Immer mehr Menschen sind sich der Tatsache bewusst, dass wir nicht alle im gleichen Boot sitzen. Wir saßen auch nie im gleichen Boot.
Publiziert von Enough 14. geschrieben von Riot turtle.
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Ich habe in den letzten acht Monaten viel über die autoritären staatlichen Maßnahmen in der BRD geschrieben. Der letzte Beitrag war gleich nach der Einführung von dem, was unsere Herrschenden „Lockdown light“ genannt haben.
Der sogenannte Lockdown-Light hat nicht funktioniert, was eigentlich nicht verwunderlich ist. Der Lockdown light tötete das soziale Leben durch die Schließung von Bars, Restaurants und sozialen Zentren, ließ aber den kapitalistischen Motor weiter laufen. Obwohl im Sommer deutlich wurde, dass Arbeitsplätze zu den Orten mit größeren Corona-Ausbrüchen gehören, sind Bars und Restaurants mit ihren Hygienekonzepten nicht für solche Ausbrüche bekannt. Das gab sogar die deutsche Bundesbehörde Robert Koch-Institut (RKI) zu. Wir alle erinnern uns an die Corona-Ausbrüche während der Spargelernte. Wir erinnern uns an die Ausbrüche in den Schlachthöfen und in jüngster Zeit in einer der Betriebsanlagen von Amazon in Deutschland. Also ja, es war keine Überraschung, dass der Lockdown-Light nicht funktioniert hat. Die Menschen waren weiterhin gezwungen, zur Arbeit und zur Schule zu gehen.
Gestern begann eine harte Lockdown, die meisten Geschäfte sind nun geschlossen und die Schüler:innen bekommen Fernunterricht. Aber eigentlich ist es keine wirklich harten Lockdown. Selbst in den Gebieten, in denen es, wie in Bayern, eine Ausgangssperre gibt, beschränken sich die autoritären staatlichen Maßnahmen auf Verbote des sozialen Lebens und kleinere Teile der kapitalistischen Maschinerie. Die Leute dürfen die Ausgangssperre brechen, um zur Arbeit zu gehen. Also werden wieder Menschen in Bussen und Bahnen eingepfercht, um zur Arbeit zu fahren.
Die deutsche Wirtschaft ist eine Exportwirtschaft, und die Produktion von Exportgütern ist weiterhin unangetastet. Wo es Verbote für das soziale Leben der Menschen gibt, gibt es Ratschläge für Firmen („Bitte, so viel Homeoffice wie möglich“) und Kirchen („Es wäre gut, wenn es keine größeren Gottesdienste gäbe“). Die katholische Kirche hat bereits angekündigt, dass die Gottesdienste während des Lockdowns weiter stattfinden werden. Und ja… es gab größere Corona-Ausbrüche in deutschen Kirchen.
Während also die Menschen an ihren Arbeitsplätzen und in den Kirchen weiterhin großen Risiken durch Corona-Infektionen ausgesetzt sind, wird das gesellschaftliche Leben durch autoritäre Verordnungen massiv eingeschränkt. Die Kapazitäten der Krankenhäuser stehen auf der Kippe, aber kein Politiker:in spricht darüber, dass diese Kapazitäten durch Kürzungen und Privatisierungen in den letzten Jahren abgebaut wurden. Keiner spricht über die Privatisierungen und Kürzungen in Pflege- und Altenheimen. In Deutschland leben die meisten Menschen, die an COVID-19 sterben, in Pflegeheimen.
Pflegeheime haben schöne Broschüren und andere Werbemethoden, aber sie sind dazu da, Profit zu machen. So wie privatisierte Krankenhäuser dazu da sind, Profit zu machen. Das ist die Priorität. Pflege und Gesundheit kommen an zweiter Stelle. Auch das ist nicht verwunderlich, es ist die logische Konsequenz einer kapitalistischen Gesellschaft.
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