Bonhoeffer-Rabenau-Gehre-Gednekstätte zerstört

Die Treppe hinab zu der Tafel, die unweit der ehemaligen SS-Kasernen von Buchenwald an Dietrich Bonhoeffer, Friedrich von Rabenau und Ludwig Gehre erinnert, ist zerstört. Mindestens zwei Stufen der Anlage, die zurzeit saniert wird, hat jemand herausgebrochen, Steine mit Wucht an die Tafel geschleudert. Das Metall ist irreparabel zerstört, die Schäden werden auf 10000 Euro geschätzt, teilte die Gedenkstätte Buchenwald gestern mit – einen Tag nachdem die Tat entdeckt worden war. Die Gedenkstätte hatte umgehend Anzeige erstattet. Die Polizei hat die Ermittlungen wegen des Verdachts auf eine politisch motivierte Sachbeschädigung und die Störung der Totenruhe aufgenommen. Wer hier zugeschlagen hat, kann kaum allein in Aktion gewesen sein: Zu schwer sind die Stufen, um sie herauszubrechen. Deswegen hoffen die Polizei und die Gedenkstätte Buchenwald, dass es Zeugen gibt für die Tat, die am Sonntag zwischen zwei Inspektionen des Wachschutzes, also in der Zeit von 7 bis 10 Uhr, begangen worden sein könnte. Der oder die verdächtigen Personen könnten sich an diesem Vormittag zwischen Hottelstedt und dem Ettersberg aufgehalten haben. Der Keller, in dem der evangelische Theologe Bonhoeffer, der ehemalige General von Rabenau und Hauptmann Gehre in Arrest saßen, liegt abseits des umfriedeten Teils der Gedenkstätte, südlich der Straße nach Hottelstedt. Vor der Wende war dieser Bereich sich selbst überlassen und überwuchert. Freigelegt wurden die Anlagen seit 1990 durch Teilnehmer von Arbeitseinsätzen der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Eingeweiht wurde der kleine Gedenkort 1999 im Beisein von Franz von Hammerstein, dessen Brüder Kunrat und Ludwig in die Vorbereitung und Durchführung des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 involviert waren. Dieser Tag jährt sich in knapp zwei Monaten zum 70. Mal – umso erschreckender der Anschlag auf den Arrest-Keller. Bonhoeffer, Rabenau und Gehre waren wegen ihrer Teilnahme an der Verschwörung gegen Hitler nach Buchenwald gebracht worden. Ermordet wurden die drei Männer im April 1945 im KZ Flossenbürg.

 

Quelle: TLZ vom 28.5.2014: „Gedenkort 20. Juli wurde zerstört“