Besma wurde am 14. April 2020 in Einbeck von ihrem Ehemann Cemal A. durch einen Kopfschuss getötet. Cemal A. ruft nach der Tötung selbst den Notruf und wurde am folgenden Tag aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Im Mai veröffentlichen die Frauenbegegnungsstätte Utamara und der ezidische Frauenrat gemeinsam mit anderen feministischen Organisationen einen Rundbrief, der die Tat als Femizid einordnet. Im September wird er erneut festgenommen und im Januar 2021 der Prozess gegen ihn eröffnet. Wir beobachten den Prozess seit Mai 2021.
Cemal A.s Verteidigung plädiert dafür, dass er seine Frau im betrunkenen Zustand “ausversehen” erschossen habe. Im Prozess werden unter anderem Sprachnachrichten und Fotos, die Besma an ihre Familie schickte gezeigt. Diese dokumentieren eine gewaltvolle Ehe. “Es gibt nichts, was er mir nicht angetan hat”, sagt sie in einer der Sprachnachrichten. Besma war eine starke und entschlossene Frau, die sich aus dieser Ehe lösen wollte.
Der Prozess ist geprägt von juristischem Hickhack. Belege für Gewalttaten werden im Prozess bagatellisiert, oder gar nicht erst thematisiert. Die patriarchale Gewalt, die Besma erleben musste, wird nicht als solche benannt. Besmas Mutter und ihre Schwester sind im Prozess als Nebenkläger vertreten. Bis heute wird völlig außer Acht gelassen, dass Besma an Çarşema Serê Nîsane, dem höchsten ezidischen Feiertag getötet wurde, der für ihre Angehörigen jetzt “von Blut gefärbt ist” – wie ihre Schwester in ihrer Petition schreibt.
Wir möchten an Besma als eine widerständige Frau und als “freundlichen, fürsorglichen Menschen” erinnern und ihren Widerstand gegen die Gewalt weitertragen.