Antisemitismus im deutschsprachigen Gansta-Rap

Hip-Hop gilt als die einflussreichste Jugendkultur der Gegenwart. In Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Gangsta-Rap zum ökonomisch erfolgreichsten Subgenre entwickelt. Darin zählen hypermaskuline und misogyne Machtfantasien zu den Leitmotiven in der Selbstinszenierung der meist männlichen Künstler. In ihren Liedtexten und Musikvideos vermitteln sie zudem autoritäre Moral- und Gesellschaftsvorstellungen, in denen häufig auch verschwörungsideologische und antisemitische Interpretationen globaler Herrschaftsverhältnisse zum Vorschein treten. Der Vortrag geht der Frage nach, inwiefern sozial- und herrschaftskritische Texte und Äußerungen deutschsprachiger Gangsta-Rapper antisemitische Deutungsmuster enthalten? Welche (tradierten) anti-jüdischen Motive spiegeln sich dabei explizit oder implizit wider? Und welche Rolle spielen dabei genrespezifische Semantiken, Männlichkeitskonstruktionen und autoritäre Gesellschaftsvorstellungen?

Jakob Baier ist Poli­tik­wis­senschaftler und forscht an der Universität Bielefeld zum Thema An­ti­semitismus in der Kulturproduktion und Verschwörungsideologien in modernen Medien. Zu­vor war er Lehrbeauf­tragter für deutsch-jüdis­che Bil­dungs­geschichte sowie für die Zeitgeschichte und Gegen­wart des An­ti­semitismus an der Uni­ver­sität Kas­sel. Im Rah­men seines Dis­ser­ta­tion­spro­jekts beschäftigt er sich mit An­ti­semitismus im deutschsprachi­gen Gangsta-Rap. Zudem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter (ZPI) der Universität Bielefeld.