Category Archives: Region

Rassistische Messerattacke als Mordversuch gewertet

Von Friedrich Burschel

„Es ist nicht einfach zu plädieren an einem Ort, wo man eine Art Tribunal gegen Rassismus abhalten will“, so stieg der Verteidiger der Angeklagten in sein Plädoyer ein. Er nahm damit Bezug auf die Tatsache, dass der Gerichtssaal bisher stets überfüllt war mit interessierten Prozessbeobachter*innen. Mit diesem Einstieg machte er aber vor allem deutlich, wie er seine Mandantin vor einer Verurteilung wegen versuchten Mordes in zwei Fällen bewahren wollte. Schließlich sei, so der Verteidiger weiter, ein solches Tribunal schon im NSU-Verfahren, das dafür vielleicht geeigneter gewesen wäre, nicht richtig gelungen. Sein Job als Verteidiger war es, den Tathergang so zu relativieren und den Zustand seiner Mandantin als so jenseits von Gut und Böse darzustellen, dass am Schluss allenfalls ein versuchter Totschlag mit einer so niedrigen Strafe herauskommen würde, dass das Gericht die Verurteilte sogar aus der U-Haft und bis zum regulären Haftantritt entlassen könnte. Continue reading Rassistische Messerattacke als Mordversuch gewertet

We are against the word „Zigeuner“

The word “Zigeuner” (“gypsy”) is derived from the Greek athinganoi, meaning “untouchable” and refers to the position of Roma within the Indian caste system. Already in the thirteenth century, this exonym was applied to “asocial elements” – for example, within the context of the first European “edict against the Gypsy plight”. For the Nazis, the term was synonymous with “unwertes Leben” (unworthy of life) and was widely circulated in Nazi mass propaganda. Even today, the word is still often used without thinking about it.

Harri Stojka with his sisters Sissi (right) und Doris Stojka. Photo: Reinhard Loidl

 

The aim of the campaign Ich bin gegen das Wort “Zigeuner” (“I am against the word ‘Zigeuner’”) is to knowingly present the term as what it actually is: a negative and clearly discriminatory term, which is offensive to Roma. At the same time, the project aims to dismantle and fight prejudices against Roma and Sinti.<a id="anchor-footnote-1" href="https://www.eurozine.com/we-are-against-the-word-zigeuner/?fbclid=IwAR3bUeZ64FwtN9zpZUepRaMl2I-1GWqvlH9SY6rJMf-zeUTH-M4IocB7kZw#footnote-1" data-trigger="manual" data-placement="bottom" data-toggle="popover" data-html="TRUE" data-content="Roma and Sinti are the largest ethnic minority in Europe There are between ten and twelve million Roma… „>1

The campaign was initiated by people closely associated with the Gipsy Music Association, and demands that “Zigeuner” disappear from media reports, product names, and ultimately from everyday use all together. They also point out that the majority of the Roma community in Austria does not want to be called “Zigeuner” and demand that this wish finally be respected. The correct term is “Roma and Sinti”.

It is true that some Roma do indeed call themselves “Zigeuner.” There are many reasons for this, the most important one being that the word “Zigeuner” means different things in different languages. Roma in Hungary and Romania proudly call themselves “Zigeuner”, while in Slovakia the same word means “thief”. However, even Roma are often unaware of its meaning and negative connotations. For this reason, the initiators stress the importance that the campaign target everyone: Roma as well as non-Roma.

Gilda-Nancy Horvath. Photo: Reinhard Loidl

A central element of the campaign are photos of people from politics, media and other fields, holding up signs with the hand-written words: “Ich bin gegen das Wort ‘Zigeuner’.” Support for the campaign has been surprisingly broad: over 1,000 people have allowed their photos to be taken. These photos have been displayed in various exhibitions, a book and a video, in addition to their use in public relations and media co-operations. The campaign also includes workshops, for example in schools that aim to dismantle the prejudices around the values, culture and images of Roma.

Continue reading We are against the word „Zigeuner“

Rassistischer Angriff auf Roma in Budapest

Benjámin Dániel Rézműves und seine schwangere Frau wurden am 09. August in Budapest von zwei Männern angegriffen, die sie für arabische Einwanderer hielten und sie rassistisch beschimpften. Rézműves teilte ein Bild seines verletzen Gesichts auf seiner Facebook-Seite und machte die die Hass-Propaganda der Regierung gegen Geflüchtete für den Angriff mitverantwortlich.

Stand: 14.08.2019

antizig

„Widerwärtige Diffamierung“ Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kritisiert Fernsehreportage

Der Fernsehsender Sat.1 habe eine „Pseudo-Dokumentation“ ausgestrahlt, die „Hassrede und Gewalt gegen Minderheiten“ provoziere, so der Zentralrat.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat scharfe Kritik an einem Sat.1-Beitrag über Roma geübt. „Eine derartige pauschale Kriminalisierung und widerwärtige Diffamierung von Minderheiten wäre bislang gegenüber anderen Minderheiten unvorstellbar“, teilte der Zentralrat am Donnerstag mit.

Der TV-Beitrag aus der Reihe „Akte 20.19“ mit dem Titel „Roma: Ein Volk zwischen Armut und Angeberei“, der am Mittwoch (7. August) bei Sat.1 zu sehen war, sei rassistisch und bringe Roma-Gruppen immer wieder unter anderem mit Kriminalität in Verbindung, kritisierte der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma.

Der Sender mit Sitz in Unterföhring bei München wies die Kritik an dem Beitrag zurück: „Unsere aktuelle Reportage ist ein ausgewogener, journalistisch einwandfreier Bericht über mehrere Familien in Deutschland und Osteuropa“, sagte Sat.1-Sprecherin Diana Schardt. Gelungene Integration und Tradition seien darin ebenso Thema wie Armut, Diskriminierung und Kriminalität einzelner Familien

Quelle: Tagesspiegel

Stand: 14.08.2019

Matteo Salvini außer Rand und Band: „Scheiß Zigeunerin“

Italiens Innenminister bleibt gegen Flüchtlinge hart und rastet bei einem Pressetermin aus.

Aggressives und autoritäres Verhalten prägen den Führungsstil des ultra-rechten italienischen Lega-Innenministers Matteo Salvini. Mit seinem Anti-Migrationskurs sorgt er für Aufsehen. Auch Pressefreiheit, Menschenrechte und demokratische Grundprinzipien werden zunehmend eingeschränkt.

Seit Tagen wartet das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ mit 40 Menschen an Bord südlich der Insel Lampedusa auf grünes Licht für eine Hafeneinfahrt. Weitere 123 Personen hoffen an Bord des NGO-Schiffes „Open Arms“ ebenfalls auf einen sicheren Hafen. Salvini bleibt aber bei seiner harten Linie der Hafensperre. Die designierte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat gestern in Rom Premier Giuseppe Conte einen neuen EU-Asylpakt vorgeschlagen: „Wir wollen, dass die Aufnahmeprozeduren effizient, aber auch menschlich sind. Wir wissen, dass Italien aus geografischen Gründen stärker mit der Migrationsproblematik konfrontiert ist. Wir müssen Solidarität garantieren, das darf jedoch nicht einseitig sein“, erklärte von der Leyen.

Conte forderte, das Dubliner Abkommen zu ändern: „Es ist nicht zumutbar, dass das Migrationsproblem auf den Schultern der Ankunftsländer lastet.“
Innenminister Salvini hatte vorab Deutschland „Erpressung“ bei der Flüchtlingsverteilung vorgeworfen: „Von der deutschen Regierung sind miserable Signale gekommen.“

Der Lega-Chef urlaubt derzeit im Badeort Milano Marittima. Erholung scheint nach dem Dauerstreit mit dem populistischen Koalitionspartner Fünf Sterne nötig. Ob beim Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Turin-Lyon, beim Haushaltsbudget, den Autonomiebestrebungen norditalienischer Regionen oder der Justizreform: Es gibt kaum ein Thema, in dem sich die beiden einig sind. Bei einer Pressekonferenz im Restaurant Papeet Beach in seinem Urlaubsort hatte Salvini offenbar wenig Lust, sich kritischen Journalistenfragen zu stellen. „Ich antworte nicht. Kinder müssen von der politischen Polemik ferngehalten werden. Punkt“, wiederholte Salvini wie ein Tonband.

Zur Vorgeschichte: Zu Wochenbeginn vertrieb sich Salvinis 13-jähriger Sohn die Zeit auf dem Meer – mit einem Jetski der italienischen Polizei. Ein Journalist der Tageszeitung La Repubblica filmte die Szene. Rasch verbreiteten sich die Aufnahmen im Internet. Salvini versuchte die Angelegenheit als „Fehler eines Vaters“ zu entschuldigen. Für Empörung sorgte dabei weniger die Vergnügungsfahrt von Salvini junior, als das aggressive Verhalten der Sicherheitsleute. Die Polizisten drohten dem Journalisten nach Weigerung, das Video zu löschen: „Wir wissen, wo du wohnst.“

Auch Antworten zur Affäre um russische Wahlkampfgelder für die Lega-Partei verweigerte der Minister. Ebenso reagierte er nicht auf neue Anschuldigungen, wonach sein Ex-Pressesprecher Savoini zwei Jahre vor Moskau bereits in Marokko Gelder lukriert haben soll. „Immer wenn ich lachen will, lese ich eure Zeitung“, spottete Salvini.

Zudem erreicht seine Verachtung gegenüber den Schwachen der Gesellschaft neue Dimensionen. Einer Roma-Frau ließ er vor der Kamera ausrichten: „Scheiß Zigeunerin, du wünschst mir ein Projektil, ich komme bald mit dem Bagger. Ciao!“

Quelle: Kurier

Stand: 14.08.2019

Vom Zigeunerschnitzel bis zum Igelgulasch | Stereotype in der Küche der Roma“

Heuer fand das internationale Kulturhistorische Symposion Mogersdorf bereits zum 50. Mal statt. Vertreter/Vetreterinnen der Länder Österreich, Ungarn, Kroatien und Slowenien fanden sich in der Gemeinde ein, um über das Thema „Karge Kost und Herrschaftstafel. Zur Ernährungssituation im pannonischen Raum“ zu diskutieren.

Die Literaturwissenschaftlerin Katharina Janoska hielt dabei einen Vortrag über Stereotype über Roma in der Küche und die Romaküche.

Anhand von zwei klassischen Beispielen – dem Zigeunerschnitzel und dem Igelgulasch – erklärte Janoska, welchen Stereotypen die Roma immer wieder unterlegen sind und immer noch unterliegen. Sie begann mit einem geschichtlichen Abriss, um zu erklären, wie „der Zigeuner“ im Laufe der Zeit zum „Produkt“ gemacht wurde, in der Realität, aber auch in Kunstformen wie in der Literatur, Operetten aber auch in der Popmusik.

Mit dem ersten Romani-Kongress 1971 wurde festgelegt, dass Roma die Bezeichnung für die Volksgruppe sein soll. Dass trotzdem und weiterhin die Fremdbezeichnung „Zigeuner“ verwendet wird, ist ein Umstand, der nicht nachvollziehbar ist, so Janoska. Denn erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts begann man damit Zigeunerschnitzel oder -braten auf den Speisekarten zu finden. Vorher hießen diese Speisen einfach „Schnitzel mit/in Paprikasauce“. Eine Tendenz, die vermutlich auch mit der Entwicklung des burgenländischen Tourismus zu tun hat, so Janoska und zitiert einen Auszug aus dem Blog des Historikers Herbert Brettl.

Nicht nur das Zigeunerschnitzel ist ein rassistisch und stereotyp konnotierter Begriff. In der Küchensprache gibt es bis heute den Ausdruck „á la zingara“ italienisch für „zigeunerisch“. Dies bezeichnet traditionellerweise in der klassischen Küche eine bunte Garnitur. Angelehnt an die bunte Kleidung der Roma-Mädchen und –Frauen, wie sie zum Beispiel in der Oper Carmen von Georges Bizet von 1875 anzutreffen ist. Eine Darstellung, die das Bild der Roma in der Mehrheitsbevölkerung stark geprägt hat. Die eben erwähnten Bezeichnungen haben mit der Romaküche selbst nichts zu tun.

Das zweite Beispiel in Janoskas Vortrag ist das Igelgulasch. Ein Gericht, das aus der Armut der Roma heraus entstand. Roma lebten oft entfernt vom Zentrum und diskriminiert.

Sie hatten selten freien Zugang zu Lebensmitteln. Die Jagd war ihnen, bis auf das Niederwild, zu dem der Igel gehörte, verboten.

Nach einigen Forderungen von diversen Romavereinen – u.a. in Deutschland – an Großkonzerne, sie sollen ihre Fertigprodukte wie „Zigeunersauce“ umbenennen, stellte sich noch kein positives Ergebnis ein. Weiterhin wird das Zigeunerschnitzel auf den Speisekarten geführt, Zigeuneraufstrich oder -würstel und Zigeunersaucen in den Lebensmittelgeschäften verkauft.

Quelle: ORF.de

Stand: 16.07.2019

Brennende Fackel auf Roma geworfen: Polizei vermutet Fremdenfeindlichkeit nach Angriff in Erbach

Unbekannte haben den Wohnwagen einer Roma-Familie mit einer brennenden Fackel beworfen. Die Ulmer Kriminalpolizei und die Schwerpunktstaatsanwaltschaft Stuttgart ermitteln. Der Verdacht: Fremdenfeindlichkeit.

 

Der Fackelwurf von Erbach-Dellmensingen war eine fremdenfeindliche, rassistische Tat. Davon gehen die Ermittler der Ulmer Kriminalpolizei und der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Stuttgart inzwischen aus. Gesucht werden die vier oder fünf Personen, die am späten Abend des 24. Mai mit einem dunklen Kleinwagen an den westlichen Ortsrand von Dellmensingen gefahren waren. Dort hatte eine Roma-Familie aus Frankreich ihre Wohnwagen aufgestellt. Die Personen in dem Kleinwagen riefen den Familienmitgliedern etwas zu, einer der Insassen warf eine brennende Fackel in Richtung der Wohnwagen. Die Fackel landete nur wenig davon entfernt.

Eine Brandgefahr sei inzwischen nicht mehr auszuschließen, teilen die Ermittler mit. Um den Tätern auf die Spur zu kommen, bitten Kripo und Staatsanwaltschaft um Hinweise: Wer hat den Vorfall am Samstag, 24. Mai, kurz nah 23 Uhr an der Werdensteinstraße in Dellmensingen beobachtet? Wer kann Hinweise auf den dunklen Kleinwagen geben? Wer kennt die Personen, die mit dem Auto unterwegs waren? Hinweise nimmt die Ulmer Kriminalpolizei unter Tel. (0731) 1880 entgegen.

Quelle: SWP

Stand: 27.06.2019

Deutschland: Angriff auf Roma-Wohnwagen

Angriff mit brennender Fackel auf Roma-Familie

Am Wochenende kam es in der deutschen Kleinstadt Erbach (Alb-Donau-Kreis in Ba­den-Württem­berg) im Stadt­teil Dell­men­sin­gen zu einem An­griff auf einen Ro­ma-Wohn­wa­gen. Durch­rei­sen­de Familien aus Frankreich hatten sich auf einer Wiese am Ortsrand niedergelassen. Am Samstag­abend schleu­derten Unbekannte eine bren­nen­de Fackel in Rich­tung des Wa­gens und ver­setz­ten die Fa­milie in Angst. Laut Aus­sagen der Roma war um etwa 23 Uhr ein dunkler Klein­wagen mit vier oder fünf In­sassen vor­ge­fah­ren. Diese hät­ten etwas ge­rufen, woraufhin einer einen Brand­satz warf, der je­doch knapp vor den Wohn­wägen auf der Wiese lan­dete. Die un­bekann­ten An­greifer er­griffen sofort die Flucht. Ver­ängstigt ver­stän­digten die an­ge­grif­fe­nen Roma die Polizei.

Laut einer ge­mein­samen Mit­tei­lung von Polizei und Staats­anwalt­schaft, ge­hen die Er­mittler in­zwi­schen von einem anti­ziganisti­schen Anschlag aus. Die Er­mitt­lungen haben bis­lang je­doch keine kon­kreten Hin­weise auf die mut­maß­lichen Täter ge­bracht. De­shalb bit­ten Staatsanwaltschaft Stuttgart und Kriminal­polizei um weitere Hinweise­. Sie wollen wissen:

  • Wer hat am Samstag, 24. Mai, kurz nach 23 Uhr, den Vorfall an der Werden­stein­straße in Er­bach-Dell­men­sin­gen be­obach­tet?
  • Wer hat den dunklen Kleinwagen gese­hen oder kann Hin­weise auf ihn ge­ben?
  • Wer kennt die Personen, die mit dem dunk­len Klein­wagen unter­wegs waren?
  • Wer kann sonst Hinweise ge­ben?

Hinweise nimmt die Ulmer Kriminalpolizei un­ter der Telefon­num­mer 0731/1880 ent­gegen.

Quelle: dROMa

Stand: 27.06.2019

Unbekannte warfen in der Nähe von Ulm eine brennende Fackel auf Wohnwagen: Brandanschlag auf Sinti-Familie

Ulm. Erst jetzt wurde ein rassistisch motivierter Brandanschlag am 25. Mai in Erbach-Dellmensingen bei Ulm bekannt. Wie das Polizeipräsidium Ulm mitteilte, wurde kurz nach 23 Uhr eine französische Familie von Sinti am Ortsrand Ziel der Attacke. Eine unbekannte Gruppe rief antiziganistische Parolen aus einem dunklen Kleinwagen und schleuderte eine brennende Fackel auf die Wohnwagen der Familie. Die Täter konnten unerkannt entkommen.

Die Familie kam mit dem Schrecken davon. Die brennende Fackel verfehlte knapp ihr Ziel und konnte keinen Schaden anrichten. „Ich bin sehr bestürzt über den Anschlag. Wir werden alles dafür tun, die Familie zu unterstützen“, sagte Daniel Strauß, Vorstandsvorsitzender des Verbands deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg (VDSR-BW).

Kerstin Müller von „Leuchtlinie“ – Beratung für Betroffene rechter Gewalt in Baden-Württemberg, in deren Beirat auch der VDSR-BW vertreten ist, erklärte: „Betroffene von rechter Gewalt und oft auch ihr soziales Umfeld benötigen besondere Hilfe bei der Bewältigung von psychischen, physischen und materiellen Schäden. Auch die Benennung der Tat als rassistisch, antisemitisch oder antiziganistisch spielt für Betroffene und für den gesellschaftlichen Kontext eine zentrale Rolle. Für unsere Arbeit ist es wichtig, dass PolizeibeamtInnen bereits vor Ort die Betroffenen auf das spezifische Beratungsangebot hinweisen. Wir klären, ob dies im konkreten Fall stattfand.“

Der Beauftragter der Landesregierung gegen Antisemitismus Michael Blume, sagte gegenüber dem VDSR-BW: „Wir stellen leider fest, dass sich die Verschwörungsmythen von Antisemitismus, Rassismus und Antiziganismus wieder verschränken. So werden Roma und Sinti im Netz wieder beschimpft und beschuldigt, Teil der angeblichen Umvolkung zu sein. Ich rufe daher dringend dazu auf, gegen die Verrohung aus dem Netz vorzugehen und auch die Gefahr des Antiziganismus lauter als bisher zu benennen!“

Gewalttätige Angriffe auf Sinti und Roma nehmen nach Angaben des Verbands europaweit zu. Die Leipziger Autoritarismus-Studie von 2018 stelle fest: „Die Abwertung von Sinti und Roma […] nimmt kontinuierlich zu. “ Der Leipziger Studie zufolge lehnen 56 Prozent der Deutschen Sinti und Roma in ihrer Nachbarschaft ab, 60.4 Prozent halten Sinti und Roma für grundsätzlich kriminell. Die Zahlen sind in Ostdeutschland noch höher (60.3 Prozent und 69.2 Prozent).

„Diese Zahlen sind erschreckend. Dahinter kann sich ein gewalttätiges Potential verbergen“, sagt Daniel Strauß vom VDSR-BW. Sie zeigten auch, dass der Kampf gegen Antiziganismus noch lange nicht gewonnen sei, sondern intensiviert werden müsse. Dieser Vorfall stehe für die gewalttätige Rhetorik gegenüber Sinti und Roma, die im Europawahlkampf wieder vielerorts auf Wahlplakaten – nicht nur der NPD – zu erkennen war: „Antiziganismus – das ist der Rassismus von nebenan“.

Die Äußerungen des italienischen Innenministers Matteo Salvini haben bereits wiederholt antiziganistische Stimmungen angeheizt. In der Ukraine kam es allein 2018 zu elf pogromartigen Übergriffen auf Roma.

Romeo Franz, Abgeordneter im Europäischen Parlament, äußerte sich hierzu gegenüber dem VDSR-BW: „Antiziganismus ist eine Form des Rassismus, die leider zum großen Teil ignoriert wird. Dieser rassistisch motivierte Brandanschlag auf französische Bürger und Bürgerinnen mit Romno-Hintergrund, reiht sich ein in die Anschläge auf italienische Bürger und Bürgerinnen mit Romno-Hintergrund und auch auf kosovarische Roma im Kosovo. Die antiziganistischen Angriffe, die zum Teil wie in der Ukraine tödlich endeten, mehren sich dramatisch. Wenn die Zivilgesellschaft, aber auch die Politik nicht endlich erkennt, dass Antiziganismus auch heute noch Menschenleben kosten kann, und besonders die Justiz nicht endlich für das Thema Antiziganismus sensibilisiert wird, werden Bürger und Bürgerinnen mit Romno-Hintergrund (Sinti, Roma, Manusch, …) aufgrund ihrer Minderheitenzugehörigkeit nicht nur in der Bundesrepublik, Italien, Bulgarien, sondern in ganz Europa in Angst leben müssen.“

Quelle: Beobachter News

Stand: 24.06.2019

Studie: Sinti und Roma in Freiburg werden diskriminiert

Rund 2.500 Sinti und Roma leben in Freiburg und Umgebung. Eine aktuelle Studie lässt aufhorchen: Diskriminierung ist bei vielen allgegenwärtig. Doch wo findet die im Alltag eigentlich statt

Alteingesessene und Kriegsflüchtlinge, Menschen mit deutschem Pass und Menschen mit unsicherem Status zwischen Duldung und Aufenthalt. Sie alle waren angesprochen, als das Roma-Büro Anfang 2018 ein Projekt startete: Leiter Tomas Wald und sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragten Großfamilien von Sinti und Roma nach ihren Erfahrungen mit Rassismus. Nun liegt als Ergebnis eine Studie vor: der erste Roma / Sinti-Diskriminierungsbericht. Continue reading Studie: Sinti und Roma in Freiburg werden diskriminiert