Erneut hat die Mischung aus Alkohol und Übermut zu Vandalismus geführt, erneut stammen die mutmaßlichen Täter aus dem rechten Milieu: Drei Männer im Alter von 18 und 21 Jahren haben in der Nacht zum Mittwoch die Pyramide am Frauenplan mit einer Eisenstange beschädigt und 32 der 400 bemalten Dreiecke zerstört. Erschreckend: Einer der Täter war bereits im Juli 1998 an der Schändung des Buchenwalddenkmals beteiligt gewesen. Das Gericht verurteilte ihn damals zu einer Arbeitsauflage von 80 Stunden. Ein Verstoß gegen Bewährungsauflagen liege somit nicht vor, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Raimund Sauter […]. Nachdem ein Zeuge die Polizei gegen 3:10 Uhr informiert hatte, war das Trio aus Weimar gestern keine 400 Meter vom Tatort festgenommen worden. Dabei leitete es erheblichen Widerstand, so dass zwei Polizisten leicht verletzt wurden. Der Weimarer Polizei sind die drei Männer nicht unbekannt: Sie gehören zu Weimars rechter Szene und mischten aktiv bei der „Theaterplatz-Randale“ im Sommer ’98 mit. Ob ein Zusammenhang mit den in der Nacht zum 28. Juli zerstörten Häftlingsskulpturen auf dem Jakobsfriedhof besteht, ist unklar. „Die Vernehmung der drei mutmaßlichen Täter gestaltete sich zäh“, betonte Christine Deutschmann, Sprecherin der Polizeidirektion Jena. „Ich bin traurig und wütend zugleich“, sagte Kinderbeauftragte Steffi Engelstedter, die das Projekt initiierte. Die textilen Dreiecke waren von Kindern aus ganz Europa gezeichnet worden und sind eine Botschaft junger Menschen an neue Jahrtausend. Zum Glück hatten die Kinder so viele Bilder gemalt, das die zerstörten Dreiecke mühelos ausgetauscht werden können. Was junge Menschen jedoch veranlasse, Kinderbilder mit Eisenstangen zu zerschlagen, sei ihr unbegreiflich. „Wie wäre es, wenn die Täter zum Lernen sozialer Verhaltensweisen und zum Wiedergutmachen freiwillige Arbeit für Kinder leiten würden“, fragte Engelstedter. OB Volkhardt Germer – gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt – zeigte sich ähnlich betroffen, dankte aber auch dem Zeugen, der aufgrund seiner Zivilcourage Schlimmeres verhindert hatte.
Quelle: TLZ vom 19.8.1999: „Rechte Zerstörungswut“