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Category Archives: Staatlicher Antiziganismus
Tote Roma zählen nicht
Nachdem ein Polizist von einen Hungaristen tödlich getroffen wurde ist die ungarische Öffentlichkeit entsetzt wie es so weit kommen konnte. Dabei morden Hungaristen schon seit Jahren.
Von Benjamin Horvath
In Bőny, im Nordwesten Ungarns, wurden am 26.10.2016 ein 46-jähriger Polizist durch Maschinengewehrschüsse tödlich am Kopf getroffen und sein Kollege verletzt. Die beiden Beamten waren dabei eine Hausdurchsuchung mit Verdacht auf illegalen Waffenbesitz durch zu führen. Der Täter war István Györkös, ein 76-jähriger Hungarist und Begründer der rechtsextremen, paramilitärischen Gruppe Magyar Nemzeti Arcvonal (MNA, deutsch: Ungarische Nationale Front). Als das ungarische Sondereinsatzkommando TEK darauf hin sein Haus stürmte, konnte der Täter verletzt festgenommen werden. Continue reading Tote Roma zählen nicht
Einladung zum Abschied für das Roma Parlament – und die ungarische Demokratie – vor der Einäscherung jener welcher
EINLADUNG
zum Abschied für das Roma Parlament – und die ungarische Demokratie – vor der Einäscherung jener welcher.
„Weil denn die Elenden verstört werden und die Armen seufzen, will ich auf, spricht der HERR; ich will Hilfe schaffen dem, der sich darnach sehnt.“ Psalm 12.6)
DAS ROMA PARLAMENT IST OPFER DES STAATLICHEN TERRORS GEWORDEN! DIE TÜREN UNSERES STAMMSITZES WURDEN AUFGEBROCHEN, UNSERE BESITZTÜMER VERSCHLEPPT, DIE GESCHICHTLICHEN WÄNDE WERDEN ABGERISSEN. ABSCHIEDSZEREMONIE FINDET VOR DER ZENTRALE DER „EINÄSCHERUNG“ AM 2. NOVEMBER 2016 AM MITTWOCH, 16 UHR AM JOSEPH STADT, AUF DEM MATHIAS-PLATZ STATT, VON DA AUS ZIEHEN WIR ZUR TAVASZMEZŐ U. 6. UND DANACH ZUR HOCHSCHULE IN DER DANKÓ U. 11.
Die Veranstaltung ist auch eine Trauerfeier in der ungarischen Demokratie, weil man in einer Demokratie nicht von einen Moment zum Anderen eine freihetlich denkende Tageszeitung vernichtet, genauso wenig wie dies in einer Demokratie mit einer Bastion der Zigeuner Kultur passieren würde, wie jetzt mit dem Roma Parlament geschah. Im Interesse des Geistes und der körperlichen Verwirklichung des Roma Parlamentes halten wir im VIII. Bezirk, Dankó u. 11. in der Wesley János Theoligischen Hochschule im Kleines Restaurant, 17:30-tól-19:00-ig eine Versammlung für Gespräche und gemeinsame Gebete ab.
Zur Abschiedszeremonie und gemeinsamen Gebeten erwarten wir alle jene, welchen die ungarische Demokratie wichtig ist, alle jene welche Teil der einheimischen Zigeuner sind und jene welchen das Roma Parlament wichtig ist. Hervorzuhebend ist, wir erwarten alle welche seit Jahrzehnten im Roma Parlament tätig waren, alle welche vor jahrzehnten „Familienmitglieder“ beim Amaro Drom waren,
– wir erwarten das Erscheinen unserer Stipendiaten und Schüler,
– die Musiker, Orchester und Künstler, welche auf unseren Bühnen auftraten,
– die Journalisten, Dichter, Schriftsteller, Kritiker, Analysten, Wissenschaftler; welche im Amaro Drom zu Wort kamen,
– die Künstler, welche ihre Werke in unseren Mauer ausstellen konnten,
– alle jene erwarten wir, welchen wir in den vergangen Jahren rechtliche und finanzielle Unterstützung gewährten,
-wir ertwarten alle jene welche an gesellschaftlichen Veranstaltungen in unserer Gemeinschaft teilnahmen, an unseren politischbildenden Werkstätten an unserer hervorragenden Roma Akademie,
– wir erwarten unsere früheren und aktuellen Mitglieder, Organisationsleiter, geliebten Kollegen und alle, die von den Roma Parlament inspiriert wurden, deren Organisationen und Gemeinden aus ihm heraus gewachsen sind! Die Zeremonie ist öffentlich, wir laden alle nationale und internationale Medien ein, sowie alle in unserem Land
akkreditierten Mitarbeiter der Botschaften ein.
Abschiedsrede von: Aladar Horvath und Jeno Zsigó, die „zwei Väter“ des Roma Parlament und dessen Präsidenten.
Die Zeremonie wird durchgeführt von: Gábor Iványi, ein Pastor der ungarische Anti-Apartheid-Bürgerrechtsbewegung.
Mit freundlichen Grüßen,
Budapest, 30. Oktober 2016.
Aladar Horvath
Vorsitzender
Unglaublich – Roma Parlament – HU wurde geräumt!
Mitteilung des Vorstandes des Roma Parlament
Am 60. Jahrestag des Aufstandes und des Freiheitskampfes von 1956 haben die städtischen Beamten von Josefstadt in Berufung auf „lebensbedrohliche Zustände“ die Räumlichkeiten des Roma Parlament aufgebrochen, welches wir seit 25 Jahren vertraglich genutzt haben geräumt und wieder verschlossen. Wegen der Nutzung des Gebäudes in der ő Tavaszmező utca 6. befindet sich das Roma Parlament noch in einem gerichtlichem Verfahren.
Am nächsten Tag, am 25.Oktober, entschied man, in Berufung auf einen Regierungsbeschluss, das leere Gebäude von Josefstadt auf die Regierung zu übertragen, zur Schaffung eines Vorzeige-Zigeunerobjektes. Jetzt war das Gebäude nicht mehr „lebensbedrohlich“, uns verwehrte man jedoch den Zutritt.
Unser intellektuelles und kulturelles Kultureigentum, eine öffentliche Kunstsammlung, die Archive, Finanzunterlagen, die wertvollen Werte von mehr als 26 Jahren wurden am Nachmittag an einen uns unbekannten Ort verbracht! Gestern begannen wir im Interesse unserer Wertgegenstände und unserer Archive ein Gespräch mit dem Bürgermeister von Josefstadt Máté Kocsis. Er, wer an der Spitze der fremdenfeindlichen Kampagne voran schritt, dennoch unter der Erfüllungsquote blieb würdigte uns keiner Antwort. Es scheint keine Möglichkeit zugeben in Ungarn den illiberalen, maffiösen und diktatorischen Prozess des Abbaus der Bürgerrechtsbewegung aufzuhalten, welche in 25 historischen Jahren gewachsen sind. Man will ein nach dem Bild des Staates geformtes Kulturzentrum schaffen mit regierungsfreundlichen Vorzeige-Roma, mit viel Geld auf geringem Raum. So verlieren wir letztendlich vollständig die Möglichkeit friedlich für die Bürgerrechte zu kämpfen. Wir können unsere zerschlagenen „Truppen“ auf diese Art nicht
mehr in den Krieg gegen den staatlichen Terror schicken.
Wir sehen es als Fakt, dass das Roma Parlament physisch vernichtet wurde. Über den Hergang dieser gewaltsamen staatlichen Maßnahme informieren wir die Mitglieder des Roma Parlament, unsere Freunde und Sympathisanten, sowie
die breite Öffentlichkeit. Am Mittwoch, dem 2. November findet eine öffentliche Veranstaltung statt. Über die genauen Details informieren wir später, wir hoffen auf rege Teilnahme von Roma und Nicht-Roma-Mitbürgern. Zur Veranstaltung sind eingeladen, die ungarische und internationale Medienvertreter.
Im Auftrag des Vorsitzes:
Budapest, 27. Oktober 2016.
Aladar Horvath
In Ukraine, Jews witness historic echoes in pogroms against the Roma
Over 80 residents of Loshchynivka, Ukraine, fled their homes last month as villagers took the law into their own hands after the murder of a local child
Pogroms have returned to Ukraine, but this time the violence is not directed at the Jews. At the end of August, about 10 Roma families numbering approximately 80 people were forced to flee from the village of Loshchynivka, about 250 kilometers from Odessa, in an incident which was described in the Ukrainian media as a “Gypsy pogrom.” An amateur video captured the August 27 incident in which a crowd of men threw rocks at windows and broke doors, as police watched but did nothing. The next day, about eight homes were destroyed — the walls knocked down with tractors, one home burned, another was left without a roof. Inside, television screens were smashed, mattresses ripped, a kitchen stove was thrown on its side. “We got a phone call, they said, ‘Leave now or we will kill you.’ We didn’t have time to take our things or our documents. We just grabbed the children and ran,“ said Nikolay Churali, a Roma man who fled from his home with his wife, two children, his elderly mother and 10 relatives. “We were outside. We cried; the mosquitoes bit us. A half hour later, they started to break down the houses. I can’t describe it with words.” The family lost everything they had and is temporarily staying with “some people” in the nearby town. “We don’t know where we will go tomorrow,” Churali said. Continue reading In Ukraine, Jews witness historic echoes in pogroms against the Roma
Zoff im Mietshaus: Roma-Familie muss umziehen
Gemeinde setzt Eltern und Kinder aus Serbien um – Betreuerin und Beratungsstelle erheben heftige Vorwürfe
Quelle: Schwäbische
Stand: 26.08.2016
Hetzjagd auf Roma
Ukraine: Einwohner verüben Pogrom. Behörden billigen Vertreibungen
In Loschtschiniwka im Südwesten der Ukraine kurz vor der Grenze zu Rumänien am Schwarzen Meer haben sich am vergangenen Wochenende antiziganistische Übergriffe ereignet, in deren Folge 50 Roma aus der Ortschaft fliehen mussten. Ukrainischen Nachbarn hatten die Roma attackiert. In ihrer Absicht, die Menschen aus der Gegend zu vertreiben, wurden die Angreifer von der Gebietsverwaltung offen unterstützt.
Auslöser beziehungsweise Vorwand für die Überfälle war die Festnahme eines 21jährigen Mannes, der des Mordes an einem neunjährigen ukrainischen Mädchen beschuldigt wurde. Nach Angaben der Charkiwer Menschenrechtsgruppe« hat er Roma in seiner Verwandtschaft, gehört aber selbst nicht der Minderheit an. Mehrere hundert Einwohner randalierten am Sonntag dennoch vor von Roma bewohnten Häusern am Stadtrand. Sie zerstörten Zäune, warfen Scheiben ein und steckten ein Gebäude in Brand. Zu Anfeindungen war es bereits am Freitag gekommen, nachdem die Leiche des Mädchens gefunden worden war.
Die örtlichen Behörden schlossen sich der Forderung nach Vertreibung der Roma an und offerierten diesen das »Angebot«, am Montag einen »sicheren Korridor« zum Verlassen der Ortschaft einzurichten. Allerdings wartete die Mehrheit der ungefähr 50 Roma nicht so lange und ergriff schon in der Nacht nach den Angriffen die Flucht zu Verwandten außerhalb der Stadt. Dabei konnten die Menschen nur das Notwendigste mitnehmen. Ihre Häuser mussten sie schutzlos zurücklassen. Die Vorsitzende der Distriktverwaltung verharmloste diese Flucht ukrainischen Medien zufolge als freiwilligen Wegzug: Die Roma hätten »verstanden, dass sie hier nicht mehr länger leben können.«
Der Gouverneur der Region Odessa, bei dem es sich um den geschassten georgischen Expräsidenten Michael Saakaschwili handelt, goss weiteres Öl ins Feuer: Während eines Presseauftritts am Sonntag führte er aus, er teile die Empörung »aller Einwohner« von Loschtschiniwka. Für die Spannungen in dem Ort machte er, ohne Roma explizit zu nennen, »asoziale Elemente« verantwortlich, die einen schwunghaften Drogenhandel unterhielten. Aktivisten kritisierten die Vertreibungen als illegal. Wolodimir Kondur, Vorsitzender desr Menschenrechtszentrums der Roma, erklärte gegenüber der Deutschen Welle am 1. September: »Was in Loschtschiniwka passiert ist, ist in der Ukraine kein Einzelfall«. Angehörige der Roma-Minderheit würden häufig diskriminiert und, sobald es eine Straftat gebe, stets als erste verdächtigt.
Sergej Ermoschkin vom Roma-Kongress der Region Odessa berichtete jW am Donnerstag abend, die Behörden versuchten, den Vorfall als einfache Sachbeschädigung zu verharmlosen. »Sie wollen nicht zugeben, dass es einen ethnischen Hintergrund gibt«, so Ermoschkin. Das werde er aber nicht zulassen. Zahlreiche Videos von den Ausschreitungen in der mehrheitlich von der bulgarischen Minderheit bewohnten Region zeigten aufgebrachte Einwohner, wie sie »Zigeuner raus!« skandierten. Der Aktivist erklärte, er habe Strafanzeige wegen Landfriedensbruchs eingereicht. Im Verlauf eines mehrstündigen Gesprächs mit den Behörden habe diesen außerdem immerhin die Zusage »abgerungen« werden können, in anderen Bezirken der Region Odessa neue Häuser für die vertriebenen Roma bereitzustellen.
Quelle: Junge Welt
Stand: 03.09.2016
Anzeige wegen Hausfriedensbruch: Bistum setzt Roma vor die Tür
25 Asylbewerber suchen Anfang Juli Zuflucht im Regensburger Dom, um ihre Abschiebung zu verhindern. Jetzt hat das Erzbistum genug und erstattet Anzeige. Die Rede ist von unerfüllbaren Forderungen und konkreten Drohungen.
Die Asylbewerber in Regensburg, die seit mehr als vier Wochen unter kirchlicher Obhut stehen, müssen das dortige Pfarrheim verlassen. Das Bistum habe in Rücksprache mit den Behörden festgelegt, gegen die 25 Asylsuchenden Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch zu stellen, teilte ein Bistumssprecher mit. Ab Samstag will das Bistum die Versorgung mit Nahrungsmitteln einstellen. Ein Notarzt sei aber erreichbar, heißt es. Die ganze Gruppe oder einzelne Personen der Gruppe könnten jederzeit das Pfarrheim verlassen und mit ihrer zuständigen Ausländerbehörde die nächsten Schritte besprechen. Die Gruppe hatte Anfang Juli Zuflucht im Regensburger Dom gesucht und dort fast eine Woche ausgeharrt, ehe sie in das Pfarrheim umzog. Bei einem Großteil handelt es sich um Roma aus Albanien, dem Kosovo, Mazedonien und Serbien. Mit ihrer Aktion wollen sie für ein Bleiberecht und gegen die Einstufung von Balkan-Staaten als sichere Herkunftsländer demonstrieren. Generalvikar Michael Fuchs verurteilte insbesondere das wiederholte Vorschieben der Kinder für die unerfüllbaren Ziele der Gruppe. Die Kinder wurden demnach „von Anfang an benutzt als Transparent-Halter, als Foto-Objekte an der Protestfront, ja in konkreten Drohungen sogar als mögliche Waisenkinder durch Selbstmord der Erwachsenen und als mögliche Tötungsopfer“, sagte Fuchs.
Quelle: n-tv.de
Stand: 05.08.2016
Kommentar Entschädigung für Roma: Ein preisgünstiger Völkermord
Nach 70 Jahren erhalten tschechische Roma nun eine Entschädigung für ihr Leid im KZ. Der späte Zeitpunkt ist ebenso zynisch wie die geringe Summe.
Es ist eine längst überfällige Geste, und eine geizige noch dazu: 2.500 Euro Entschädigung erhalten tschechische Roma, die das Grauen der deutschen Konzentrationslager überlebt haben. Hunderttausende Menschen aus ganz Europa fielen aufgrund ihrer „Fremdrassigkeit“ und als „geborene Asoziale“ dem Massenmord der Nazis zum Opfer, darunter viele aus den besetzten Gebieten im Süden und Osten des Kontinents.
Die Justiz der jungen Bundesrepublik leugnete die rassistische Dimension des Verbrechens – mit einer offensichtlich rassistischen Begründung. Die Sinti und Roma hätten schließlich schon immer Anlass gegeben, sie „besonderen Beschränkungen zu unterwerfen“, heißt es in einem Gerichtsurteil von 1956. Dazu passt die jahrzehntelang hohe Ablehnungsquote beantragter Entschädigungsleistungen für die Opfer.
Dass nun für das letzte gute Dutzend tschechischer Überlebender eine Regelung gefunden wurde, ist somit auf symbolischer Ebene ein durchaus großer Schritt der Anerkennung des Unrechts, in der konkreten Ausgestaltung jedoch mindestens „lächerlich“, wie ein Vertreter des Opferverbandes konstatiert. „Zynisch“ trifft es vielleicht eher. Der Rechtsnachfolger des verbrecherischen faschistischen Staates benötigte mehr als 70 Jahre, um einer Handvoll alter Menschen, die zum Teil auf dem Sterbebett liegen, einen Almosen zu gewähren.
Während die früheren Opfer ihre Familien in den Gaskammern der Konzentrationslager verloren und mit ihren Nachkommen zum Teil in bitterer Armut leben mussten, konnten viele Täter in der Bundesrepublik fast nahtlos an ihre Kriegskarrieren anknüpfen. Für die lebenslange rassistische Ausgrenzung und vor allem für das Menschheitsverbrechen der Vernichtung der „Zigeuner“ in Europa lässt sich kaum eine angemessene Entschädigungssumme finden – eine würdigere als 2.500 Euro pro Person aber wäre schon viel eher möglich gewesen.
So bleibt jener Völkermord nicht zufällig ein eher preisgünstiges Verbrechen, sowohl für die individuellen Täter als auch für den deutschen Staat.
Quelle: taz.de
Stand: 07.08.2016
„Ein Betrag, der eigentlich lächerlich ist“
Endlich willigt Deutschland ein, auch die Handvoll Holocaust-überlebender Roma in Tschechien zu entschädigen – nicht aber mit einer monatlichen Opferrente wie die jüdischen Opfer, sondern mit einer einmaligen Abschlagszahlung von gerade einmal 2.500 Euro: Roma sind weiterhin Opfer zweiter Klasse.
In Böhmen und Mähren kamen während der deutschen Besatzungszeit etwa 90 Prozent der dort beheimateten Roma-Bevölkerung ums Leben. Nur rund 600 der 6.500 von den Nationalsozialisten als „Zigeuner“ erfassten Personen im „Protektorat“ überlebten die NS-Verfolgung. Wie nun das tschechische Außenministerium betätigte, sollen tschechische Roma, die die Konzentrationslager der Besatzer überlebten, von Deutschland demnächst eine einmalige Entschädigung in der Höhe von 2.500 Euro bekommen. Nach monatelangen Verhandlungen habe man sich mit dem Finanzministerium in Berlin auf diesen Betrag geeinigt. Tschechiens Roma-Verbände, allen voran der Ausschuss für Holocaust-Entschädigung für die Roma in Tschechien (VPORH), hatten diese Entschädigung durch die Vermittlung des tschechischen Außenministeriums vor mehr als einem Jahr beantragt. Das Bundesaußenministerium wird die Summe aus dem Fonds für nichtjüdische Opfer (Härtefond) bereitstellen.
Für nahezu alle Opfer kommt diese Geste jedoch um Jahrzehnte zu spät. Laut Medienberichten sind nur noch maximal fünfzehn betroffene Roma am Leben. Nur zehn Personen haben bis dato tatsächlich um die Entschädigung angesucht. Es hätte, erzählt Čeněk Růžička vom Ausschuss für Holocaust-Entschädigung, sogar einiger Anstrengung bedurft, sie davon zu überzeugen, die Formulare auszufüllen. „Sie glaubten einfach nicht mehr daran, dass sie damit Erfolg haben könnten, und nach all dem, was sie erlebt hatten, hatten sie auch Angst, ihre persönlichen Daten vorzulegen. Aber zu guter Letzt haben sie die Anträge dennoch eingereicht. Sie alle wollen mit dem Geld für ihr Begräbnis vorsorgen.“ Einige von ihnen seien bettlägerig. „Im Hinblick auf ihr Alter haben wir daher einem Betrag zugestimmt, der eigentlich lächerlich ist“, so Růžička. „Wenn es nur nach mir persönlich ginge, hätte ich das vorliegende deutsche Angebot einer Einmalzahlung zurückgewiesen“, erklärt er gegenüber der Presse, „und zwar weil ich einen Vergleich ziehe zu dem, wie die jüdischen Opfer entschädigt wurden. Diese Opfer erhalten eine monatliche Zahlung von grob 260 bis 400 Euro, zuzüglich zu ihrer Rente, was alles in allem ein beträchtlicher Betrag ist. Natürlich steht ihnen das absolut zu, ganz ohne Zweifel. Doch es ist interessant, dass die Volksgruppe der Roma kein Recht auf die gleiche Entschädigung hat, obwohl ihnen dasselbe Unrecht widerfuhr. Es stört mich, dass die Roma als Opfer zweiter Klasse betrachtet werden.“
Quelle: dROMa Blog
Stand: 05.08.2016