Donnerstagabend, 6. August: Drei junge Männer werden in der Weimarer Innenstadt von sechs bis sieben Tätern, offensichtlich Skinheads, überfallen. Unter den Opfern: Der 25jährige Markus H. der schwerbeschädigt ist und nur noch mit einer Niere lebt. Für die Mutter ist es nicht vorstellbar, wenn die bislang nicht gefassten Täter ihn getreten hätten. Einem anderen wurde nämlich bei diesem brutalen Überfall mit den Springerstiefeln mehrfach ins Gesicht und in den Magen getreten. Die Beute: Geld, Lebensmittel und eine Jahresbusfahrkarte. „400 Mark sind für meinen Sohn ein Drittel seines Monatslohnes“, sagte die Mutter Monika H. Mit dem Ruf „Kameraden, weiter geht’s!“ seien die Täter denn die Straße entlang gezogen. Monika H. erstattet einen Tag später Anzeige bei der Polizei. Die Beamten verschweigen die Tat zwar im täglichen Pressebericht, nehmen den Überfall aber ernst: Ein Polizeiwagen fährt den 25jährigen nach der Arbeit eine Zeit lang täglich nach Hause. Aus Schutz, denn Markus H. arbeitet in einer Kneipe in Weimar, sein Heimweg führt ihn am Theaterplatz vorbei. Auch den Versuch einer Identifizierung hat es gegeben: Markus H. fährt in einem von außen nicht einsehbaren Polizeiwagen auf dem Theaterplatz vor. Die Beamten beschäftigen sich vordergründig mit Ausweiskontrollen, während H. seine Peiniger sucht. Vergebens – die Täter glänzten an diesem Tag mit Abwesenheit. Einem Sprecher der Polizei zufolge sei es derzeit jedoch unklar, ob die Täter zu der Szene am Theaterplatz gehören. Immerhin sei der Überfall an der katholischen Kirche geschehen. Dass die Tat im Polizeibericht nicht aufgetaucht ist, sei lediglich Zufall gewesen. Absicht stecke keinesfalls dahinter, sagte der Beamte mit Blick auf immer wiederkehrende Gerüchte, in Weimar würden mit Blick auf die Touristen Straßenüberfälle der Öffentlichkeit verschwiegen.
Quelle: TLZ vom 14.8.1998: „Nach Überfall im Schutz der Polizei“