OPFERMYTHOS
Jedes Jahr die gleiche Scheiße! Dresden und der scheinbar ewige Opfermythos um den 13. Februar.
Schauen wir uns Dresden während des zweiten Weltkrieges an. Die Propaganda des dritten Reiches griff in Dresden bemerkenswert gut und rasch. Bereits nach der Machtübernahme Hitlers 1933 begann die Enteignung von jüdischen Geschäften. Das Tragen des Judensternes war schon bald Pflicht. Sukzessiv wurden der jüdischen Gesellschaft Rechte, Freiheiten und Eigentümer entzogen. Dies mündete ab 1938 in die Deportation in polnische Ghettos und Konzentrationslager, wie Auschwitz und Buchenwald. Im Jahr 1933 lebten über 4000 Jüd*innen in Dresden. Nach Kriegsende bewegte sich die Zahl im zweistelligen Bereich. Andere Minderheiten, wie Homosexuelle und Menschen mit Beeinträchtigungen, waren ebenfalls von Hitlers Rassenideologie betroffen. Sie ereilte ein ähnliches Schicksal. Homosexuelle wurden ebenfalls in Konzentrationslager deportiert. Menschen mit Beeinträchtigungen wurden in sogenannten Euthanasieanstalten, wie Pirna Sonnenstein, umgebracht. Falls es „deutsche“ Angehörige gab, wurden diese mit fadenscheinigen Erklärungen, wie Tod durch Lungenentzündung, ruhig gestellt.
Die Stadt gehörte zu den größten des Reiches (Platz 8). Hitler selbst erklärte die Stadt zur Kulturhaupt- und Residenzstadt. Durch die kunstgeprägte Vorgeschichte ist dies auch nicht verwunderlich. Unzählige barocke Bauten, oder welche in anderen Stilen der verschiedenen Kunstepochen, zierten Dresden. Abertausende künstlerische Werke von bekannten Maler*innen befanden sich in der Stadt. Einige Dichter und Denker sprachen von einem besonderen Flair, welches Dresden umgeben haben soll. Doch was ist all das wert, wenn die Gesellschaft unmenschliche Werte vertritt? Dann geht auch geschwind diese besondere Atmosphäre verloren.
Neben dem kulturellen Aspekt war Dresden Gauhauptstadt. Dies konnte durch die ausgezeichnet anliegende Infrastruktur möglich gemacht werden. Dresden bildete mit seinen drei Bahnhöfen, Friedrichstadt, Neustadt und dem Hauptbahnhof, einen Knotenpunkt. Über diesen verband sich die Stadt beispielsweise mit Berlin, Prag und Breslau. Durch diese Verbindungen konnten massenhaft Menschen, welche nicht der Ideologie der Nazis entsprachen, deportiert werden.
Auch militärisch gesehen war Dresden ein bedeutender Standort. Unzählige Baracken, Übungs- und Ausbildungsplätze für Soldaten beherbergte die Stadt.
Unter den militärischen und politischen Funktionären lebten zahlreiche Zivilist*innen in der Stadt, welche in Fabriken arbeiten gingen. Fabriken, welche Teile für die Waffenindustrie herstellen. Fabriken, welche Nahrungsmittel für die Versorgung der Menschen an der Front produzierten. Fabriken, in welchen Jüd*innen und Menschen, die nicht in die Ideologie Hitlers passten, zur Zwangsarbeit, unter unmenschlichen Bedingungen, gezwungen worden sind. Zivilist*innen, welche Hitler gewählt hatten. Zivilist*innen, welche wegschauten, wenn anderen Menschen unrecht getan worden ist…
Rein äußerlich blieb Dresden also bis 1944/1945 vom Krieg unversehrt. Wir befinden uns in den letzten Kriegsjahren des zweiten Weltkrieges. Dresden war damals einer der letzten intakten Industriestandorten. Andere Städte waren bereits kaputt, weitaus mehr, als es Dresden war. Somit bot die Stadt ein attraktives Angriffsziel für die Alliierten, um Deutschland endlich zur Kapitulation zu zwingen.
Ein paar Monate später war der Krieg nun vorbei. Hat die Stadt und ihre Bürger*innen daraus gelernt? Wohl eher nicht…
Auch heute verschließt die Gesellschaft ein weiteres mal die Augen vor der Realität? Eine Realität, in der sie mit Neonazis in einer Reihe steht? Eben wenn sie gegen Minderheiten und deren Kultur hetzt? Schauen wir auf Ereignisse der letzten Wochen und Jahre zurück. PEGIDA und Co. stachelte massenhaft zu Diskriminierung des Islams, der Einwanderungspolitik und nicht zuletzt den Asylsuchenden an. Erst kürzlich entfachte das Monument vor der Frauenkirche eines syrischen Künstlers, welches auf die verheerenden Kriegszustände im Nahen Osten hinweisen soll, wilde Diskussionen. Zum einen über die oben stehenden Thematiken, zum anderen darüber, dass es das Stadtbild Dresdens verschandeln würde. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass auf diesen Bussen wohl eine terroristische Flagge zu sehen gewesen sein soll. Das Monument ist einem Bild nachempfunden, welches in einem umkämpften Gebiet in Aleppo aufgenommen worden ist. Wen verwundert es also, wenn auch eine rebellische Flagge darauf zu sehen ist? Aber damit nicht genug. PEGIDA und Neurechte sowie die AfD Sachsen sind der Meinung, dass die Opfer des Krieges in Syrien nicht im Verhältnis mit den Opfern der Bombennacht stehen würden. Vom Kontext her gesehen hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Dies unterstreicht die Wichtigkeit des Rumgeopfers am 13. Februar der Neonazis. Zehn Tage vor ihrem glorreichen Tag des Gedenkens wird vor dem Wahrzeichen der Stadt ein Monument errichtet, welches nicht irgendwas mit Deutschland zu tun hat, nein, mit Syrien und deren Bürgerkrieg.
Ein weiteres Indiz dafür, dass Dresden nichts aus seiner Geschichte gelernt hat, zeigt die jährliche stattfindende Menschenkette. Hand in Hand mit Neonazis bilden die Menschen einen sogenannten Schutzwall um die Dresdner Altstadt, um den Naziaufmarsch, welcher meist schon ein bis zwei Tage zuvor gelaufen ist, symbolisch zu verhindern. Mit eben jenen rassistischen und faschistischen Idioten fassen sie sich an die Hände, die ein paar Tage zuvor „den Opfern des angloamerikanischen Bombenterrors“ gedacht haben. Sprich, sie haben ausschließlich den unschuldigen, ahnungslosen Dresdner*innen gedacht. Sie verurteilen die Alliierten. Es wäre nicht nötig gewesen, Dresden zu zerstören. So viele, die doch mit dem Krieg nichts zu tun gehabt haben. Doch! Eben weil sie Hitler wählten, eben weil sie Jüd*innen und andere Minderheiten ausgrenzten und einfach weg schauten. Am Ende haben sie ja von nichts gewusst. Wie kann das sein? Es ist schlicht unmöglich. Dresden eine unschuldige Stadt, in der es nur Zivilist*innen getroffen hat? Wohl eher nicht.
In diesem Jahr war die Menschenkette womöglich das erste mal nicht geschlossen, trotz dessen, dass es 1000 Teilnehmer mehr, als im letzten Jahr waren. Dies ermöglichten circa 40 linke Aktivist*innen und brachten so ihren Unmut über die schweigsame Zivilgesellschaft Dresdens zum Ausdruck. Dies wurde durch verschiedene Transpis mit Aufschriften, wie: „Menschenketten verhindern keine Naziaufmärsche“ oder „Bratkartoffeln Dresdner Art – seit 45“, unterstützt. Wie kann es aber nun sein, dass die Akteur*innen geschubst werden und gewaltsam versucht wird, die Menschenkette wieder zu schließen, wenn sie in einer friedlichen Art und Weise auf das Problem der Menschenkette hinweisen möchten und so zu Denken statt Gedenken anregen wollten?
Dresden war und ist keine unschuldige Stadt. Dieser ewige Opfermythos und die eigenmächtige Gleichsetzung der Bombennacht mit dem Holocaust (Bombenholocaust) entzieht sich jeder Sinnhaftigkeit.
Wacht auf und werdet aktiv! Aufruhr Widerstand – es gibt kein ruhiges Hinterland.
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