Fünf Jungnazis provozieren in Buchenwald

Fünf rechtsextreme Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren aus Aschersleben (Sachsen-Anhalt) provozieren in der Gedenkstätte Buchenwald mit verfassungsfeindlichen Symbolen. Die Polizei nimmt sie vorübergehend fest und findet in deren Auto zudem CDs mit rechtsextremem Inhalt.
Quelle: Ralf Borchert „… bisschen was Derberes“ – ISBN 3-931743-78-0

Die TLZ (9.8.2000: „In Bussen für Toleranz werben“) will der Sache ausführlicher auf den Grund gehen:

Die Polizei hat am Montag fünf Skinheads aus Sachsen-Anhalt im Alter von 15, 17, 18 und 19 Jahren in der Gedenkstätte Buchenwald festgenommen. Der Tipp kam von einem Bürger, dem die jungen Männer aus dem Kreis Aschersleben von ihrem äußeren Erscheinungsbild her verdächtig vorkamen. Auch wenn die Männer mittlerweile auf freiem Fuß sind, ermittelt die Polizei gegen zwei 17-jährige wegen des Tragens verfassungswidriger Kennzeichen. So habe einer am Koppelschloss einen Reichsadler mit Hakenkreuz getragen, der andere auf seinem T-Shirt neben der Aufschrift „Blood and Honour“ ein Keltenkreuz und eine Wolfsangel. Die Skinhead-Organisation „Blood and Honour“ gilt in Verfassungsschutzkreisen als Nahtstelle zum gewaltbereiten rechten Spektrum. Der Besuch von Frauen und Männern mit eindeutig rechter Gesinnung in der Gedenkstätte ist keine Seltenheit. Dabei gehe es oft nicht um den Versuch, das Andenken von Opfern zu schänden, betonte Rikola-Gunnar Lüttgenau, stellvertretender Direktor der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora. Vielmehr sei eine perverse Form der Identifikation mit den Tätern, mit der Brutalität der SS das Motiv. Diese Art eines „rechten Tourismus“ sei in den vergangenen fünf Jahren vermehrt in Buchenwald und Sachsenhausen ein Problem, sagte Lüttgenau der TLZ. Die Polizei fand sowohl im Auto der fünf Männer als auch bei Wohnungsdurchsuchungen Kassetten und CDs mit Musik aus dem rechten Spektrum. – Derweil gehen die Versuche der NPD beziehungsweise der Jungen Nationaldemokraten weiter, in der Region demonstrieren zu wollen. In Bad Berka haben die Rechten bis Ende des Jahres jeden Samstag einen Trauermarsch angemeldet.