Die Polizei hat einen Tag nach dem Überfall auf einen Gemüsehändler vietnamesischer Abstammung drei junge Männer festgenommen, die der Tat verdächtigt werden. Der 37jährige R. Van Noum (Name geändert) war von ihnen am Freitag gegen 18 Uhr in seinem Laden am Graben angepöbelt und schließlich niedergestochen worden. Schwerverletzt hatte er sich gegen seine Angreifer erst noch mit einer Eisenstange zur Wehr setzen wollen, auch war es ihm gelungen, auf die Straße zu treten, wo etliche Leute vorbeigingen. Genutzt haben die ihm aber nicht viel, denn zur Hilfe kam dem Händler erst einmal niemand. Vielmehr entrissen ihm die Skinheads die Stange und schlugen damit noch einmal auf ihn ein. Gesehen wurde all das von einer Frau und zwei Männern. Allein sie waren es auch, die Courage genug hatten, dem Opfer zu Hilfe zu kommen. „Los weg, die Polizei kommt schon“, hatte einer der Skins noch gebrüllt. Die „feigen Glatzen“ suchten daraufhin das Weite. Etwa zehn Menschen, bestätigte die Frau, die den Mut hatte dazwischen zu gehen, mögen den Überfall beobachtet haben. Erst al die Rechtsradikalen über alle Berge waren, wurden es ein paar Helfer mehr. Das „erste gute Gefühl“ stellte sich bei der Frau, die der TLZ namentlich bekannt ist, ein, als jemand einen Verbandskasten organisierte. Allerdings: Der Polizei standen letztendlich nur noch vier Zeugen zur Verfügung. R. Van Noum muss viel Blut verloren haben. Die Ersthelferin schätzt die Stichwunde auf zwei bis drei Zentimeter. Sie und die beiden Männer hatten den Verletzten vom Bürgersteig in seinen Laden getragen. Draußen, vor den verwüsteten Auslagen, und drinnen, in dem engen Raum, standen noch Stunden später Blutlachen. Wort- und fassungslos standen Angehörige vor dem Laden. R. Van Noum lebt seit zwanzig Jahren in Deutschland. Seinen kleinen Obst- und Gemüseladen am Graben, in dem er und seine Freu stets freundlich und rührig bedienten, gibt es seit ungefähr einem Jahr. Eigentlich ist R. mittlerweile Deutscher mit deutschem Pass. Die dumpfe Beschimpfung, die die Glatzen für ihn übrigen hatten, hieß „Fidschi!“. R. Van Noum bekam von ohne einen Messerstich in den Bauch, seine Leber und seine Nieren sind verletzt. Eigentlich hatte seine Familie am Wochenende ein Fest feiern wollen. Am Samstag war der Mann noch immer nicht bei Bewusstsein. Inzwischen scheint sich sein Zustand aber zu stabilisieren. Noch am Freitagabend nach dem Überfall hatte jemand Kerzen vor dem Gemüseladen aufgestellt.
Quelle: TLZ vom 29.9.1997: „Brutaler Überfall scheint aufgeklärt“