Archives Categories

Ansage 4 – Wir sind alle Mouhammed!

Posted: August 31st, 2023 | Author: | Filed under: Ansagen | No Comments »

Ansage 4 – Wir sind alle Mouhammed!

am 08. august haben die bullen in dortmund den erst 16 jährigen MOUHAMMED LAMINE DRAMÉ ermordet. MOUHAMMED stammte aus dem senegal und war erst wenige tage in einer dortmunder wohngruppe untergebracht. als er sich in einer psychischen krise befand, stellte er für niemand außenstehenden eine gefahr dar. aus sorge vor suizid, riefen die anwesenden betreuer*innen jedoch die bullen. die haben ihn – statt ihm zu helfen – kaltblütig erschossen. die vertuschung, lügen und ausflüchte seitens der bullen und den medien sind seit jeher die gleichen. wir kennen sie, wir glauben sie nicht, wir haben sie satt, wir spucken daraf. für uns ist klar: die bullen sind mörder in uniform und haben das leben von MOUHAMMED, wie das vieler anderer migrantischer und Schwarzer menschen, auf dem gewissen. jeder bulle hat blut an den händen.

vergangene woche jährte sich der mord an MOUHAMMED zum ersten mal. der solidaritätskreis MOUHAMMED, der bereits im letzten jahr die gedenkdemonstration in dortmund organisierte und in engem kontakt zur familie von MOUHAMMED steht, rief schon früh zu einer demonstration am samstag, den 12. august auf und mobilisierte bundesweit. aber schon bei der mobilisierung war die zurückhaltung – ähnlich wie im fall von BILEL G – sowohl bei der deutschen als auch der migrantischen linken erstaunlich. doch ist es nicht nur bei fehlender oder mangelnder mobilisierung geblieben. schaut man sich insbesondere die internetpräsenz mancher linker oder migrantischer organisationen an, die sich sonst vermeintlich für erinnerungsarbeit und begleitung von betroffenen einsetzen, hat man den eindruck, als sei der mord an MOUHAMMED niemals geschehen. paradox oder?

in der zahl der demoteilnehmer:innen spiegelte sich der fehlende wille zur mobilisierung aber auch wieder. im vergleich zum letzten jahr ist ihre zahl gesunken, insgesamt waren zwischen 1500 und 2000 menschen auf der straße. das sind menschen, die sich trotz fehlenden zuspruchs, verleumdung und angst vor repressionen durch die bullen, auf die straße getraut und erkannt haben, dass antifaschistische, migrantische selbstorganisierung notwendig ist. sie alle standen auch stellvertretend für alle geschwister, die aus den verschiedensten gründen an besagtem tag nicht mit uns laufen konnten, obwohl sie gewollt hätten. allen schwierigkeiten zum trotz war die demonstration sehr emotional, kämpferisch und ausdrucksstark.

die gleichgültigkeit vieler linker und migrantischer organisationen gegenüber dem mord an MOUHAMMED aber, ist mindestens beschämend und ein testament für ihre abgestumpftheit und ihrem anti-Schwarzen rassismus. viel schlimmer noch als die ignoranz gegenüber dem mord an MOUHAMMED, ist die dreistigkeit einiger lokaler organisationen, welche die gedenkveranstaltung am samstag durch eigene, teils wirre, veranstaltungen torpediert haben oder es versuchten, indem sie am selben tag für eigene veranstaltungen mobilisierten. wir reden dabei von organisationen oder gruppen, die sich als links, antifaschistisch, migrantisch, antiimperalistisch und/oder antikolonial bezeichnen. wir reden von gruppen, die die dreistigkeit haben, die legitmität unserer politischen arbeit oder unserer selbstorganisierung in frage zu stellen. wir reden von gruppen, die systematisch probieren den fall von MOUHAMMED oder andere, ähnliche fälle für eigene zwecke zu instrumentalisieren oder zu ignorieren, wenn ersteres nicht klappt.

besagter tag hat uns und allen anderen nochmal bewiesen, wieso migrantische selbstorganisierung, bei der antiimperialismus und antifaschismus nicht nur lippenbekenntnisse oder leere worthülsen sind, richtig und wichtig ist. sie ist richtig und wichtig, damit wir am tag, an dem kollektiv der ermordung von MOUHAMMED gedacht wird, nicht bei einem x-beliebigen sommerfest sitzen. damit wir an besagtem tag nicht zu einer x-beliebigen, sektenähnlichen veranstaltung irgendeiner ‚roten‘ truppe gehen, dem dogmatismus und personenkult verfallen und dann zufrieden und schulterklopfend nachhause gehen.

wir werden eurer kultur der apathie, ignoranz und gleichgültigkeit weiter eine kultur der empathie und der liebe entgegensetzen. wer nicht den zusammenhang von imperialismus oder klimakrise und der flucht von MOUHAMMED sieht, oder den zusammenhang von anti-Schwarzem rassismus und seiner ermordung, wer weiter darauf beharrt das gedenken an MOUHAMMED und anderer geschwister zu erschweren oder zu torpedieren und resistent für kritik ist, kann nicht genoss:in von uns sein.

viel kraft, liebe und energie an die freund:innen und angehörigen von MOUHAMMED, an alle menschen die auf den straßen waren, an alle veranstalter:innen, an alle unterstützer:innen. gedenken heißt kämpfen, also lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass morde an unseren geschwistern und die polizei geschichte sind. yalla migrantifa!


Comments are closed.