Unangenehme Erscheinungen fallen besonders auf. So erfasste die Kamera, die am Samstagvormittag jene Veranstaltung auf dem Theaterplatz filmte, mit der junge Leute an die Bücherverbrennung vor 70 Jahren erinnerten, eben auch eine perverse Figur: In uniformähnlicher Kostümierung ergoss sich ein 60-jähriger mit volksverhetzender Krakeelerei in Kamera und Mikrofon. Mit einer Performance hatte zuvor der Theaterjugendclub der Hetze gegen linke und jüdische Schriftsteller vor 70 Jahren gedacht. Während die Bücher dieser Autoren im Mai 1933 vor allem in deutschen Universitätsstädten verbrannt wurden, habe es auch in Niedergrundstedt eine entsprechende Aktion gegeben, sagte Stadtkulturdirektor Felix Leibrock. Was das Publikum zunächst für einen Teil des Projekts halten konnte, stellte sich bald als schwer betrunkener Störenfried der Aufführung heraus. Gegen den Obdachlosen, der sich derart abgefüllt hatten dass ihm die Polizei 2,0 Promille bescheinigte, ist gestern Haftbefehl durch das Amtsgericht Weimar erlassen worden. In Gewahrsam nahm ihn die Polizei indes direkt vom Theaterplatz.
Quelle: TLZ vom 12.5.2003: „Hetze, damals und heute“