Der Zwiebelmarkt 2001 verzeichnete bekanntlich Rekordbesuch. Vier jugendliche Besucher müssen sich seit Mittwoch vor dem Weimarer Jugendschöffengericht verantworten. Weil sie sich am Abend des Zwiebelmarkt-Samstages gegenseitig auf Fotos mit zum Hitlergruß erhobenen Arm verewigten – im Zeughof, also mitten in der Stadt, vor den Augen der Zwiebelmarktgäste. Einer der Augenzeugen registrierte das nicht nur, sondern rief die Polizei. Sascha K aus Erfurt lernte die Weimarer André B., Alexander W. und Christian N. nach eigenen Angaben auf dem Volksfest kennen. Das war glaubhaft. Und auch die Aussage, man habe die möglicherweise gemeinsame rechte Gesinnung dem (Nicht-)Haarschnitt und den mit weißen Schnürsenkeln versehenen Springerstiefel erkannt. Weniger glaubhaft war, dass ihnen die Idee zu den Fotos „spontan“ gekommen sei. „Keiner hat es gewollt, aber alle drei sind mit erhobenen rechten Arm auf dem Foto“, so der Vorsitzende. Auch an der Aussage, man sei so betrunken gewesen, dass man sein Tun nicht mehr habe kontrollieren können, hegt der Gerichtssachverständige Zweifel. Zwei als Zeugen geladenen Mädchen (15 und 17) erklärten sich zu Verlobten von zwei der Angeklagten und machten von ihrem Aussageverweigerungsrechts Gebrauch. Was zu sichtbarem Amüsement bei den Angeklagten und den im Zuschauerraum anwenden Freunden führte. Dass die Angeklagten durch ihre Tat dem Ansehen der Stadt Weimar geschadet haben, ist ihnen bisher nicht bewusst geworden. Und wenn mit weißen Schnürsenkeln gebundene Springerstiefel ein äußeres Kennzeichen für rechte Gesinnung sind, dann macht zumindest einer der Angeklagten im Gerichtsaal keinen Hehl daraus. Das Urteil wird nächste Woche gesprochen.
Quelle: TLZ vom 15.3.2002: „Keiner wollte es, alle taten es“