Category Archives: Beiträge auf Deutsch

Abgeschobene Roma: In Vidikovac spricht man Deutsch

Am Rande Belgrads liegt Vidikovac. Roma-Familien wohnen hier in Slum-Hütten. Viele wurden aus Deutschland abgeschoben. Manche sind dort geboren.

Rauch steigt auf. Auf einem Feld verschwinden ein paar Menschen hinter Gebüschen. Überall liegt Plastik, Metall, Papier. Abfall wie Dünen. Dazwischen, nur an den Kanten auszumachen, reihen sich Hütten. Von Weitem gehen sie in die Müllberge über. Eine Gruppe Kinder hüpft darauf herum, tollt, spielt, lacht. Slums. Ein Junge trägt mit seinem Vater einen großen Rahmen aus Metall, womöglich ein alter Elektroherd. Die informelle Siedlung liegt in Vidikovac, einem Vorort von Belgrad, an der Bundesstraße 22. Etwa 30 Familien leben hier. Sie gehören zur serbischen Minderheit der Roma.

Langsam treten die deutschen und belgischen AnwältInnen näher. Sie sind nach Serbien gereist, um sich ein Bild davon zu machen, was ihre MandantInnen erwartet, wenn sie deren Abschiebung nicht verhindern. Auch zwei Übersetzerinnen sind dabei, aber das wäre nicht wirklich nötig gewesen. Denn in Belgrads Slums wird fließend Deutsch gesprochen.

„Ich habe in Mönchengladbach gelebt“, „ich in Hannover“, „ich in Köln“. Die Menschen hier wurden entweder abgeschoben oder zur „freiwilligen Ausreise“ gezwungen. So wie Nicola. 13 Jahre lang war er in Deutschland, mit Frau und Kindern. Nicola faltet den Ausweis seines Sohnes Daniel auf. Der ist in Deutschland geboren. So steht es in dem Dokument. Darunter ein Stempel: „Abgeschoben“. Continue reading Abgeschobene Roma: In Vidikovac spricht man Deutsch

Rassistische Parolen ans Duisburger Roma-Haus geschmiert

Die Duisburger Polizei ermittelt in einem weiteren Fall von ausländerfeindlicher Hetze rund um das Haus In den Peschen in Rheinhausen. Unbekannte hatten dort am Dienstag anti-ziganistische Parolen an die Wände geschmiert. Stimmungsmacher könnte die rechtspopulistische Pro-Deutschland-Bewegung sein.

Nach den verbalen Attacken gegen die Bewohner des Hauses In den Peschen bei Facebook, meldet die Polizei am Mittwoch einen weiteren Vorfall mit ausländerfeindlichem Hintergrund am sogenannten „Problemhaus“. Dort hatten Unbekannte am Dienstag im Umfeld des Hauses mehrere bis zu zehn Meter lange Schriftzüge mit rassistischen Parolen an die Wände gesprüht. Bürger hatten diese anti-ziganistischen Schmierereien entdeckt und der Polizei gemeldet. Die Beamten veranlassten die Beseitigung der Schriftzüge. Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren ein, es ist das zweite wegen ausländerfeindlicher Hetze gegen die Bewohner des Wohnblocks.

Bei der Staatsanwaltschaft ist mittlerweile das Verfahren anhängig, bei dem die Behörden wegen rassistischer Äußerungen in der offenen Facebook-Gruppe ermitteln, deren Zugriffszahlen insbesondere in den vergangenen Tagen regelrecht nach oben geschossen sind. Nach hetzerischen Aufrufen, das Haus niederzubrennen , hatte der Staatsschutz zu Wochenbeginn die Ermittlungen aufgenommen.

Polizei ist mehrmals täglich am Haus In den Peschen im Einsatz

In dem Meinungsforum finden sich auch einige Einträge von Facebook-Nutzern, die auf Internet-Inhalte der rechtspopulistischen Vereinigung Pro Deutschland verlinken. Diese selbst ernannte Bürgerbewegung ist aus der Gruppierung „Pro Köln“ hervorgegangen und wie „Pro NRW“ in einem gemeinsamen Dachverband organisiert. Es erweckt den Anschein, als ob die vom Verfassungsschutz beobachtete Bewegung, die auch bei der Bundestagswahl antritt, hier Stimmung machen will.

Schließlich war es auch die Partei Pro NRW, die im März zu einer Demo am Haus In den Peschen aufgerufen hatte, rund 300 Gegendemonstranten eines Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage hatten sich damals den wenigen Aktivisten von Pro NRW entgegengestellt.

Da die Duisburger Polizei nach Aussage von Sprecher van der Maat mehrmals täglich an dem Wohnblock im Einsatz ist, habe man die Lage und Entwicklungen dort im Blick.

Quelle: WAZ
Stand: 14.08.2013

Facebook-Hetze gegen Roma-Haus ist „Aufruf zum Mord“

Nach rassistischen Facebook-Kommentaren, in denen unter anderen dazu aufgerufen wird, das Haus In den Peschen 3-5 in Duisburg-Rheinhausen niederzubrennen, ermittelt nun der Staatsschutz. Diese Art der Hetze sei laut Polizei neu und erstmals am vergangenen Wochenende aufgefallen.

Die Kommentare könnten rassistischer und menschenverachtender kaum sein. Im sozialen Netzwerk Facebook rufen Nutzer dazu auf, das Haus In den Peschen anzuzünden, „dann ist endlich Ruhe da“. Die im Februar 2013 eingerichtete offene Diskussionsgruppe „In den Peschen 3-5“ hatte bislang eher einen wenig ausländerfreundlichen, aber keinen offen rassistischen Unterton. Diese Art der Hetze sei laut Polizeiangaben neu und erstmals am vergangenen Wochenende aufgefallen.

„Wir haben etliche Anzeigen vorliegen“, sagt Polizeisprecher Ramon van der Maat. Der Fall wurde inzwischen an den Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft übergeben. Diese beiden Abteilungen hätten jetzt zu beurteilen, ob die Einträge bereits einen Straftatbestand erfüllen und inwiefern zu Straftaten aufgerufen werde. Wann ein Ergebnis vorliege, konnte van der Maat am Dienstag nicht sagen.

Verein Bürger für Bürger spricht sogar von Aufruf zum Mord

„Für mich ist das Aufruf zur Brandstiftung und somit auch Aufruf zum Mord“, kommentiert Rolf Karling vom Verein Bürger für Bürger aus Rheinhausen die Einträge in dem sozialen Netzwerk. Er und weitere Ehrenamtler waren in der Vergangenheit rund um das Haus unterwegs, um Bäume zu schneiden und die Keller zu entrümpeln. „Ich bin froh, dass wir das gemacht haben, um den Brandschutz besser zu gewährleisten.“

Laut Informationen der Redaktion ist aktuell ein Handwerkertrupp in dem Mehrfamilienhaus In den Peschen zu Gange. Unter anderem werden, offenbar nach Auftrag des Vermieters, brandsichere Türen in den Kellern installiert.

Quelle: WAZ
Stand: 13.08.2013

Heißt „Zigeunersauce“ bald „Pikante Sauce“? – Verein von Sinti und Roma fordert Umbenennung – Rassismus oder Tradition?

Muss die Zigeunersauce der politischen Korrektheit wegen umbenannt werden? Sinti und Roma in Hannover haben die Hersteller um einen neuen Namen, wie etwa „Pikante Sauce“, gebeten. Die Hersteller berufen sich auf die 100-jährige Tradition.

Streit um die Zigeunersauce: Ein Verein von Sinti und Roma in Hannover hat die Hersteller der Saucen aufgefordert, diese wegen des diskriminierenden Begriffs umzubenennen. Die Hersteller verweisen auf die mehr als 100-jährige Tradition der Saucen und sehen in dem Namen keinen Rassismus. Dennoch wollen sie den Einwand nicht leichtfertig vom Tisch wischen. Noch unklar ist für sie, ob es sich um den Protest Einzelner oder eine breite Unzufriedenheit handelt. „Pikante Sauce“ oder „Paprika-Sauce“ schlägt die Anwältin des Vereins als Alternative vor.

„Ich hoffe, dass die Konzerne ein Einsehen haben und sagen, die Leute haben recht und nennen ihre Produkte anders“, sagte der Vorsitzende des „Forums für Sinti und Roma“ in Hannover, Regardo Rose, am Mittwoch. Er fühle sich diskriminiert und beschimpft, wenn von Zigeunern die Rede sei, neun Geschwister und weitere Familienmitglieder von ihm seien im Konzentrationslager ermordet worden. Außerdem habe die Zigeunersauce keine kulinarischen Wurzeln in der Küche der Roma und Sinti, sondern eher in Ungarn. Continue reading Heißt „Zigeunersauce“ bald „Pikante Sauce“? – Verein von Sinti und Roma fordert Umbenennung – Rassismus oder Tradition?

Rechtsradikale Roma-Mörder bedauern nichts

Wegen der Ermordung von sechs Roma hat ein Gericht in Budapest drei Männer zu lebenslanger Haft verurteilt, ein Komplize bekam eine Haftstrafe von 13 Jahren. Aber einige Täter sind bis heute nicht gefasst.

Ein winziger Gerichtssaal, in den bei Gedränge 150 Menschen passen. Der Blick fällt wie in eine Arena. Dort sitzen Richter, Staatsanwalt, Anwälte, Angeklagte und Polizisten. Wenn die Opfer aussagen, stehen die Täter einen Meter hinter ihnen. Und wenn die Prozessbeteiligten sprechen, dann so leise, dass meistens nur Satzfetzen zu verstehen sind.
Unter diesen Bedingungen fand zweieinhalb Jahre lang über fast 180 Verhandlungstage hinweg einer der wichtigsten Prozesse der ungarischen Nachkriegsgeschichte statt: der Prozess gegen die sogenannten Roma-Mörder – vier rechtsextreme Männer, denen zur Last gelegt wird, 2008/2009 sechs Roma ermordet und 55 Menschen, fast alle Roma, zum Teil lebensgefährlich verletzt zu haben.

Es war eine in der ungarischen Nachkriegsgeschichte einmalige rassistische Anschlags- und Mordserie. Meistens zündeten sie die Häuser der Opfer an und schossen dann auf die Flüchtenden.
Die Angeklagten bestritten die Taten bis zuletzt, doch an ihrer Schuld bestanden kaum Zweifel. Mittels eines DNA-Nachweises ist belegt, dass sie an den Tatorten waren und geschossen haben. Am Dienstag fiel das erstinstanzliche Urteil gegen die Täter: Drei von ihnen, die Brüder Arpad und Istvan Kiss sowie Zsolt Petö, erhielten „tatsächlich lebenslängliche“ Freiheitsstrafen, werden also, wenn das Urteil rechtskräftig ist, Zeit ihres Lebens in Haft bleiben. Die Anwälte der drei Verurteilten kündigten Berufung an. Der vierte Angeklagte, Istvan Csontos, wurde als Komplize zu 13 Jahren Haft verurteilt.
„Die Härte des Urteils ist den Taten völlig angemessen“, kommentiert der Roma-Bürgerrechtler und langjährige Prozessbeobachter Aladar Horvath das Urteil. „Unangemessen ist leider die Einstufung der Straftaten als schlichter Mord aus niederen Beweggründen. In der Anklageschrift stand, dass die Mörder einen Bürgerkrieg entfachen wollten. Sie hätten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wegen Terrorismus mit dem Ziel des Völkermordes angeklagt werden müssen.“ Continue reading Rechtsradikale Roma-Mörder bedauern nichts

Ungarn: Lebenslang für Morde an Roma

Hauptangeklagte haben laut erstinstanzlichem Urteil aus „niedrigen Gründen“ gemordet

In Budapest wurden am Dienstag erstinstanzliche Urteile im Prozess wegen einer Mordserie an ungarischen Roma verkündet. Die drei Hauptangeklagten, die Brüder Arpad und Istvan K. sowie Zsolt P., die 2008-2009 in Ungarn sechs Angehörigen der Roma-Minderheit aus „niedrigen Gründen“ ermordet haben sollen, erhielten lebenslange Gefängnisstrafen. Die Regierung begrüßte die Urteile, für Aktivisten gehen sie nicht weit genug.

Ein Komplize der Täter, Istvan Cs., erhielt eine 13-jährige Freiheitsstrafe. Er hatte gestanden, bei den Taten als Fahrer gedient zu haben. Die sogenannte Todesbrigade ware am 21. August 2009 verhaftet worden. Die Männer, die aus der rechtsextremen Szene stammen, leugneten ihre Teilnahme an den Verbrechen.

Die Männer wurden wegen der Tötung von insgesamt sechs Menschen bei vier Attacken im Laufe mehrere Monate verurteilt, bei denen auch ein fünfjähriger Bub starb. Weitere fünf Menschen wurden schwer verletzt. Laut Anklageschrift gaben die Männer Dutzende Schüsse auf Roma ab und warfen Molotowcocktails auf Häuser von Angehörigen der Minderheit. Die Verteidiger der Verurteilten legten Berufung ein.

Die Regierung zeigte sich mit dem Urteil zufrieden. Zwar sei in dem komplexen Fall nicht die völlige Wahrheit nicht ans Tageslicht gelangt, aber die lebenslangen Haftstrafen „stärken meinen Glauben, dass rassistische Straftäter in Ungarn einem Urteil nicht entkommen“, erklärte der für Minderheiten zuständige Minister Zoltan Balog. Er habe die Ermittlungen und auch die Familien der Opfer nach Kräften unterstützt.

Vor dem Gericht in Budapest demonstrierten mit T-Shirts mit Bildern der Opfern bekleidete Aktivisten. Sie kritisierten unter anderem, dass das Gericht die Taten nicht als rassistisch verurteilte. Artur Balogh, Leiter der Roma-Sektion der oppositionellen Sozialisten, kritisierte die schleppende Aufdeckung der brutalen Morde. Wie er der APA gegenüber betonte, hätten die Behörden immer wieder versucht, die Taten zu verschleiern. Polizisten hätten Spuren verwischt.

Die Urteilsverkündung fand vor großem Publikum statt. Die Kapazitäten des Gerichtssaals reichten für den Andrang nicht aus, es kam zu kleinen Tumulten. Augenzeugen sahen viele Roma im Publikum, aber auch Rechtsradikale, die ihre Gesinnung auf T-Shirts zur Schau stellten.

Quelle: Der Standard
Stand: 06.08.2013

Gehasst, verfolgt, verschrien: Rassismus gegen Sinti und Roma in Europa

Politiker warnen vor „Armutsflüchtlingen“ aus dem Osten. Tausende Sinti und Roma werden ausgewiesen und abgeschoben. Neonazis demonstrieren in Roma-Siedlungen und brennen diese ab. Sinti und Roma werden offen angefeindet – von Beleidigungen über Verfolgung bis hin zu Gewalt, mit Todesopfern. Was sich anhört wie eine Beschreibung der Zustände Anfang der 1990er ist heute wieder harte Realität.

In Tschechien marschieren Neonazis in Roma-Vierteln und hetzen gegen die Anwohner. In Italien werden Roma-Siedlungen niedergebrannt. In Griechenland greifen Rechtsextreme Roma auf offener Straße an. In Serbien wird ein Roma-Junge, ein Kind, von Neonazis zu Tode getreten. In Frankreich werden Tausende Roma ausgewiesen. In Ungarn werden zwischen 2008 und 2009 neun Roma ermordet, darunter auch Kinder. Und in Deutschland? Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) warnt vor den „Armutsflüchtlingen“ und schürt so Vorurteile gegenüber Sinti und Roma. Der Rassismus gegen Sinti und Roma ist ein europäisches Problem – auch in Deutschland.

Antiziganismus in Deutschland und Europa

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 wurde vor der „Zigeunerwelle“ aus Osteuropa gewarnt: Die Hetze von Politik und Medien schürte die Abneigung gegen die Sinti und Roma, das Asylrecht wurde in der Folge weiter verschärft. Dass Sinti und Roma schon seit 600 Jahren in Deutschland und Europa mitten in der Gesellschaft leben und arbeiten, wurde dabei vergessen: Nicht nur Neonazis protestierten gegen die Zuwanderung aus dem Osten und demonstrierten in Roma-Vierteln. Das ging in den 1990ern so weit, dass Sinti und Roma auf der Straße offen beleidigt und angegriffen wurden. Den Höhepunkt bildeten die Brandanschläge in Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen. Was man damals als Reaktion der rechten Szene auf die Zuwanderung nach der Ostöffnung abtat, wiederholt sich zwanzig Jahre später in ganz Europa. Continue reading Gehasst, verfolgt, verschrien: Rassismus gegen Sinti und Roma in Europa

Ungarn: Lebenslange Haftstrafen für Roma-Mörder

Harte Strafen für mörderische Neonazis: In Ungarn sind vier Mitglieder der rechten Szene wegen der Ermordung von sechs Roma verurteilt worden. Drei von ihnen müssen lebenslang in Haft.

Die rassistisch motivierte Mordserie hatte das ganze Land erschüttert. Bei neun Anschlägen hatten die drei Hauptangeklagten sowie ein Komplize laut Anklage insgesamt 80 Gewehrschüsse abgegeben und mit Dutzenden Molotow-Cocktails Häuser in Brand gesetzt, in denen Roma wohnten. Sechs Personen wurden bei der Anschlagsserie zwischen 2008 und 2009 getötet, zehn weitere verletzt.

Lebenslang und 13 Jahre Haft

Die drei rechtsradikalen Hauptangeklagten wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Ihr Helfer aus der Neonazi-Szene, der an der Anschlagserie beteiligt war, wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Von dem Urteil in erster Instanz wurde auch eine politische Signalwirkung erwartet, weil Ungarns Regierung wegen ihres Umgangs mit Rechtsradikalen und Roma in der Kritik steht.

Bei zwei Taten sollen die Rechtsradikalen erst die Häuser der Roma in Brand gesetzt und dann auf die fliehenden Bewohner geschossen haben. Einer dieser Fälle hatte in Ungarn besonders viel Aufsehen erregt: Ein Vater und sein fünfjähriger Sohn waren dabei ums Leben gekommen. Bei einem weiteren Angriff schossen die Täter durch ein Fenster auf schlafende Roma, wie Korrespondent Stephan Ozsváth berichtet.

Angeklagte wollten ihren Rassismus publik machen

Zwei der Angeklagten waren Mitglieder der inzwischen verbotenen „Ungarischen Garde“, die von der rechtsextremen Parlamentspartei Jobbik gegründet worden war. Laut Staatsanwaltschaft ging es den Beschuldigten auch darum, die rassistische Botschaft ihrer Anschläge – Hass gegen Roma – in großem Stil öffentlich zu machen. So sei es unter anderem ihr Ziel gewesen, gewaltsame Reaktionen der Minderheit zu provozieren.

Die Oppositionspartei von Ex-Regierungschef Gordon Bajnai mahnte angesichts der Taten: „Sechs Ungarn sind tot, bloß deshalb, weil sie Roma waren. Diese Tragödie muss im kollektiven Gedächtnis der Nation lebendig bleiben wie alle nationalen Tragödien.“ Und die Fidesz-Politikerin und einzige Roma-Abgeordnete im Europäischen Parlament, Livia Jaroka, forderte das verpflichtende Versprechen, gegen Hass einzuschreiten.

Rechte Politiker hetzen zunehmend gegen Roma

In Ungarn machen Roma fünf bis acht Prozent der Bevölkerung aus. Sie sind zunehmend Diskriminierungen und verbalen Angriffen rechter Politiker ausgesetzt. Besonders die rechtsextreme Jobbik-Partei hetzt gegen die Minderheit. Anfang Januar hatte auch Zsolt Bayer, einer der Gründer der regierenden rechtsnationalen Fidesz-Partei von Ministerpräsident Victor Orban, provoziert, indem er Roma als „Tiere“ bezeichnete, die „liquidiert“ werden sollten.

Am vergangenen Wochenende erntete die Regierungspartei durch einen Skandal weitere Kritik für ihre Roma-Politik: Die von der Fidesz dominierte Stadtverwaltung im nordungarischen Ozd hatte die Wasserversorgung in einem armen Roma-Viertel gekappt – trotz extremer Sommerhitze. Als Grund gab die Verwaltung an, die Roma würden Wasser „verschwenden“, das sie nicht bezahlten. Beobachter erhoffen sich deswegen von dem Urteil auch ein politisches Signal an Orban, dem vorgeworfen wird, zu wenig gegen diese Vorwürfe und Ressentiments in Ungarn zu tun.

Quelle: dRadio
Stand: 06.08.2013

Urteil in Ungarn: Roma-Mörder müssen lebenslang in Haft

Sie hatten das Haus einer Familie angezündet und auf die Flüchtenden geschossen. Nun sind Rechtsextremisten, die sechs Roma aus rassistischen Motiven getötet haben, in Ungarn verurteilt worden. Drei müssen lebenslang ins Gefängnis, ein Komplize bekam eine Haftstrafe von 13 Jahren.

Im Prozess um die Roma-Morde in Ungarn ist das Urteil gefallen: Drei rechtsradikale Täter, die sechs Roma getötet haben, sind am Dienstag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ihr Komplize, der an der Anschlagserie in den Jahren 2008 und 2009 beteiligt war, wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Männer aus rassistischen Motiven mehr als ein Jahr lang gezielt Roma in verschiedenen Gebieten Ungarns angegriffen und getötet haben.

Bei neun Anschlägen hatten die Täter laut Anklage insgesamt 78 Gewehrschüsse abgegeben und mit 11 Molotow-Cocktails Häuser in Brand gesetzt, in denen Roma wohnten. In einem Fall, in Tatárszentgyörgy bei Budapest, starb dabei ein fünfjähriges Kind mit seinem Vater im Kugelhagel. Die Rechtsradikalen hatten auf die fliehende Familie geschossen, nachdem sie deren Haus angezündet hatten.

Von dem Urteil in erster Instanz wird auch eine politische Signalwirkung erwartet, weil Ungarns Regierung wegen ihres Umgangs mit Rechtsradikalen und Roma in der Kritik steht. Etwa sieben Prozent der rund zehn Millionen Ungarn sind Roma. Sie sehen sich häufig Diskriminierungen ausgesetzt und leben überwiegend in großer Armut. Erst am Montag sorgte die Meldung für Aufsehen, dass die Behörden mitten in der Hitzewelle eine Roma-Siedlung von der Wasserversorgung abschnitten.

Die Urteilsverkündung fand vor großem Publikum statt. Die Kapazitäten des Gerichtssaals reichten für den Andrang nicht aus, es kam zu Tumulten. Nach Angaben von Augenzeugen waren viele Roma im Saal anwesend, aber auch Rechtsradikale, die ihre Gesinnung auf T-Shirts zur Schau stellten.

Quelle: Spiegel Online
Stand: 06.08.2013

Urteil in Ungarn: Roma-Mörder müssen lebenslang in Haft

Sie hatten das Haus einer Familie angezündet und auf die Flüchtenden geschossen. Nun sind Rechtsextremisten, die sechs Roma aus rassistischen Motiven getötet haben, in Ungarn verurteilt worden. Drei müssen lebenslang ins Gefängnis, ein Komplize bekam eine Haftstrafe von 13 Jahren.

Im Prozess um die Roma-Morde in Ungarn ist das Urteil gefallen: Drei rechtsradikale Täter, die sechs Roma getötet haben, sind am Dienstag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ihr Komplize, der an der Anschlagserie in den Jahren 2008 und 2009 beteiligt war, wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Männer aus rassistischen Motiven mehr als ein Jahr lang gezielt Roma in verschiedenen Gebieten Ungarns angegriffen und getötet haben.

Bei neun Anschlägen hatten die Täter laut Anklage insgesamt 78 Gewehrschüsse abgegeben und mit 11 Molotow-Cocktails Häuser in Brand gesetzt, in denen Roma wohnten. In einem Fall, in Tatárszentgyörgy bei Budapest, starb dabei ein fünfjähriges Kind mit seinem Vater im Kugelhagel. Die Rechtsradikalen hatten auf die fliehende Familie geschossen, nachdem sie deren Haus angezündet hatten.

Von dem Urteil in erster Instanz wird auch eine politische Signalwirkung erwartet, weil Ungarns Regierung wegen ihres Umgangs mit Rechtsradikalen und Roma in der Kritik steht. Etwa sieben Prozent der rund zehn Millionen Ungarn sind Roma. Sie sehen sich häufig Diskriminierungen ausgesetzt und leben überwiegend in großer Armut. Erst am Montag sorgte die Meldung für Aufsehen, dass die Behörden mitten in der Hitzewelle eine Roma-Siedlung von der Wasserversorgung abschnitten.

Die Urteilsverkündung fand vor großem Publikum statt. Die Kapazitäten des Gerichtssaals reichten für den Andrang nicht aus, es kam zu Tumulten. Nach Angaben von Augenzeugen waren viele Roma im Saal anwesend, aber auch Rechtsradikale, die ihre Gesinnung auf T-Shirts zur Schau stellten.

Quelle: Spiegel Online
Stand: 06.08.2013