Category Archives: Analyse und Kritik des Antiziganismus

Antiziganismus: Roma – Europas ungewolltes Volk

Belgrad – Die offen demonstrierte Abneigung gegen Europas ungewolltes
Volk kennt keine Grenzen. In Tschechien und Bulgarien ziehen mit
Baseball-Knüppel bewaffnete Neonazis und „Patrioten“ vor Roma-Vierteln
auf. Slowakische Kommunen trennen Roma-Stadtteile mit hohen Mauern von
der Nachbarschaft ab. In Ungarn pflegen selbst ernannte Bürger-Garden in
SA-Manier gegen die „Roma-Kriminalität“ zu Felde zu ziehen. Übergriffe
gegen Roma mehren sich nicht nur in Spanien und Italien. Trotz der ihnen
garantierten Freizügigkeit als EU-Bürger schiebt Frankreich Roma aus
Rumänien als lästige Bettler in ihr Heimatland ab. Auch nach zwölf
Jahren als Flüchtlinge sind Roma aus dem Kosovo in Mitteleuropa und
Skandinavien nicht vor der Deportation ins Nichts geschützt: Vermehrt
schiebt nicht nur Berlin selbst Kinder in die völlig fremde Heimat ab.

Roma ist der Oberbegriff für eine Vielzahl von Volksgruppen, die in
mehreren Einwanderungsschüben einst vom indischen Subkontinent über
Persien und den Kaukasus nach Europa und Nordafrika gelangten. Auf acht
bis zehn, gelegentlich selbst bis zu zwölf Millionen Menschen wird die
Zahl der Roma in Europa geschätzt. Verlässliche Zahlen liegen nicht vor.
Oft werden Bürger ohne Papiere und gesicherten Wohnsitz von den
heimischen Statistikern nicht erfasst. Ob aus Angst vor Diskriminierung
oder wegen des Wunsches nach Assimilierung: bei Volkszählungen pflegen
sich viele Roma häufig eher als Ungarn, Rumänen oder Serben denn als
Angehörige ihrer Volksgruppe zu identifizieren.

Die Ursache ist unklar, warum die Roma in den Westen kamen

Mittels linguistischer Vergleichsstudien konnte schon im 18. Jahrhundert
der indische Subkontinent als einstige Heimat der Roma identifiziert
werden. Das mit dem Sanskrit verwandte Romanes lässt auf eine Herkunft
aus Nordwestindien schließen. Über die Ursachen, warum sie ihren Weg
nach Westen suchten, gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Manche
Wissenschaftler vermuten Hungersnöte als Grund für ihren Exodus. Andere
glauben, dass sie als Schmiede, Viehhändler und Musiker Karawanen und
Armeen begleiteten. Eine weitere These ist, dass sie von muslimischen
Eroberern vertrieben wurden.

Persische Quellen aus dem 10. und 11. Jahrhundert berichten, dass Schah
Bahram V. im fünften Jahrhundert mehrere Tausend Musiker aus Indien ins
Land habe holen lassen. Relikte des Persischen, aber vor allem des
Griechischen weist das Romanes bis heute auf. In byzantinischen
Dokumenten finden sich seit dem achten Jahrhundert Hinweise auf die
Roma, die über Armenien und Griechenland nach Südosteuropa gelangten: Ab
dem 14. Jahrhundert wurden die „Zigeuner“ in Dokumenten in Serbien,
Bulgarien, Walachei und bald danach auch im damals ungarischen
Transsylvanien erwähnt. Als „Tataren, Heiden, Egiptenleut und Zigani“
tauchen sie Anfang des 15. Jahrhundert erstmals in den Stadtbüchern von
Hildesheim, Basel und Meißen auf. Zunächst freundlich aufgenommen und
mit Schutzbriefen von Kirchenfürsten begleitet, sollte sich die Neugier
bald in Abkehr gegen die dunkelhäutigen Zuwanderer wandeln. Ab dem 16.
Jahrhundert mehrten sich europaweit Ausweisungsbeschlüsse, Zwangsarbeit
und Kopfgelder auf tote und lebende Roma: Preußen-König Friedrich
Wilhelm I. gab 1725 die Erlaubnis, alle „weiblichen und männlichen
Zigeuner“ über 18 Jahre zu erhängen.

Der von der Obrigkeit eifrig mit geschürte Rassenhass sollte zwei
Jahrhunderte später im Holocaust gipfeln: Auf 250000 bis 500000 Menschen
wird die Zahl der Roma und Sinti in Europa geschätzt, die während des
Zweiten Weltkriegs in Konzentrationslagern ermordet wurden. In
Mitteleuropa waren die Roma nach Ende des Nationalsozialismus auf eine
kleine Minderheit geschrumpft. Im überwiegend sozialistisch regierten
Südosteuropa wurde offiziell die Emanzipation der Volksgruppe verkündet.
Verstärkte Bildungsanstrengungen ließen in Jugoslawien einige Roma den
sozialen Aufstieg schaffen. Dank der staatlich orchestrierten
Industrialisierung und der Kollektivierung der Landwirtschaft fanden
Roma in den neuen Fabriken und den großen Agrarkombinaten Lohn und Brot.

Doch das Ende des Kalten Kriegs und des realsozialistischen
Staatenmodells, die Wirtschaftstransformation und die Kriege im
zerfallenden Jugoslawien Anfang der 90er Jahre sollten die Minderheit
besonders hart treffen. Der Bankrott unrentabler Staatsunternehmen und
Landkombinate sollte vielen Roma das Los der Dauerarbeitslosigkeit
bescheren: Ungeschulte Hilfs- und Landarbeiter sind nicht mehr gefragt.
Sinkende Staatsinvestitionen in den Bildungssektor gehen in den
ex-sozialistischen Staaten mit einer feindlich gesinnten Umwelt und
wachsendem Nationalismus einher. Der Grad der Diskriminierung ist von
Land zu Land verschieden. Während nationalistische Parlamentsparteien in
Ungarn und Bulgarien ungestraft den Rassenhass schüren können, ist die
öffentliche Diskriminierung von Roma beispielsweise in Serbien verpönt.

Doch grenzüberschreitend gleich ist die triste soziale Lage der Roma:
Deren zunehmende Verelendung bekommen die westeuropäischen Staaten in
Form ungewünschter Zuwanderer immer stärker zu spüren. Die
Wohlstandsschere zwischen Roma und dem Rest der Bevölkerung klafft in
allen Staaten Mittel- und Südosteuropas immer weiter auseinander:
Während der Hasspegel gegen Europas ungewolltes Volk weiter steigt,
werden Arbeitslosigkeit, Analphabetentum und Armut zunehmend „romanisiert“.

Deutschland: In Deutschland leben ungefähr 70.000 Roma mit deutscher
Staatsbürgerschaft. Hinzu kommen Arbeitsmigranten und Flüchtlinge, vor
allem vom Balkan, deren Zahl auf rund 50.000 geschätzt wird.

Südosteuropa: Die meisten Roma leben in Südost- und Ostmitteleuropa. Es
gibt keine genauen Zahlen, da die Roma-Organisationen zu hohen Angaben
neigen, um sich mehr politisches Gewicht zu geben. Im Gegenzug
veröffentlichen die Staaten niedere Zahlen, um den Einfluss klein zu
halten. Schätzungsweise leben 10 Millionen Roma in Europa. Davon zwei
Millionen in Rumänien, 800.000 in Bulgarien, 600.000 in Ungarn und je
500.000 in der Slowakei und Serbien.

Quelle: Stuttgarter Zeitung
Stand: 06.10.2011

Zeitschriftenvorstellung: „Newess“ – das Magazin des Zentralrats

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma gibt zusammen mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, beide mit Sitz in Heidelberg, neuerdings halbjährlich das Magazin „Newess“, zu Deutsch „Neues, heraus. Die Ausgabe 1/2011 vom August 2011 des Magazins ist farbig, hat 50 Seiten und eine Auflage von 6.500 Exemplaren.
Im Geleitwort von Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrats, schreibt dieser, dass das Magazin sich der „Trias Menschenrechte, Dialog und Erinnerung“ widmen wolle.
In dem Text über die Tätigkeiten des Kulturzentrums wird auch von den Besuchen von Norbert Lammert oder vom US-Botschafter in Deutschland berichtet, was zeigt das das Kulturzentrum und sein Thema eine hohe Akzeptanz erfahren. Dafür spricht auch die Rede des niederländischen Sinto Zoni Weisz am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, diesen Jahres im Bundestag, über die das Magazin berichtet. Inzwischen gebe es auch, so „Newess“, im deutschsprachigen Raum über 100 Gedenkorte für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma.
Das Kulturzentrum verfügt auch über eine eigene Bibliothek mit über 12.000 Medieneinheiten, die seit diesem Jahr öffentlich zugänglich ist, wie es im Magazin heißt.
Zum Thema Online-Antiziganismus heißt es, dass dieser sich in 75% der rechten Szene-Angebote findet, aber 59% aller Fälle auf Mitmachnetzwerken wie Facebook oder Youtube zu finden seien, dort vor allem in der Kommentarspalte.
Das Magazin „Newess“ kann kostenlos bestellt werden, Kontakt unter www.sintiundroma.de

Bulgarian Volunteers Clean Facebook from Xenophobic Groups

The so-called volunteer Facebook watchdogs have become very active recently in monitoring the social network in Bulgaria for groups spreading ethnic hatred, xenophobia and racism.

Nearly 100 new groups appeared after the September 23 murder of Bulgarian youngster, Angel Petrov, 19, who was deliberately run over by a minivan, which, according to witnesses, was driven by an associate of notorious Roma boss Kiril Rashkov AKA Tsar Kiro, led to massive protests of the ethnic Bulgarians in the village of Katunitsa, where Rashkov’s mansions are located. They culminated Saturday night into the burning of Rashkov’s properties by football club fans from Plovdiv, which is near to Katunitsa, and by football club fans from the capital Sofia and the southern city of Stara Zagora.

On Monday, Tuesday and Wednesday night, protests followed in many major Bulgarian cities, including the capital Sofia. Nearly 350 people in total have been arrested by the police after the three nights of rallies that involved what has been perceived as ethnic hatred. Continue reading Bulgarian Volunteers Clean Facebook from Xenophobic Groups

Roma Pride: Marches take place in European cities

Roma Pride marches took place yesterday in several European countries. Several hundred persons convened in the afternoon in Paris for a celebratory assembly to demonstrate the dignity of the Romani people as well as the migratory nations of Europe. A similar event in the center of the Romanian capital of Bucharest was attended by about 300 people.

Agence-France Presse reports that the historic Roma Pride demonstrations also took place in Bulgaria, Denmark, Italy, Norway, and Turkey. In Sofia, Romani boys and girls distributed flowers to passers-by in order to reduce the current tensions between ethnic Bulgarians and Romani people there.

Roma Pride events in Paris and other European metropolises demonstrated pride in the Romani nation primarily through Romani music performances. The events also condemned „the racism and discrimination suffered by individuals considered Romani“. The co-organizers of the pro-Roma demonstration in Paris, such as the SOS Racisme organization and the French Union of Romani Associations (Ufat), took advantage of the opportunity to express their demands that freedom of movement be respected for all Europeans and that caravans be legally recognized as housing units. Continue reading Roma Pride: Marches take place in European cities

Antiziganismus – Solidarity with Czech Roma

Am 01.Oktober 2011 demonstrierten Einwohner_innen aus Nordböhmen auf dem Palacký-Platz in Prag. Dazu hatte Lukáš Kohout aufgerufen. „Ziel der Veranstaltung war es, gegen „verkehrte Diskriminierung, Untätigkeit der Regierung und Roma-Kriminalität“ zu demonstrieren. Gleichzeitig fand eine Veranstaltung von Gegendemonstranten statt, die gegen die „rassistischen Aufhetzer“ aus Varnsdorf ein Zeichen setzen wollten. Beide Gruppen mussten von der Polizei auseinander gehalten werden, es kam nur zu verbalen Auseinandersetzungen.“, so die Meldung von romove.radio.cz
Für den darauffolgenden Tag kündigte Kohout Demonstration in Rumburk und Varnsdorf an. In Rumburk folgten den Aufruf etwa 50 Menschen, deutlich weniger als noch eine Woche zuvor. Anschließend starteten wenige Teilnehmer_innen der Anti-Roma-Demonstration nach Varnsdorf, dort war für 14 Uhr eine Kundgebung angemeldet. An dieser beteiligten sich etwa 200 Menschen, hauptsächlich ortsansässige Bevölkerung. Im Gegenzug zu den vergangenen Wochen nahmen augenscheinlich nur wenige organisierte Nazis teil. Circa fünf, dem rechten Spektrum zuzuordnende Deutsche wurden ausgemacht. Auf der Kundgebung sprach erneut Lukáš Kohout.

Die Polizei war mit etwa 250 Polizist_innen und einem Wasserwerfer vor Ort. An den Grenzübergängen kontrollierten sie Einreisende und durchsuchten Autos nach Waffen. Continue reading Antiziganismus – Solidarity with Czech Roma

200 Slovak Roma citizens protest at president’s palace

Some 200 Roma citizens gathered in front of the presidential palace in Bratislava on September 21, holding flags of the Roma Union Party and expressing their dissatisfaction with the way the Slovak government is handling their problems, the TASR newswire reported.

„Iveta Radičová [Slovak Prime Minister] said she would put an end to our social allowance payments, but we want to get higher allowances for the poor people living in the [Roma] settlements,“ said one of the demonstrators, as quoted by the TASR newswire.

The protest was organised by Bratislava activist Alojz Hlina, who in a short speech said that if the current problems of the Roma population are not dealt with urgently they could escalate into much bigger protests.

The demonstrators also talked about their difficult living conditions

Quelle: The Slovak Spectator
Stand: 22.09.2011

Dotschy Reinhardt : „Ich will nicht so deutsch wie möglich leben“

Sie wurde früher „dreckige Zigeunerin“ genannt und trifft heute noch auf Vorurteile. Warum Dotschy Reinhardt mit einer Flucht heiratete und Frank Sinatra liebt.

Frau Reinhardt, wir treffen uns auf dem Marktplatz Ihrer Heimatstadt Ravensburg. Dort drüben ist die katholische Pfarrkirche St. Jodok mit dem Denkmal für die im Holocaust ermordeten Sinti. Darauf steht 16 Mal der Name Reinhardt.

Wenn ich das sehe, denke ich an meine Großmutter. Als Ende der 90er Jahre ein paar Offizielle von der Stadt raus zu ihr nach Ummenwinkel kamen, um die Namen der Toten unserer Familie zu erfragen, sagte sie: „Zuerst bringt Ihr uns um, und dann stanzt Ihr unsere Namen auch noch in rostigen Stahl.“

Ummenwinkel – Ihre Großmutter wohnt immer noch in den alten Nazibaracken vor den Toren Ravensburgs?

Die Baracken wurden vor 15 Jahren abgerissen und durch eine Fertighäuschen-Siedlung ersetzt, in der auch fast nur Sinti leben. Continue reading Dotschy Reinhardt : „Ich will nicht so deutsch wie möglich leben“

Wie aus antiziganistischen Pogromen und Angriffen in den Medien ein Bürgerkrieg gemacht wird

Pogrom in Bulgarien
OBEN: Kein Bürgerkrieg, sondern ein Pogrom hat in Bulagrien stattgefunden (Screenshot: Spiegel-Online)

Etwas zeitverzögert nach Beginn der antiziagnistischen Pogromversuche und Angriffe auf die Roma-Minderheit in Tschechien und später auch in Bulgarien begannen auch die deutschsprachigen und internationalen Medien zu berichten.
In Teilen der Berichterstattung findet sich dabei eine extrem verzerrte Darstellung der Situation. Da wird von „ethnischer Konflikt“, von „ethnic tensions“ oder gar von einer Art Bürgerkrieg geschrieben oder gesprochen. So entsteht in der Leser- und Zuschauerschaft der Eindruck, es gäbe hier zwei relativ gleichstarke Parteien, die sich aggressiv gegenüberständen. Tatsächlich aber stehen sich sowohl in Tschechien als auch in Bulgarien eine sozial schwache und gesellschaftlich isolierte Minderheit und eine in weiten Teilen rassistisch eingestellte Mehrheitsbevölkerung gegenüber, die aus antiziganistischen Motivation die Minderheit anfeindet und angreift. Es ist handelt sich somit um keinen ethnischen Konflikt oder Bürgerkrieg zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen, sondern um die „klassische“ Situation, in der eine Mehrheit eine Minderheit diskriminiert.
In Tschechien selbst versuchen Neonazis und der rassistische Mob genau mit diesem Bild ihre Taten zu legitimiere. Angeblich würden Roma aus rassistischen Motiven Angehörige der tschechischen Mehrheitsbevölkerung angreifen. Da Roma in Ländern wie Tschechien massive Diskriminierung erfahren und am unteren Ende der sozialen Hierarchie stehen, sind sie oft sehr isoliert. Nach dem fall des Eisernen Vorhangs wurden Roma in eigenen Vierteln und Quartieren konzentriert. Inzwischen existieren in Tschechien über 300 von diesen Vierteln.

Aus Armut und Verzweiflung entstehen tatsächlich manchmal Verstöße gegen Gesetze, weil man schlicht zum Überleben in einigen Fällen Eigentumsdelikte begehen muss. Nur Personen bei denen berereits eine antiziganistische Prägung vorhanden ist, lasten diese Armutskriminalität einem herbeihalluzinierten Wesen oder einer spezifischen Kultur der Roma an.
Aus denselben rassistischen Motiven werden Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Roma und Nicht-Roma zu „antitschechischer Gewalt“ umgedeutet. Das sich hier Gruppen unterschiedlicher Herkunft gegenüberstehen liegt zumeist daran, dass die Roma-Minderheit besonders auf dem Land und in kleineren Städten so isoliert ist, dass ihre Angehörigen gezwungenermaßen unter sich bleiben. Dass spiegeltt sich auch in dem Umstand wieder, dass Roma-Kinder in Tschechien mehrheitlich auf Sonderschulen abgeschoben werden.

Das in den Medien auch gemeldet wurde das sich die Bewohner der bedrohten Quartiere mit Stöcken bewaffnet haben, ist auch kein Indiz für einen ethnischen Konflikt. Es handelt sich um eine Notwehrsituation, in der Menschen versuchen ihre Familien vor Übergriffen zu schützen.

Diese angebliche „Tschechenfeindlichkeit“ lieferte dann den Vorwand für die antiziagnistischen Masseaufmärsche. Bei diesen bildeten zumeist die angereisten Neonazis eine Art gewalttätige Vorhut und versuchten die Roma-Quartiere anzugreifen.
Da diese von Sonderkräften der Polizei beschützt wurden, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Neonazis. Die meisten bürgerlichen Demonstrant_innen nahmen an diesen direkten Angriffen nicht teil, äußerten aber laut Zustimmung für die Nazis.

Sich nicht mehr schämen müssen

AUFKLÄRUNG Roma erleben Ablehnung durch Deutsche und durch andere Einwanderer. Mit einem Informationszentrum wollen Berliner Roma nun selbst Vorurteile abbauen.

Ein Satz bleibt ganz besonders hängen aus der kurzen Eröffnungsansprache, die Milan Pavlovic hält: „Wir wollen, dass unsere Kinder sich nicht mehr schämen müssen, Roma zu sein“, sagt der künftige Geschäftsführer des Rroma Informations Centrums.

Elf und sieben Jahre alt sind seine beiden Kinder, Pavlovic ist 35. Und sie alle kennen das Phänomen: Dass, wer in der Schule oder im Beruf Anerkennung haben will, lieber nicht zugibt, Roma zu sein, habe sich in den letzten Generationen nicht geändert, sagt Pavlovic. „Das schmerzt und verletzt uns.“ Continue reading Sich nicht mehr schämen müssen

Primitiver Rassismus im Wörterbuch

Eine Neuauflage des Bedeutungswörterbuchs der rumänischen Sprache enthält rassistische und antisemitische Definitionen. Jüdische und Roma-Organisationen sind entsetzt.

Eine Neuauflage des Bedeutungswörterbuchs der rumänischen Sprache hat in Bukarest heftige Debatten ausgelöst. In dem Lexikon, das unter der Schirmherrschaft der Rumänischen Akademie herausgegeben wird, findet sich neben der neutralen Bezeichnung für Juden (evreu) auch der pejorative Begriff „jidan“. Allerdings wird die Bezeichnung „jidan“, die als rassistisches Schimpfwort gilt, als „familiärer Begriff“ definiert.

Dies steht im Gegensatz zu früheren Ausgaben des Werks, das als normativer Leitfaden für den korrekten Gebrauch der rumänischen Gegenwartssprache gilt. Das Zentrum zur Bekämpfung des Antisemitismus in Rumänien, (Center for Monitoring and Combating Anti-Semitism, MCA) reagierte promt. Dessen Leiter Maximilian Katz forderte die Akademie in einem Brief auf, die herabwürdigende Bezeichnung von Juden zu ändern. Continue reading Primitiver Rassismus im Wörterbuch