Category Archives: Region

Corona in Serbien: Roma brauchen dringend Unterstützung!

Nach offiziellen Angaben leben 70 Prozent der Roma Serbiens in so genannten Roma-Siedlungen. Viele Menschen haben kein Trinkwasser, 38 Prozent der Roma-Siedlungen sind nicht an die Wasserversorgung angeschlossen, 74 Prozent nicht an die Kanalisation, viele Siedlungen haben keinen Anschluss an das Stromnetz und wenn sie einen haben, kommt es vor, dass einzelnen Haushalten oder gar ganzen Straßen der Strom abgestellt wird, weil sie mit der Zahlung im Rückstand sind. Die meisten Menschen in den Siedlungen arbeiten im informellen Sektor, in der Saisonarbeit, sammeln Wertstoffe. Aus dem Kreislauf aus struktureller Diskriminierung und Armut gibt es kaum einen Ausweg. Durch Ausgangssperren und andere Verbote bricht nun auch der geringe Lebensunterhalt weg, den sich die Menschen normalerweise verdienen können, z.B. die Leute, die Wertstoffe sammeln, auf dem Flohmarkt verkaufen oder eine kleine Firma haben.

Die Lage in vielen Siedlungen ist grundsätzlich schlimm und viele Menschen werden durch die Bedingungen, in denen sie leben, krank. Viele haben keine Krankenversicherung und wenn sie eine haben, können sie sich die Zuzahlungen nicht leisten, die ständig verlangt werden.

Jetzt, da hohe Hygienestandards notwendig sind, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen, droht eine humanitäre Katastrophe. Der Verband der Koordinatoren für Roma-Fragen (Asocijacija koordinatora za romska pitanja) versucht daher, die am stärksten gefährdeten Familien zu erfassen, um zu verhindern, dass die Epidemie in die Siedlungen eindringt. Der Verein versucht, möglichst viele humanitäre Pakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln bereitzustellen. Der Verein hat die Behörden zur Unterstützung aufgerufen. Einige Gemeinden, also lediglich die lokale Ebene, haben geantwortet und organisieren sich nun mit NGOs, um die Menschen zu Unterstützen. In manchen Orten wird derzeit versucht, die Wasserversorgung über Wassertanks zu gewährleisten. Jedoch reicht es nicht aus.

Es ist aktuell besonders wichtig, möglichst schnell die Lage vor Ort und die Möglichkeiten der Menschen zu verbessern, sich vor dem Virus zu schützen. Bitte spendet jetzt und sagt es weiter.

Das Roma Center wird das Geld an die lokalen Unterstützer_innen weiterleiten, damit Hilfe schnell und unkompliziert bei den Menschen ankommt:

Roma Center e.V.
Sparkasse Göttingen
IBAN: DE11260500010056057540
BIC: NOLADE21GOE

Das Roma Center ist ein gemeinnütziger Verein. Daher sind Spenden steuerlich absetzbar. Auf Anfrage senden wir Ihnen gerne eine Spendenquittung zu.

Weitere Infos über die Situation.

Wichtige gesundheitliche Informationen auf Romanes.

Quelle: Roma Antidiscrimination Network

Stand: 30.03.2020

 

Sinti und Roma in der Coronakrise: Es drohen Rassismus, Pogrome, Hungersnot

Die Coronakrise trifft Minderheiten besonders hart. Werden Sinti und Roma zu Sündenböcken? In Bulgarien wurden die ersten Siedlungen abgeriegelt.

Es ist nur ein Gerücht, aber es entfacht eine verheerende Wirkung: Angeblich haben Roma-Migranten, die aus Deutschland und anderen Teilen Westeuropas nach Bulgarien zurückreisten, das Coronavirus in den Balkanstaat eingeschleppt. Die ersten beiden Bulgaren, die sich infizierten und später sogar starben, sollen sich, wie es heißt, nur deshalb angesteckt haben, weil Roma entgegen den Empfehlungen der bulgarischen Regierung sorglos gehandelt und so ihre Landsleute in Gefahr gebracht hätten. Von „mangelnder Disziplin“ der Roma ist die Rede. Continue reading Sinti und Roma in der Coronakrise: Es drohen Rassismus, Pogrome, Hungersnot

Getrennter Schulunterricht: Orbán will Entschädigung für Roma-Kinder verhindern

Getrennte Klassen, keine Teilnahme an Ausflügen und am Schwimmunterricht. Jahrelang wurden Roma-Kinder an einer Schule in Ungarn diskriminiert, bis ein Gericht ihnen Entschädigung zusprach. Doch Ministerpräsident Viktor Orbán will das verhindern.

Budapest, 23. Februar – Tausende von Menschen ziehen durch die Innenstadt, demonstrieren vor dem Obersten Gerichtshof und dem Parlament gegen die Diskriminierung von Roma: „Ein Ungarn – wir gehören hierher! Alle zusammen! Ein Ungarn, wir gehören hierher“, skandieren sie. Die Regierung müsse Gerichtsurteile, die zugunsten der Roma ausfallen, respektieren.

Gyöngyöspata, eine Kleinstadt, eine Autostunde nordöstlich von Budapest entfernt. Rund 2.500 Menschen leben hier, circa 20 Prozent gehören der Roma-Minderheit an. Unterhalb der historischen Dorfkirche zur Heiligen Jungfrau Maria liegt die Grund- und Hauptschule. Bis zur Pensionierung des alten Direktors im Jahr 2017 wurden hier Roma-Kinder von den übrigen Schulkindern getrennt. Die 21-jährige ehemalige Schülerin Nicolett erinnert sich: „Wir waren unten, im Erdgeschoss. Sie, die ungarischen Kinder waren oben, im ersten Stockwerk. Sie haben getrennte Jahrgänge für die Klassen 1, 2 und 3 gehabt.“ 

Roma-Kinder wurden systematisch von anderen Kindern getrennt

Eine richtige Schulausbildung habe sie nicht erhalten. Systematisch seien sie und die übrigen Roma-Kinder von „normalen“ Schülern getrennt worden: „Wir haben Mittagessen in einem getrennten Raum bekommen. Wir durften nicht ins Schwimmbad gehen. Wir duften nicht an Ausflügen oder Auftritten teilnehmen.“

Schon 2012 hatte das Landgericht Eger zugunsten der Kinder geurteilt: In Gyöngyöspata seien die Roma-Kinder rechtswidrig von den anderen Schulkindern getrennt worden. Die Stadt und die Schule gingen in Berufung und verloren, sieben Jahre später, auch diese Klage. Im Herbst 2019 gab das zuständige Bezirksgericht in Debrecen den 62 ehemalige Roma-Schüler recht: Die Roma hätten ihre ganze Schulzeit widerrechtlich in einer von den Nicht-Roma getrennten Schule verbringen müssen, sie hätten Unterricht auf niedrigerem Niveau erhalten und seien damit diskriminiert worden.

Orbán will Entschädigungszahlung an Roma verhindern

Den 62 ehemaligen Schülerinnen und Schülern stehe eine Entschädigungssumme in Höhe von insgesamt 100 Millionen Forint zu, umgerechnet rund 300.000 Euro. Das Geld könne ja wohl kaum ausgezahlt werden an Menschen, die dafür nicht gearbeitet hätten, kündigte Ministerpräsident Viktor Orbán Anfang Januar dieses Jahres auf einer Pressekonferenz für die Auslandspresse an: „Ich bin kein Einwohner von Gyöngyöspata. Aber wenn ich dort leben würde, würde ich mich fragen: Wie ist das denn eigentlich? Dass eine Gemeinde, die mit mir im selben Dorf lebt, zu einer bestimmten ethnischen Gruppe gehört, eine erhebliche Summe bekommt, ohne jegliche Arbeit.“

„Wir fanden das ungerecht und empörend, dass er das vor dem obersten Gerichtshof überprüfen möchte,“ sagt die ehemalige Schülerin Nicolett. Gegen das Urteil des Bezirksgerichts ist die Kleinstadt Gyöngyöspata vor den Obersten Gerichtshof in Budapest gezogen, das Urteil wird im April erwartet. Die Stimmung im Dorf sei äußerst angespannt – sie, sagt Nicolett, und ihr Freund würden beschimpft: „Zum Beispiel, wenn wir ins Geschäft gehen, wurde ich einmal schon angegriffen und gefragt: Warum ich auf der Demonstration ein Gedicht zitiert habe. Oder mein Partner wurde von zwei alten Frau angebrüllt: Was er sich denn einbildet und dass die stinkenden Roma Geld kriegen.“

Bürgerbefragung zum Gerichtsurteil geplant

Géza Csemer, der Präsident der Roma Selbstverwaltung in Gyöngyöspata, erhielt anonymen Morddrohungen: Man werde ihm und den anderen zudem das Haus über dem Kopf anzünden. Dass es so weit gekommen sei, habe auch mit Orbáns Nein zum Gerichtsurteil zu tun: „Meiner Meinung nach ist es eine große Schande für das ganze Land. Wir haben es im Jahr 2020 erlebt, dass man Angst haben muss, obwohl in einem Rechtsstaat es die Entscheidung des Gerichtshofes gibt. Der Gerichtshof hat sein Urteil gefällt und die Leute haben jetzt Angst, das Geld anzunehmen.“

Die Orbán-Regierung lässt am 15. März „nationale Konsultationen“ durchführen, eine nicht verbindliche Befragung per Briefpost an alle Wählerinnen und Wähler, auch zu Gyöngyöspata. Denn das Urteil habe, Zitat „das Rechtsempfinden der Bürger“ verletzt.

Quelle: Deutschlandfunk

Stand: 09.03.2020

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Rechter Terror in Deutschland

Am 19. Februar 2020 hat ein Deutscher einen rechtsextremen Terroranschlag in Hanau verübt und dabei zehn Menschen, darunter drei Roma, erschossen.

Die Ermordeten waren:

Ferhat Ünvar
Gökhan Gültekin
Hamza Kurtović
Said Nesar El Hashemi
Mercedes Kierpacz
Sedat Gürbüz
Kalojan Velkov
Vili Viorel Păun
Fatih Saraçoğlu
Frau.R

Drei der Ermordeten waren Roma:

Mercedes Kierpacz war deutsche Romni mit polnischen Wurzeln. Als sie ermordet wurde, war sie 35 Jahre alt und wahrscheinlich schwanger. Sie hinterlässt zwei Kinder.

Kalojan Velkov war 32 Jahre alt und bulgarischer Rom. Er arbeitete seit zwei Jahren in Deutschland, um seine Familie zu unterstützen. Er hinterlässt einen kleinen Sohn.

Vili Viorel Păun war erst 23 Jahre alt, als er getötet wurde. Er lebte und arbeitete seit Jahren in Deutschland, um seine Familie zu unterstützen. Er war rumänischer Roma und das einzige Kind seiner Eltern.

Mehrere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Seit Jahren verschiebt sich die gesellschaftliche Stimmung immer mehr nach rechts. Mediale Diskurse, politische Parteien und Bewegungen erweitern immer mehr die Räume für autoritäres und menschenverachtendes Denken und Handeln. Menschen werden aufgrund von unterstellten oder tatsächlichen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe gleiche Rechte oder gar gleich das Recht auf Leben aberkannt. In diesem Klima kommt es immer wieder zu rassistisch motivierten Gewalttaten, die meistens nicht weiter medial als solche erwähnt werden. Anders war es bei dem versuchten Massaker an Juden in Halle und nun bei dem Terroranschlag in Hanau. Der mediale Fokus liegt dabei jedoch auf der Person, die die Tat ausgeführt hat und ihren vermeintlich individuellen Tatmotiven und ihrer psychischen Konstitution.

Nur wenige Tage vor dem Anschlag waren zwölf Personen einer rechtsextremen Terrorgruppe festgenommen worden. Sie hatten offenbar geplant, mit Terroranschlägen auf Geflüchtete, Politiker_innen und muslimische Einrichtungen in zehn Bundesländern einen Bürgerkrieg zu provozieren. Das Aufdecken dieser Pläne hatte vergleichsweise wenig mediales Echo gefunden.

Nach dem Attentat in Hanau kam es an mehreren Orten zu Anschlägen auf Shisha-Bars und Schüssen vor dem Familienhaus eines DITIB-Generalsekretärs.

Quelle: Roma Antidiscrimination Network

Stand: 04.03.2020

„Keine Antwort“

Interview Die Sinti und Roma unter den Opfern kommen öffentlich kaum vor, sagt Joachim Brenner

Unter den Opfern in Hanau waren drei Roma, einer der Verletzten ist ein Sinto. Der Förderverein Roma e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main, dem Joachim Brenner angehört, hat sich seit Jahren unter anderem der Förderung der Begegnung zwischen Roma und Nicht-Roma verschrieben.

der Freitag: Herr Brenner, wie geht es den Menschen, die Ihr Verein betreut? Continue reading „Keine Antwort“

Attentate in Hanau: Fehlende Kultursensibilität bei Medien und Politikern

Neun Menschen wurden in Hanau bei dem rassistischen Attentat ermordet. Neun junge Menschen, deren Familien aus verschiedenen Herkunftsländern stammen: vier Kurden, ein Bulgare, eine Roma, ein Rumäne, ein Bosnier und ein Afghane. Die Medien und Politiker berichten und sprechen von Türken statt Kurden; Angela Merkel spricht dem Despoten Erdogan ihre Anteilnahme aus, die anderen ethnischen Zugehörigkeiten bleiben unerwähnt. Continue reading Attentate in Hanau: Fehlende Kultursensibilität bei Medien und Politikern

Kreuzritter der weißen Utopie

Am Sonntag, den 16. Februar, just in der Stunde, in der Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán seine Rede zur Lage der Nation 2020 hielt und in der er wieder einmal seiner antiziganistischen und antisemitischen Hetze freien Lauf ließ, hielt die rechte Partei „Unsere Heimat“ (Mi Hazank) im Dorf Sály in Ostungarn einen antiziganistisch-rassistischen Aufmarsch ab. Sie marschiert immer wieder überall im Lande gegen den „Zigeunerterror“ und für ein „weißes Ungarn“ auf… Continue reading Kreuzritter der weißen Utopie

Schulische Segregation von Roma-Kindern

Aussagen Orbáns zum Debrecener Segretationsurteil negieren den Rechtstaat und sind eine Bedrohung für die Demokratie in Ungarn…

Anlässlich der alljährlichen Pressekonferenz von Ministerpräsident Viktor Orbán am 9. Januar 2020 stellte Orbán offen ein Urteil des Debrecener Berufungsgerichts in Frage, welches den ungarischen Staat bereits im September 2019 zu Schadenersatzzahlungen für die rechtswidrige segregierte Beschulung von Roma-Kindern im ostungarischen Ort Gyöngyöspata verurteilt hatte. Continue reading Schulische Segregation von Roma-Kindern

Roma in Ungarn empört über Orbán-Äußerung

Wegen Ausgrenzung hat ein Gericht Schülern der größten ungarischen Minderheit im Ort Gyöngyöspata eine Entschädigungen zugesprochen. Eine Äußerung Orbáns dazu sorgt für Aufregung.

Entrüstung herrscht unter den ungarischen Roma wegen einer Äußerung des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Vertreter der größten ungarischen Minderheit werfen Orbán vor, ein Urteil diffamiert zu haben, wonach den Schülern aus dem Kreis der Volksgruppe im Ort Gyöngyöspata wegen Ausgrenzung Entschädigungen zustehen.

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Ungarn: Rassismus in der Grundschule

Ein ungarisches Gericht spricht Opfern von rassischter Diskriminierung Schadensersatz zu, doch der Staat weigert sich zu zahlen. Regierungschef Orbán droht deshalb eine Klage.

Recht gilt in Ungarn offenbar nicht gleichermaßen für alle. Zu diesem Schluss kommen 60 Roma, denen ein Gericht Schadenersatz wegen Segregation – also der Trennung von Roma und weißen Kindern in separaten Klassen – an ihrer Schule in Gyöngyöspata zugesprochen hatte. Die Richter im ostungarischen Debrecen hatten den Staat bereits im September 2019 dazu verdonnert, 100 Millionen Forint (knapp 300.000 Euro) Schadenersatz an die Schüler zu zahlen. Doch der mauert. Ministerpräsident Orbán hat gerade erst angekündigt, das Urteil ignorieren und das Geld nicht auszahlen zu wollen.

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