti und Roma ermordet. Der Leiter des Kinderheims bei Prag, dessen Team als „Zyklon B“ angetreten war, und die veranstaltende Stiftung entschuldigten sich dafür, den Vorfall nicht rechtzeitig unterbunden zu haben. Wer für die Namensgebung verantwortlich war, ist bislang nicht bekannt. Die in der Kritik stehende Mannschaft gewann bei dem Turnier in der Kategorie „älter als 13 Jahre“ den zweiten Platz.

Quelle: Spiegel Online
Stand: 06.10.2016

Unterstützung für den FC Kálló

Dies ist ein Beitrag des Vereins „Verantwortung für Flüchtlinge“ [1]. Vertreter des Vereins waren auf Projektreise, welche sie zu Projekten des Vereins [2] in den Ländern Ungarn, Albanien, Montenegro,
Kosovo und Mazedonien führte. Dieser Beitrag handelt speziell von ihrem Projekt im Roma-Dorf Kálló [3] (Ungarn).

Seit mehreren Jahren ist der Verein in Kálló (Ungarn) tätig. Begonnen hat die Arbeit damit, dass Saatgut ausgegeben wurde, um so den Roma die Möglichkeit zu geben, zusätzliche Nahrungsmittel anzubauen. Weiterhin wurde ein Projekt einer schweizerischen NGO unterstützt, welche es ermöglichte, dass 18 Bewohner des Dorfes ihren 8.Klasse-Abschluss innerhalb eines Jahres nachholen konnten und somit auch die Möglichkeit
auf eine weitere Ausbildung erhielten. Ein weiteres Projekt, dass unterstützt wird, ist der Fußballverein FC Kálló [4]. In diesem Fußballclub spielen zu 50% Roma und zu 50% Nicht-Roma [5]. Als vor mehreren Jahren begonnen wurde, den Fußballclub zu unterstützen, gab es dort einen Dorf einen Bürgermeister, welcher derartig rassistisch war, dass er den Fußballverein nicht nur nicht unterstützte, sondern auch aktiv gegen
die Interessen des Vereins vorging.

In der Zwischenzeit waren 2015 Kommunalwahlen. Der heutige Bürgermeister Buda Baboss [6] wurde von den Roma aktiv und erfolgreich bei der Wahlvorbereitung unterstützt. Der neue heutige Bürgermeister hat sich
für die im Ort ansässigen Roma als Glücksfall erwiesen. Seine Versprechen, den FC Kálló zu unterstützen und sich im Rahmen seiner Möglichkeiten, sich für die Belange der Roma allgemein einzusetzen, hat er bis heute weitestgehend erfüllt. Der FC Kálló hat in der letzten Saison mit nur einem Punkt leider den Aufstieg in die nächsthöhere Liga verpasst.

Der Bürgermeister berichtete jedoch in einem Gespräch, bei welchem ein Vertreter des Vereins „Verantwortung für Flüchtlinge“, Aladár Horvath [7], Präsident des Roma-Parlament-HU, István Diviák, Vorsitzender des FC Kálló sowie István Marko, stellvertretender Vorsitzender des FC Kálló, dabei waren, davon, dass ein Großteil der Mehrheitsbevölkerung von Kálló (Nicht-Roma) den FC Kálló und die Roma auch weiterhin negativ sehen. Dem will der Bürgermeister trotz des Wissens um die Schwierigkeiten, die ihn erwarten, auch weiterhin aktiv
entgegenwirken.

Der Bürgermeister hat in der Zeit seines Amtseintrittes bis heute die Roma in vielseitigster Weise, so auch den FC Kálló aktiv als Fanbeauftragter unterstützt sowie auch Arbeitsplätze für fünf Roma durch ein gefördertes EU-Projekt im Ort Kálló geschaffen. Im Rahmen dieses Projektes werden mithilfe von Lehm und Stroh sogenannte Bio-Lehmziegel hergestellt. Diese Ziegel werden verwendet, um die im Dorf traditionell aus
Lehm gebauten Häuser der Roma zu reparieren. Sehr viele der in Kálló vorhandenen Häuser sind in der traditionellen Lehmbauweise hergestellt. Aber aufgrund der extremen Armut, unter welcher die meisten Roma leben, war es ihnen nicht möglich, diese dauerhaft in einem bewohnbaren Zustand zu halten, sodass heute die meisten Gebäude einen dringenden Reparaturbedarf haben. Dafür setzt sich der Bürgermeister mit dem von ihm initiierten Projekt ein. Auf Bitten der Roma von Kálló sowie auf Bitte des Bürgermeisters von Kálló wurde der Verein „Verantwortung für Flüchtlinge“ angeregt, ein neues Projekt bezüglich des FC Kálló zu
unterstützen.

DAS PROJEKT: Der FC Kálló hat einen Sportplatz, aber leider kein Sozialgebäude, in dem Umkleideräume und Duschen sind. Der Bürgermeister und die Roma-Vertreter sowie der Vorsitzende des Sportvereins FC Kálló
sagten, dass direkt angrenzend an dem Sportplatz ein kleines Grundstück mit einer Bauruine steht. Der FC Kálló würde dieses Grundstück inklusive der Ruine (das Fundament ist in Ordnung) kaufen wollen. Der
Kaufpreis beträgt 2.000EUR. Wenn dieses Grundstück gekauft und bezahlt ist, so kann der Verein dieses als Eigenkapital einsetzen, um weitere 8.000EUR Kredit zu bekommen, um für diesen Betrag das Sozialgebäude mit Umkleideräumen und Duschen zu bauen. Die Kreditaufnahme wird durch die Vereinsmitglieder, Roma und Nicht-Roma gemeinsam erfolgen. Der Bürgermeister meinte in Abstimmung mit den Roma-Vertretern, dass der Bau des Sozialgebäudes in traditioneller ortsüblicher Roma-Bauweise mithilfe von den durch Roma hergestellten Lehmziegel entstehen soll. Dies würde bedeuten, dass durch die Verwendung der Lehmziegel auch eine Förderung des Projektes der Ziegelherstellung erfolgt und somit auch der Erhalt der fünf neugeschaffenen Arbeitsplätze zeitweise gesichert ist. Das Problem an diesem gesamten Unternehmen ist, dass die 2.000EUR, welche zum Kauf des Grundstückes gebraucht werden, komplett fehlen.

Wie schon erwähnt, sind im Sportverein FC Kálló zur Hälfte Roma und zur Hälfte Nicht-Roma engagiert. Der örtliche Bürgermeister beabsichtigt, mit den Erfolgen des FC Kálló die örtliche Bevölkerung in Kálló bewusst zu machen, dass ein gemeinsames Handeln und Vorgehen, wie zum Beispiel beim Bau des Hauses oder beim gemeinsamen Fußballspielen, ein friedliches und diskriminierungsfreies Zusammenleben in der Dorfgemeinschaft und darüber hinaus möglich ist. Die Sportler und der Bürgermeister haben die Hoffnung, dass sich die Mehrheitsbevölkerung in Zukunft mehr mit dem FC Kálló, welcher nicht nur den Namen des Dorfes in sich trägt, sondern in dem auch Roma und Nicht-Roma gemeinsam nach Erfolgen streben, identifiziert.

Wir möchten gern dieses der Diskriminierung entgegenwirkende Projekt unterstützen.
Hierbei bitten wir um Unterstützung. Bitte helft uns, damit auch wir helfen können!

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Spenden an:
Verantwortung für Flüchtlinge e.V.
Sparkasse Leipzig
Kontonummer: 1090088457
BLZ: 86055592
IBAN: DE26860555921090088457
Verwendungszweck: „Projekt FC – Kálló“

Links:
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[1] https://www.facebook.com/Verantwortung-f%C3%BCr-Fl%C3%BCchtlinge-eV-653219508089635/?fref=ts
[2] https://linksunten.indymedia.org/de/node/164561
[3] http://kreuzer-leipzig.de/2013/10/09/die-stehen-mit-dem-ruecken-zur-wand/
[4] https://www.facebook.com/groups/715343061857124/?fref=ts
[5] http://jungle-world.com/artikel/2014/48/51008.html
[6] https://www.facebook.com/kallo.fenntarthatofalu
[7] http://not-illegal.vereine-leipzig.org/index.php/buergerinitiative-leipzig-korrektiv/73-aladar-hotvath.html

Hetzjagd auf Roma

Ukraine: Einwohner verüben Pogrom. Behörden billigen Vertreibungen

In Loschtschiniwka im Südwesten der Ukraine kurz vor der Grenze zu Rumänien am Schwarzen Meer haben sich am vergangenen Wochenende antiziganistische Übergriffe ereignet, in deren Folge 50 Roma aus der Ortschaft fliehen mussten. Ukrainischen Nachbarn hatten die Roma attackiert. In ihrer Absicht, die Menschen aus der Gegend zu vertreiben, wurden die Angreifer von der Gebietsverwaltung offen unterstützt.

Auslöser beziehungsweise Vorwand für die Überfälle war die Festnahme eines 21jährigen Mannes, der des Mordes an einem neunjährigen ukrainischen Mädchen beschuldigt wurde. Nach Angaben der Charkiwer Menschenrechtsgruppe« hat er Roma in seiner Verwandtschaft, gehört aber selbst nicht der Minderheit an. Mehrere hundert Einwohner randalierten am Sonntag dennoch vor von Roma bewohnten Häusern am Stadtrand. Sie zerstörten Zäune, warfen Scheiben ein und steckten ein Gebäude in Brand. Zu Anfeindungen war es bereits am Freitag gekommen, nachdem die Leiche des Mädchens gefunden worden war.

Die örtlichen Behörden schlossen sich der Forderung nach Vertreibung der Roma an und offerierten diesen das »Angebot«, am Montag einen »sicheren Korridor« zum Verlassen der Ortschaft einzurichten. Allerdings wartete die Mehrheit der ungefähr 50 Roma nicht so lange und ergriff schon in der Nacht nach den Angriffen die Flucht zu Verwandten außerhalb der Stadt. Dabei konnten die Menschen nur das Notwendigste mitnehmen. Ihre Häuser mussten sie schutzlos zurücklassen. Die Vorsitzende der Distriktverwaltung verharmloste diese Flucht ukrainischen Medien zufolge als freiwilligen Wegzug: Die Roma hätten »verstanden, dass sie hier nicht mehr länger leben können.«

Der Gouverneur der Region Odessa, bei dem es sich um den geschassten georgischen Expräsidenten Michael Saakaschwili handelt, goss weiteres Öl ins Feuer: Während eines Presseauftritts am Sonntag führte er aus, er teile die Empörung »aller Einwohner« von Loschtschiniwka. Für die Spannungen in dem Ort machte er, ohne Roma explizit zu nennen, »asoziale Elemente« verantwortlich, die einen schwunghaften Drogenhandel unterhielten. Aktivisten kritisierten die Vertreibungen als illegal. Wolodimir Kondur, Vorsitzender desr Menschenrechtszentrums der Roma, erklärte gegenüber der Deutschen Welle am 1. September: »Was in Loschtschiniwka passiert ist, ist in der Ukraine kein Einzelfall«. Angehörige der Roma-Minderheit würden häufig diskriminiert und, sobald es eine Straftat gebe, stets als erste verdächtigt.

Sergej Ermoschkin vom Roma-Kongress der Region Odessa berichtete jW am Donnerstag abend, die Behörden versuchten, den Vorfall als einfache Sachbeschädigung zu verharmlosen. »Sie wollen nicht zugeben, dass es einen ethnischen Hintergrund gibt«, so Ermoschkin. Das werde er aber nicht zulassen. Zahlreiche Videos von den Ausschreitungen in der mehrheitlich von der bulgarischen Minderheit bewohnten Region zeigten aufgebrachte Einwohner, wie sie »Zigeuner raus!« skandierten. Der Aktivist erklärte, er habe Strafanzeige wegen Landfriedensbruchs eingereicht. Im Verlauf eines mehrstündigen Gesprächs mit den Behörden habe diesen außerdem immerhin die Zusage »abgerungen« werden können, in anderen Bezirken der Region Odessa neue Häuser für die vertriebenen Roma bereitzustellen.

Quelle: Junge Welt
Stand: 03.09.2016

Angriff auf Kinder-Sommerlager in Tschechien

Warnschüsse und rassistische Be­schimpfun­gen, Po­li­zei blieb un­tätig

In einem Interview mit dem tsche­chi­schen Roma-Nach­rich­ten­por­tal Romea.cz be­rich­tet die Sän­ge­rin und Chor­lei­te­rin Ida Kelarová von einem An­griff auf ein Musik­som­mer­camp für Ro­ma-Kin­der in Jiřetín pod Jedlovou (Děčín). Dem­nach be­droh­te ein Mann aus der Ort­schaft eine Grup­pe von rund sech­zig Roma-Kin­dern, die mit dem Jugend­chor „Čhavorenge“ an einem Som­mer­lager teil­nahmen, An­fang August mit einem Ge­wehr . Er gab meh­rere Warn­schüsse ab und be­schimpf­te die Kinder mit ras­sis­ti­schen Aus­drücken, als diese an sei­nem Haus vorbei­kamen, das neben den Unter­künf­ten des Som­mer­lagers liegt. Als die Kin­der zwei Tage später ihre mor­gend­li­che Musik­stunde ab­sol­vier­ten, er­schien der Nach­bar auf dem Ge­lände des Jugend­lagers und at­tackier­te die an­we­sen­den er­wach­se­nen Camp-Mit­ar­bei­ter. Er feuer­te aber­mals eini­ge Schüs­se in die Luft und ver­suchte die Mit­arbei­ter mit Be­schimpfun­gen und Be­lei­di­gun­gen zu pro­vo­zie­ren. Zu direk­ter phy­si­scher Ge­walt kam es je­doch nicht.

Die Regional­polizei will nun, mit eini­ger Ver­spä­tung, den Vor­fall unter­su­chen. Die Er­mitt­lun­gen wer­den sich auch damit be­fas­sen, warum die lo­kale Polizei­stelle in Varnsdorf nicht auf den Notruf des Som­mer­lagers re­agier­te, son­dern, wie Ida Kelarová be­rich­tet, ein­fach den Hörer auf­legte. Die Organi­sa­toren des Musik­camps haben in­zwi­schen, mit Unter­stützung durch die An­wälte der Tsche­chi­schen Phil­har­mo­nie, Be­schwer­de gegen die Polizei ein­ge­bracht. Ida Kelarová: „Der Herr, der mit seinem Ge­wehr schoss, schockiert mich gar nicht so sehr. Das ist nur ein Ver­rück­ter – ob­wohl man nie weiß, wo­zu er noch im­stande ist, wenn die Ner­ven mit ihm durch­gehen. Mir er­scheint vor al­lem schreck­lich, dass die Polizei nicht ein­mal an den Tatort ge­kom­men ist, we­der um uns zu beru­hi­gen noch um zu unter­suchen, was tat­säch­lich vorge­fal­len ist. Je­der, der glaubt, un­sere Polizei sei da­zu da, um uns zu schützen, der irrt.“

Bereits im Dezember 2013 war es im süd­mäh­ri­schen Hodonin zu einem An­griff auf den Roma-Kinderchor ge­kommen. Fünf Män­ner hat­ten damals die Kinder und Jugend­li­chen auf of­fener Straße körper­lich an­ge­grif­fen. Die Täter wur­den nie aus­­ge­forscht.

Quelle: dRoma-Blog
Stand: 03.09.2016

Romapogrom in Izmail

Im Dorf Loshchynivka im Raion Izmail der Oblast Odessa ist es gestern Abend zu einem Pogrom gekommen. Etwa 300 Einwohner des Dorfes hatten die Häuser der ortsansässigen Roma gestürmt und verwüstet. Den Unruhen war die Verhaftung eines jungen Rom vorausgegangen, dem von der Polizei die Vergewaltigung und Tötung eines achtjährigen Mädchens aus dem Ort vorgeworfen wird. Die örtliche Polizei war mit der an die Verhaftung anschließenden Situation heillos überfordert, sodass Ermittler und Sondereinheiten aus Izmail angefordert wurden. Laut Medienberichten wurde bei dem Pogrom niemand verletzt, da die Roma ihre Häuser noch vor dem Überfall verlassen hatten.Das Mädchen, dass am Abend zuvor von ihren Eltern als vermisst gemeldet wurde, war am Samstag in einem verlassenen Gebäude unweit der Romasiedlung leblos aufgefunden worden. Ersten Berichten der Polizei zufolge war ihr Körper mit zahlreichen Schnittwunden und Hämatomen übersäht. Von einem Sexualdelikt könne mit höchster Wahrscheinlichkeit ausgegangen werden. Wie und ob der verhaftete Mann mit dem Verbrechen in Verbindung steht, ist derzeit noch völlig unklar. Die Roma waren erst vor wenigen Jahren in den Ort gezogen und sind seither Anfeindungen ausgeliefert gewesen. Immer wieder wurden sie des Diebstahls, Betrugs sowie der Erpressung und Körperverletzung beschuldigt. Nun hat sich der Hass offen Bahn gebrochen. Doch mit der Verwüstung ihrer Häuser ist es für die Roma von Loshchynivka noch nicht vorbei, denn heute Mittag wurde auf einer eiligst einberufenen Sondersitzung des Ortsrates das weitere Schicksal der Menschen beschlossen. Die Roma seien aufgefordert ihre Häuser bis morgen 9 Uhr zu verlassen. Nur zögerlich beginnt in der Ukraine so etwas, was man als Vorboten eines gesellschaftlichen Aufschreis bezeichnen könnte. Vor allem das im Raum stehende Sexualdelikt scheint vielen als Begründung für das unmenschliche Vorgehen der Dorfbewohner zu sein. Dass der junge Mann lediglich verdächtigt wird, jedoch noch nicht überführt und schon gar nicht verurteilt ist, interessiert in dieser aufgeheizten Stimmung niemanden, wie der Fakt, dass Sexualdelikte in der Ukraine mehrheitlich von Ukrainern, und nicht von Angehörigen ethnischer Minderheiten begangen werden. Es bleibt abzuwarten wie die Politik in Odessa und Kyiv auf diesen Vorfall reagieren wird. Mikheil Saakashvili, als Hoffnungsträger der proeuropäischen Liberalen und Gouverneur Odessa ist genauso gefordert, wie Premierminister Volodymyr Groysman. Beide gehören ebenfalls ethnischen Minderheiten an, die sich oft genug Anfeindungen gegenübersehen. Gerade sie sollten also verstehen, wie wichtig dieses Thema für die Ukraine ist, aber auch für Osteuropa ist. Immerhin besteht die Chance sich mit einer richtigen Herangehensweise von den zunehmend in die Despotie abdriftenden, rechtsgerichteten Regierungen Ungarns, Tschechiens oder Bulgariens abheben zu können, die mit antiziganistischen Parolen von sich hören lassen. Und das wäre lediglich der außenpolitische Vorteil. Innenpolitisch ließe sich das Leben von Hundertausenden Menschen verbessern, die bis heute in ghettoartigen Siedlungen außerhalb der Großstädte ohne Zugang zu Strom, fließendem Wasser, Bildung und medizinischer Versorgung leben.

Quelle (+ Bilder und Video): The Bavaroukrainian
Stand: 28.08.2016

Anzeige wegen Hausfriedensbruch: Bistum setzt Roma vor die Tür

25 Asylbewerber suchen Anfang Juli Zuflucht im Regensburger Dom, um ihre Abschiebung zu verhindern. Jetzt hat das Erzbistum genug und erstattet Anzeige. Die Rede ist von unerfüllbaren Forderungen und konkreten Drohungen.

Die Asylbewerber in Regensburg, die seit mehr als vier Wochen unter kirchlicher Obhut stehen, müssen das dortige Pfarrheim verlassen. Das Bistum habe in Rücksprache mit den Behörden festgelegt, gegen die 25 Asylsuchenden Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch zu stellen, teilte ein Bistumssprecher mit. Ab Samstag will das Bistum die Versorgung mit Nahrungsmitteln einstellen. Ein Notarzt sei aber erreichbar, heißt es. Die ganze Gruppe oder einzelne Personen der Gruppe könnten jederzeit das Pfarrheim verlassen und mit ihrer zuständigen Ausländerbehörde die nächsten Schritte besprechen. Die Gruppe hatte Anfang Juli Zuflucht im Regensburger Dom gesucht und dort fast eine Woche ausgeharrt, ehe sie in das Pfarrheim umzog. Bei einem Großteil handelt es sich um Roma aus Albanien, dem Kosovo, Mazedonien und Serbien. Mit ihrer Aktion wollen sie für ein Bleiberecht und gegen die Einstufung von Balkan-Staaten als sichere Herkunftsländer demonstrieren. Generalvikar Michael Fuchs verurteilte insbesondere das wiederholte Vorschieben der Kinder für die unerfüllbaren Ziele der Gruppe. Die Kinder wurden demnach „von Anfang an benutzt als Transparent-Halter, als Foto-Objekte an der Protestfront, ja in konkreten Drohungen sogar als mögliche Waisenkinder durch Selbstmord der Erwachsenen und als mögliche Tötungsopfer“, sagte Fuchs.

Quelle: n-tv.de
Stand: 05.08.2016

Kommentar Entschädigung für Roma: Ein preisgünstiger Völkermord

Nach 70 Jahren erhalten tschechische Roma nun eine Entschädigung für ihr Leid im KZ. Der späte Zeitpunkt ist ebenso zynisch wie die geringe Summe.

Es ist eine längst überfällige Geste, und eine geizige noch dazu: 2.500 Euro Entschädigung erhalten tschechische Roma, die das Grauen der deutschen Konzentrationslager überlebt haben. Hunderttausende Menschen aus ganz Europa fielen aufgrund ihrer „Fremdrassigkeit“ und als „geborene Asoziale“ dem Massenmord der Nazis zum Opfer, darunter viele aus den besetzten Gebieten im Süden und Osten des Kontinents.

Die Justiz der jungen Bundesrepublik leugnete die rassistische Dimension des Verbrechens – mit einer offensichtlich rassistischen Begründung. Die Sinti und Roma hätten schließlich schon immer Anlass gegeben, sie „besonderen Beschränkungen zu unterwerfen“, heißt es in einem Gerichtsurteil von 1956. Dazu passt die jahrzehntelang hohe Ablehnungsquote beantragter Entschädigungsleistungen für die Opfer.

Dass nun für das letzte gute Dutzend tschechischer Überlebender eine Regelung gefunden wurde, ist somit auf symbolischer Ebene ein durchaus großer Schritt der Anerkennung des Unrechts, in der konkreten Ausgestaltung jedoch mindestens „lächerlich“, wie ein Vertreter des Opferverbandes konstatiert. „Zynisch“ trifft es vielleicht eher. Der Rechtsnachfolger des verbrecherischen faschistischen Staates benötigte mehr als 70 Jahre, um einer Handvoll alter Menschen, die zum Teil auf dem Sterbebett liegen, einen Almosen zu gewähren.

Während die früheren Opfer ihre Familien in den Gaskammern der Konzentrationslager verloren und mit ihren Nachkommen zum Teil in bitterer Armut leben mussten, konnten viele Täter in der Bundesrepublik fast nahtlos an ihre Kriegskarrieren anknüpfen. Für die lebenslange rassistische Ausgrenzung und vor allem für das Menschheitsverbrechen der Vernichtung der „Zigeuner“ in Europa lässt sich kaum eine angemessene Entschädigungssumme finden – eine würdigere als 2.500 Euro pro Person aber wäre schon viel eher möglich gewesen.

So bleibt jener Völkermord nicht zufällig ein eher preisgünstiges Verbrechen, sowohl für die individuellen Täter als auch für den deutschen Staat.

Quelle: taz.de
Stand: 07.08.2016

„Ein Betrag, der eigentlich lächerlich ist“

Endlich willigt Deutschland ein, auch die Handv­oll Holocaust-über­leben­der Roma in Tschechien zu ent­schä­di­gen – nicht aber mit einer mo­nat­li­chen Opfer­rente wie die jü­di­schen Opfer, son­dern mit einer ein­ma­li­gen Ab­schlags­zah­lung von gera­de ein­mal 2.500 Euro: Roma sind wei­ter­hin Opfer zwei­ter Klasse.

In Böhmen und Mähren kamen wäh­rend der deut­schen Be­satzungs­zeit etwa 90 Pro­zent der dort be­hei­ma­te­ten Roma-Be­völ­kerung ums Leben. Nur rund 600 der 6.500 von den Natio­nal­sozia­lis­ten als „Zigeuner“ er­fass­ten Per­so­nen im „Protek­to­rat“ über­leb­ten die NS-Ver­folgung. Wie nun das tschechische Außenministerium betätigte, sollen tsche­chi­sche Roma, die die Kon­zentra­tions­lager der Be­satzer über­leb­ten, von Deutsch­land demnächst eine ein­malige Ent­schä­di­gung in der Höhe von 2.500 Euro bekommen. Nach monate­lan­gen Ver­hand­lun­gen habe man sich mit dem Finanz­minis­te­rium in Berlin auf die­sen Betrag ge­einigt. Tschechiens Roma-Ver­bände, al­len voran der Aus­­schuss für Holocaust-Ent­schä­di­gung für die Roma in Tschechien (VPORH), hat­ten diese Ent­schädigung durch die Ver­mitt­lung des tsche­chi­schen Außen­minis­te­riums vor mehr als einem Jahr be­antragt. Das Bun­des­außen­minis­te­rium wird die Sum­me aus dem Fonds für nichtjüdische Opfer (Härtefond) bereitstellen.

Für nahezu alle Opfer kommt diese Geste jedoch um Jahr­zehnte zu spät. Laut Medien­berichten sind nur noch maximal fünf­zehn betrof­fene Roma am Leben. Nur zehn Per­sonen haben bis dato tat­säch­lich um die Ent­schä­digung an­gesucht. Es hät­te, er­zählt Čeněk Růžička vom Aus­schuss für Holocaust-Ent­schä­di­gung, so­gar eini­ger An­stren­gung be­durft, sie davon zu über­zeugen, die For­mu­lare aus­zu­füllen. „Sie glaub­ten ein­fach nicht mehr daran, dass sie damit Er­folg ha­ben könn­ten, und nach all dem, was sie er­lebt hat­ten, hat­ten sie auch Angst, ihre per­sön­li­chen Daten vor­zu­legen. Aber zu guter Letzt ha­ben sie die An­träge den­noch ein­ge­reicht. Sie alle wollen mit dem Geld für ihr Begräbnis vor­sorgen.“ Eini­ge von ihnen seien bett­lägerig. „Im Hin­blick auf ihr Alter haben wir da­her einem Betrag zu­gestimmt, der eigent­lich lächer­lich ist“, so Růžička. „Wenn es nur nach mir per­sön­lich ginge, hätte ich das vor­lie­gen­de deut­sche An­gebot einer Ein­mal­zah­lung zurück­ge­wie­sen“, erklärt er gegen­über der Presse, „und zwar weil ich einen Ver­gleich ziehe zu dem, wie die jüdi­schen Opfer ent­schä­digt wurden. Diese Opfer er­hal­ten eine monat­li­che Zah­lung von grob 260 bis 400 Euro, zu­züg­lich zu ihrer Rente, was alles in allem ein beträcht­li­cher Be­trag ist. Natür­lich steht ihnen das abso­lut zu, ganz ohne Zwei­fel. Doch es ist in­teres­sant, dass die Volks­gruppe der Roma kein Recht auf die gleiche Entschä­di­gung hat, ob­wohl ihnen das­selbe Un­recht wider­fuhr. Es stört mich, dass die Roma als Opfer zwei­ter Klasse betrach­tet wer­den.“

Quelle: dROMa Blog
Stand: 05.08.2016

Das Roma Parlament wurde nach Székesfehervár gerufen

In der Königsstadt hat man 4 Familien zwangsgeräumt, sie haben im Wald Unterschlupf gefunden, in der Nähe des Stadtschloßes. Die Kinder wurde ihnen vom Staat weggenommen. Weiterhin hat man 22 Familien das Wohnrecht in
den gemieteten Wohnungen entzogen, sie müssen nach Aufforderung von den örtlichen Machthabern ihre Wohnungen verlassen, egal wie beispielhaft (bürgerlich, christlich) sie sich auch verhielten, egal, dass sie keine Schulden haben, sie müssen raus. „Die örtliche Behörden haben etwas anderes mit dem Grundstück vor“. Die Familien vertrauen ihr Anliegen politischen und rechtlichen Vertretern an. „Wir bitten um Spenden für Rechtsanwälte und Reisegeld“, sagt der Präsident des Roma Parlament – HU, Aladár Horváth.

Siehe Link: https://www.facebook.com/groups/romaparlament/

KONTOINHABER: Magyarországi Roma Parlament
IBAN: HU62 1170 8001 2051 0862 0000 0000
BIC: OTPVHUHB
VERWENDUNGSZWECK: Roma zwangsgeräumt