Nazis überfallen die Gerber

Die nächtlichen Feiern zur deutschen Einheit wurden von rechtsextremen Ausschreitungen überschattet. Auf das von linken besetzte Haus in der Geberstraße 3 versuchten am Mittwoch, 0.30 Uhr, eine Gruppe von über hundert 14- bis 20-jährigen Jugendlichen einen Angriff mit Brandflaschen, Steinen und Gasdruckpistolen, der von einem Zug der Erfurter Bereitschaftspolizei und einer Hundestaffel abgewehrt wurde. Die Angreifer, die sich öffentlich zum Rechtsradikalismus bekannten, riefen dazu Parolen gegen Ausländer, Kommunisten und weitere Andersdenkende. An dem inzwischen fünften größeren Zwischenfall waren auch viele Zugereiste beteiligt. Ein Drittel der Skinheads und ihrer Sympathisanten waren Mädchen. Weimars Oberbürgermeister, Dr. Klaus Büttner, versuchte die Jugendlichen zu beschwichtigen. Gegenüber der TLZ versicherte er, dass eine polizeiliche Räumung des besetzten Hauses in den nächsten Wochen nicht erfolgen wird.

 

Quelle: TLZ vom 4.10.1990: „Rechtsradikale randalierten“