Nationer Widerstand Weimar wird ausgehoben

Monatelang versuchten sie, ein Teil der Zivilgesellschaft Weimars mit der Maske des Biedermannes zu werden. Jetzt dürfte es damit vorbei sein. Die Polizei hat am Donnerstag Wohnungen von Weimarer Neonazis durchsucht und Luftdruckgewehre, Totschläger, Hakenkreuzfahnen sowie rechtes Propagandamaterial in Größenordnung sichergestellt. Der Anfangsverdacht wiegt schwer und dürfte beunruhigen: Bildung einer bewaffneten Gruppe. Der Einsatz der Polizei, der durch einen Beschluss des Amtsgerichts möglich wurde, begann gegen 6 Uhr am Donnerstag. Das Ziel der Weimarer Kriminalpolizei, die dabei von Kräften der Polizeidirektion Jena unterstützt worden waren zwölf Wohnungen von Mitgliedern des sogenannten Nationalen Widerstandes Weimar, also jene Truppe, die vergeblich die Montagsdemonstrationen auszuhöhlen versuchte und erst am Samstag in der Innenstadt demonstrierte. Insgesamt vernahm die Polizei elf tatverdächtige Männer im Alter zwischen 18 und 27 Jahren, darunter auch Martin R., der als rechter Rädelsführer in Weimar gilt. Was beschlagnahmt wurde, ist erschreckend und dokumentiert eine neue Dimension rechtsradikaler Umtriebe in Weimar: Nicht nur Laptop und CD mit rechtsextremer Musik liegen nunmehr in der Polizeiinspektion, sondern auch zwei Luftgewehre, Baseball- und Totschläger, Würgeholz, Gaspistolen, Sturmhauben und anderes mehr. Wer oder was das Ziel möglicher Aktionen gewesen sein könnte, ist unklar. „Wir befinden uns mit unseren Ermittlungen erst am Anfang“, sagte der Sprecher der Polizeidirektion Jena, Sven Opitz. Das beschlagnahmte Material verdeutlicht aber, wie unverhohlen rechte Terrororganisationen wie „Combat 18“ bewundert erden: Ein beschlagnahmtes Poster mit vermummten und bewaffneten Neonazis samt des Titels „Wer leben will, muss kämpfen“ ist nur ein Indiz dafür. Eine ungeahnte Brisanz bekommen die Funde aber mit Blick auf eine neue rechte Internetseite, die unverhohlen zu Gewalt gegen den „Antifaschisten Ratschlag“ aufruft, der am 6. November in Gotha stattfinden soll. Dort werden nicht nur lokale Antifaschisten in Bild sowie deren Autokennzeichen gezeigt, sondern auch Mitarbeiter des Mobit-Teams, die auch in Weimar wirken. Alles läuft unter der Überschrift „Dem antideutschen Mob auf die Pelle rücken – Den Antifa-Ratschlag in Gotha bekämpfen“ – mit dem Konterfei eines vermummten Mannes, der seine Zwille auf irgendjemand richtet. Seit dem Spätsommer  ist in Weimar die rechte Szene dabei, ihre Kohorten zu sammeln. Dabei treten sie immer unverblümter in der Öffentlichkeit auf.

 

Quelle: TLZ vom 29.10.2004: „Schlag gegen Neonazis“