Dass linke Aktivisten im Internet Neonazi-Strukturen eines Dortmunder Anbieters gehackt haben, hat Folgen für die Weimarer Szene: Auch das E-Mail-Postfach der „Autonomen Nationalisten Weimar“ wurde kurzerhand ins Netz gestellt. Zudem wurde ein Schreiben veröffentlicht, in dem Straftaten gegen das linke Bürgerbüro gutgeheißen werden. Mehr als 20 Neonazi-Gruppierungen nutzen die von einem Dortmunder geostete Seite logr.org, die offenbar das Ziel von linken Hackern war. Dass sei den Feiertagen die so genannten „Autonomen Nationalisten“ abgeschaltet wurde, wird in der linken Szene als Vorsichtsmaßnahme betrachtet. Immerhin stehen das E-Mail-Postfach sowie eine Kontakt-Liste mit Handynummern neuerdings im Internet: Zum Herunterladen und somit für jedermann zugänglich. Auf dem linken Portal indymedia heißt es: „Wir veröffentlichen hier das E-Mail-Postfach der ‚Autonomen Nationalisten Weimar‘ als kleine Kostprobe unserer Einblicke in diverse Strukturen der ‚Autonomen Nationalisten‘, deren Internet-Ressourcen zu einem beachtlichen Anteil von Neonazis aus dem Ruhrgebiet (…) betrieben werden.“ Im Zuge der Aktion wurde eine Anleitung für Sachbeschädigung in Weimar öffentlich: So sei das „Verzieren“ von Gebäuden mit kulturellen Hintergrund zu vermeiden, „da dies nicht unserem Niveau entspricht.“ Das „Verschönern von Schulen“ liege im eigenen Ermessen. Gestattet seien Angriffe auf das Bürgerbüro „der Linkspartei oder andere Einrichtungen des politischen Gegners insbesondere vermeintliche soziokulturelle Zentren mit mutmaßlichen linken Hintergründen.“ Weimars Linke reagierten empört. „Dass dieses Schreiben an das Licht der Öffentlichkeit gelangt ist, kann man als glücklichen Umstand werten. Zeigt es doch auch im Vorfeld der Feier zum 65. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald offen auf, wessen Geistes Kind die Nazis in Weimar waren und sind“, sagte der Vorsitzende Jan Tampe. „Straftaten auch noch einen Verhaltenskodex zu geben, ist mehr als perfide.“ Unter dem Deckmantel des Nazi-Revoluzzer-Spielens würden Jugendliche geködert und zu Straftaten angeleitet. Dem müsse ein Riegel vorgeschoben werden, sagte Tampe, der gegen die Verfasser des Schreibens Strafanzeige stellen wird.
Quelle: TLZ vom 8.4.2010: „Einr echtes Regelwerk für Farbangriffe“ und de.indymedia.org/2010/04/277290.shtml