Lächerlicher Auftritt der NPD

Die Hitze tat ihr übriges. Statt sich von der NPD mit rechtsextremer Wahlkampfpropaganda volltönen zu lassen, suchten viele Weimarer lieber den Sprung ins kühle Nass. Dabei hatte die handvoll Rechtsextremisten um ihren Kreisvorsitzenden Martin Rühlemann scheinbar extra vor dem Schwanseebad die rot-weißen Sonnenschirmchen aufgestellt um unter den Besuchern des Bades vielleicht den einen oder anderen Sympathisanten zu einer Beitrittserklärung zu überreden. Es sollte keiner kommen. Lediglich auf der anderen Straßenseite, direkt am Eingang des Bades, hatten sich etwa 30 Anhänger des Weimarer Bürgerbündnis und linke Jugendliche zum spontanen Protest eingefunden. Nicht spontan genug für die anwesenden Polizeibeamten, die auf eine Anmeldung bestanden. Kurz nach Aufbau des NPD-Standes war es zu einem Zwischenfall gekommen: Fünf vermummte Personen entleerten über dem ausgelegten Infomaterial Müllsäcke mit Abfall. Blitzschnell waren sie in der Herbststraße aufgetaucht, riefen „Ihr Scheiß Nazis“ und warfen unter dem Applaus einiger Teilnehmer der Gegenkundgebung die blauen Müllsäcke auf den Stand. So schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Die Polizeibeamten, die sofort die Verfolgung aufnahmen, konnten ihrer nicht habhaft werden. Ohne weitere Zwischenfälle dauerte der Stand der Rechtsextremen bis 15.45 – der einsetzende Sommerregen beendete das braune Treiben. Obwohl die NPD an diesem Tag keine neuen Mitglieder werben konnte – die Stände scheinen vielen Demokraten Kopfzerbrechen zu bereiten. „Im Umland erhalten die Stände mehr Zuspruch“, sagt Peer Wichmann von der Weimarer Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus. Schon Ende 2006 hatte die NPD in einem Strategiepapier angekündigt, in einer Mitgliederkampagne über 100 Infostände in Thüringen organisieren zu wollen. 10000 Euro wolle sie sich das kosten lassen, die Kampagnenzeitung – die gestern auch auf dem Infostand auslag – solle in einer Auflage von 300000 Exemplaren gedruckt werden. In Weimar sind die Stände für die Rechten bislang wenig erfolgreich – „hier gibt es einfach mehr Gegenöffentlichkeit“, so Wiechchmann. In  Apolda aber – wo Demokraten immer wieder auch zum Ziel rechter Angriffe würden – hätten manche Menschen einfach Angst, Gesicht zu zeigen gegen rechts. Trotz der Ängste hätten sich aber Menschen im Kreis zu einem Bürgerbündnis zusammen gefunden.

 

Quelle: TLZ vom 13.6.2007: „Platzregen gegen Rechts“