Transporter der Firma GA-tec abgefackelt

Berlin, 31. Oktober 2022
In den frühen Stunden des 31. Oktober haben wir einen Transporter der Firma GA-Tec brennen lassen. Dieses Unternehmen für Gebäude- und Anlagentechnik gehört zu 100% der Sodexo-Gruppe und betreibt selbst Knäste (in England und Chile) und ist ein großer Profiteur der Gefängnisindustrie. Der Transporter brannte im Stadtteil Lichtenberg aus, wo in letzter Zeit einige Autos verfeuert wurden. Nicht nur um dem Unternehmen einen Schaden zuzufügen, konnten wir aus einer inneren Motivation heraus nicht anders als einen solchen Angriff gegen unsere Unterdrücker zu unternehmen. Die Nachricht, dass der Gefährte Alfredo Cospito im sogenannten “41bis” Regime der Justiz des italienischen Staates gefoltert wird, lässt uns alles andere als Gleichgültig. Alfredo soll nicht nur mundtot gemacht werden, seine Existenz ist am Rande der Auslöschung. Wir vereinen uns mit seinem kämpferischen Vorstoß. Gemeinsam mit seinem Hungerstreik durchbrechen wir die totale Isolation. Wir rufen auch alle anderen Menschen dazu auf, jetzt sofort aktiv zu werden und die Reaktionszeit des anarchistischen internationalen Kampfes entschieden zu verkürzen. Um Alfredo Cospito dem Vernichtungsregime zu entreissen und nun in der koordinierten Offensive eine revolutionäre Kraft zu entfalten. Nicht im Knast oder im Isolationsregime zu leben, bedeutet eine große Verantwortung. Im Kampf in Verbindung mit Hungerstreiks können wir nicht warten, bis der Gefangene auch noch zum Durststreik übergehen muss. Durch Hungerstreiks ausgelöste militante Kamapagnen können eine substanzielle antikapitalistische Perspektive eröffnen. Metropolen werden sich in Jungle verwandeln, in denen die Infrastruktur der herrschenden Klasse rettungslos verloren wäre, würden sich ihre Lebewesen dazu entschließen. Knastprofiteure, Rüstungsfirmen, Polizeiausrüster, Baukonzerne – ihre Glasfassaden, Fahrzeuge und Datenleitungen drängeln sich in zunehmend verdichteten Centren in die Lebensräume unserer Klasse oder versuchen sich in eigenen Reservaten zu schützen. So wie unser GA-Tec/Sodexo Transporter in einer Hochhaussiedlung des Prekariats verschlungen wurde, soll es zum Alltag für die Logistik der Macht werden. Indem die sich verschärfenden Klassengegensätze und die militanten Kampagnen des anarchistischen Milieus eine gemeinsame Ebene entwickeln. Solidarität auch an Juan Sorroche und Ivan, die sich sofort dem Kampf Alfredos angeschlossen haben und sich ebenfalls im Hungerstreik befinden. Freiheit für sie und auch für Giannis Michailidis, Claudio Lavazza und Toby Shone. Sieg dem Kampf der Mapuche! Tod dem Staat, lang lebe die Anarchie! Autonome Zelle „Anna Maria Mantini“
Quelle: Kontrapolis (Tor)

Scheiben an Büro der Linkspartei eingeschlagen

Berlin, 31. Oktober 2022
Während in Wedding coole Kidz die Halloween Nacht nutzten um Flaschen und Eier auf widerliche Bullenmonster zu werfen, haben wir einen der Hintermänner staatlicher Gewalt besucht. Sebastian Schlüsselburg ist Abgeordneter für DIE Linke im Abgeordnetenhaus und Mitglied in den Ausschüssen für Verfassungs- und Rechtsangelegenheiten, Verbraucherschutz, sowie Verfassungsschutz und Wissenschaft/Forschung. Zudem ist er Mitglied des Richterwahlausschusses und im Gnadenausschuss. Mithin sitzt er an entscheidenden Stellen für eine Partei, die alles abnickt, was das Leben in Berlin schwer erträglich macht. Auf bezirklicher Ebene hat die Linkspartei die Rummelsburger Bucht völlig zerstört, Obdachlose geräumt und Bäume gefällt, um einem seelenlosen BKA Gebäude und anderen Investorenträumen Platz zu schaffen. Speziell Schlüsselburg gibt vor gegen den Ausbau der A100 zu sein, in der Realität ist es seine Partei, die im Abgeordnetenhaus den Bau der Autobahn bis in den Treptower Park mitträgt. Desweiteren verantwortet die Linkspartei die unzähligen faschistischen „Einzelfälle“ in der Berliner Polizei, deren Haushaltsplanung und Einsatzschwerpunkte sie mitbestimmen. Morde durch Bullen, Abschiebungen durch Bullen, Räumungen durch Bullen – unter allem steht die Unterschrift des Senats, an dem sich die Linkspartei für ein fürstliches Gehalt beteiligt. Parteien produzieren Krisen, um damit die Bevölkerung einzuschüchtern und dann Lösungen anzubieten, die immer den Gleichen nutzen und einer autoritären Formierung dienen. Mit seinem monatlichen Gehalt von ungefähr 10.000 Euro als Abgeordneter wird Schlüsselburg über die Auswirkungen der Inflation lachen. Er sitzt, wie seine KollegInnen, im Parlament im Trockenen während wir im Supermarkt auf jeden Euro achten – oder klauen. Nach den pseudo Hilfen zum Inflationsausgleich, können wir in naher Zukunft mit weiteren Sparmaßnahmen rechnen, dann auch wieder getragen von der Linkspartei. Das autoritäre Verhältnis von Politik zum Wahlvolk wird u.a. in der Position des Kultursenators Lederer (Die Linke) zu den Aktionen der Klimabewegung deutlich. Das eine Frau in Untersuchungshaft gelandet ist, weil sie in der Alten Nationalgalerie ein Gemälde mit Kunstblut beworfen haben soll, begrüßt der linke Senator. Gegen die Auswirkungen der Inflation gibt es ein Mittel. Pfändung des Reichtums der Verantwortlichen zugunsten einer gerechten Umverteilung von Oben nach Unten. Parteien, die sich mit den Einnahmen unserer Steuern finanzieren, brauchen wir nicht. In der Nacht zum 1. November haben wir alle zwölf Scheiben des Büros von Schlüsselburg in Fennpfuhl eingeschlagen. Funny Halloween Breaking Rats
Quelle: Kontrapolis (Tor)

Der Feind steht rechts?

Ein Kommentar zur aktuellen Serie von Angriffen auf Grünenbüros in der BRD

Eine Serie von Angriffen auf Büros der Regierungspartei die GRÜNEN schwappt dieser Tage durch die Bundesrepublik Deutschland. Mal werden die Scheiben eingeworfen, mal wird die Fassade mit Farbe verunstaltet, mal gibt es Communiqués, mal werden politische Parolen hinterlassen, mal nicht. Was all diese Angriffe gemeinsam haben: Sie sind ein Angriff auf eine Partei, die in den letzten Monaten Rüstungsausgaben erhöht, Waffen exportiert, Kriege unterstützt, aber durch ihre Politik auch eine weitere Verarmung der Menschen, die fortgesetzte Vergiftung und Zerstörung der Umwelt in der die Menschen leben durch v.a. Windkraftanlagen, den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken und Kohlekraftwerken, den Bau von Flüssiggasterminals, usw., usw., beschlossen hat und all das noch mit dem überheblichen Grinsen wohlstandsgenährter Bessermenschen und einhergehend mit den typisch-herablassenden Ratschlägen völlig realitätsentfremdeter Politiker*innen hinsichtlich des Dusch-, Heiz- und Stromverbrauchsverhaltens der Menschen. Ganz nebenbei wurden von GRÜNEN-Politikern zudem fleißig Verträge über neue koloniale Energieprojekte abgeschlossen, die europäischen Grenzen weiter verstärkt und deren mörderische Praktiken aufrechterhalten, sowie Militarisierungsbestrebungen im Inland durchgewunken. GRÜNE Politik erweist sich wieder einmal (und wen überrascht das eigentlich wirklich), als in ihren Auswirkungen dramatischer als selbst die konservativste Politik der letzten Jahre und angesichts eines noch immer vorherrschenden Fokus antifaschistischer Interventionen gegen die rechtspopulistische, aber politisch wenig einflussreiche AfD – während die gleiche “antifaschistische” Bündnispolitik noch immer Organisationen der GRÜNEN und ihrer Jugendorganisationen weitestgehend unhinterfragt zu ihren Bündnispartner*innen zählt –, muss man sich als “Antifa” dieser Ausprägung ganz gewiss zurecht die Frage gefallen lassen, ob man nicht eigentlich vielmehr ein para-staatliches Bollwerk nach dem Vorbild diverser kommunistischer, wie faschistischer Schlägertrupps der späten 20er Jahre wäre, auch wenn diese Frage in aller Regel von jenen gestellt werden zu scheint, die sich eigentlich nur einen Staat in politisch leicht divergierender Ausprägung wünschen.

Aber natürlich ist die “Antifa” der Parteijugenden und ihrer etwas hipper wirkenden parteilosen Verbündeten gewiss die letzte Kraft, auf die man hinsichtlich des Kampfes gegen ökofaschistische Bestrebungen zählen sollte und offensichtlich gibt es ja eine ganze Reihe von Menschen, die erkannt haben zu scheinen – oder besser noch: denen diese Tatsache schon immer oder wenigstens schon seit langem klar war –, dass die GRÜNEN ihrer Natur gemäß Feind jeder Bewegung nach Freiheit sind und als solche sowohl angegriffen werden können, wie auch angegriffen werden müssen, will man nicht tatenlos dabei zusehen, wie dieses Politiker*innenpack versucht sämtliche Aufbrüche in Richtung Freiheit zu rekuperieren und damit unschädlich zu machen. Und so kommt es auch, dass es in den vergangenen Monaten zahlreiche Angriffe gegen Parteibüros der GRÜNEN gegeben hat, zu denen sich von anarchistischer Seite oder sogar selbst von linker Seite, jener linken Seite, die vielleicht noch nicht gänzlich ihr Hirn an der Wahlurne abgegeben hat, bekannt wurde.

Ob in Berlin (https://sozialerzorn.noblogs.org/post/2022/10/06/b-ihr-seid-die-krise-parteibuero-der-gruenen-eingeworfen/), Leipzig (https://sozialerzorn.noblogs.org/post/2022/08/17/scheiben-an-gruenen-buero-eingeschlagen/) oder anderswo haben sich Menschen dazu entschlossen, ihre Gründe für den Angriff auf die GRÜNEN kund zu tun. Und siehe da: diese Menschen streben nach Freiheit – und damit meinen sie nicht die kleinkarrierte bürgerliche Vorstellung von einer “Freiheit” der Parteien, des Kapitals und des Staates die Menschen zu schröpfen. Auch auf das Grünen Büro in Harburg hat es einen Angriff gegeben, der seine Gründe anhand von Parolen offen legte: “How Dare You”, “Stopp Kohle”, “Lützi” und ein gelbes X prangten am Abend des 19. Oktobers 2022 am Parteibüro der GRÜNEN in Harburg. Eine klare Botschaft, die zwar ein wenig bittstellerisch daherzukommen scheint, aber nichtsdestotrotz eindeutig bleibt. Und dann gibt es da noch eine Reihe von Angriffen, deren Botschaft zwar unmissverständlich bleibt, deren Gründe jedoch von den Angrifer*innen niemals kund getan wurden. In München beispielsweise wurden im Juli und Oktober die Scheiben eines GRÜNEN Büros im Stadtteil Schwabing-West von Unbekannten zweimal mit Steinen eingeworfen. Keine Botschaft. Kein Communiqué. Keine Festnahmen. Aber was gibt es dazu auch zu erklären? Und es gibt gewiss keinen Anlass dazu zu spekulieren, wer hinter dieser Tat stecken könnte und ob dessen Motive vielleicht “unrein” gewesen sein könnten. Anders sieht es vielleicht – sofern dies nicht eine Konstruktion der, wie manch verwirrter Geist so treffend sagt(e) “Lügenpresse” ist – im Falle des in-Brand-Setzens einer Sitzbank vor dem Büro der GRÜNEN Familienministerin Paus in Berlin-Charlottenburg aus. Augenscheinlich im Erdgeschoss eines Wohngebäudes gelegen und offenbar während ein*e Mitarbeiter*in in dem Büro zugegen war, spricht dieser Angriff keine sonderlich freiheitliche Sprache, sondern vielmehr die einer militaristischen Logik, in der bereitwillig Kollateralschäden in Kauf genommen werden, selbst für die geringfügigsten Schläge gegen den politischen Feind. Dass zudem in unmittelbarer Nähe zum Ort des Geschehens der Schriftzug NSU prangte, mag da auch den letzten Verdacht zerstreuen, dass hier Menschen am Werk gewesen hätten sein können, denen die Freiheit ein Anliegen sein könnte.

Doch die offensichtliche Tatsache, dass es selbstverständlich auch Feinde der GRÜNEN innerhalb des politischen Parteienspektrums und darüber hinaus im Spektrum der Macht gibt, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass just in diesem Moment etwas ganz anderes im Gange sein könnte: Nämlich eine Welle an Angriffen auf die GRÜNEN, die vom Verlangen nach Freiheit genährt wird. Ein Verlangen, auf das weder Linke, noch Anarchist*innen ein Monopol besitzen und das gerade dann gefährlich wird, wenn es sich unter den Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen der Gesellschaft ausbreitet und diese zum Angriff auf jene treibt, die sie unterdrücken.

Das wissen die GRÜNEN und ihre Adjutanten bei der “Lügenpresse” natürlich genauso. Und möglicherweise ist eben dies der Grund, warum sie in Reaktion auf die hoffentlich gerade erst beginnende Serie von Angriffen gegen sie entschieden haben, diese als “von Rechts” kommend zu framen, als “demokratiefeindlich” (was sie gewiss sind, aber ist nicht die Feindschaft gegen die Demokratie zuallererst ein Indiz für ein Streben nach Freiheit?) und folglich als ihrem Wesen nach “autoritär” oder gar “faschistisch”. Vielleicht überschätzt man die GRÜNEN damit ja auch und eigentlich sind sie wirklich so dumm, wie sie vorgeben, wenn sie etwa in Reaktion auf oben genannten Angriff auf ihr Büro in Harburg sagen: “Wir haben uns natürlich aufgeregt. Ich vermute aber, dass das nicht von links kommt.” Ich denke es wäre ein Fehler, hier nur Dummheit anzunehmen. Nein, was die GRÜNEN hier versuchen, ist mithilfe von Verwirrung über die Frage irgendwelcher ohnehin hohler politischer Identitäten ihrer Feind*innen auch die Welle an Angriffen gegen sie abzuschwächen. Es ist nachvollziehbar, dass man als nach Freiheit strebende*r Angrifer*in nicht mit autoritären Kräften verwechselt werden möchte. Nichtsdestotrotz sollten wir uns davor hüten, es der Presse und den GRÜNEN oder allgemein unseren Feinden zu überlassen zu beurteilen, wo diese Verwechslung vorliegen könnte. Indem die GRÜNEN in Harburg etwa versuchen, den Angriff auf sie als eine False-Flag-Aktion von Rechts darzustellen, versuchen sie natürlich, sich als eigentlich legitimen Bündnispartner einer radikal linken Politik zu inszenieren. Und auch wenn hier bereits eine gehörige Verwirrung unter radikalen Linken, die tatsächlich derlei Bündnisse eingehen, zu herrschen scheint, bzw. je nach begrifflicher Fassung genau diese Art von Verwirrung ein Kernproblem dessen ist, was die radikale Linke ausmacht und von der es sich aus Sicht von Antiautoritären dann auch abzugrenzen gilt, wäre ein Erfolg mit dieser Strategie fatal. Denn ein Bündnis mit den GRÜNEN ist heute vielleicht mehr als jemals zuvor der totale Verrat an jeder subversiven Idee.

Die einzig passende Antwort auf derlei Bestrebungen seitens der GRÜNEN ist dabei erfreulicherweise mit jeder Menge Spaß verbunden: Sorgen wir dafür, dass die Angriffe gegen die Grünen nicht abreißen. Sorgen wir dafür, dass wir mit unseren Taten eine klare Sprache sprechen, die sich immer und überall gegen alle Autoritäten richtet und jeder militaristischen Logik entflieht. Und vielleicht am wichtigsten: Lassen wir uns nicht auf die Logik des Spektakels ein. Lassen wir uns nicht von den Lügen der Presse einlullen, sondern lasst uns ein eigenes Verständnis von der Welt in der wir leben entwickeln. Lasst uns sämtliche Rechts-Links-Frontenbildung über den Haufen werfen und stattdessen in Worten und Taten nach jenen Verbündeten suchen, mit denen wir die gleiche Sprache der Freiheit sprechen und die gleiche Vorstellung davon, sowie des Kampfes um sie teilen. Denn ein Angriff auf die GRÜNEN, ebenso wie jeder Angriff auf die Herrschaft bleibt zunächst einmal genau das; und nur weil die Macht versucht, Narrative zu entwickeln, die durch eine Rechts-Links-Einteilung von für sich sprechenden Taten die Kontrolle über solche Angriffe wahren sollen, sollten wir nicht den Fehler machen, diesem billigen Versuch der Aufstandsbekämpfung auf den Leim zu gehen.

Auf dass die Grünen in der Welle an Hass auf ihre mörderische, koloniale und sozialchauvinistische Politik der Umweltzerstörung, der Grenzen und des Krieges ertrinken mögen und nicht nur sie, sondern mit ihnen auch all die Technokraten, die Faschisten, die Demokraten, die Leninisten und wie sie noch alle heißen!

La Nemesi: eine neue Webseite zur Unterstützung von Angriffspraktiken und internationaler revolutionärer Solidarität

La Nemesi: eine neue Website zur Unterstützung von Angriffspraktiken und internationaler revolutionärer Solidarität

La Nemesi“ ist eine von Anarchisten betriebene Website, die sich der Veröffentlichung von Texten über den Kampf gegen den Staat, das Kapital und alle Autoritäten widmet. Mit der Eröffnung dieser Website wollen wir über die Merkmale der sogenannten Gegeninformation hinausgehen und den Texten und Beiträgen mehr Raum geben, die in den Gegeninformationsräumen, die die virtuelle Welt bevölkern und die in der, durch die Telekommunikationsmittel erzeugten Unklarheit, häufig untergehen.

„La Nemesi“ wurde also mit dem Ziel gegründet, Bekennerschreiben oder Info-Texte über Aktionen und Sabotagen sowie Artikel, Berichte und Korrespondenzen über Aufstände und Rebellionen in der ganzen Welt zu veröffentlichen und zu verbreiten. Es ist eine Art “Bulletin” des anarchistischen revolutionären Kampfes und ganz allgemein des sozialen Krieges, den die Unterdrückten führen.

Ebenso viel Raum wird der Veröffentlichung von Bekennerschreiben und Dokumenten von in staatlichen Gefängnissen inhaftierten Anarchisten gewidmet, sowie aktuellen Informationen über die Gefängnissituation von Gefährten, Mobilisierungen und Soli-Veranstaltungen, vergangene, gegenwärtige und zukünftige anti-anarchistische Repressionsmaßnahmen und allgemein die Repression gegen die Bewegung.

Darüber hinaus werden redaktionelle Nachrichten (kürzlich erschienene Zeitungen, Zeitschriften, Blätter, Bulletins, Bücher, Broschüren usw.) und gelegentliche Artikel oder Textauszüge aus mehr oder weniger aktuellen Veröffentlichungen aufgenommen. Im Gegensatz zu diesen anderen Artikeln werden letzteren Beiträge vom guten oder schlechten Geschmack derjenigen diktiert, die die Website verwalten.

Ein weiterer Teil von „La Nemesi“ wird aus einem als Archiv geöffneten Bereich bestehen, der Artikeln und Texten gewidmet ist, die von Aktionen berichten, die von Anarchisten in Italien von den 1950er Jahren bis heute durchgeführt wurden. Die geografische und zeitliche Abgrenzung dient nicht nur dazu, der Aufgabe eine Grenze zu setzen, die andernfalls, wenn sie ins Unendliche ausgedehnt würde, ausgesprochen gigantisch wäre, sondern vor allem, weil wir es für notwendig hielten, einen zugänglichen Raum zu haben, in dem unzählige Texte gesammelt werden können, die sich mit dem befassen, was in diesen Jahrzehnten speziell in Italien geschehen ist. Wir freuen uns über Korrekturen, Klarstellungen, Informationen und neue Texte, die in diesen Bereich aufgenommen werden sollen.

Abschließend möchten wir klarstellen, dass diese Website nicht den Anspruch erhebt, irgendjemanden zu vertreten, zu vereinheitlichen oder ein Sprachrohr zu sein. Es handelt sich nicht um die Arbeit eines Kollektivs, einer Gruppe oder eines bestimmten “Milieus”: Sie wird von einigen wenigen Individuen betrieben, die es ganz einfach für notwendig hielten, den Umfang und die Möglichkeiten der Agitation und Propaganda anarchistischer Ideen zu erweitern.

Unser Kampf ist in gewisser Weise “eine Nemesis” gegen ein Schicksal, das die Macht gerne als unausweichlich definieren würde. Es geht nicht um eine Umverteilung der Gerechtigkeit oder einen Ausgleich der Verantwortlichkeiten, sondern um eine Wut, die in ihrem Übermaß eine einfache Wahrheit bekräftigt: die Zukunft, die Freude, das Leben, das wir uns gegen alle Widrigkeiten, Ausbeutung und Unterdrückung erkämpfen und zu eigen machen.

Mit diesem Bewusstsein im Herzen unterstützen wir die Praxis des Angriffs und der internationalen revolutionären Solidarität mit allen inhaftierten Anarchisten und Revolutionären. Wir kämpfen bis zur totalen Befreiung für die Zerstörung dieser Gesellschaftsordnung und aller Autoritäten.

September 2022

Website: https://lanemesi.noblogs.org/
E-mail: [email protected]

kopiert von https://lanemesi.noblogs.org/post/2022/09/24/la-nemesi-eine-neue-website-zur-unterstutzung-von-angriffspraktiken-und-internationaler-revolutionarer-solidaritat/

Verhindern wir den Mord an Alfredo Cospito, der seit dem 20. Oktober im Hungerstreik ist.

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Verhindern wir den Mord an Alfredo Cospito, der seit dem 20. Oktober im Hungerstreik ist.

Aufruf zur internationalen Mobilisierung

Am 20. Oktober versuchte der Anarchist Alfredo Cospito während einer Anhörung vor dem Überwachungsgericht in Sassari eine ausführliche Prozesserklärung zu verlesen, in der er ankündigte, dass er gegen das 41bis-Haftregime, dem er unterworfen ist und gegen die lebenslange Haftstrafe, in den Hungerstreik getreten sei. Ein Kampf, den Alfredo bis zu seinem eigenen Tod nicht zu unterbrechen gedenkt. Der Gefährte, der seit dem 5. Mai auf der Grundlage eines von der damaligen Justizministerin Marta Cartabia unterzeichneten Dekrets im 41bis inhaftiert ist, befindet sich derzeit im Gefängnis von Bancali auf Sardinien.

Er ist ein Anarchist, der immer an vorderster Front gekämpft hat und nie bereit war, Kompromisse einzugehen oder aufzugeben. Er ist ein Gefährte, der seit Ende der 1980er Jahre kämpft, einer Zeit, in der er als „Totalverweigerer“ (wegen der Verweigerung des Wehrdienstes) inhaftiert war. Er hat sich zu den Knieschüssen gegen den Ansaldo Nucleare CEO Roberto Adinolfi, nach seiner Verhaftung im Jahr 2012 und im Zuge des darauf folgenden Prozesses, bekannt. Die Aktion wurde vom „Olga Kern/Informelle Anarchistische Föderation – Internationale Revolutionäre Front“ am 7. Mai desselben Jahres in Genua verübt.

Alfredo hat sich stets für die Verteidigung der von Repression betroffenen Gefährten in allen Teilen der Welt eingesetzt. Sein Kampf betrifft objektiv alle Gefangene, unter denen wir besonders an die drei Militante der „Roten Brigaden für den Aufbau der Kämpfenden Kommunistischen Partei“ (BR-PCC) erinnern, die seit über 17 Jahren in 41bis eingesperrt sind (Nadia Lioce, Roberto Morandi, Marco Mezzasalma). Im Jahr 2009 nahm sich die Genossin Diana Blefari aus der gleichen Organisation das Leben, nachdem sie diesem harten Gefängnisregime unterzogen wurde.

Alfredo war zehn Jahre lang ununterbrochen inhaftiert, bis zu seiner Verlegung in die Abteilung 41bis im Hochsicherheitstrakt. Im Jahr 2016 war er bei der „Operation Scripta Manent“ mitbeschuldigt und wurde wegen subversiver Vereinigung zu terroristischen Zwecken und mehrerer Sprengstoffanschläge angeklagt. Nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs im Juli dieses Jahres wurde die selbige Verurteilung von Alfredo und Anna Beniamino als „politischer Massenmord“ neu eingestuft, wobei die einzige dafür vorhergesehene Strafe lebenslange Haft ist. Der italienische Staat, der schon immer faschistische Massenmörder geschützt hat, will nun zwei Anarchisten wegen eines Anschlags, bei dem es weder Tote noch Verletzte gab, wegen Massenmords verurteilen.

Alfredo trägt seit Jahren mit Texten, redaktionellen Projekten und Vorschlägen zur internationalen anarchistischen Debatte bei. Aus diesem Grund wurde er wiederholt der Zensur unterworfen und mit einem Verbot der Kommunikation mit der Außenwelt sanktioniert. Er wurde wegen der Veröffentlichung des revolutionären anarchistischen Blattes „KNO3“ und der letzten Ausgabe von „Croce Nera Anarchica“ verurteilt und derzeit wird gegen ihn wegen der Veröffentlichung der anarchistischen Zeitung „Vetriolo“ ermittelt. Nach diesen Maßnahmen wurde Alfredo im Mai in das 41bis verlegt und anschließend vom Gefängnis in Terni in das Gefängnis Bancali in Sassari gebracht. Auf diese Weise wird er von jedem Kontakt mit der Außenwelt ferngehalten.

Das 41bis dient dazu, den Gefangenen vollständig von der Außenwelt zu isolieren. Die Maßnahme wird für vier Jahre verhängt, aber der einzige Ausweg besteht darin, Buße zu tun und mit den Repressionskräften zusammenzuarbeiten. Mit anderen Worten: 41bis ist Folter, da es darauf abzielt, Leiden hervorzurufen, um Geständnisse oder Aussagen zu erzwingen.

Dieses Haftregime sieht einen einstündigen Besuch pro Monat mit einer Glaswand vor, unter elektronischer Überwachung und mit Audio- und Videoaufzeichnung. Nur wenn die Familienangehörigen keine Möglichkeit haben, zum Besuch zu kommen, besteht als Alternative zum Gefängnisbesuch die Möglichkeit eines monatlichen 10-minütigen Telefonats, für das sich die Familienangehörigen des Gefangenen jedoch auf eine Polizeistation oder in ein Gefängnis begeben müssen. Darüber hinaus gibt es nur eine Stunde Luft- und eine Stunde Sozialzeit (Luftzeit heißt in diesem Sinne in einem unüberdachten zellengroßen Zementblock im Kreis laufen zu dürfen – Anm.d.Ü.) innerhalb der Sektion, die in Gruppen von mindestens zwei und höchstens vier Gefangenen stattfinden: Die Gruppeneinteilung wird direkt von den Büros der Bürokraten in Rom beschlossen und dauert mehrere Monate.

Das 41bis ist ein Vernichtungsgefängnis, da es darauf abzielt, durch die Technik des sensorischen Entzugs körperliche und geistige Schäden zu verursachen; sie ist ein politisches und soziales Todesurteil, das darauf abzielt, jeden Kontakt zur Außenwelt abzubrechen. Die für Alfredo vorgesehene Behandlung erinnert an die von Benito Mussolinis zugeschriebenen Worte über Gramsci: Dieses Gehirn muss zwanzig Jahre lang am Funktionieren gehindert werden.

Ein Beispiel für das schwarze Loch, in dem man landet, wenn man das 41bis betritt, ist das, was am 20. Oktober während der Anhörung vor dem Überwachungsgericht in Sassari geschah. Bei dieser Anhörung wurden die solidarischen Menschen am Betreten des Gerichtssaals gehindert, der Gefährte wurde per Videokonferenz aus dem Gefängnis zugeschaltet, wie es die 41bis-Regeln vorsehen, und als er versuchte, seine Erklärung zu verlesen, wurde seine Stimme durch Drücken des Stummschalt-Knopfes abgeschnitten. Die Erklärung wurde von den Richtern unter Verschluss gestellt; falls die Anwälte sie verbreiten sollten, riskieren sie eine schwere Haftstrafe.

Die Geschichte des Gefährten Alfredo Cospito ist mit einem zunehmend düsteren, repressiven Klima im Lande verwoben. Auch außerhalb der anarchistischen Bewegung beobachten wir eine zunehmend repressive Unterdrückung von Arbeitern, Studenten und sozialen Bewegungen. Der auffälligste Fall: In diesem Sommer leitete die Staatsanwaltschaft von Piacenza ein Ermittlungsverfahren gegen Gewerkschafter/Syndikalisten ein und beschuldigte sie der „Erpressung“, weil sie durch einen „radikalen“ Kampf (Streikposten und Straßenblockaden) Lohnerhöhungen von den Bossen forderten.

Wir wollen, dass auch im Ausland verstanden wird, dass der repressive Kurs, den der italienische Staat einschlägt, jeden persönlich betrifft, da ein Präzedenzfall dieser Größenordnung im Herzen Europas der Vorbote weiterer repressiver Sprünge auch in anderen Breitengraden sein könnte. All dies geschieht, während sich die sozialen Krisen und die internationalen militärischen Krisen von Tag zu Tag verschärfen. Wir wissen, dass dies die idealen Bedingungen für autoritäres Handeln von Regierungen sind. Wir haben ein paar Wochen Zeit, um das Leben von Alfredo Cospito zu retten, seine Ermordung zu verhindern, aber vor allem, um ein Zeichen des Gegenangriffs auf die Geschehnisse zu setzen. Wir machen den Staat für das Leben und die Gesundheit unserer Gefährten verantwortlich. Lasst uns weltweit mobilisieren, lasst uns Druck auf den italienischen Staat ausüben, damit Alfredo aus dem 41bis rauskommt.

Gefährten und Gefährtinnen
25. Oktober 2022

Rote Zora: Anschlag gegen das Max-Planck-Institut in Köln (1985)

Den Hunger beseitigen – das behaupten sie alle, die Politiker, die Wissenschaftler, die Chemiefirmen – doch es wird immer perfekter organisiert. Der Hunger – die beste Waffe der Metropolen gegen die „3. Welt“. Eine neue Dimension, die Macht über die Nahrungsmittel und ihre Produktion zu erlangen, bietet die Gentechnologie. Das Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln-Vogelsang… Continue reading Rote Zora: Anschlag gegen das Max-Planck-Institut in Köln (1985)

Erneute Razzien gegen Anarchist*innen in München!

Am Donnerstag, den 27. Oktober 2022 razzten die Münchner Bullen wie bereits erwartet erneut zwei Wohnungen. Wieder richteten sich die Razzien gegen Anarchist*innen. Einem von ihnen wird vorgeworfen Mitglied in der bereits bekannten Vereinigung zu sein, die die Bullen rund um das laufende §129-Verfahren gegen Münchner Anarchist*innen konstruieren. Wieder beschlagnahmten die Bullen alles anarchistische und in ihren Augen anarchistisch aussehende Papier. Zum Kontext gibt es dezeit nicht mehr zu sagen als im bereits am Vortag veröffentlichten Text steht (siehe https://de.indymedia.org/node/234473), in dem diese erneute Razzia ja bereits ankündigt wurde. Über weitere Entwicklungen halten wir euch auf dem Laufenden.

Wie immer gilt natürlich auch weiterhin: Keine Spekulationen.

ACAB

 

Neueste Entwicklungen und Hintergründe rund um das 129er Verfahren in München oder: Die Verfolgung von Anarchist*innen und Kippenstummeln im bajuwarisch-christlichen Königreich

Der folgende Text soll einige Hintergründe zu dem laufenden 129er Verfahren in München geben und über neueste Entwicklungen informieren als auch eine generelle Einschätzung zu dem ganzen Komplex liefern. Das Verfahren wurde am 26.04.22 bekannt, als koordinierte Hausdurchsuchungen in vier Wohnungen, der anarchistischen Bibliothek Frevel und einer Druckerei stattfanden. Mehr dazu hier: https://de.indymedia.org/node/188585

Bevor wir chronologisch den uns bekannten Ablauf der stattgefundenen Ermittlungen erläutern, erklären wir hier nochmal die Tatvorwürfe: Das 129er Verfahren wegen krimineller Vereinigung einschließlich dem Vorwurf 15 Straftaten begangen zu haben, die entweder Aufruf zu Straftaten, Billigung von Straftaten oder Bedrohung oder beides lauten, bezieht sich auf den Vorwurf die von Mai 2019 bis September 2021 erschienene anarchistische Zeitung Zündlumpen herausgegeben, verfasst, gedruckt und verbreitet zu haben. Kurz: Die Beschuldigten sollen angeblich die Zündlumpen-Redaktion sein, welche wiederum eine Kriminelle Vereinigung sein soll.

Wie fing alles an?
Dem Zündlumpen wurde die unermessliche Ehre zu Teil, seine erste Anzeige vom bajuwarisch-christlichen Vizekönig zugeteilt zu bekommen und zwar von Dr. Joachim Hermann persönlich. Zur Erläuterung: Seit Anbeginn der Zeitrechnung ist der stramme CSU-Mann Joachim Oberbefehlshaber seiner noch strammeren Exekutive, denn Joachim ist bayrischer Innenminister. Joachim wacht über die nicht für ihre Milde bekannte bayrische Polizei, über die bayrischen Grenzen und den bayrischen Verfassungsschutz. Bei Joachim ist klar, wenn es um Grenzen geht, dann will er sie dicht, wenn es um Flüchtlinge geht, dann will er sie nicht, wenn es um Polizisten geht, dann will er Zehntausende neue, wenn es um „Sicherheit“ geht, dann will Joachim Milliarden Euros investieren, wenn Joachim über einen Schwarzen redet, dann nennt er ihn „einen wunderbaren Neger“ und wenn es um Linksextremismus geht, dann sieht Joachim Jahr für Jahr bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes eine „wachsende Gefahr“. Joachim selbst war es also, die majestätische Hoheit der grünen Armada, der sich plötzlich vom Zündlumpen bedroht fühlte. Als der Zündlumpen mit Bezug auf einige von Joachim über den gefährlichen Zündlumpen getätigten Aussagen grob umrissen meinte, dass man ja historisch und rein theoretisch auf Seite der Königsmörder etc. stehe würde, stellte Joachim Hermann, angeblich wohnhaft im Innenministerium, höchstpersönlich eine Anzeige wegen Bedrohung.

Dass die Repressionsbehörden in Bayern nerven und Anhänger der alten Schule sind, weiß jeder, selbst Dr. Joachims rappender Sohn Jakob alias Jaggy Jackpot: „Viele Jobs, viele Cops, das ist Bayern, Diggah. / Das heißt, ich halt das Ott an meinen Eiern, Diggah.“ Der Zündlumpen hat sich also der Majestätsbeleidigung schuldig gemacht, diesmal in Form von Bedrohung – der Beginn einer groß angelegten Ermittlung, deren politische Motivation mit diesem Auftakt nicht deutlicher und symbolischer sein könnte.
 
Erste Ermittlungen
Nach dieser ersten Anzeige sammelte der Zündlumpen aber weiterhin fleißig Anzeigen: Spätestens nachdem sich ab März 2020 alles nur noch um Corona drehte und der Zündlumpen empfahl, doch am besten im Falle einer Coronainfektion Polizisten anzuspucken, ging ein Beben durch die Socialmedia-Netzwerke der Cops. In Erfurt, Lüneburg und Köln wurden Anzeigen wegen Aufforderung zu Straftaten gestellt und die jeweiligen Staatsanwaltschaften leiteten diese nach München weiter. Etwa zur gleichen Zeit tauchten in München auch Plakate auf, deren Vorlagen im Zündlumpen erschienen waren und dass diese geklebt wurden, entging der Polizei ebenfalls nicht. Einigen hörigen Bürger*innen geriet auch hin und wieder ein Zündlumpen in die Hand oder in den Briefkasten, was diese derart provozierte, dass sie unverzüglich die 110 wählten. Mit der Zeit stapelten sich also die Anzeigen bezüglich des Zündlumpens auf dem Tisch der zuständigen Kriminalpolizisten für Linksextremismus (Staatsschutz).

Erste Schritte der Ermittlungen waren folgende: Die Urheber der Internetadresse des Zündlumpen-Blogs auf noblogs versuchen zu identifizieren. Keine Ergebnisse. Dann versuchte das LKA das Druckbild der erbeuteten Zündlumpen-Ausgaben zu analysieren: Diese wurden anscheinend mit einem Tintenstrahldrucker gedruckt. Dann wurden die gefundenen Zündlumpen-Ausgaben auf DNA hin untersucht, was wiederum keine Ergebnisse brachte.

Ein weiterer Schritt war es dann eine Anzeige gegen den Zündlumpen wegen Anleitung zu Straftaten zu stellen, da dieser in einer folgenden Ausgabe (während der damaligen Ausgangssperre) erklärte, wie man Straßenlaternen ausknipst. Diese Erklärung brachte der Münchner Staatsschutz dann in Zusammenhang mit einigen durchgeknipsten Kabeln an Internet-und Telefonkästen in München. Da Stromkabel durchgeschnitten wurden, welche danach offen lagen, wurde wegen einer staatsgefährdenden Sabotage ermittelt. Zu eben diesen am 31.12.2021 in der Folge unterbrochenen Internet- und Telefonleitungen ermittelte die Polizei ein bisschen herum und kamen zu keinen Ergebnissen. Anscheinend konnten die Cops keinerlei Spuren von den Telefonkästen nehmen, da angesichts der offenen Leitungen immer zuerst ein*e Telekom-Mitarbeiter*in kommen musste, um den Kasten zu reparieren. Die angewandten Ermittlungsstrategien der Cops wie beispielsweise Abfragen bei überregionalen Polizeistellen, ob ähnliches schon mal vorgefallen war, sowie das Aushängen von Zeugenaufrufen oder das Analysieren von möglichen Bewegungsrouten der Täter*innen lieferten keinerlei Indizien. Der Staatsschutz befand sich bezüglich dieser Sache im regen Kontakt mit der Telecom-Security und wollte diesbezüglich dazu anregen, ob es nicht möglich wäre ein Alarmsystem bei Störungen einzuführen, welches unverzüglich die Polizei informieren würde, was die Telecom-Security allerdings ablehnte, da es laut diesen zu allzu vielen Störungen kommen würde.

Zu diesem Zeitpunkt wurden also bereits mehrere Anzeigen und Ermittlungen gegen den Zündlumpen geführt, welche alle zu keinerlei Ergebnis führten. Es wurde die Einstellung der Ermittlungen erwogen… doch dann funkte der Verfassungsschutz dazwischen…
 
Tada!
… und dann liefen die Ermittlungen „plötzlich“ gegen drei Beschuldigte, die die Polizei nach einem Intermezzo mit dem Verfassungsschutz aus dem Hut zauberte. Dass diese Weitergabe von Informationen offensichtlich sehr „ungeregelt“ und „intransparent“ abgelaufen sein dürfte, ist nicht verwunderlich (dass gerade der bayrische VS relativ „intransparent“ arbeitet, ist spätestens seit dem NSU-Komplex kein Geheimnis mehr). Drei Personen sind übrigens die Mindestanzahl um rechtlich eine kriminelle Vereinigung darstellen zu können. Während der Verfassungsschutz einige Analysen von Ideologie (aufständischer Anarchismus), Radikalität und Gewaltnähe sowie Sprache (das Wort Bulle wir so und so oft benutzt) des Zündlumpens nachlieferte, ermittelte der Staatsschutz nun gegen drei Personen wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Der Verfassungsschutz lieferte einige Hintergrundinfos zu den drei Beschuldigten und stellte die Thesen auf, dass diese alle Anarchist*innen seien und dass sie alle Verbindungen zu der Bibliothek Frevel haben sollen (die ohnehin ein ganz gefährlicher und verbrecherischer Ort sei). Zudem wird ersichtlich, dass der VS ein festes Umfeld der Bibliothek Frevel konstruiert, welches ebenso im Fokus von Überwachungsmaßnahmen stand. In diesem Kontext erwähnt der VS ebenso eine Reihe von in München verübten unaufgeklärten Straftaten und Brandstiftungen.

Doch was werfen die Polizisten den jeweiligen Beschuldigten vor bzw. wie sind sie ins Visier der Cops geraten?

„Person 1“ der Ermittlungen wird vorgeworfen, dass er einen Raum angemietet haben soll, in dem angeblich der Zündlumpen produziert worden sein soll (eine sogenannte Ermittlungshypothese, d.h.: eine bloße Vermutung ohne Indizien). Außerdem soll Person 1 polizeibekannt und ein Anarchist sein und zudem andere Anarchist:innen kennen. Von der Existenz dieser Druckerei soll die Polizei durch einen zufälligen Anruf erfahren haben, in Folge dessen Streifenpolizisten wegen Lärmbeschwerde in der Örtlichkeit vorbei fuhren… und andere Polizisten durch eine ein paar Tage später stattgefundene Personenkontrolle herausgefunden haben sollen, dass dort anarchistische Sachen gedruckt werden. Zudem soll ein anderer Polizist Person 1 einmal zufällig im Kontext einer anderen Herumschnüffelei in dem betreffenden Haus gesehen haben, ihn erkannt haben und sich dann beim Vermieter über das Mietverhältnis erkundigt haben.

„Person 2“ wird vorgeworfen, dass er Informatik studiert haben soll, was ein Indiz darauf sein soll, dass er die fachlichen Fähigkeiten besitzen soll, einen Noblogs-Blog zu betreiben, welcher die Informatiker des LKAs vor unüberwindliche Hürden der Entanonymisierung stellte. Zudem soll Person 2 zwei mal Plakate geklebt haben, welche inhaltlich ähnliche Sachen thematisiert haben sollen, wie der Zündlumpen (bspw. IAA). Darüberhinaus schreibt Person 2 in ihren „Betreffs“ von Bankkonto-Überweisungen gelegentlich dumme Sprüche und Ausrufe gegen Polizisten, was der Zündlumpen auch tut. Außerdem sei er ein Anarchist und polizeibekannt.

„Person 3“ wird vorgeworfen, dass sie Französisch spreche. Was nahelegen soll, dass sie Übersetzungen aus dem Französischen für den Zündlumpen angefertigt haben soll. Außerdem soll Person 3 einmal innerhalb einer Kirche von einer Überwachungskamera gefilmt worden sein, wie sie eine einzelne Ausgabe eines Zündlumpens in betreffender Kirche hinterlassen haben soll. Außerdem soll sie von ihrem Konto Dinge bestellt haben, die unter anderem für das Drucken von Sachen benutzt werden könnten.

Dieses Konstrukt diente Polizei, Staatsanwaltschaft und Richtern schließlich dazu Observationen und andere Überwachungsmaßnahmen einzuleiten als auch die bereits zwei Monate im Vorhinein geplanten Hausdurchsuchungen im April 2022 in Gang zu bringen. Auch der Verfassungsschutz erhielt über betreffenden Zeitraum und darüberhinaus die Generalbefugnis für umfassende Überwachungsmaßnahmen. Bei den folgenden Hausdurchsuchungen wurden stets alle Zimmer durchsucht, da behauptet wurde, dass überall Anarchist:innen wohnen würden, die einerseits zu Gewalt bereit seien und andererseits Eigentum untereinander teilen würden. Dass einige Leute in den Wohnungen zu wohnen schienen, die zuvor nicht als Mitbewohner*innen gelistet waren, hielt sie nicht davor ab auch von diesen Laptops, USB-Sticks, persönliche Briefe etc. zu beschlagnahmen und Schriftproben zu nehmen. Ebenfalls lag ein Durchsuchungsbeschluss für die angebliche Lebensgefährtin eines Betroffenen vor, der allerdings nicht umgesetzt wurde.

Ein Kippenstummel – voilá!
Nachdem die Cops in den Privatwohnungen dutzende Kisten mit Zeugs und allen möglichen Zeitungen, Broschüren; kurz: mit allem anarchistisch erscheinenden Papier davon gebraust waren und in der Druckerei alles mitgenommen hatten, was nicht gerade ein Stuhl oder ein Mülleimer war, also Zehntausende Blatt Blanko-Papier, alle Maschinen, tausende Zeitungen und Bücher; machten sie sich daran insbesondere alle Gegenstände aus der Druckerei nach DNA-Spuren zu analysieren, als ob diese ein geheimes Bombenlabor gewesen wäre. Sie nahmen dutzende und aberdutzende von Proben von Druckern und Maschinen… und fanden schließlich eine bekannte DNA-Spur!

Diese DNA-Spur konnte angeblich „Person 4“ zugeordnet werden, während gleichzeitig ausgeschlossen werden konnte, dass irgendeine andere DNA-Spur von Person 4 ist. Person 4 soll also eine Kippe in der Druckerei geraucht haben… und voilá, Person 4 ist nun auch Teil der kriminellen Vereinigung. Denn Person 4 soll auch Anarchist und polizeibekannt sein. Die lächerliche Anschuldigung eine Kippe in einer Druckerei geraucht zu haben, reichte einem Richter einen Durchsuchungsbeschluss zu bewilligen, der bis jetzt noch nicht durchgesetzt wurde… und in welchem es wieder heißt, dass alle anarchistischen Druckerzeugnisse, persönlichen Schriftstücke, Drucker etc. beschlagnahmt werden sollen. Interessant: Die Cops wollen immer die WLAN-Router beschlagnahmen, um die in diesen gespeicherten MAC-Adressen auszuwerten.

Die Absurdität des Ganzen
Die Polizei hat offensichtlich einen enormen politischen Willen, Räume zu zerschlagen, die von Anarchist*innen frequentiert und genutzt werden, was auch ihr Bedrängen und Einschüchtern des Vermieters der anarchistischen Bibliothek Frevel gezeigt hat, welcher in der Folge den Mietvertrag der Bibliothek gekündigt hat. Das Zusammenspiel von Innenministerium, Verfassungsschutz, Staatsschutz und LKA erwirkt, dass es ausreicht ein*e Anarchist*in zu sein, einem Personenkreis zugerechnet zu werden und Leute angeblich zu kennen, um einer kriminellen Organisation angeschuldigt zu werden. Der bayrische Staat schreckt weder davor zurück, das Bild einer Diktatur zu erzeugen, wenn seine Schergen jegliche anarchistische Publikation und jegliches Druckgerät beschlagnahmen, noch Mafia-mäßig Vermieter einzuschüchtern und bei Nicht-Herausgabe von Mietverträgen mit Hausdurchsuchungen zu drohen. Dem Staat geht es offensichtlich darum die Präsenz anarchistischer Ideen, Räume, Beziehungen und Praktiken zu ersticken. Die juristische Ebene dieses Versuches ist bezeichnend: Die Polizei kann zwischen keiner der inzwischen vier beschuldigten Personen einen tatsächlichen Bezug zum Zündlumpen herzustellen, geschweige denn zu dem Verfassen von Artikeln. Hauptanklage: Die Angeklagten sind Anarchist:innen und kennen sich angeblich. Die Ermittlungslinie, die der Staat daraufhin verfolgt ist die, mit DNA-Spuren-Treffern irgendwelche Indizien zu konstruieren! Er versucht DNA-Spuren von Anarchist:innen auf Druckern oder einzelnen Ausgaben des Zündlumpens oder nur irgendwo in einer Druckerei zu finden und dies dann so darzustellen, als wäre man Teil der Redaktion des Zündlumpens. Dieses absurde Herumkonstruieren reicht der Staatsanwaltschaft und Richterschaft jegliche repressive Maßnahme und jede Durchsuchung und Beschlagnahmung durchzuwinken. Diese Ermittlungstaktik hat Relevanz für die gesamte Bundesrepublik: Wenn es den hier tätigen Cops, Richter*innen und Staatsanwält*innen gelingt, die bloße Anschuldigung, dass eine gefundene DNA-Spur, die einer Zeitung, einem Druckgerät oder irgendeinem Gegenstand in einer Druckerei anhaftete, mit einer betreffenden Person übereinstimmen soll, drauf hinaus laufen zu lassen, dass man betreffende Zeitung angeblich gedruckt, verbreitet oder gar die Artikel verfasst hat, dann stellt der Besitz jeder anarchistischen Zeitung ein potentielles Verbrechen dar. Fahrenheit 451 lässt grüßen!

Der Vorstoß das Herausgeben einer Zeitung mit DNA-Spuren begründen zu wollen (wie an Kippenstummeln in einer Druckerei) ist ein repressiver Vorstoß, der uns alle etwas angeht! Der bayrische Staat will nicht nur die Existenz anarchistischer Räume und Publikationen unterdrücken, sondern auch das bloße Besitzen, Lesen und Drucken von anarchistischen Zeitungen.

Diese letzten repressiven Vorstöße in München gehen alle Subversiven, Rebell*innen, Anarchist*innen, Antiautoritären und wilden Herzen etwas an. Denn wenn es ein Verbrechen ist anarchistische Zeitungen zu lesen, dann ist niemand von uns unschuldig!
 
Freiheit für die Druckmaschinen und alle Gefangenen weltweit!
Solidarität und Grüße an alle anderen Betroffenen von 129er Verfahren!
 

Einige anarchistische Bücherwürmer
und Leseratten aus Bavaria

Die anarchistische Bibliothek „Fermento“ schliesst ihre Tore an der Zweierstr. 42 in Zürich Ende Oktober

Nach über 10 Jahren, an drei verschiedenen Standorten in Zürich, wird die anarchistische Bibliothek „Fermento“ mit dem Archiv und dem Distro Bereich eingelagert. Eingelagert soll nicht heissen, dass es nicht mehr zugänglich sein wird, aber es wird vorübergehend keine Öffnungszeiten mehr geben und wir verlassen den jetzigen Standort an der Zweierstr. 42 in Zürich per Ende Oktober 2022.

Wir blicken auf unzählige Begegnungen und Diskussionen zurück mit Leuten von Nah und Fern. Auf Buchvorstellungen, Filme, auf Momente, wo sich Leute aus verschiedenen Kämpfen und Projekten getroffen haben zum Austausch von Ideen, Publikationen und mehr, um die Herrschaft mit ihren verschiedensten Facetten anzugreifen.
 
Wir wissen zur Zeit nicht, wie es mit der anarchistischen Bibliothek „Fermento“ weitergehen wird. Wir wissen aber, dass wir unsere Ideen weiterhin vertiefen werden, um die Autoritäten zu bekämpfen!  

Die Zerstörung unseres Planeten und somit der Lebensgrundlage eines jeglichen freien und selbstbestimmten Lebens, Krieg und Militarisierung, Ausnahmezustände und eine damit einhergehende Totalisierung der technologischen Schädlichkeiten und Überwachung des Lebens, sind nur einige der offensichtlichsten Gründe, um die Welt der Herrschaft zu zerstören!

Solidarische Grüsse an alle anarchistischen Gefangenen in den Kerkern der Autoritäten!  

Solidarische Grüsse ins Nirgendwo an alle anarchistischen Gefährtˑinnen auf der Flucht von der Herrschaft!

Wir werden uns bestimmt irgendwo wiedersehen!

Jetzt und für immer: für die Anarchie!

Einige aus der anarchistischen Bibliothek „Fermento“

P.S.: Die Email Adresse [email protected] wird zur Zeit weiterhin aktiv bleiben, für Fragen und Anregungen, aber vor allem sendet weiterhin eure anarchistischen Publikationen per Mail. Gerne werden wir euch auch eine aktuelle Postadresse für die Printversionen
senden. Wenn ihr noch Bücher ausgeliehen habt, meldet euch doch kurz.

Anonym: Glasbruch an einem Laborgebäude des Max-Planck-Instituts für Biochemie (2022)

Anfang Juli haben wir dem Max-Planck-Institut (MPI) für Biochemie in Martinsried bei München einen nächtlichen Besuch abgestattet. Wir haben die Scheiben eines Laborgebäudes auf dem Campus eingeworfen und sind unbemerkt wieder in die Dunkelheit entschwunden. Mit unserer Aktion wollten wir den HERREN im weißen Kittel einige schmutzige Fremdkörper in ihre sterile Welt der biotechnologischen Kontrolle… Continue reading Anonym: Glasbruch an einem Laborgebäude des Max-Planck-Instituts für Biochemie (2022)

Für die Anarchie