Category Archives: Beiträge auf Deutsch

Trotz Hitzewelle: Ungarische Stadt stoppt Wasserversorgung für Roma

37 Grad im Schatten – und kein Wasser: Eine Stadtverwaltung im Norden Ungarns hat eine Roma-Siedlung trotz der extremen Hitze von der Wasserversorgung abgeschnitten. Begründung: Die Roma verschwendeten den Rohstoff – und das sei zu teuer.

In Ungarn stiegen die Temperaturen am Wochenende auf 37 Grad im Schatten, die Hitzewelle soll laut Prognosen weiter andauern. Trotz der Rekordtemperaturen zeigt sich die Verwaltung der Stadt Ozd im Norden des Landes unerbittlich: Sie schnitt die verarmte Roma-Siedlung von der Wasserversorgung ab.

Lapidare Begründung aus dem Rathaus: Die Roma würden Wasser „verschwenden“ und dies sei zu teuer für die Stadt.

In der Roma-Siedlung haben die Bewohner kein fließendes Wasser in den Wohnungen. Sie müssen sich deshalb an den Hydranten und Brunnen auf der Straße versorgen. Doch gab es dort auf Anordnung der Stadt an diesem Wochenende teils gar kein Wasser, teils nur in sehr dünnem Strahl.

Ozd wird von Politikern der in Budapest regierenden rechtsnationalen Partei Fidesz von Ministerpräsident Viktor Orbán verwaltet. Kritiker werfen Fidesz seit langem vor, den im Land grassierenden Rassismus gegen Roma zu fördern.

Linke Oppositionsparteien protestierten gegen die Maßnahme der Verwaltung in Ozd. Diese sei nicht nur unmenschlich, sondern auch rechtswidrig und gefährlich für die Gesundheit im ganzen Ort, erklärte das linksliberale Oppositionsbündnis Együtt-PM (Gemeinsam-PM). Ozd habe von der Schweizer Regierung 1,5 Milliarden Forint (ca. fünf Millionen Euro) geschenkt bekommen – um die Wasserversorgung im Roma-Viertel einzurichten.

Quelle: Spiegel Online
Stand: 05.08.2013

In Tschechien eskaliert der Hass gegen die Roma

Anti-Roma-Märsche von Rechtsradikalen werden zum tschechischen Nationalsport – und die „normale“ Bevölkerung macht mit. Damit alles reibungslos abläuft, stehen für die Neonazis Sonderzüge bereit.

Natalka sitzt in einem hübschen weißen Sommerkleidchen mit blauen Borten auf dem Schoß ihrer Mutter. Wie es der Sechsjährigen gehe, fragt eine Fernsehreporterin am Samstagabend. Anna Sivakova, die Mutter, deren Gesicht gezeichnet ist von jahrelangem Gram, antwortet leise: „Danke, so weit geht es. Aber es steht schon wieder eine neue Operation an.“

Natalka verzieht sofort ängstlich das Gesicht und schreit: „Nein! Nein!“ Sie klammert sich an der Mama fest mit ihren dünnen nackten Ärmchen, die voller furchtbarer Narben sind. Narben von Hauttransplantationen, die sie im Dutzend über sich hat ergehen lassen müssen. Natalka will das nicht mehr. Die Operationen sind schmerzhaft. Sie ahnt nicht, dass sie sich ihr ganzes Leben lang solchen Torturen wird unterziehen müssen. Continue reading In Tschechien eskaliert der Hass gegen die Roma

London: Porajmos-Gedenken und Proteste gegen Antiromanismus

Am 2. August 2013 ereigneten sich Proteste von organisierten Roma gegen die antiromanistischen Zustände in Europa im Zentrum Londons. Weiterhin fand im Hyde Park eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Porajmos (der Völkermord an den Sinti und Roma durch die Nazis) statt. Ab 15 Uhr fand eine Protestkundgebung vor den Botschaften der Tschechischen Republik und der der Slowakei statt, bei denen die Autor_innen dieses Artikels allerdings nicht anwesend waren.

Um 17 Uhr versammelten sich dann ungefähr vierzig Personen vor dem Hyde Park Holocaust Memorial, um der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Porajmos beizuwohnen. Die Veranstaltung war von der Roma-Organisation 8th April Movement organisiert worden. Deren Aktivist Grattan Puxon war auch einer der Redner auf der Kundgebung. Er erinnerte an die Verfolgung und Deportation der Sinti und Roma in der Nazi-Zeit und betonte, dass der Antiromanismus auch heute noch ein großes Problem sei.

Eine weitere Rede eines Historikers erinnerte an die Ermordung der Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944. Er verwies vor allem auch darauf, dass die Sinti und Roma damals Widerstand gegen ihre Ermordung geleistet hatten und nicht ¨wie die Schafe zum Schlachthof¨ gelaufen seien. Er erwähnte auch, wie bereits zurvor Grattan Puxon, dass Antiromanismus heutzutage dazu verhelfe, Wahlen zu gewinnen, also mehrheitsfähig sei und dass diesem Problem nur durch Erinnerung an die Geschichte beizukommen sei. Hierzu sei es nicht nur notwendig, dass Sinti und Roma die Stimme erheben, sondern auch, dass ihnen zugehört werde.

Weitere Redner kamen von anderen Roma-Organisationen, unter anderen aus Tschechien, sowie von einer antirassistischen Organisation aus Hiroshima, die auch an die Bombardierung Hiroshimas gedachte. Außerdem wurde auf die gewaltsame Räumung der Travellers in Dale Farm verwiesen (mehr Informationen: www.travellersolidarity.org).

Ein Redner von der Jewish Socialist Group sprach den von Antiromanismus betroffenen seine Solidarität aus und kritisierte, dass auf dem Gedenkstein für die Opfer des Holocaust in Hyde Park nur die jüdischen Opfer erwähnt werden. Dies müsse sich ändern.

Um 18 Uhr 30 versammelten sich schließlich nocheinmal bis zu 45 Personen vor der französischen Botschaft, die südlich des Hyde Park gelegen ist. Dort wurde einerseits gegen die Räumung eines Roma Camps im Zentrum Londons durch die Polizei in der letzten Woche protestiert, zum anderen gegen die große Anzahl an vergleichbaren Räumungen und Abschiebungen von Roma in Frankreich protestiert. Die Demonstrierenden stellten sich mit Transparenten in den Eingang der Botschaft, wurden allerdings nach einiger Zeit von der Polizei aufgefordert, den Eingangsbereich zu verlassen.

Die Anwesenden formierten sich nun zu einem Demonstrationszug, der mit Unterstützung durch eine Samba Band zur Marble Arch, dem Ort des geräumten Roma Camps, zog und sich dort auflöste.

Informationen zur Räumung des Camps an der Marble Arch und Aufruf zu den heutigen Protesten:

London: Roma Solidarity

london_tourists (Die Autor_innen dieses Artikels sind weiße Aktivist_innen aus antifaschistischen Zusammenhängen aus Deutschland, die zufällig an den Protesten teilnahmen und andere Menschen auf diesem Wege über das Geschehene informieren möchten)

Quelle: Indymedia
Stand: 03.08.2013

Situationsbericht: Tschechische Republik – neue Welle des Antiziganismus im Sommer 2013

Auch anerkannte Experten für Rassismus und politischen Extremismus schütteln ungläubig den Kopf. Die Polizei ist offensichtlich überfordert und selbst der tschechische Verfassungsschutz (BIS) hat diese Entwicklung nicht vorausgesehen.

Zwei Jahre lang kümmerte die tschechische NS-Szene vor sich hin, das Potential für größere Aktionen schien nach den hohen Strafen für den letzten großen Brandanschlag von Neonazis im April 2009 vollends erschöpft – und auf einmal folgt eine gewalttätige Demo auf die andere, im wöchentlichen Rhythmus, wie zuletzt erlebt nur im nordböhmischen Varnsdorf im Spätsommer 2011, doch heute in weit größerem Ausmaß.

Duchcov, 22.6.2013

Im Anschluss an eine Kundgebung der tschechischen Neonazi-Partei DSSS verwandelten im Juni 2013 einige Dutzend Neonazis, unterstützt von Hooligans und Schlägertypen sowie etwa Tausend „gewöhnlicher“ Bürger der Region, Straßen der nordböhmischen Kleinstadt Duchcov (Dux) in ein Schlachtfeld. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass hinter den Ausschreitungen keineswegs die Partei steht, sondern eine Splittergruppe von ehemaligen Mitgliedern namens „Tschechische Löwen“, die den Grundstein für die Gründung einer neuen und weitaus aktiveren Partei legen wollen. Um in die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu lenken, entschieden sich für das altbewährte Rezept der Aufwiegelung zu Gewalt. Continue reading Situationsbericht: Tschechische Republik – neue Welle des Antiziganismus im Sommer 2013

„Raus mit den Zigeunern!“ – Antiziganistische Realitäten: Das Beispiel Duisburg

Seit der EU-Osterweiterung kamen 6.500 Zuwanderer aus Südosteuropa nach Duisburg. Die meisten werden als Roma bezeichnet. Ausgrenzung ist keine Seltenheit. Stellt sich Frage nach den Ursachen. Und: Welche Rolle spielen Medien, Politik und der Rassismus in der Bevölkerung?

Seit der EU-Osterweiterung 2007 kamen mehr als 6.500 Zuwanderer aus Südosteuropa nach Duisburg. Da diese im Diskurs der Mehrheitsgesellschaft meist als (Sinti und) Roma identifiziert werden, was allerdings auf viele nicht zutrifft, wurden und werden sie aufgrund von antiziganistischen Stereotypen Opfer von gesellschaftlicher Ausgrenzung.

Dies wollen wir im Folgenden näher erläutern. Nach einer kurzen Einführung gehen wir auf die Rolle der Medien beim Transport antiziganistischer Stereotype ein. Anschließend geht es um den Rassismus der autochthonen Bevölkerung gegen die Zuwanderer, vor allem in den beiden Stadtteilen Hochfeld und Rheinhausen-Bergheim. Danach wird die Anschlussfähigkeit der extremen Rechten an die antiziganistische Stimmung in der „Mitte der Gesellschaft“ analysiert. Im nächsten Abschnitt werden die Reaktionen der Stadt Duisburg sowie des Bundes auf die Zuwanderung skizziert. Weiterhin werden die lokale Sozialarbeit und zivilgesellschaftliche Initiativen vorgestellt. Continue reading „Raus mit den Zigeunern!“ – Antiziganistische Realitäten: Das Beispiel Duisburg

„Hitler hat vielleicht nicht genügend von ihnen getötet“ – Wirbel um Roma-Beschimpfung in Frankreich

Wegen der angeblichen Beschimpfung von Sinti und Roma mit Neonazi-Vokabular ist ein französischer Abgeordneter und Bürgermeister unter Beschuss geraten.

Gilles Bourdouleix von der Zentrumspartei UDI sagte nach Angaben der Zeitung „Le Courrier de l’Ouest“ vom Freitag bei einem Streit mit Sinti und Roma: „Hitler hat vielleicht nicht genügend von ihnen getötet“. Parteichef Jean-Louis Borloo verurteilte die Äußerung und rief umgehend das höchste Parteigremium an, um über Konsequenzen zu beraten. UDI-Generalsekretär Jean-Christophe Lagarde forderte einen Parteiausschluss.

Zu dem Vorfall kam es laut „Le Courrier de l’Ouest“ am Sonntag, als Bourdouleix in seiner westfranzösischen Gemeinde Cholet ein Lager besuchte, das Sinti und Roma auf einem Grundstück der Stadt errichtet hatten. Der Bürgermeister will das Lager, das aus rund 150 Wohnwagen besteht, räumen lassen. Es kam demnach zum Streit, die Bewohner des Lagers provozierten den Bürgermeister, indem sie ihm den Hitler-Gruß zeigten und ihm Rassismus vorwarfen. Dann sagte Bourdouleix den Hitler-Satz. Die Zeitung stellte eine entsprechende Tonaufnahme am Montag ins Internet.

Der Bürgermeister wies die Vorwürfe gegenüber der Nachrichtenagentur AFP dennoch zurück und warf der Zeitung „Manipulation“ und „Trickserei“ vor. Tatsächlich habe er zunächst gesagt, dass wenn an seiner Stelle Hitler in dem Lager gewesen wäre, dieser die Bewohner getötet hätte – „im Sinne von: Sie haben Glück, dass ich nicht Hitler bin“. Der Journalist von „Le Courrier de l’Ouest“ habe ihn dann gefragt: „Was? Hitler hat nicht genügend von ihnen getötet?“. Er habe diese Äußerung „erstaunt“ wiederholt.

„Das alles ist eine skandalöse Montage“, sagte Bourdouleix zu AFP. Es handle sich um eine „Abrechnung“, weil „Le Courrier de l’Ouest“ Prozesse gegen ihn verloren habe. Gegen die Zeitung kündigte der Politiker eine Verleumdungsklage an.

Schätzungen zufolge wurden in der Zeit des Nationalsozialismus europaweit bis zu 500.000 Sinti und Roma ermordet. In Frankreich fallen die meisten Menschen, die in Deutschland als Sinti und Roma bezeichnet werden, unter den Anfang der 70er Jahre geprägten Verwaltungsbegriff „Gens du voyage“, was „fahrendes Volk“ oder „Landfahrer“ bedeutet. Ihr Zahl in Frankreich wird auf 400.000 geschätzt, 95 Prozent von ihnen haben die französische Staatsbürgerschaft. Gegen sie richtete sich Bourdouleix‘ Äußerung. Der Begriff „Roma“ wird in Frankreich in erster Linie für Roma aus Rumänien und Bulgarien verwendet.

Quelle: RP Online
Stand: 22.07.2013

Leipzig: Aktion anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an den Genozid an Sinti und Roma

Beginn der Veranstaltung:
2.8.2013, 16:00 h

Ort:
Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma am Schwanenteich, Leipzig

Derzeit endet in Ungarn ein Prozess gegen Nazis, die seit 2008 insgesamt sechs Roma umgebracht und 55 Menschen, ebenfalls fast alle Roma, zum Teil schwer verletzt haben. Der überwiegende Teil der ungarischen Gesellschaft nimmt an dieser Dimension des Antiziganismus keinen Anteil.

Und auch in Deutschland ist das Bewusstsein für die leidvolle Geschichte der größten Minderheit Europas und die eigene Verantwortung dafür kaum ausgeprägt.

Darum ruft „Leipzig Korrektiv“ für den 2.8.2013, 16 Uhr zum kurzen Gedenken an das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma am Schwanenteich auf.

Der 2. August ist der Internationale Tag des Gedenkens an den Genozid an Sinti und Roma. Am 2. August 1944 wurden fast 3000 Sinti und Roma in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet. Ingesamt waren es 500.000, die im NS ihr Leben verloren.

Vor allem in Deutschland erwächst aus dem nationalsozialistischen Genozid an Sinti und Roma eine große Verantwortung, die sich nicht nur in einer würdigen Erinnerungskultur niederschlagen muss, sondern auch in einer aktiven Unterstützung der Verbesserung der Lebenssituation von Roma in ganz Europa.

Quelle: Die Linke
Stand: 30.07.2013

Schweinefarm auf früherem KZ-Gelände erzürnt UNO

Streit um eine Schweinefarm auf dem Gelände des früheren KZs Lety: Die UNO verlangt von Tschechien die Schließung des Bauernhofes aus Respekt vor der Minderheit der Roma. Zwischen 1940 und 1943 waren in dem Lager hunderte Roma getötet worden.

Eine umstrittene Schweinefarm auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Lety im heutigen Tschechien bringt die Regierung des Landes unter Zugzwang. Das UN-Menschenrechtskomitee forderte, die Zuchtanlage aus Respekt vor der sozial ausgegrenzten Roma-Minderheit zu schließen, deren Angehörige während des Zweiten Weltkriegs zu Hunderten in dem Lager ermordet worden waren. Mit einem solchen Akt könne die Regierung in Prag demonstrieren, dass es ihr ernst sei mit der Achtung der Kultur und Geschichte der Roma.

Zwischen 1940 und 1943 hatten die Nazi-Besatzer gemeinsam mit tschechischen Kollaborateuren fast 1300 Roma in Lety eingesperrt, das etwa 70 Kilometer südlich von Prag liegt. Mindestens 327 von ihnen starben in dem Lager, darunter mehr als 240 Kinder. Über 500 weitere KZ-Insassen wurden in das berüchtigte NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im besetzten Polen abtransportiert. Während die Zahl der sechs Millionen, im Holocaust getöteten Juden weithin bekannt ist, wird das Leid der schätzungsweise 500.000, von den Nazis umgebrachten Roma in manchen Geschichtsbüchern nur am Rande gestreift.

Unter der kommunistischen Herrschaft ließ die Staatsführung der damaligen Tschechoslowakei von 1972 bis 1976 die Schweinefarm in Lety errichten. Nach der „Samtenen Revolution“ 1989 wurde die Zuchtanlage von einer privaten Firma übernommen. Diese beharrt darauf, dass die Farm auf einem Feld neben dem ursprünglichen KZ gebaut worden sei, dass nach Kriegsende dem Erdboden gleichgemacht worden war. Laut Historikern überlappen sich die Grundstücke jedoch. Die Schweinefarm ist seit Jahrzehnten ein Streitpunkt zwischen den Landesbehörden und tschechischen Roma, die den Abriss fordern.

Tschechien hat 10,5 Millionen Einwohner, von denen Schätzungen zufolge 250.000 bis 300.000 der Volksgruppe der Roma angehören.

Quelle: Thüringer Allgemeine
Stand: 25.07.2013

Aus Respekt vor den Roma: Schweinefarm auf KZ-Gelände – UN fordert Abriss

Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Lety befindet sich heute eine Schweinefarm. Die UN ist entsetzt und fordert nun von der tschechischen Regierung den Abriss – aus Respekt vor den Roma. Der Betreiber sieht das anders.

Eine umstrittene Schweinefarm auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Lety im heutigen Tschechien bringt die Regierung des Landes in Zugzwang. Das UN-Menschenrechtskomitee forderte am Donnerstag, die Zuchtanlage aus Respekt vor der sozial ausgegrenzten Roma-Minderheit zu schließen, deren Angehörige während des Zweiten Weltkriegs zu Hunderten in dem Lager ermordet worden waren. Mit einem solchen Akt könne die Regierung in Prag demonstrieren, dass es ihr ernst sei mit der Achtung der Kultur und Geschichte der Roma.

Mindestens 327 Roma starben in Lety

Zwischen 1940 und 1943 hatten die Nazi-Besatzer gemeinsam mit tschechischen Kollaborateuren fast 1300 Roma in Lety eingesperrt, das etwa 70 Kilometer südlich von Prag liegt. Mindestens 327 von ihnen starben in dem Lager, darunter mehr als 240 Kinder. Über 500 weitere KZ-Insassen wurden in das berüchtigte NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im besetzten Polen abtransportiert. Während die Zahl der sechs Millionen, im Holocaust getöteten Juden weithin bekannt ist, wird das Leid der schätzungsweise 500 000, von den Nazis umgebrachten Roma in manchen Geschichtsbüchern nur am Rande gestreift.

Betreiber der Schweinefarm bleibt stur

Unter der kommunistischen Herrschaft ließ die Staatsführung der damaligen Tschechoslowakei von 1972 bis 1976 die Schweinefarm in Lety errichten. Nach der „Samtenen Revolution“ 1989 wurde die Zuchtanlage von einer privaten Firma übernommen. Diese beharrt darauf, dass die Farm auf einem Feld neben dem ursprünglichen KZ gebaut worden sei, das nach Kriegsende dem Erdboden gleichgemacht worden war. Laut Historikern überlappen sich die Grundstücke jedoch. Die Schweinefarm ist seit Jahrzehnten ein Streitpunkt zwischen den Landesbehörden und tschechischen Roma, die den Abriss fordern.

Quelle: Focus
Stand: 25.07.2013

Ein deutscher Mythos am Stiel: Hochfeld besenrein

Besen gelten gemeinhin als Alltagsgegenstände, denen bis auf ihren Gebrauchswert keine weitere Aufmerksamkeit zukommt. Am 1. Februar bemerkten Bewohner_innen in Duisburg-Hochfeld allerdings einen Reisigbesen in einem Bekleidungsgeschäft in der Wanheimer Straße, der wohl weder zum Gebrauch noch zum Verkauf bereit stand. Er war mit einem kleinen Haken versehen und von innen mit dem Stiel nach unten an die Tür gekettet. Zehn Tage später tauchte ein zweiter Besen in einem Lebensmittelgeschäft im gleichen Stadtteil auf, ebenfalls in Türnähe umgekehrt in eine Holzkiste gesteckt und zusätzlich mit Knoblauch dekoriert.

Auf Nachfrage war bis auf „Das ist Dekoration!“ und „Das wollte der Chef so!“ erst einmal nichts weiter zu erfahren. Dass diese Besen jedoch in einem Stadtteil auftauchen, in dem seit Monaten eine Zuwanderung vor allem aus Rumänien und Bulgarien stattfindet und diese sowohl von den Medien wie auch von Anwohner_innen mit antiziganistischen Ressentiments begleitet wird, lässt allerdings aufmerken. Denn der umgekehrte Besen kann und muss als antiziganistisches Symbol gedeutet werden. Continue reading Ein deutscher Mythos am Stiel: Hochfeld besenrein