Etwa fünfzig mit großer Wahrscheinlichkeit rechtsradikale jugendliche Randalierer zogen in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend von der Röhrstraße aus durch die Stadt. Bewaffnet mit Schlagstöcken und anderen nicht minder gefährlichen Gerätschaften verbreiteten sie wieder einmal Angst unter den Bürgern. Nach Angaben der Polizei wurde diese wilde Horde von Einsatzkräften aus Weimar, Apolda und anderen Inspektionen „eskortiert“. Allerdings griffen die Beamten nicht ein, angeblich habe keine Handhabe vorgelegen. So wurde von den Randalierenden die Eingangstür zum C-Keller eingeschlagen und alkoholische Getränke gestohlen. Eine zweite Gruppe lauerte am Graben zwei Bürgern, einem Ausländer und seinem deutschen Begleiter auf, schlug diese mit Baseballschlägern zusammen und raubte einem der beiden seine Schuhe und Uhr, Auch die Damentoilette des „Elephanten“ war Ziel eines Anschlags. Auf das Konto dieser jugendlichen Kriminellen geht vermutlich der Angriff auf einen jungen Mann, der vor dem Kasseturm so brutal zusammengeschlagen wurde, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
Am Freitag wurden an der Kreuzung Erfurter Straße/Stadtring gegen 16.30 Uhr drei junge Leute (zwei Frauen, ein Mann) von einem ca. 17-jährigen Skinhead in mit schwarzer Bomberjacke und weißem Sturzhelm angehalten. Der junge Mann wurde grundlos mehrmals getreten und geschlagen. Ein kräftiger, ca. 50-jähriger Tatzeuge, der von den Mädchen um Beistand gebeten wurde, lächelte und lehnte mit einem „Warum?“ ab. Nachdem sich der Skinhead ausgetobt hatte, liefen die drei geschockten Jugendlichen Richtung Ortsausgang davon. Fünf Minuten später näherte sich ihnen ein Motorrad mit dem Schläger und dessen Freund. Die Verfolgten versuchten vergeblich ein Auto zu stoppen. Als die Motorradfahrer schon recht nahe waren, hielt ein Trabi und nahm die drei in die Innenstadt mit. Der junge Mann wirkte in keiner Weise provokant. Oder sind etwa lange Haare heutzutage Grund einen Menschen zusammenzuschlagen?
Quelle: TLZ vom 10.10.1990: „Beobachtend, nicht eingreifend – Auch für die Polizei eine völlig neue Situation“