Category Archives: Beiträge auf Deutsch

Brandstifter wird mit Phantombild gesucht

Mit einem Phantombild sucht die Polizei nach dem Brandanschlag in Leverkusen nun nach einem Verdächtigen. Der 30 bis 35 Jahre alte Mann soll das Haus längere Zeit beobachtet haben. Die abgebrannte Wohnung ist derzeit unbewohnbar.

Nach dem Brandanschlag auf ein Mehrfamilienhaus in Leverkusen fahndet die Polizei nun mit einem Phantombild nach einem Verdächtigen. Zeugen hatten ihn 24 Stunden vor der Tat auf der Straße gesehen, wie die Ermittler am Dienstag in Köln mitteilten. Der etwa 30 bis 35 Jahre alte, kräftige Mann soll das Haus längere Zeit beobachtet und möglicherweise mit einem Handy gefilmt haben.

Außerdem sucht die Polizei zwei jüngere Männer, die laut Zeugen nach dem Anschlag mit einem dunklen Kleinwagen weggefahren waren. „Wir ermitteln immer noch in alle Richtungen“, sagte ein Polizeisprecher. Auch ein fremdenfeindlicher Hintergrund wird geprüft. In dem Haus wohnen Sinti und Roma. Unbekannte hatten in der Nacht zum Montag mehrere Molotow-Cocktails in die Erdgeschosswohnung geschleudert. Verletzt wurde niemand.

Die Wohnung war durch die Brandsätze in Flammen aufgegangen und ist nicht mehr bewohnbar. Zur Tatzeit hielten sich dort neun Menschen auf. Die Familie sei bei Angehörigen untergekommen, sagte der Polizeisprecher. Die Bewohner der anderen Etagen konnten mittlerweile wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Der Sachschaden liegt nach Polizeiangaben bei 100 000 Euro.

Quelle: Kölnische Rundschau
Stand: 26.07.2011

Hakenkreuze an der Hauswand

SINTI UND ROMA Angriffe und Beschimpfungen gehörten für viele von ihnen auch heute noch zum Alltag, berichtet Wilhelm Reinhardt, Sohn einer Jüdin und eines Sinto

Das Auto rast an seiner Wohnung vorbei, fünf junge Leute darin: Sie grölen „Zigeuner raus!“ und werfen mit Glasflaschen. Es ist nicht das erste Mal. Diesmal beschließt der 73-Jährige, sich zu wehren und erstattet Anzeige. Das war im April. Nun erreichte den Sohn einer Jüdin und eines Sinti ein Schreiben der Trierer Staatsanwaltschaft. Obwohl die Täter gefasst werden konnten, wurde das Verfahren eingestellt. Wegen Geringfügigkeit.

Für Wilhelm Reinhardt klingt das nach blankem Hohn. „Es passiert zwei bis dreimal im Jahr. Vor allem im Sommer.“ Aufgesprühte Hakenkreuze, Parolen, Böller – die Dummheit kennt viele Formen. „Irgendwann muss doch auch mal Schluss sein mit der Diskriminierung“, sagt seine Frau Katharina. Continue reading Hakenkreuze an der Hauswand

Haus von Sinti und Roma brennt nach Anschlag nieder

Mit Molotow-Cocktails haben Täter ein Haus, das Sinti und Roma bewohnen, attackiert. Die Polizei vermutet einen rechtsradikalen Hintergrund.

Unbekannte haben auf ein Mehrfamilienhaus in Leverkusen einen Brandanschlag mit möglicherweise rechtsradikalem Hintergrund verübt. In dem Haus im Stadtteil Wiesdorf wohnen nach Polizeiangaben Sinti und Roma. Die Täter hätten in der Nacht zu Montag mehrere Molotow-Cocktails in die Erdgeschosswohnung geschleudert, sagte ein Polizeisprecher. Die Bewohner konnten sich rechtzeitig ins Freie retten und blieben unverletzt. Continue reading Haus von Sinti und Roma brennt nach Anschlag nieder

„Rumänen-Entsorgung“ in Berlin und bundesweit

In Neukölln ist es das Bezirksamt höchstpersönlich, was auch immer Heinz Buschkowsky behauptet, daß sich mit tatkräftiger Unterstützung des Migrationsbeauftragten und Antiziganisten Arnold Mengelkoch sowie der Polizei um die Vertreibung von Roma kümmert. In der Genthiner Straße in Schöneberg bedarf es hierzu schon einer Bürgerinitiative, die dafür sorgt das die Roma-Familien aus dem Haus geschmissen werden und nun im Kreuzberger Görlitzer Park wohnen müssen. In Nordrhein-Westfalen dagegen geht es handfester zu. In der Dortmunder Nordstadt gibt es seit einiger Zeit offenbar eine politische und mediale Kampagne gegen Roma, die in der aktuellen Lotta aufgearbeitet wird. In Leverkusen dagegen verübten Nazis am Montag einen Brandanschlag auf ein von Roma bewohntes Haus. Glücklicherweise passierte den Bewohner_innen nichts. Damit ist das antiziganistische Repertoire für das zur Zeit zu Recht Ungarn kritisiert wird auch in Deutschland vollständig vorhanden. Es gibt staatliche Repression und Entrechtung durch die Behörden. (Wut-) Bürger_innen formieren sich in xenophoben Ordnungsinitiativen. Der militante Mob versucht zu töten. Es fehlt lediglich das Pogrom. Continue reading „Rumänen-Entsorgung“ in Berlin und bundesweit

Sturm in der Wasserschale

Seit Jahren ist ein Mahnmal für die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma geplant. Doch Berlins Senat überwarf sich mit dem Künstler. Nun übernimmt der Bund.

Im Streit über das seit 1992 geplante Sinti- und Roma-Mahnmal in Berlin zeichnet sich eine Lösung ab. Nachdem die Bauarbeiten an dem Entwurf von Dani Karavan wegen Meinungsverschiedenheiten mit Berliner Behörden ins Stocken gerieten, soll es nun der Bund richten. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) prüft offenbar, den Berlinern die Verantwortung für den Bau zu entziehen und sich selbst um die Fertigstellung des aus Bundesmitteln finanzierten Projekts zu kümmern.

„Aufseiten des Künstlers Dani Karavan gibt es Unzufriedenheiten mit der Berliner Bauverwaltung“, heißt es aus Neumanns Büro. „Derzeit werden Möglichkeiten geprüft, wie offene künstlerische Gestaltungswünsche realisiert werden können. An diesen Gesprächen ist auch das Bundesbauministerium beteiligt.“ Continue reading Sturm in der Wasserschale

„Unhaltbare Zustände“ – aber für wen?

Ein Kommentar zur Berichterstattung des Weser Kurier zum Wahlerfolg der NPD in Blumenthal

NPD erringt Beiratssitz in Blumenthal. Von JÜRGEN THEINER . Weser Kurier, 28.05.2011
Auszug:
„Den höchsten Stimmanteil erreichte die NPD mit 6,3 Prozent im Wahllokal in der Pension Horn an der George-Albrecht-Straße. Und das kommt nicht von ungefähr. In kaum einem anderen Quartier in Bremen-Nord treten die Probleme mit schlecht integrierten Zuwanderern so deutlich zutage wie dort. In den Mehrfamilienhäusern sind viele Roma untergebracht. Die Gegend ist vermüllt, die Kriminalität im Umfeld hoch, häufig gibt es Polizeieinsätze. Die meisten Voten für die NPD, so darf man mutmaßen, sind Proteststimmen von Bürgern, denen diese Zustände zum Hals heraushängen – wie überhaupt das Thema Kriminalität in ganz Blumenthal auf kommunaler Ebene eine wichtige Rolle gespielt hat. Denn mit einem noch stärkeren Stimmanteil als die NPD ziehen die „Bürger in Wut“ in den Beirat ein. Die Wählervereinigung, die sich vor allem die Innere Sicherheit auf die Fahnen geschrieben hat, kam auf 8,5 Prozent. Sie gilt als rechtspopulistisch, darf aber keineswegs mit der NPD über einen Kamm geschoren werden. Continue reading „Unhaltbare Zustände“ – aber für wen?

Die Roma sollen eingemauert werden

Der Bürgermeister von Baia Mare will Blocks, in denen Roma leben, von einer Trennwand umgeben lassen. Dies sei eine Maßnahme, um die Bewohner vor Autoabgasen zu schützen.

Der Bürgermeister der nordrumänischen Industriestadt Baia Mare Catalin Chereches hat beschlossen drei Wohnblocks, in denen Roma leben, mit einer 1,80 m hohen Mauer zu umgeben. Im Vorfeld soll es Beschwerden unmittelbarer Nachbarn gegeben haben, die sich durch den Unrat, das Kindergeschrei und die laute Musik der Bewohner der Blocks belästigt fühlten. Das Unterfangen wurde vom Stadtrat abgesegnet.

Der Bürgermeister erklärte unverfroren, der Beschluss sei im Einverständnis mit den Bewohnern der „dort lebenden Gemeinschaft“ gefasst worden. Die als „Gemeinschaft“ bezeichneten Bewohner sind ausschließlich Roma. Sie siedeln seit einiger Zeit in den drei heruntergekommenen Blocks. Die meisten von ihnen haben keinen Arbeitsplatz und sind auf Sozialleistungen angewiesen. Continue reading Die Roma sollen eingemauert werden

Wie Europa den Roma helfen will

Zehn bis zwölf Millionen Roma leben in Europa unter schwierigen bis katastrophalen Bedingungen. Nach einer Brandrede der EU-Justizkommissarin haben die Staaten gelobt: Diskriminierung aufgrund der Rasse darf in Europa keinen Platz haben. Nun beglückwünscht sich die EU zu einem Rahmenplan. Aber ob das Papier die Lage der Roma verbessert, ist fraglich.

Von ethnischen Säuberungen war die Rede, aber auch von gescheiterter Integration, als Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy systematisch Roma-Gruppen des Landes verwies – das war im vergangenen Herbst. Die Aufregung war groß: Sarkozy musste sich von EU-Justizkommissarin Viviane Reding erklären lassen, dass Diskriminierungen aufgrund der Rasse in Europa keinen Platz haben.

Die Brandrede hat Wirkung gezeigt. Plötzlich gelobten alle, sich um Verbesserung der schwierigen Lage der zehn bis zwölf Millionen Roma in der EU zu bemühen. Die Ungarn, deren erste Ratspräsidentschaft jetzt zu Ende geht, haben sich das Thema besonders auf die Fahnen geschrieben und im April einen EU-weiten „Rahmenplan für nationale Roma-Strategien“ vorgelegt. Am Freitag hat der Rat den Plan auf dem EU-Gipfel in Brüssel verabschiedet. Aber ob das Papier auch den Roma etwas bringt, ist fraglich. Continue reading Wie Europa den Roma helfen will

Sinti- und Roma-Abschiebungen: Kein Bleiberecht für Roma

Die SPD-Mehrheit im Innenausschuss lehnt einen generellen Abschiebestopp für Sinti und Roma ab. Nicht einmal eine Expertenanhörung zum Thema darf es geben.

Bleiberecht abgelehnt: Gemeinsam mit CDU und FDP verwarf die regierende SPD am Dienstag im Innenausschuss gestern einen Antrag der Linkspartei die „Abschiebungen von Roma und Sinti in die Nachfolgerepubliken Jugoslawiens zu stoppen“.

Auch ein GAL-Antrag, die Rückführung beider Volksgruppen für ein halbes Jahr auszusetzen und eine politische Initiative für eine bundesweite Regelung zu starten, fand bei der SPD keine Zustimmung.

Selbst eine Expertenanhörung zum Thema lehnten die Sozialdemokraten ab. „Wir werden in Hamburg jeden Einzelfall prüfen, aber wir haben nicht die Absicht eine Generalregelung zu verabschieden“, begründete SPD-Innensenator Michael Neumann die Blockade seiner Partei. Für die betroffenen rund 700 bis 1.000 Sinti und Roma, die in Hamburg leben, heißt das: Sie müssen weiter zwischen Hoffen und Bangen ausharren. Continue reading Sinti- und Roma-Abschiebungen: Kein Bleiberecht für Roma

»Eine subtilere Form von Ausgrenzung«

Fast 40 Prozent der über 51jährigen Sinti und Roma in Deutschland haben niemals eine Grundschule besucht. Die alltägliche Diskriminierung und das kollektive Trauma, das die Verfolgung durch die Nationalsozialisten hinterlassen hat, verringern die Teilhabe an der Bildung für die Minderheit erheblich. Die deutschen Sinti und Roma leiden unter einer Bildungsmisere – das ist das Fazit einer von der Organisation Romno Kher geleiteten Studie, in der Sinti und Roma ihre eigene Bildungssituation erforscht haben. Die Jungle World sprach mit Jane Schuch, Mitautorin der Untersuchung und Diplompädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin.

Einer der für die Studie Befragten, ein 20 Jahre alter Sinto, hörte nach seinen Angaben von seiner Hauptschullehrerin: »Der Hitler hat es manchmal richtig gemacht mit euch.« Machen Sinti und Roma häufig solche Erfahrungen an staatlichen Schulen?

Es gibt dramatische Erfahrungen von Sinti und Roma im bundesrepublikanischen Bildungssystem. Die Befragten hörten von Mitschülerinnen und Mitschülern Sätze wie: »Neben einem Zigeuner darf ich nicht sitzen.« Oder: »Zigeuner stinken.« Das ging bis hin zu der Aussage: »Dich hat man vergessen zu vergasen.« Noch schockierender waren für uns Aussprüche einzelner Lehrer­innen und Lehrer wie: »Du bist Zigeuner, aus dir wird sowieso nichts.« Bis hin zu dem von Ihnen zitierten Satz. Continue reading »Eine subtilere Form von Ausgrenzung«