ansage 5 – free palestine

Posted: October 11th, 2023 | Author: migranrw | Filed under: Ansagen | No Comments »

“there is no freedom in silence.” – steve bantu biko

shuu habubs. die ereignisse vergangener tage in palästina sind nicht an uns vorbeigegangen und auch wir müssen ein paar worte dazu verlieren. als migrantifa duisburg standen und stehen wir solidarisch an der seite der palästinensischen bevölkerung und dem palästinensichen widerstand. wir betrachten den (bewaffneten) widerstand aller unterdrückten völker als legitim und sind solidarisch mit ihren nationalen befreiungskämpfen.

in diesen tagen häufen sich solidaritätsbekundungen mit israel – doch wo war euer gewissen, eure humanität, eure moral angesichts der letzten 75 jahre gewalt, besatzung, terror und mord durch das besatzungsregime? die situation in gaza, in der westbank, aber auch im besetzten palästina ist für eure augen unsichtbar, solange es palästinenser*innen sind, die in ihren gebetsstätten angegriffen, an checkpoints misshandelt, hinter zäunen isoliert, gefangen genommen und massakriert werden. erst jetzt, wo neben palästinensischen kindern und jugendlichen auch festival-besucher*innen sterben, habt ihr eure empathie entdeckt? der aufruf nach “remaining peaceful” ist in anbetracht aktueller geschehnisse wie die schnauze zu halten. zugunsten der unterdrücker und zur aufrechterhaltung des status quo. ein status quo, der frieden und freiheit für die eine seite bedeutet und besatzung, terror und mord für die andere.

“nobody in the world, nobody in history, has ever gotten their freedom by appealing to the moral sense of the people who were oppressing them.” – assata shakur

lak wir werden uns nicht auf ein narrativ einlassen, das eine einseitige und rassistische berichterstattung erschaffen hat, um propalästinensischen aktivismus zu kriminalisieren. es ist eine berichterstattung, die bewusst außen vor lässt, dass auch die palästinensische zivilbevölkerung zurzeit aktiv widerstand gegen die besatzung leistet. eine berichterstattung, die bewusst verschweigt, dass auch linke kräfte wie die pflp und die dflp an den kämpfen beteiligt sind, akteur*innen wie die kommunistische partei palästinas den widerstand ebenso unterstützen und die hamas als alleinigen darsteller portraitieren. tfu. wir werden nicht zulassen, dass die einseitige darstellung der eskalation uns daran hindert, uns solidarisch mit der palästinensischen bevölkerung und ihrem widerstand zuzeigen. auch lassen wir uns nicht von zionistischer propaganda & der verbreitung unbestätigter & oftmals frei erfundener szenarien in den medien beeinflussen, die sich allzu oft orientalistischer & rassistischer stereotypen bedienen & zur entmenschlichung der kolonisierten & unterdrückten führen.

eine gleichsetzung israels mit dem judentum ist für uns genauso unhaltbar wie die gleichsetzung der palästinensischen bevölkerung mit der hamas, oder der reduzierung des palästinensischen widerstands auf (terror-)aktionen ebendieser. gerade in almanya und in diesen zeiten, wo die deutsche linke schwierigkeiten mit antworten auf dekoloniale fragen hat, propalästinensischer aktivismus massiven staatlichen repressionen ausgesetzt ist, organisationen wie samidoun mögliche verbotsverfahren befürchten müssen und die palästinensische identität extrem unterdrückt wird, ist eine klare, propalästinensische positionierung durch uns und alle anderen antifaschist*innen unbedingt notwendig. gerade auch wegen der aktiven beteiligung der deutschen regierung und waffenindustrie an der massakrierung der palästinensischen bevölkerung. statt das land in dem wir leben zur verantwortung zu ziehen, beugen sich allzu viele “linke” der deutschen staatsräson, die neokoloniale und imperialistische gewalt im globalen süden rechtfertigt. wir sehen dabei ganz klar, wie menschen, die sich öffentlich propalästinensisch positionieren, um ihre soziale, berufliche und körperliche sicherheit fürchten müssen. diese kriminalisierungswelle kennen wir bereits aus der jahrzehntelangen erfahrungen kurdischer aktivst*innen, die unter anderem in schikane, inhaftierung oder abschiebung resultierten. palästina kurdistan, intifada serhildan!

über die deutsche lage sagen wir unmissverständlich: es wird durch die bedingungslose unterstützung israels oder “israels sicherheit als staatsräson” niemals eine reinwaschung deutscher schuld oder lossagung von generationsübergreifender verantwortung für die schoah & porajmos geben! die bloße existenz sogenannter “antideutscher” ist nur ein ausdruck eines versuchs dessen. 

das, was zurzeit geschieht, darf nicht aus seinem geschichtlichen kontext herausgerissen und für sich betrachtet werden. was wir zurzeit beobachten können ist die konsequenz einer 75 jährigen besatzungspolitik und eines rechten regimes in israel. eine solidaritätsbekundung mit israel hätte aktuell nur eine diskursverschiebung zur folge, welche die unterdrückerseite begünstigt. in allen befreiungskämpfen gab und gibt es methoden, wie die der hamas, die wir als linke niemals gutheißen werden. diese aktionen delegitimieren nicht den gesamten widerstand. der besteht nämlich auch aus angriffen und aktionen gegen polizei- und militärstationen. das sind die praktischen antworten auf die theoretischen gedanken eurer weißen professor*innen. 

“you can’t separate peace from freedom because no one can be at peace unless he has his freedom.” – malcolm X

wir wurden gerade alle zeuge dabei, wie öffentlich ein genozid angekündigt & vollzogen wird – gaza ist jetzt komplett von strom, wasser, treibstroff und nahrung abgeschnitten. die zynische aufforderung gaza zu verlassen, bevor die vergeltungsschläge beginnen, sind in anbetracht dessen, dass gaza sich seit 2007 in einem kompletten blockadezustand befindet, ein weiterer beweis dafür, dass menschenrechte für palästinensische menschen nicht gelten ya zalame. währenddessen sichert die usa gelder und militärische unterstützung zu, so als wäre das problem, dass israel nicht ausreichend militärische macht hätte, während palästinensiche widerstandskämpfer mit gleitfliegern mauern überwinden und kinder steine werfen. es herrscht eine heftige assymetrie, auch in der kriegsführung, die niemand leugnen kann. die assymmetrie dieses kolonialkrieges verbietet es uns von “beiden seiten” zu sprechen. in welch einem krieg kann eine seite der anderen wasser & strom abstellen? in gaza gibt es keine schutzräume und fancy technologie, die selbst in horror-situationen ein wenig sicherheit verspricht. genau so wenig gibt es fortgeschrittene technologie, die einen “sauberen krieg” ohne zivile verluste möglich machen könnte.

“decolonization is always a violent event.” – frantz fanon

gemeinsam wünschen wir uns ein befreites palästina, in dem alle menschen in frieden und freiheit zusammenleben können. als internationalist*innen begrüßen wir daher die fortschrittlichen, linken kräfte und perspektiven in der region und werden sie künftig weiter unterstützen und solidarisch mit ihnen sein. 
wir bekunden unsere trauer und unser mitgefühl mit allen unschuldigen opfern der besatzung und sind mit unseren gedanken bei ihren angehörigen. vom ruhrpott bis nach gaza – free palestine!

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