NPD besucht Goethe-Institut

Am 03.12.06 lud die Arbeitsgemeinschaft Weimar der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in das Goethe-Institut in Weimar zu einer Diskussionsveranstaltung über den zukünftigen Umgang mit der NPD ein.
Bereits vor der Veranstaltung wurde bekannt, dass NPD an der Veranstaltung teilnehmen wolle. Zwei Polizisten vor dem Gebäude und zwei Streifenwagen, welche die umliegenden Strassen abfuhren, liessen vermuten, dass die NPD von der Veranstaltung verngehalten werden sollte.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüsste jedoch der Moderator und TLZ-Chefredakteur Hans Hoffmeister offiziell drei Personen aus dem Landesvorstand der NPD, welche in der ersten Reihe saßen und lud sie ein sich an der Diskussion zu beteiligen.
Mehrfach kam die NPD unter geringem Protest der Anwesenden und durch Begünstigung der Vortragenden und der Moderation zu Wort,
bekam sogar an manchen Stellen geringen Applaus für ihr »demokratisches Auftreten«.
Es folgt eine Pressemitteilung der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus Weimar:

Als mir Rechtsextreme erklärten, warum man nicht Nigger sagt …

Die Arbeitsgemeinschaft Weimar der Deutsch-Israelischen Gesellschaft lud gestern ins Goethe-Institut Weimar ein. Professor Joachim Linck (Erfurt), Franz Olschowsky (Operndirektor a.D.), Justus H. Ulbricht (Jena) und Daniel Gaede (Weimar) gingen unter der Moderation von TLZ-Chefredakteur Hans Hoffmeister der durchaus interessanten Frage nach, ob es vertretbar ist, wenn rechtsextreme Parteien staatliche Gelder zur Finanzierung ihrer Politik bekommen. Leider blieb das Ergebnis trotz der verschiedenen Forschungsergebnisse aus der Juristerei, der Rechtsextremismusforschung als auch aus der pädagogischen Arbeit in Buchenwald offen. Das lag allerdings eher an dem Besuch der Podiumsdiskussion aus genau dem rechtsextremen Parteienspektrum, um welches es eigentlich in der Diskussion gehen sollte. In der ersten Reihe saßen nämlich stadt- und landesbekannte Vertreter dieser Partei und äußerten sich zu den verschiedensten Themen. Dabei kam heraus, dass auch Rechtsextreme der Meinung waren, dass „man nicht Nigger sagt“, ein Minderheitenschutz gilt und die Demokratie erst von der einschlägig rechtsextremen Partei wirklich durchgesetzt wird!!!

Nun kann man diesen Ausführungen Rechtsextremer glauben oder nicht, bekannt ist jedenfalls, dass ihnen derzeit jedes Mittel recht ist, um in die Mitte der Gesellschaft zu stoßen. Und da saßen sie gestern und spulten ihre moderate Version ihres Parteiprogramms runter, ohne dass die Moderation einschritt.
Derweil diskutierte der Rest des Publikums das „Für und Wider“ der rechtsextremen Anwesenden zu Lasten einer Erkenntnis über das eigentliche Thema des abends: „Parteienverbot: Ja oder Nein“.

Die Rechtsextremen hatten sich bereits im Vorfeld auf einer Website angekündigt. Peer Wiechmann von der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus hatte dem Goethe-Institut daher angeraten, die Rechtsextremen – wie bundesweit mittlerweile üblich – auszuschließen, da sie lediglich eine Plattform für ihre Propaganda suchen würden. Das passierte dann auch und nur durch Glück konnte in der vorgegaukelten „toleranten Haltung“ der Rechtsextremen eine Lücke gefunden werden, als einer dann doch zustimmte, dass Deserteure zu Recht erschossen wurden.

Was die TLZ in ihrer heutigen Ausgabe als Neuland abfeiert – Rechtsextreme an Diskussionen teilhaben zu lassen – ist in Wirklichkeit eine ganz alte Diskussion, die bundesweit von Fachleuten abgelehnt wird. Rechtsextreme propagieren ihr diskriminierendes Weltbild und sind nicht zu einem offenen Gespräch bereit – und das wurde auch gestern wieder deutlich. Letztlich geht es in solchen Veranstaltungen auch einfach um einen Opferschutz gegenüber einer gewaltbereiten rechtsextremen Szene und natürlich dem Schutz derjenigen, die sich aktiv gegen Rechts stark machen, und so sagten BürgerInnen aus dem Bündnis gegen Rechtsextremismus in Weimar auch, „… dass sie keine Lust hätten mit Leuten in einem Raum zu diskutieren, die zumindest aus ihrem Umfeld heraus auf rechten Internetseiten Steckbriefe mit Bild und Lebenslauf von ihnen dulden.“

Das Goethe-Institut wollte die Finanzierung Rechtsextremer in Frage stellen und bot letztlich den Funktionären eine Plattform. Professor Linck aus Erfurt lud dann noch genau diese Vertreter ein, bei seiner nächsten Vorlesung an der Uni teilzunehmen. Mit großem Unverständnis nimmt die Netzwerkstelle Weimar diese Veranstaltung wahr, die eben gegen jegliche fachkundige Erfahrung, den Rechtsextremen noch eine Plattform für ihre Propaganda geboten hat: „Rechtsextreme nach einer Wahl demokratisch zu Wort kommen lassen zu müssen, ist einfach etwas anderes, als sie in einer Podiumsdiskussion, wo sie der Kern des Problems sind, ihre Parolen abspulen zu lassen, dann befinden sie sich genau da, wo sie hin wollen: in der Mitte unserer Gesellschaft und das ist ein Zeichen, was den Aktiven gegen Rechtsextremismus berechtigterweise sehr schwer zu erklären sein wird“, so Peer Wiechmann von der Netzwerkstelle in Weimar.

Quelle: indymedia – WEB