Category Archives: Antiziganistische Klischees

Combating Anti-Gypsyism: Nothing Less Than Zero Tolerance Will Suffice

One key theme of the United Nations Development Program’s 2003 report Avoiding the Dependency Trap was that „providing Roma with opportunities to develop their talents and make free choices of their own should be at the core of Roma inclusion.“ The point was that legal frameworks for rights protection are a necessary but insufficient precondition for sustainable integration. There must too be complementarity with an approach that focuses more broadly on development opportunities for Roma.

The impact of the human development paradigm was reflected in the priorities of the Decade of Roma Inclusion back in 2005, and more recently in the EU Framework for National Roma Integration Strategies (NRIS) up to 2020. But the complementarity got lost somewhere along the way, and issues of racism and discrimination have been smothered somewhat by a softer EU emphasis on social inclusion and societal cohesion.

While the European Commission mulls over submissions by Member States in response to the Framework there has been precious little discussion about what is meant by „integration.“ Everyone’s talking integration, but too often the model in mind differs very little from assimilation. Following the attacks on multiculturalism emanating from the mainstream right, and the electoral successes of far-right populist parties across democracies old and new, perceptions of integration are increasingly being driven by an assimilationist rationale. Continue reading Combating Anti-Gypsyism: Nothing Less Than Zero Tolerance Will Suffice

„Zigeuner“ – ein Synonym für Paprika

Wo Paprika drin ist, steht oft „Zigeuner“ drauf. Was in der Lebensmittelindustrie ein Hinweis auf Schärfe und Würze ist, ist für Roma und Sinti eine diskriminierende Assoziation.

Ein Zigeunerschnitzel und ein Glas Wasser, bitte!“ Was für den einen eine ganz normale Bestellung ist, ist für den anderen ein Schlag ins Gesicht. Roma und Sinti lehnen das Wort „Zigeuner“ als rassistische Fremdbezeichnung ab und wünschen sich, dass es aus dem Sprachgebrauch verschwindet. So auch aus den Supermarktregalen und Speisekarten. Doch die Lebensmittelindustrie zieht nicht mit.

Rudolf Sarközi vom Kulturverein österreichischer Roma glaubt daran, dass im Laufe der Jahre zumindest eine Besserung eingetreten ist. Was früher auf fast jeder Speisekarte zu lesen war, sei jetzt eher eine Seltenheit. Continue reading „Zigeuner“ – ein Synonym für Paprika

Ermittlungspannen nach Polizistinnenmord: „Heiße Spur ins Zigeunermilieu“

Im Mordfall Michèle Kiesewetter hatte die Polizei Sinti und Roma unter Verdacht. Bei den Rechten wurde nicht ermittelt. Auf eine Entschuldigung warten Sinti und Roma bis heute.

Anfang des Jahres, beim Gipfel der Bundesregierung gegen Rechtsextremismus, hatte Romani Rose es noch einmal versucht. Er schilderte, wie Sinti und Roma nach dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter öffentlich gebrandmarkt worden seien. Zeitungen spekulierten damals über Verbindungen zu einem „Clan der Sinti“ oder einer „Roma-Sippe“.

Doch so recht interessiert hätten sich Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und Familienministerin Kristina Schröder (CDU) nicht für Roses Anliegen, berichten Teilnehmer des Gipfels. „Es hat bis heute kein Wort der Entschuldigung oder Richtigstellung gegenüber unserer Minderheit gegeben“, sagt Romani Rose, der seit 30 Jahren Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma ist. Continue reading Ermittlungspannen nach Polizistinnenmord: „Heiße Spur ins Zigeunermilieu“

Schweizer Zeitschrift provoziert mit bewaffnetem Roma-Kind

Es ist eine kalkulierte Provokation: Mit dem Bild eines bewaffneten Roma-Kindes auf dem Titel sorgt die Schweizer Zeitschrift „Weltwoche“ für Empörung und Protest.

Ein kleiner Bub mit scheinbar kühlem Blick. in beiden Händen hält er eine Pistole, zielt damit direkt auf den Betrachter. Darunter prangt die Schlagzeile: „Die Roma kommen: Raubzüge in die Schweiz“.

Mit diesem Titelbild erschien diese Woche die Schweizer Zeitschrift „Weltwoche“. Mehrere Geschichten im Inneren des Blattes beschäftigen sich dann mit der Kriminalität durch Roma, so mit einer Familie, die mit dem sogenannten „Enkel-Trick“ Menschen um ihr Geld bringe.

Titelbild entstand im Kosovo

Das Titelbild selbst entstand freilich nicht etwa in der Schweiz, sondern im Jahr 2008 im Kosovo. Es zeigt laut dem Fotografen Livio Mancini einen Roma-Buben, der mit seiner Familie auf einer Müllkippe leben muss und sich mit dem Sammeln und Verkaufen von recyclebarem Schrott über Wasser hält.

Der provokante Titel in Verbindung mit dem Bild löste prompt Reaktionen aus – von Kopfschütteln bis hin zu Empörung. Auf der Facebook-Seite der „Weltwoche“ griffen viele Menschen das Blatt scharf an. „Erbärmlich, wenn man auf solche Methoden zurückgreifen muss, um die Auflage zu verkaufen!“, hieß es da etwa. „Tiefer geht’s nicht, das steht fest. Widerlich!“, schrieb ein anderer Nutzer.

In Österreich erstattete mittlerweile ein Journalist gegen seine Schweizer Kollegen Strafanzeige – wegen Volksverhetzung.

Quelle: Augsburger Allgemeine
Stand: 04.05.2012

„Antiziganistischer Stinkstiefel“ des Monats April 2012

Der Antizig-Watchblog verleiht seit dem Dezember 2011 im monatlichen Turnus die Negativ-Auszeichnung „Antiziganistischer Stinkstiefel. Diese Auszeichnung geht an Personen des öffentlichen Lebens, Organisationen oder andere Institutionen, die sich öffentlich besonders antiziganistisch geäußert haben oder ein antiziganistisches Klischee bedient haben.
Weltwoche Cover antiziganistisch
Für den April 2012 geht diese Auszeichnung an das Schweizer Magazin „Weltwoche“. Die „Weltwoche“-Ausgabe 14-2012 widmet sich im Titelthema in massiv antiziganistischer Manier der Minderheit der Sinti und Roma. Das Titelblatt zeigt einen Roma-Jungen aus dem Kosovo mit einer alten Waffe, hat also mit der Schweiz gar nichts zu tun. Der Junge ist überdies so jung, dass die Waffe nur ein Spielzeug für ihn ist. In Wahrheit hatten die Roma-Minderheiten im Kosovo keine Waffen, waren schutzlos und den Angriffen albanischer und serbischer Nationalisten ausgeliefert, so dass Roma-Viertel niedergebrannt wurden und zehntausende Roma fliehen mussten.
In den fünf Seiten zum Titelthema heißt es u.a. „Blitzkriegern aus dem Ausland gleich“ würden die Roma „für ihre Raub- und Beutezüge über die Schweiz herfallen“.
Für den einen antiziganistischen Artikel stand offenbar ein Kölner Polizist als Kronzeuge zur Verfügung.
Kölner Polizist als Kronzeuge für Antiziganismus
Hintergrund: „Die Weltwoche“
Die „Weltwoche“ soll über eine Auflage von 78.000 Exemplaren verfügen. Das Magazin galt bis 2007 linksliberal, ist aber seitdem rechtskonservativ, rechtspopulistisch und weist eine Nähe zur „Schweizerischen Volkspartei“ auf.
Die inhaltliche Wendung der „Weltwoche“ wurde unter ihrem neuen Chefredakteur Roger Köppel eingeleitet, der offenbar mit Hilfe des SVP-Granden und Multimillionär Christoph Blocher das Magazin kaufte. Bereits vor der Nationalratswahl 2003 gab Köppel eine Wahlempfehlung für Blocher ab.

Das Schweigen im Walde

Fünf Personen müssen sich vor dem Amtsgericht Prenzlau wegen Volksverhetzung verantworten. Es geht um eine Zirkusfamilie, um Wut und Hass auf das Fremde.

In der Uckermark, ganz im Nordosten von Brandenburg und nahe der polnischen Grenze verliert sich das Zeitgefühl. Die Orte werden kleiner und die Wälder dichter. Gletscher formten hier eine Endmoränenlandschaft. Fürchterlich schön und einsam. In dieser ostdeutschen Einöde verbindet die Landstraße L23 Templin mit der A11. Etwa auf der Hälfte dieser Strecke durchquert die L23 auch den Ort Milmersdorf.

Vor anderthalb Jahren braute sich hier etwas Ungutes zusammen, so archaisch wie die Endmoränen. Eine Tat, die „geeignet“ war, „den öffentlichen Frieden zu stören“, wie die zuständige Staatsanwaltschaft Neuruppin in der Anklageschrift schreibt. Ein Dorfmob soll „Teile der Bevölkerung zum Hass“ angestachelt haben. Zielscheibe der Wut war die Zirkusfamilie H.

Es passiert am frühen Nachmittag des 24. September 2010. Was genau, darüber existieren zwei Erzählungen. Das Resultat jedoch lässt sich nicht mit Erinnerungslücken leugnen. Noch in der Nacht wird die Zirkusfamilie H. Milmersdorf unter Polizeischutz und völlig verängstigt verlassen. Die Scheiben ihrer Fahrzeuge sind zersplittert, Beulen an zwei Campingwohnwagen und dem LKW verursachen einen Sachschaden von 8 000 Euro. Zu einer Zirkusvorstellung ist es in Milmersdorf nicht gekommen.

Zwei Tage dauerte der Prozess vor dem Amtsgericht Prenzlau, der Dienstag zu Ende ging. 14 Zeuginnen und Zeugen wurden gehört. Die Anklage lautete auf Volksverhetzung, versuchte Nötigung und Sachbeschädigung. Sie richtete sich gegen drei Männer im Alter von 18, 21 und 31 Jahren sowie eine 18- und eine 26-jährige Frau. Ursprünglich hatte die Polizei gegen rund 10 Personen ermittelt. Continue reading Das Schweigen im Walde

Rassismus als Konsens?

Sogar bei den ungarischen Grünen hält die Hälfte Roma für genetisch kriminell

Was durch die gesellschaftliche Atmosphäre seit Jahren angezeigt wird, wurde jetzt auch offiziell mit Zahlen belegt: beim international erhobenen „Radikalismus-Index“, der 33 Länder umfasst, landete Ungarn auf Platz 5. Antisemitismus ist dabei stark auf dem Vormarsch, regelrecht verankert ist jedoch der Antiziganismus, dem auch der „weltoffene“ Teil der Gesellschaft erlegen ist.

Das in Budapest ansässige Forschungsinstitut „Political Capital“, sonst eher bekannt für relativ schwammige Politprognosen, stellte in einer interessanten Studie fest, dass die Zustimmung zu rechtsextremen Positionen und politischen Inhalten in Ungarn, bei den über 15-jährigen in den Jahren 2002 bis 2009 von 10 % auf 21% gestiegen ist, sich also mehr alsverdoppelt hat, was im internationalen Vergleich einen einmalig hohen Wert darstellt. Als „radikalste Nation“ wird von den 33 die Türkei eingestuft, die toleranteste sei Island.

Die treibenden Kräfte hinter der Entwicklung generell, in Ungarn speziell, sind ein Vertrauensverlust in die demokratischen Strukturen, zunehmende Vorurteile und auch gestiegene Ängste und Pessimismus. Während man die zunehmende gesellschaftliche Zukunftsangst und den Pessimismus in Ungarn deutlich in Verbindung mit der Finanzkrise und der miserablen wirtschaftlichen Situation Ungarns setzen kann, müssen die Gründe für den Vertrauensverlust in die Demokratie direkt bei der politischen Elite gesucht werden, von der man wohl auch derzeit nicht erwarten kann, dieses Vertrauen wiederherzustellen. Das erklärt aber noch längst nicht alles. Continue reading Rassismus als Konsens?

Spiegel antiziganistischer Vorurteile

Im Juni und September 2011 brachte Spiegel TV zwei Berichte über rumänische Flüchtlinge in Berlin-Neukölln, die nicht nur vor lauter Vorurteilen und Verurteilungen triefen, sondern auch gegen das Persönlichkeitsrecht verstoßen und antiziganistische Meinungsmache betreiben.

Stell dir vor: Es klingelt an der Tür, Sie öffnen und schauen direkt in eine laufende Kamera. Obwohl Sie zu verstehen geben, nicht gefilmt werden zu wollen und die Tür wieder schließen, sehen Sie sich kurze Zeit später im Fernsehen. Noch dazu wird Ihr Haus gezeigt, Ihre Straße genannt und Ihr Türschild gefilmt. Im deutschen Rechtsstaat gibt es ein Gesetz, dass derlei Vorgehen verbietet: Das Kunsturhebergesetz. Teil des Gesetzes ist das Recht am eigenen Bild. Demnach darf jeder bestimmen, ob und in welchem Zusammenhang Bilder von ihm oder ihr veröffentlicht werden dürfen.

„Kontaktaufnahme“ bei laufender Kamera

In dem im September auf Spiegel-TV ausgestrahlten Bericht „Von Bukarest in den deutschen Sozialstaat: Klein-Rumänien in der Harzerstraße Berlin“ wird den Anwohnerinnen und Anwohnern der Harzer Straße dieses Recht allerdings nicht zugebilligt. Stattdessen bedienen sich die Reporter einer Herangehensweise, die mehr als fragwürdig ist: Durch den Blick der Kamera werden die Anwohnerinnen und Anwohner zu rechtlosen Objekten – es wird auf sie herabgeschaut, es wird über sie be- und gerichtet, ohne dass eine Erlaubnis dazu als nötig angesehen wird. Indem sie mit laufender Kamera privaten Raum betreten, üben die Reporter eine Macht aus, die ihnen nicht zusteht. Auch in dem Bericht „Einwanderer Elend: Die neuen ‚Gastarbeiter‘ vom Ost-Balkan“ wird eine solche Methodik angewandt. Die Reporter bemängeln, dass die Klärung bestimmter Problematiken „meist schon an der Kontaktaufnahme scheitert“. Als die Erwachsenen dem Kamerateam bei deren „Kontaktaufnahme“ mit laufender Kamera keine Auskünfte geben wollen, werden hier sogar einige Kinder gegen den Willen der Eltern gefilmt und befragt. Continue reading Spiegel antiziganistischer Vorurteile

Woman loses flat ‚because she was Roma‘

A woman from Sweden claims to have lost her rental property after the contract was already signed and keys had been exchanged, following pressure from the other tenants to not let a member of the Roma people live in the building.

“The other tenants would move out if I moved in,” said Tuija Svart to Sveriges Television (SVT).
Svart and her teenage daughter had returned to Sweden after staying for a year in Finland, and had been looking for a flat near her other daughter.
She went to look at an advertised apartment and decided that she liked the flat.
According to SVT, she then signed a contract, got the keys and changed her address over the internet. But while in the moving van, the landlord rang her and said that she couldn’t move in after all.

“He said that I had a different background,” Svart told SVT.
Svart told SVT that it was the first time she felt discriminated against in Sweden for being a member of the Roma people.
Her daughter Samira was also upset about what happened.
“Mainly I felt angry. And sad as well. It felt a bit like if my dreams were crushed,” she told SVT. Continue reading Woman loses flat ‚because she was Roma‘