Der Theaterplatz wird beliebt …

[…] Zu unschönen Szenen kam es erneut am späten Freitagabend in der Innenstadt, denn wieder ertönten Sieg-Heil-Rufe: Auf dem Theaterplatz versammelten sich rund 70, zum Teil stark betrunkene Jugendliche und skandierten Naziparolen und pöbelten Passanten an. Die Polizei demonstrierte mit zwei Mannschaftswagen zwar Präsenz, schritt aber nicht ein –  trotz einiger gezeigter Stinkefinger, Hitlergrüße und anderen Provokationen […]

 

Quelle: TLZ vom 3.8.1998: „Schweigemarsch zum Mahnmal“

Den Prozess beschreibt die TLZ (12.6.1999) wie folgt:

„Die Sache ist nicht so lustig“, sagte der Staatsanwalt zu jungen Damen, die die Angeklagten, Michael E. und Enrico F. am zweiten Prozesstag um die Randale auf dem Theaterplatz begleiteten. Drei junge Männer hatten dort am 26. Juli 1998 Touristen angepöbelt, „Sieg Heil“ und „Euthanasie – jetzt oder nie“ gerufen sowie den Hitlergruß gezeigt. Zwei Zeugens sagten gestern vorm Jugendschöffengericht, Passanten seien mit „Dreckschlampe“ und „Judenhure“ beschimpft und mit Bierbüchsen beworfen worden. Der Staatsanwalt beantragte für F. neun Monate Jugendstrafe, er war wegen der Beteiligung an brutaler Körperverletzung eines Vietnamesen bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Gegen den mehrfach vorbestraften E. forderte er sechs Monate. Das Gericht folgte beiden Anträgen. Weil eine polizeiliche Belehrung Stunden vor der Tat und die bisherigen Verurteilungen wirkungslos geblieben seien, könne E. keine Bewährung erwarten. Über eine Bewährung für F. der 1000 Mark an den Weißen Ring zahlen muss, könne erst in einem halben Jahr entschieden werden. Der Vorsitzende bemerkte, die Angeklagten hätten sich bei dem als Zeugen erschienen Weimarer Gästen nicht entschuldigt. Das Verfahren gegen den dritten Angeklagten wurde eingestellt, er starb vergangene Woche als Fahrer des in Belvedere verunglückten Autos.