Wie ihr sicherlich schon mitbekommen habt, soll vom 13.4 – 15.4 der umstrittene Kongress „Familienkonflikte gewaltfrei austragen“ in Räumen der Goethe-Uni stattfinden. Zusammenfassungen über die zweifelhaften Beziehungen der (Mit)-Organisatoren (sic!) ins „Männerrechtlermilieu“ oder zur homophoben und frauenfeindlichen „Demo für Alle-Bewegung“, konntet ihr beispielsweise bereits letzte Woche in verschiedenen Medien nachlesen.
Die Unileitung sah bisher mit Verweis auf ihre für Veranstaltungsvermietung zuständige Gesellschaft keinerlei Anlass, die Durchführung des Kongresses zu untersagen (Stand Uni-PM vom 29.03.2018).
Das hat vor allem damit zu tun, dass bei einer oberflächlichen Betrachtung des angedachten Vortrag-Programmes zwar zweifelhafte Themen wie die Relativierung von Männern ausgehender häuslicher Gewalt gegenüber Frauen sofort ins Auge springen, plakativ menschenverachtende Aussagen jedoch nicht unmittelbar zu erkennen sind.
Die Position der Universität zeugt jedoch von wenig Feingefühl bezüglich wieder zunehmenden Übergriffen und Anfeindungen, welchen die LGBTIQ-Community vor dem Hintergrund des anhaltenden gesellschaftlichen Rechtsrucks ausgesetzt ist. Mehr Infos.
Von Seiten der Uni heißt es währenddessen in altbekannter extremismustheoretischer Manier: „Abgelehnt werden z.B. Anfragen verfassungsfeindlicher Organisationen sowie von Organisationen und Personen, die extremistisches Gedankengut vertreten“. Die modellhafte Polarisierung extremer politischer Ansichten am äußeren „rechten“ sowie gegenüber am äußeren „linken“ Rand des Einstellungsspektrums erschwert die Wahrnehmung reaktionärer Ressentiments, welche breit gesellschaftlich – innerhalb des Denkmodells also bis in die „verfassungstreue Mitte“ der Gesellschaft hinein – auf Resonanz stoßen. Die Anschlussfähigkeit eines antifeministischen und homophoben Weltbilds, das Früchte in Teilen der Mehrheitsgesellschaft trägt, kann also innerhalb des zu Grunde liegenden Extremismus-Begriffs der Universität allzu leicht übersehen und relativiert werden.
Werden also unter einem harmlosen Kongresstitel z.T. renommierte internationale Wissenschaftler*innen zu einer relativ breiten Themenauswahl eingeladen, kann nach außen hin leicht verschleiert werden, dass hinter dem vorgeschobenen Beharren auf Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit strukturell homophobe sowie antifeministische und traditionalistische Positionen gestärkt werden, ohne dass zwangsläufig alle Eingeladenen des Kongresses selbige teilen müssen. Potentielle Träger*innen dieser rückwärtsgewandten Ideologien und politischen Positionen werden sich, sollte der Kongress planmäßig stattfinden, jedoch in ihren Einstellungen weiter bestätigt fühlen und in Zukunft wesentlich ungenierter und direkter in eine breite Öffentlichkeit hinein agieren. Für den von der Uni gewünschten Raum für „Kritik, Widerspruch und Gegenrede“ besteht also tendenziell immer auch die Gefahr des Missbrauchs durch Ambitionen, welche nur schwerlich vom Recht auf freie Meinungsäußerung abgedeckt sein können.
Bleibt also weiterhin dran und haltet euch auf dem Laufenden, was die Angelegenheit betrifft. Bisher ruft beispielsweise das Bündnis Akzeptanz und Vielfalt zu einer Demonstration am 14.04 auf.