Blumenkranz für das Speziallager Nr. 2

Mit Platzverweisen reagierte die Polizei auf 14 Rechtsradikale, die am Sonntag die Gedenkstätte Buchenwald heimsuchten. Die Neonazis gaben vor, auf dem Waldfriedhof des sowjetischen Speziallagers Nr. 2 „ihrer Ahnen“ gedenken zu wollen. Die 14 Neonazis, die in einem Kreisverband der NPD organisiert sind, stammen aus der Gegend um Nord- und Sangerhausen. Wie die Gedenkstätten-Leitung am Montag betonte, habe die Polizei die Neonazis aufgefordert, den Kranz wieder zu entfernen. Die Stiftung verurteilte das Verhalten der Rechtsradikalen und sprach ein Hausverbot aus. Letztendlich werde durch eine derartige Provokation auch das Andenken der Toten des sowjetischen Speziallagers beschädigt. Seit 1994 ist dies der erste Vorfall, bei dem politisch organisierte Rechtsradikale versuchen, die Geschichte von Buchenwald für ihre antidemokratischen Ziele zu instrumentalisieren. Damals versuchte die NPD in Buchenwald so genannte politische Spaziergänge durchzuführen, was allerdings unterbunden wurde. Darüber hinaus kam es in den vergangen Jahren immer wieder zu Zwischenfällen, wenn einzelne Neonazis in der Gedenkstätte den Hitlergruß zeigten. „Zumindest bemerkenswert ist, dass die am Sonntag aufgetretene Gruppe die Propaganda der DDR fortführt, nach der im sowjetischen Speziallager vorrangig SS-Männer, die den Rechtsradikalen als Vorbilder gelten, inhaftiert worden seien“, betonte der stellvertretende Direktor der Gedenkstätte, Rikola-Gunnar Lüttgenau. In dem von 1945 bis 1950 auf dem Gelände des ehemaligen KZ eingerichtete Speziallager waren insgesamt 28000 Menschen inhaftiert, mehr als 7000 von ihnen starben an Hunger und Krankheiten. Entgegen vieler Annahmen habe die Forschung gezeigt, dass die sowjetische Besatzungsmacht in der Regel nur Zivilisten in die Lager verbracht habe, so die Gedenkstätte. Anders als in den westalliierten Internierungslagern seien die Angehörigen der SS von den Sowjets als Kriegsgefangene angesehen und in die Kriegsgefangenenlager im Osten der Sowjetunion transportiert worden.

 

Quelle: TLZ vom 13.5.2003: „Rechter KZ-Tourismus“