Category Archives: Deutschland

„ROMANISTAN. Crossing Spaces in Europe“, April/Mai 2013, Berlin

ROMANISTAN. Crossing Spaces in Europe

6.4.–31.5.2013
verschiedene Orte in Berlin

Pressemitteilung

Bei der derzeitigen Rede über Europa und über die europäische Krise finden die Stimmen der Minoritäten – insbesondere die der größten europäischen Minderheit der Roma – kaum Gehör. „Die Roma“ erscheinen in der medialen Berichterstattung überwiegend als homogenes Volk, eine differenzierte Wahrnehmung und das Zugestehen von Individualität erscheinen kaum möglich. Überkommene Ressentiments bilden noch immer den Nährboden für einen virulenten Antiziganismus und tragen zur kulturellen Segregation bei – und zu alltäglichen Diskriminierungen in Bildungs-, Arbeits- und Wohnungsmarkt. Aufgrund einer restriktiven Einwanderungspolitik stehen Roma überall im krisengeschüttelten Europa nach wie vor stigmatisiert am Rande der Gesellschaft.

Das kulturelle Schaffen von Romnija und Roma wird in diesem Zusammenhang häufig nur als Folklore wahrgenommen. Jenseits stereotypisierender Ethnisierung und Romantisierung widmet sich die internationale Kulturinitiative „ROMANISTAN. Crossing Spaces in Europe“ seit 2011 der „De-Exotisierung” von Roma-Künstler_innen und ihrer Arbeit. Nach ersten Konferenzen in Wien (2011) und Barcelona (2012) untersucht ROMANISTAN im April und Mai 2013 an verschiedenen Orten in Berlin die zentrale Frage nach dem Verhältnis von kultureller Identität und kultureller Produktion – mit einem vorbereitenden internationalen Symposium, einer Theaterproduktion, einem Musikprojekt, einer Ausstellung zur Problematik der visuellen Repräsentation der europäischen Roma sowie einer abschließenden Konferenz im Rahmen des „Herdelezi Roma Kulturfestivals“. Continue reading „ROMANISTAN. Crossing Spaces in Europe“, April/Mai 2013, Berlin

Bookrelease, Vorträge und Diskussionen – Antiziganistische Zustände 2. Kritische Positionen gegen gewaltvolle Verhältnisse

Tagungshaus Alte Feuerwache, Axel-Springer-Straße 40-41, 10969 Berlin-Kreuzberg

[Beschreibung]

Vor kurzem ist der Sammelband „Antiziganistische Zustände 2: Kritische Positionen gegen gewaltvolle Verhältnisse“ erschienen. Mit dieser Veröffentlichungsveranstaltung wird das Buch ausführlich vorgestellt, darüber hinaus bietet sie die Möglichkeit, verschiedene Aspekte des aktuellen gesellschaftlichen Antiziganismus zu reflektieren. Zu Beginn werden die Herausgeber_innen das Konzept, den Blickwinkel, den
Kritikansatz sowie die politische Notwendigkeit des Sammelbandes erläutern. Im Anschluss finden drei parallele Workshopphasen statt, in denen (fast) alle Autor_innen ihre Buchbeiträge in Workshops oder
Inputvorträgen vorstellen und diskutieren.

Den Abschluss des Tages bildet eine Podiumsdiskussion mit externen Referent_innen, die sich noch einmal einer zentralen und bisher ungelösten Frage widmet, die im Rahmen der Erstellung des Sammelbandes erneut aufkam: Wer darf, wer sollte, wer kann Antiziganismuskritik
betreiben? Welche Position muss dabei denjenigen zukommen, die Antiziganismus erfahren? Welche Rolle sollten, können dabei jene einnehmen, die nicht von Antiziganismus betroffen sind?

Die Veranstaltung richtet sich an politisch Aktive, an
Multiplikator_innen wie Mitarbeiter_innen von NGOs, Beratungsstellen etc., an akademisch Arbeitende, sowie an eine interessierte Öffentlichkeit. Sie soll dazu beitragen, bestehende Debatten kritisch zu hinterfragen, ihnen eine neue Stoßrichtung oder Tiefe zu verleihen, sie zu verwerfen oder sie voran zu bringen. Die Veranstaltung will damit einen Beitrag zu einer kritischen Reflexion des Antiziganismus leisten.
Continue reading Bookrelease, Vorträge und Diskussionen – Antiziganistische Zustände 2. Kritische Positionen gegen gewaltvolle Verhältnisse

Roma-und-Sinti-Appell an Gauck

Zentralratsvorsitzender beklagt diskriminierenden Populismus und bittet den Bundespräsidenten, mäßigend auf Parteien einzuwirken

In der Debatte über Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien hat sich der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma an Bundespräsident Joachim Gauck gewandt. Die gegen Roma und Sinti gerichteten Diskussionen über Kriminalität und Armutsflüchtlinge würden aggressiv geführt und drohten, zum Wahlkampfthema zu werden, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Schreiben des Zentralratsvorsitzenden Romani Rose. Er bittet den Bundespräsidenten, mäßigend auf die Parteien einzuwirken.

Weiter schreibt Rose, er stelle einen neuen Populismus fest, der von Politikern betrieben werde. Dieser beinhalte Vorwürfe von „Betrug bei Sozialleistungen“ und „Missbrauch der Freizügigkeit“ bis zu „Asylmissbrauch“ und „Kriminalität“. Roma würden als Folge dieser Diskussion bereits in ihren Herkunftsländern von Politikern und Medien zu Sündenböcken dafür gemacht, dass etwa Verhandlungen über die Erweiterung des Schengen-Abkommens stockten. Dadurch verschärfe sich die Lage der Volksgruppe dort weiter. Die Bundesregierung solle sich dafür einsetzen, dass die desolate Situation von Roma in den Herkunftsländern wirksam verbessert werde. Für die Menschen, die nach Deutschland zuwanderten, müsse die Regierung Kommunen und zivilgesellschaftlichen Organisationen mehr Unterstützung gewähren.

Quelle: taz.de
Stand: 06.03.2013

„Wie dreckige Zigeuner“ – Das Elend der Roma

Roma in Bulgarien, das bedeutet Armut, Elend und Rassismus. Deshalb gehen viele nach Westen – auch nach Deutschland. Vor allem die Mädchen, sie prostituieren sich. „Was sollen sie anderes machen?“

Im Sofioter Roma-Viertel Hristo Botev steht frisches Wasser in den Schlaglöchern. Es hat geregnet. Die Lichter der Flugzeuge, die auf dem nahe gelegenen Flughafen starten und landen, leuchten hell am wolkendüsteren Himmel. Kaum jemand ist auf der Straße.

Ivan schiebt seinen Schubkarren zu einem Müllhaufen. Früher, vor der Krise, lebte und arbeitete er acht Jahre lang im Ausland, in Spanien, erst als Schäfer, dann auf dem Bau, sagt er. Er spricht fließend Spanisch und zeigt stolz seine spanische Aufenthaltsgenehmigung. Aber als 2008 die Krise hereinbrach, verlor er sofort seinen Job.

Danach bekam er noch zwei Jahre lang Arbeitslosengeld, 420 Euro im Monat; als das zu Ende war, kam er zurück nach Bulgarien. Seine Frau und zwei Kinder ließ er in Spanien, die Frau arbeitet dort als Dienstmädchen. Vor der Krise, da dachten sie schon, sie hätten es geschafft, hatten eine Wohnung auf Kredit gekauft.

Nun muss der abbezahlt werden. Ivan verdient zehn Euro an einem guten Tag, gar nichts an einem schlechten, indem er Plastikflaschen aus dem Müll klaubt für ein paar Cent das Kilo. Mehr als 150 Euro im Monat ist damit nicht zu schaffen. Continue reading „Wie dreckige Zigeuner“ – Das Elend der Roma

Rassismus in Bremen: SPD-Abgeordneter hetzt gegen Roma

Ein SPD-Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft verbreitet auf seiner Homepage Stereotype über Roma. Die Partei sieht Gesprächsbedarf.

Mit Heinrich Himmler will Martin Korol nicht verglichen werden. Konfrontiert mit dem Vorwurf sprachlicher Nähe zum Nazi-Innenminister, bricht er das Gespräch ab und verlangt eine Entschuldigung. Und womöglich ist ein Vergleich auch irreführend. Korol ist kein Minister. Er ist Pensionär. Wenn er dieselben Gemeinplätze wie Himmler über Roma verbreitet, tut er dies bloß in einem Online-Aufsatz.

Ganz anders als jener bleibt Korol auch bezüglich der Folgerungen aus dem, was er als „Problem“ beschreibt, vage: Er gibt bloß unverbindlich der Hoffnung Ausdruck, es möge gelingen, „uns vom ,grässlichen Fatalismus der Geschichte‘ (Georg Büchner) zu befreien“. Der Dichter skizziert auch den Staatsterrorismus als mögliche Ausflucht aus jenem „ehernen Gesetz“ – der allerdings für ihn selbst nicht in Frage komme. „[I]ch“, schreibt er, „bin kein Guillotinemesser“.

Zur öffentlichen Angelegenheit wird Korols Essayistik, seit er am Mittwoch in die Bremische Bürgerschaft nachgerückt ist. Als Mitglied der SPD-Fraktion. Auf seiner Website steht ein Bild, auf dem er das Logo der Landespartei in den Händen hält. Einen dunkelroten, transparenten Würfel, auf dem in weißen Buchstaben „Echt Bremen“ steht, und „SPD“.

Drunter hat er seine Schriften abgelegt. In einer von ihnen insistiert er, ungeachtet der Pogrome in Rumänien, der Morde in der Slowakei und der Gesetzgebung in Ungarn, darauf, dass Roma „nicht aus politischen Gründen nach Bremen“ kämen, sondern weil es für sie „das Land Utopia“ sei. Blöderweise würden sie „ihre Töchter aus der Schule nehmen […] um sie dann zwangszuverheiraten“. Die jungen Roma-Männer unterdessen „schmelzen sich mit Klebstoffdünsten das Gehirn weg“. Folge: „Die Aussicht, dass sie je zum BSP oder auch nur zur Rente beitragen, wo auch immer und also auch meiner“ sei „gleich Null.“ Continue reading Rassismus in Bremen: SPD-Abgeordneter hetzt gegen Roma

iz3w: 334 ¦ Antiziganismus

Vergangenheit und Gegenwart

Ressentiments bis hin zu Rassismus finden sich historisch wie aktuell in der Rede über die »Zigeuner« und in der undifferenzierten Wahrnehmung eines »Sinti- oder Romaproblems«. Im institutionellen Alltag und in individuellen Begegnungen erwächst aus Vorurteilen und Rassismen eine konkrete Diskriminierungspraxis. Im Themenschwerpunkt fragen wir nach den Ursachen, Auswirkungen und Erscheinungsformen der antiziganistischen Zustände in Europa.

Dieser Themenschwerpunkt ist keiner über Roma, Sinti, Jenische oder Travellers. Es geht nicht darum, wie »sie« leben, wie sie »wirklich« sind. Ohnehin gibt es nicht »die« Roma und »die« Sinti, mit diesen Bezeichnungen werden sozial, politisch und kulturell heterogene Gruppen zusammengefasst. Der Themenschwerpunkt handelt vielmehr von der Mehrheitsgesellschaft, genauer gesagt: Vom Ressentiment der Mehrheit gegenüber einer Minderheit. Anders gesagt: In diesem Themenschwerpunkt erfahren wir etwas über »uns«, nicht über »sie«.

Erfreulicherweise ist es gelungen, einige Unterstützung für diesen Themenschwerpunkt und die dazugehörige Veranstaltungsreihe in Freiburg zu gewinnen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Stiftung :do, bei der Amadeu Antonio-Stiftumg und beim EPIZ Reutlingen.

Quelle und Inhaltsübersicht: iz3w
Stand: 12.02.2013

Auschwitz-Komitee fordert uneingeschränktes Aufenthaltsrecht für Roma und Sinti

Das Auschwitz-Komitee fordert in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel, dass den Worten der Reden zu den Gedenktakgen endlich Taten folgen müssen:

Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Bundeskanzleramt
Willy-Brandt-Straße 1
10557 Berlin
28. Januar 2013

Verfolgung der Sinti und Roma in der EU

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

wir haben Ihnen zugehört bei der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin am 24. Oktober 2012. Sie erinnerten an diese Opfergruppe, „die öffentlich viel zu lange viel zu wenig wahrgenommen wurde: an die vielen hunderttausend Sinti und Roma, deren Leben die unmenschliche Rassenpolitik des nationalsozialistischen Terror-Regimes zerstörte.“ Sie haben in Ihrer Rede betont, wie wichtig genaues Hinschauen, rechtzeitiges Ein­mischen und Übernahme von Verantwortung ist. Minderheiten, ihre Kulturen, ihre Sprachen sind eine Bereicherung der Vielfalt Deutschlands, sagten Sie. Und weiter:
„Sinti und Roma leiden auch heute oftmals unter Ausgrenzung und müssen auch heute um ihre Rechte kämpfen. Es ist eine deutsche und eine europäische Aufgabe, sie dabei zu unterstützen, wo auch immer und innerhalb welcher Staatsgrenzen auch immer sie leben.“

Bereits einen Tag später aber spricht sich Ihr Bundesinnenminister, Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU) vor einem Treffen der EU-Innen- und Justizminister erneut für eine Verschärfung des Asylrechts aus, insbesondere für Asylbewerber aus Ländern wie Serbien und Mazedonien. Sie werden erkennen, dass diese Vorstellungen des Innenministers nicht zu Ihren Einschätzungen und Ihren zitierten Versprechen passen – und der politischen Klärung bedürfen.

Gerade wieder sind viele feierliche Reden zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, dem Shoa-Gedenktag gehalten worden. Sie, Frau Bundes­kanzlerin sagen in Ihrer Botschaft zum 27. Januar 2013, die Deutschen trügen eine immerwährende Verantwortung für die Verbrechen der Nazis und den Holocaust. Mit Mut und Zivilcourage könne jeder Einzelne dazu beitragen,
dass Rassismus und Antisemitismus keine Chance mehr bekämen.

Für uns, die letzten Zeugen des faschistischen Terrors, ist es bitter und kaum zu ertragen, wenn Nazis in unseren Städten marschieren dürfen, wenn Roma und Sinti bei uns keine Zuflucht gewährt wird, wenn selbst Kinder abgeschoben werden, wenn gegen Nazidemonstrationen Protestierende und Blockierende mit Gefäng­nisstrafen belegt werden.

„Gerade wir als Überlebende von Auschwitz haben die Pflicht daran zu erinnern, dass Sinti und Roma unsere Leidensgenossen in Auschwitz und in Birkenau waren. Die Nazis hatten ihnen dasselbe Schicksal zugedacht, wie den Juden.“ Das sagte Noah Flug, der inzwischen leider verstorbene Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees 2010. Seitdem hat sich wenig geändert.

Um die bedrohliche Situation der Roma und Sinti in Europa zu verbessern und dem Antiziganismus entschieden entgegen zu treten, fordern wir, wie vom Internationa­len Auschwitz-Komitee und seinen Mitgliedsorganisationen bereits am 7. September 2010 beschlossen:

* uneingeschränktes Aufenthaltsrecht für Roma und Sinti innerhalb der Europäischen Union
* uneingeschränkten und gleichberechtigten Zugang für Roma und Sinti zu den Sozial- und Bildungssystemen aller EU-Mitgliedsstaaten
* die Entwicklung und Durchführung von Bildungs- und Informationsprogrammen gegen Antiziganismus durch die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten
* die Anerkennung und Achtung der Geschichte und Kultur der Roma und Sinti als wichtigen und wertvollen Teil Europas

Frau Bundeskanzlerin, lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Das Gedenken an die im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti darf nicht zu Lippen­bekenntnissen verkommen. Bitte intervenieren Sie gegen die fortgesetzte Verfolgung und Ermordung von Sinti und Roma in Europa durch menschenwürdiges und verantwortliches Handeln mit einem sofortigen
Bleiberecht in Deutschland!

Mit freundlichen Grüßen

Esther Bejarano, Vorsitzende

Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

Im Ring mit den Mördern

Keiner beherrschte den Boxring so spielerisch wie er: Der tänzelnde „Zigeunerboxer“, wie er genannt wurde, war der Liebling der Massen. Doch ab 1933 wurde Johann Rukeli Trollmann zum tragischen Helden. Das Dokudrama „Gibsy“ zeichnet ein ungewöhnliches Schicksal in Zeiten des Völkermords nach.

Ungewöhnlich ist auch der Zugang zur Geschichte dieses wahrlich extremen Lebens, das 1944 durch die Hand eines Kapos in einem Außenlager des KZ Neuengamme endete: Autor und Regisseur Eike Besuden erzählt nicht nur, wie Trollmann immer mehr zwischen die Mühlen des NS-Rassenwahns geriet. Ebenso tragend für diesen Film ist der Weg eines Sinto-Jungen aus der heruntergekommenen Altstadt Hannovers zum umjubelten, aber auch angefeindeten Deutschen Meister im Halbschwergewicht, der jäh ein Ende fand. Zumal Trollmann seinen Widerstandsgeist auch jener über Jahre antrainierten Zähigkeit und Ausdauer verdankt haben dürfte.

Doch wir lernen keine Lichtgestalt kennen, sondern einen Menschen, der seine schillernde Persönlichkeit in nicht minder überraschende Haken und Hiebe zu übersetzen wusste. Schlussendlich war Trollmann ein Kind seines Milieus. So wird auch jene untergegangene multikulturelle Welt, die Hannover und andere deutsche Großstädte vor dem Zweiten Weltkrieg prägten, wieder zum Leben erweckt. Continue reading Im Ring mit den Mördern

„Kopf für Kopf muss überzeugt werden“

Kaum eine andere Minderheit wird in Europa so stark benachteiligt wie Sinti und Roma. Im Interview mit FAIRPLAY GLOBAL plädiert Marko Knudsen vom Europäischen Zentrum für Antiziganismusforschung (EZAF) für eine stärkere Bildung der Mehrheitsgesellschaft und positive Diskriminierung.

Herr Knudsen, immer wieder wird über die Auflösung von Romalagern in Frankreich und deren Quasi-Abschiebung in Länder wie Rumänien, Serbien und Kosovo berichtet. Ärgert es Sie, dass Roma nur in diesen Zusammenhängen den Weg in die Medien finden?

Über Roma wird entweder romantisch berichtet oder im Zusammenhang mit Kriminalität. Es kommt selten vor, dass über uns als Minderheit, als Opfer und Verfolgte berichtet wird. Man zeigt die Armut und das Elend unseres Volks und fragt nicht, wo die Ursachen liegen. Ich würde mir wünschen, dass Vertreter der Roma mehr selbst zu Wort kommen, anstatt dass immer über sie berichtet wird. Continue reading „Kopf für Kopf muss überzeugt werden“

Weniger Asylsuchende aus dem Balkan – Roma müssen draußen bleiben

Die Zahl der Asylsuchenden aus dem Balkan ist stark gesunken. Für das Innenministerium ist das ein Erfolg. Pro Asyl warnt vor „gewissenlosen“ Abschiebungen.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat sein Ziel erreicht: Im Herbst hatte er verkündet, „den massiven Zustrom serbischer und mazedonischer Staatsangehöriger“ nach Deutschland stoppen zu wollen. Damals, im Oktober, beantragten 2.673 Serben erstmals in Deutschland Asyl. Kurz zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Asylbewerbern mehr Geld zusteht.

Die meisten Flüchtlinge aus dem westlichen Balkan hat Friedrich jetzt offenbar am Einreisen gehindert – zumindest vorerst. Im Dezember registrierte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nur noch 302 serbische Asylbewerber. Auch der erwartete Ansturm aus Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo brach ab.

Dass die Zahl der Flüchtlinge alljährlich im Dezember sinkt, ist nichts Neues. Es sind vor allem Roma, die spätestens im Herbst in Richtung EU reisen. Rechtzeitig vor den kalten Monaten wollen sie ihren Lebensbedingungen entfliehen. Im vergangenen Dezember kamen aber so wenige Asylbewerber wie seit Jahren nicht – und das trotz Rekordzahlen im Oktober. Continue reading Weniger Asylsuchende aus dem Balkan – Roma müssen draußen bleiben