Category Archives: Beiträge auf Deutsch

US-Frauenpreis an ungarische Roma-Politikerin

Agnes Osztolykan wurde für ihren Einsatz gegen Rassismus und Diskriminierung gewürdigt

Budapest – Für ihr Engagement bei der Integration der Roma in Ungarn erhielt die Roma-Politikerin und Parlamentsabgeordnete der ungarischen oppositionellen Grünen-Partei LMP, Agnes Osztolykan, den US-Preis „Women of Courage“. Wie die ungarischen Medien am Donnerstag berichten, wurde die Auszeichnung von US-Außenministerin Hillary Clinton in Anwesenheit von Michelle Obama in Washington überreicht. Clinton würdigte den Einsatz der zur Roma-Volksgruppe gehörenden Politikerin im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung.

Nach der Preisverleihung betonte Agnes Osztolykan, die Auszeichnung nicht allein, sondern im Namen aller ungarischer Roma-Frauen erhalten zu haben, die sich sowohl im Parlament als auch im Zivilleben für die Integration der größten ungarischen Volksgruppe einsetzten. Agnes Osztolykan (36) studierte Politologie, arbeitete als Pädagogin bei der Soros-Stiftung und leitet das Sekretariat der internationalen Initiative „Jahrzehnt-Programm“ in Budapest, die der Verbesserung der Lebensqualität der Roma dient.

Der Preis „Women of Courage“ war 2007 von der damaligen Außenministerin Condoleezza Rice gegründet worden und soll der Anerkennung von Frauen dienen, die sich mit außerordentlichem Mut für die Rechte der Frauen einsetzen. Außer Agnes Ostolykan erhielten weitere neun Frauen aus aller Welt die Auszeichnung in Washington.

Quelle: Der Standard
Stand: 11.02.2011

Porrajmos — the persecution of the Roma and Sinti by the Nazis

The Roma and Sinti have their own term for their genocide at the hands of the Nazis. They call it the Baro Porrajmos which means the “Great Devouring.” The total number of Roma and Sinti (Gypsies) who were murdered in the Nazi death camps is still unknown. The US Holocaust Memorial Museum estimates that 220,000 were killed, but other sources put the total deaths at 500,000 or more than half the total number of Gypsies in all the countries of Europe.

After World War II ended, Germany gave compensation to the Jewish survivors, but compensation claims by the Gypsies were denied by the Germans in the 1950s on the grounds that the Gypsies had been persecuted under the Nazi regime because they were “asocial” or had broken the laws of the country, not because of racism. After a few years of protest by the Gypsies, compensation was finally given to the survivors.

In October 1999, I visited the Buchenwald Memorial Site near Weimar, Gemrany. I purchased the camp guidebook from the Buchenwald Museum. Continue reading Porrajmos — the persecution of the Roma and Sinti by the Nazis

Der Boxer, der nicht siegen durfte

Diffamiert von den Nazis, weil er ein Sinto war – 1942 wurde Johann „Rukeli“ Trollmann ins KZ Neuengamme gesteckt und 1944 ermordet.

Im Ring war er kaum zu besiegen. Doch sein größter Gegner war kein fairer Sportsmann. 1944 wurde der Boxer Johann „Rukeli“ Trollmann im KZ erschlagen. In Berlin-Kreuzberg trägt jetzt eine Sporthalle seinen Namen.

Vielleicht hat Johann Trollmann die Halle am Kreuzberger Marheinekeplatz, die nunmehr seinen Namen trägt, mit eigenen Augen gesehen, auf dem Weg zu seinem größten sportlichen Triumph. Denn ganz in der Nähe, im Sommergarten der Bockbierbrauerei in der Fidicinstraße, wurde am 9. Juni 1933 der Kampf um die Deutsche Meisterschaft der Berufsboxer im Halbschwergewicht ausgetragen. Trollmann, eigentlich zu leicht für diese Gewichtsklasse, traf auf den favorisierten, für seine Schlagkraft berühmten Adolf Witt aus Kiel. Doch mit seinem als „Trollmann-Tanz“ bekannten Kampfstil siegte David über Goliath. Continue reading Der Boxer, der nicht siegen durfte

Hohes Schmerzensgeld für Roma nach Polizeigewalt

Straßburg (dpa) – Die rumänische Regierung muss drei Roma, die von Polizisten schwer verletzt worden waren, insgesamt 150 000 Euro Schmerzensgeld zahlen. 130 000 Euro sprach der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) am Dienstag in Straßburg einem zur Tatzeit 19-Jährigen zu, den ein Polizist bei einer Verfolgungsjagd 2000 in Bukarest mit einem Kopfschuss schwer verletzt hatte. Der junge Mann blieb nach seiner Genesung halb gelähmt. Den zwei weiteren Roma, Zeugen des Vorfalls, sprach der Gerichtshof wegen menschenunwürdiger Behandlung auf der Polizeiwache zusammen 20 000 Euro zu. Nach Darstellung der rumänischen Regierung hatte der Polizist in Notwehr gehandelt, weil der junge Roma ihn mit einem Messer bedroht hatte. Die Richter befanden, dass der Polizist unnötige Gewalt angewendet habe.

Quelle: Europe Online Magazine
Stand: 28.02.2011

Reportage Ungarn – Rassismus – Tötungsdelikt – Volksgruppe

Rassismus In Ungarn wächst der Hass auf Roma. Zwei Menschen werden getötet, und keiner will die Tragödie aufklären. Die Mörder schießen aus dem Hinterhalt
Von Knut Krohn

Mein, Renata will nicht reden. Stumm lehnt sie am Türrahmen, die Arme verschränkt, den Blick unsicher gesenkt. Der ganze Körper signalisiert Abwehr. „Erzähl doch was“, drängt ihre Mutter Ildiko nach einigem Warten. Das beharrliche Schweigen dehnt jede Sekunde zu einer kleinen Ewigkeit. Ihr Vater Jakab steht etwas abseits in einer Ecke des schmucklosen Wohnzimmers und macht eine unwirsche Handbewegung. Renata drückt sich noch fester an das Holz des Türrahmens, kaut nervös auf ihren Lippen und sagt kein Wort.

Was soll die junge Frau noch erzählen? Jeder hier in dem Dorf Tatarszentgyörgy, sechzig Kilometer südlich von Budapest gelegen, kennt die Geschichte der Roma-Familie bis ins letzte Detail. Sie ist ein Beispiel für Ausgrenzung, Ignoranz, Rassismus und den daraus resultierenden hinterhältigen Morden an zwei unschuldigen Menschen, weshalb sich sogar die führenden Politikerin der Hauptstadt Budapest damit beschäftigen mussten. Neben diesem, dem öffentlich gemachten-Teil, gibt es allerdings inzwischen eine Fortsetzung des Unglücks. Die ist weniger spektakulär und lässt sich nicht in dramatische Bilder pressen, weshalb sich kaum jemand dafür interessiert. Im Zentrum stehen Verzweiflung, Missgunst, Neid und
Hoffnungslosigkeit. Continue reading Reportage Ungarn – Rassismus – Tötungsdelikt – Volksgruppe

Romani Rose: „76 Prozent erfahren Diskriminierung“

Heidelberg. Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma ist vor allem besorgt über die Lage seiner Minderheit in Mittel- und Osteuropa. Mit Romani Rose sprach in Heidelberg Ulrich Lüke.

General-Anzeiger: Sie sind nun seit bald 30 Jahren Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Hat sich die Lage Ihrer Minderheit in diesen Jahren gebessert?

Romani Rose: Sie hat sich in vielen Bereichen verbessert. Man setzt sich heute auch mit dem Holocaust an Sinti und Roma auseinander. Wir müssen die Konsequenzen aus der Geschichte ziehen, Klischees und Vorurteile ächten, so dass ein respektvolles Miteinander möglich wird.

GA: Zum ersten Mal hat Ende Januar ein Sinto im Bundestag zum Gedenken an den Holocaust gesprochen. Spät, aber nicht zu spät?

Rose: Beides. Spät, und man muss hinzusetzen: Leider war es zu spät für viele der Überlebenden, die das gern miterlebt hätten. Es hat ein Überlebender des Holocaust gesprochen. In ein paar Jahren wird das nicht mehr möglich sein, diese Generation stirbt aus. Continue reading Romani Rose: „76 Prozent erfahren Diskriminierung“

Erinnerung statt Stereotype

Am 27. und 28. Januar werden ein Weg in Ede-und-Unku-Weg und eine Sporthalle in Johann-Trollmann-Boxcamp umbenannt. Damit wird an Sinti erinnert, die während des Nationalsozialismus‘ ermordet wurden.

Schmutzig. Umherziehend. Faul. Geheimnisvoll. Mit vielen Stereotypen haben Sinti und Roma zu kämpfen. Wenn sie in der öffentlichen Wahrnehmung auftauchen, dann werden Sinti und Roma meistens problematisiert. Dabei ist die Geschichte ihrer Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung aufgrund eben dieser Stereotype lang – und leider hat sie noch kein Ende. Ein dunkles Kapitel ist dabei das Porajmos, zu deutsch „das Verschlingen“. Porajmos bezeichnet die systematische Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma zur Zeit des Nationalsozialismus. Zum diesjährigen internationalen Holocaustgedenktag wird auch an Sinti und Roma erinnert – und damit werden sie endlich einmal nicht mehr zum Problem gemacht, sondern ihre Geschichte erzählt.

Was mit Unku geschah Continue reading Erinnerung statt Stereotype

Guter Rat an die Lebenden

Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird eine Straße in Berlin-Friedrichshain den Namen Ede-und-Unku-Weg erhalten. Dieses Ereignis gedenkt der toten und soll ein Zeichen sein für die lebenden Juden, Sinti und Roma im Land.

Der Name erinnert an ein Buch, seine Helden und an die Autorin. Der Jugendroman „Ede und Unku“, geschrieben 1931 von Grete Weiskopf, genannt Alex Wedding, gehörte zu meiner Kindheit. Er erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Berliner Kindern kurz vor dem Nationalsozialismus: Ede, Sohn eines Arbeitslosen trifft Unku, ein Mädchen aus einer Sintifamilie. Es geht um Loyalität, Freundschaft, Vorurteile und Klassenkampf. Continue reading Guter Rat an die Lebenden

Italien: vier Roma-Kinder starben in Feuer

Brand
In der Nacht vom 6. auf den 7. Februar brach in einem Roma-Lager in Rom (Italien) ein Feuer aus, dass vier Kinder (ein Mädchen, drei Jungen) im Alter zwischen vier und elf Jahren im Schlaf tötete. Das Feuer erreichte das Lager am Sonntag in einem waldreichen Bereich. Die genaue Brandursache ist bisher unbekannt.
In Anbetracht der zahlreichen Brandstiftungen gegen Roma-Lager in Italien in jüngerer Vergangenheit dürfte eine gezielte Attacke nicht auszuschließen sein. Sollte das nicht der Fall sein, so war es doch die allgemeine Armut und Ausgrenzung, die die Roma in ein Lager am Rande der Stadt verbannten, dass offensichtlich einer erhöhten Brandgefahr ausgesetzt war. Von den etwa 150.000 Roma in Italien sind viele gezwungen in 100 Roma-Lagern zu leben.

Katrin Lange befasst sich in ihrem Beitrag „Die Stille durchbrechen. Antiziganistische Stimmungsmache in Italien und der Widerstand dagegen“ in dem Sammelband „Antiziganistische Zustände“ (Münster, 2009) mit dem Wechselspiel zwischen von oben geförderten und von unten auf der Straße umgesetzten Antiziganismus in Italien. So erfährt man auch, dass bereits von der Vorgänger-Regierung Berlusconis Roma in „campi nomadi“ („Nomaden“ ersetzt in Italien immer mehr den Begriff „Zigeuner“) ghettoisiert wurden. Continue reading Italien: vier Roma-Kinder starben in Feuer

Mehr Polizisten in Gemeinden mit erhöhter Kriminalität

In den kommenden Monaten werden mehr Polizisten auf den slowakischen Straßen zu sehen sein. Sie sollen besonders in Gebieten mit erhöhter Kriminalität dafür sorgen, dass die öffentliche Ordnung gewahrt wird. Dies führte Innenminister Daniel Lipšic in Jarovnice an.
Grundlage dieser Maßnahme ist eine Neuordnung der Polizei, die am ersten Januar in Kraft trat. Daniel Lipšic präzisiert:
„Ab ersten Januar haben wir die Neuorganisation des Polizeikorps aufgenommen. Deren Ziel ist eine deutliche Stärkung der Präsenz der Ordnungskräfte in Regionen mit erhöhter Kriminalität. Zu diesen gehören auch Regionen in der Ostslowakei – in den Selbstverwaltungskreisen Košice und Prešov. Im letzteren standen bisher motorisierte Einheiten mit 30 Polizisten auf Abruf bereit, ab ersten März werden es 105 sein.“
Er betonte, dass heutzutage in solchen Gebieten die Bewohner kleine sowie größere Verbrechen zu befürchten haben. Es sei Aufgabe des Staates, ihre Gesundheit und ihren Besitz zu schützen. Dies mache es notwendig, die Polizisten aus den Büros in die Straßen zu versetzen. Continue reading Mehr Polizisten in Gemeinden mit erhöhter Kriminalität