Im Dezember 2019 wurde das Wohnprojekt CarlA aus den Ruinen des abgerissenen Inselprojektes gegründet. Als sich die neu zusammengewürfelten Bewohnis mit den materiellen Gegebenheiten des Projektgrundstücks anfingen auseinanderzusetzen, begannen auch die ersten und neuartigen Maßnahmen zur Prävention der Covid-Pandemie. Viele gesellschaftlichen Prozesse und Normen änderten sich in diesem ersten CarlA-Jahr 2020.
C.L. ist als alter Mitbewohner der Insel in das neue Projekt CarlA als Gründungsmitglied eingezogen. Sein Verhalten galt schon einige Jahr in der Jenaer Szene als problematisch. Diese Erfahrung haben sich die neuen Bewohnis des Wohnprojektes CarlA leider nicht erspart…
Es hat über Jahre hinweg eine intensive Auseinandersetzung mit C. und seinem problematischen Verhalten stattgefunden.
Schon vor der Veröffentlichung des Artikels auf indymedia (https://de.indymedia.org/node/30979) haben sich mehrere Mitbewohnis seinen Auszug gewünscht. Auf die Vorwürfe aus dem Artikel war es für die damaligen Bewohnis schwer zu reagieren, da bis auf eine oder zwei Personen niemand C. oder die anderen Beteiligten und Betroffenen damals schon kannte. C. hat seinen Standpunkt mit der vollen Palette an Manipulation verteidigt (relativieren, ablenken, diskreditieren derer, die anklagen, persönliche Drohungen). Insbesondere für neue Mitbewohnis war die Gesamtsituation sehr schwer einschätzbar.
Das erste, für das es einen sicheren Konsens gab, war, dass seine Machtposition gebrochen werden muss. Mit ihrem Zustandekommen wurde sich selbstkritisch intensiv auseinandergesetzt. In Folge dessen wurde unter anderem versucht Wissenshierarchien abzubauen. C. durfte deshalb keinen Verantwortungsbereich mehr alleine besetzen. Zusätzlich wurde gefordert und C. willigte ein, stark an sich zu arbeiten, insbesondere bezogen auf sein gewaltvolles Kommunikationsverhalten.
Da vieles sich nicht besserte, wurden C. schrittweise alle Verantwortungsbereiche komplett entzogen. Unter anderem die Projektkasse, aber auch „das Recht“ sich öffentlich als Vertreter der Insel zu äußern. Bezogen auf die Vorwürfe des Artikels auf indymedia starteten zwei externe Personen einen Community Accountability Prozess. C. kooperiert bereitwillig. Es meldeten sich wenige Betroffene. Der Verlauf und das Ende des Prozess lässt sich aktuell nicht mehr genau rekonstruieren, am ehesten endete er ohne größere Ergebnisse wegen zeitlicher und kapazitärer Probleme.
Beim Tag der offenen Insel gab es eine offene Gesprächsrunde zu C. und seiner Existenz im Projekt. Trotz öffentlicher Ankündigung (Stadtgeflüster Verteiler, facebook, etc) ist leider fast niemand erschienen. Allgemein war der Eindruck, dass es aus der Szene häufig ein größeres Interesse an Distanzierungsstatements gab, als in direkte Auseinandersetzung mit dem Projekt in irgendeiner Form zu gehen. Zusätzlich zu dem politischen Kampf um die Insel sind viele motivierte, häufig FINTA Personen an ihre Belastungsgrenze gestoßen, sich immer wieder und wieder für viele Stunden mit der C.-Problematik auseinanderzusetzen, insbesondere in dem Gefühl damit allein gelassen zu werden. In regelmäßigen Abständen wurde C. gebeten das Projekt zu verlassen. Es wurde deutlich gemacht, dass er im Nachfolgeprojekt kein Teil sein wird.
Durch die insgesamt unsichere Wohnsituation (3 von 5 Wohnungen ohne Mietvertrag, die überfallartige Rodung des Gartens und drohende Räumung des Gebäudes) war es seit 2018 schwierig, Menschen zu finden die in dieser späten Phase noch an der Insel wohnen wollten. Gleichzeitig zogen immer mehr langjährige Mitbewohner*innen aus (oder später nicht mit an die CarlA), was ein Ungleichgewicht an Wissens- und Machtpositionen innerhalb der Gruppe mit sich brachte und damit dazu beigetragen hat, dass sich C. Rausschmiss so lange hingezogen hat.
Einer der Hauptpunkte, warum es schwierig war C. gegen seinen Widerstand aus dem Projekt auszuschließen, war, dass C. einen der zwei letzten unbefristeten Hauptmietverträge hatte, und die Eigentümer (Ernst-Abbe-Stiftung und später das Land) seit ca. 2014 oder 2015 keine unbefristeten Verträge mehr gegeben hatten. Dieser Mietvertrag war das einzige Druckmittel, das in der Gerichtsverhandlung der Räumungsklage letztlich den Tausch gegen den Gasthof Carl August ermöglicht hätte. Leider setzte sich zunächst diese Abhängigkeit in den ersten Monaten der CarlA noch fort, da aus der gerichtlichen Verhandlung für die CarlA zunächst ein Übergangsmietvertrag mit C. persönlich von der LEG abgeschlossen wurde, der erst nach mehr als einem halben Jahr in einen Erbbaupachtvertrag mit dem CarlA e.V. umgewandelt werden konnte.
C. hatte bereits vor dem Umzug zugestimmt, das Projekt in den ersten Monaten zu verlassen und dem, damals noch Carl-August Waldgasthof und heute CarlA genannten, Projekt nur durch die “Startlöcher” zu helfen. Stattdessen hat sich vieles, was mit vorhergehenden C.-Konfrontationsprozessen vergleichbar ist, wiederholt. Im Oktober 2019 lebten nur noch vereinzelte – lose, nicht an einander gebundene – Menschen in der Insel, insgesamt fünfzehn und C.. Ein Drittel bestand aus Menschen die aus einer existenziellen Not heraus auf den Lebensraum angewiesen waren, das zweites Drittel waren Menschen die noch dem politischen Kampf der Insel verpflichtet waren und das letzte Drittel waren im Oktober neu zugezogene Studierende, die aufgrund der, uns allen bekannten in September vorherrschenden, Wohnungslage in Jena auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen waren. In den letzten drei Monaten in der Insel zu leben, hieß ein dickes Fell gegen gewaltvolle Kommunikation und den jedes Wochenende, zu den exzessiv-ausgelebten Partys, (auftretenden Drogenkonsum) zu entwickeln und sich im Haus (der Insel) hauptsächlich selbstorientiert und -organisiert zurechtzufinden.
C. war selten vor Ort (Insel) in den letzten drei Monaten vor dem Abriss, zwischen seinen Montage-Einsätzen (Zeitarbeit) war es möglich, ihn mal kurz im Treppenhaus abzufangen, falls eine Person ein persönliches oder gruppenbezogenes Anliegen hatte und dabei fielen seine Antworten meisten herrisch-knapp und relativierend bzw. alles überschauend aus – es ist naheliegend, dass der Eindruck entstehen konnte, dass C. ein produktiver, im Zentrum des Projekts stehender, alles antreibender Macher ist. Desweiteren war es möglich, ihm in den letzten zwei Monaten der Insel, C. im Plenum zu begegnen, wenn er in der Woche nicht auf Montage war und selbst im Plenum, war der Handlungsspielraum für Gegenstimmen zu C. sehr gering. Die letzten Plena der Insel wurden dominiert von C., es gab drei FINTA, deren Anwesenheit bei den Plena eindeutig die Extremität C.s Verhaltens reduzieren konnte, aber nicht bis zu dem Punkt, dass sich andere Menschen gegen C. gestellt hätten. Zusätzlich gab es keine feste interne Gruppe der Insel mehr, also waren alle internen Stimmen gegen C. lose und unausgesprochen und die Themen der Plena waren der Inselkampf, die Räumungsklage, Exit-Strategien und weitere Punkte dieses Kontextes. Diese Themen wurden von C. vorgestellt und geleitet, C. hatte den hauptsächlichen Überblick und auch den Kontakt zu entscheidenden Institutionen oder öffentlichen Personen, z.B. zur LEG oder Personen im Stadtrat.
Mitte Dezember 2019, bis spätestens den 19. Dezember waren alle Bewohnis der Insel aus- und / oder in die CarlA eingezogen.
Zu diesem Zeitpunkt standen viele, bereits erarbeitete C.-Prozess-Forderungen nicht mehr greifbar zur Diskussion für die neu entstehende CarlA-Gemeinschaft. Wichtig und nicht zu vergessen sind die Menschen, die sich schon lange mit C. auseinandergesetzt hatten. Zuerst in der Insel und dann weiter in der CarlA, denn sie waren zwar oft stumme, aber entscheidende Impulsgeber:innen, für Mutfindung und Kritikformulierung gegen C.. Es ist wichtig die Angst und Handlungsunfähigkeit der Menschen zu benennen, die mit C. zusammen lebten, seinen morgentlichen Entzugsausrastern ausgesetzt waren, von ihm beklaut und verleumdet wurden und seinen stetigen Abwertungen ausgesetzt waren. Wichtig zu benennen, nicht weil diese Angst und Handlungsunfähigkeit den so langsam fortfahrenden Prozess mit C. rechtfertigt, sondern um ein vollständiges Bild der verfehlten Verantwortungsübernahmen und C. seiner Gewalt darzustellen.
Seit dem Begin der CarlA (spätestens Februar) waren alle neuen Bewohnis der CarlA mit Teilen der externen Kritik an C. vertraut, überwiegend im Diskurs der Plena. Allerdings blieb die Kritik an C.s Machtposition, z.B. durch die alleinige Verfügung C.’s über das Mietrecht – Mietverträge auszustellen, seine alleinige Verwaltung der Projektkasse, seine zentrierte Rolle in den Informationsflüssen – C. hat die Bewohner:innen über Nachrichten der LEG informiert, zunächst folgenlos. Intersektional feministische Kritik-Perspektiven, ob bereits vorhanden oder neu benannt fielen immer wieder hinten runter. Es war ein harter, von Konflikten und Gewalt bestimmter Prozess, C. die Verantwortungen, wortwörtlich, abzuringen, denn es bedeutete immer, dass eine Person, für den Zweck der Gemeinschaft, sich C. und seiner Gewalt aussetzen musste.
Als bezeichnendes Beispiel möchte ich die Übernahme der Projektkasse, von C. an eine von der CarlA-Gemeinschaft gewollte Person(-engruppe) skizzieren: Seit dem 23. Januar und 06. Februar 2020 gab es den Plenumsentscheid, dass die Projektkasse zukünftig von zwei zusätzlichen Personen zu C. geleitet wird, was nicht funktionierte und so blieben die beiden Personen als gewählte Verantwortliche handlungsunfähig, weil C. eine Zusammenarbeit blockierte. Umgangsvorschläge mit C. aus dem Plenum vom 13. Februar 2020 waren, dass C. zu seiner Aussage, dem Projekt nur durch die “Startlöcher” zu helfen, was auch immer das bedeuten mag, stehen soll und damit aus der CarlA aussteigen muss, nachdem er alle Verantwortungen abgibt.
Endgültig wurde die Projektkasse erst im April 2020 übergeben. Dafür war ein Plenum im März nötig, in dem vorhergehend sich alle, über eine Woche, abgesprochen hatten, gegen C. zu stimmen und die neuen kassenverantwortlichen Personen zu unterstützen. Als es zu dem Plenum kam, gab es unterschiedliche Vorschläge die Kassenverantwortlichkeit umzuorganisieren, jedoch traute sich kein/e Bewohni oder anwesende Person auszusprechen, dass C. die Verantwortlichkeit in jedem Fall abzugeben hat. Eine FINTA meldete sich dann doch und stellte den Antrag, C. die Projektkasse zunächst komplett abgeben zu lassen. C. meldete ihr daraufhin im Plenum unmissverständlich, dass das als persönlichen Angriff aufnehme. An dieser Stelle ist auch die Illusion, in der C. bis heute lebt erkenntlich. C. konnte es nicht verstehen – es war ihm unmöglich und verwehrt zu sehen, dass alle Bewohni sich gegen ihn stellten. Er fragte dann in die Runde, wer denn noch alles dieser Idee der FINTA folgt und die Anwesenden hoben die Hände, um sich symbolisch für den Antrag auszusprechen. Dies führt zu einem Wutausbruch von C., mit dem er dann aus dem Plenum stürmte. Die Projektkasse hat er schließlich einige Tage später stillschweigend einer Bewohni vor die Tür gestellt.
Die Situation mit C. spitze sich immer weiter zu. Die Gewalt von C. nahm zu, gefüttert von paranoiden Gedanken und Abwehrmechanismen seiner Täterschaft. Erst am 22. Oktober 2020 konnte ein Mehrheitsentscheid im Plenum gefunden werden, der für C.’s Auszug stimmt. Am 27. Oktober wurde dann eine Frist des Auszuges bis zum 30. Januar 2021 festgelegt. Die Frist wurde nochmal auf den 1. Februar 2021 verlängert, dies war dann jedoch das endgültige Datum, zu dem C. auch auszog.
C. hat wahrscheinlich bis heute die Konsequenzen, die auf sein Handeln folgten, “Montagsdemos”, nicht verstanden.
Nach langer Abwesenheit in der CarlA, seit seinem Auszug, hat C. am 27. Januar 2023 auf einer Veranstaltung versucht in die CarlA zu gelangen und musste mit seinem erneuten großen Unverständnis hinnehmen, dass er Hausverbot hat.