Nach einem Angriff von Daten – Antifas auf die Online – Versandstrukturen des Neonazi – Klamotten – Labels von Thor Steinar sind tausende Datensätze von Neonazis veröffentlicht worden (siehe: http://de.indymedia.org/2009/12/270089.shtml). Außerdem wurden dabei auch die Umsätze des Klamotten – Labels transparent gemacht (2008: 1265397,58 Euro). Spannend ist in diesem Zusammenhang auch eine Statistik, wo das Label in der Bundesrepublik die meisten Käufer_innen hat. Dabei sind die neuen Bundesländer weit an der Spitze. Ostsachsen macht in diesem Zusammenhang keine Ausnahme. So finden sich auch dutzende Adressen aus Görlitz mit in der Liste.
Mit dabei sind u.a. auch der Brandis – Schläger Erik Kußin und der verletze Energie – Görlitz Fußballer Thomas Seliger, der seine trendigen Nazi – Klamotten gerne über das Hotel seiner Eltern bezieht. Manche Görlitzer Neonazis haben aber wohl lieber ihre Freundinnen bestellen lassen, wie z.B. der Görlitzer Neonazi – Aktivist David Herbrig, dessen Freundin Sylvia Neu in der Besteller_innen – Liste auftaucht.
Monthly Archives: Dezember 2009
(Update)Freie Kräfte Görlitz: Fröhliche Weihnachtszeit?
Die Adventszeit 2009 durften zwei Mitglieder der Freien Kräfte Görlitz teilweise hinter Gittern verbringen. Erik Kußin und David Herbrig werden sich in Zukunft wohl eher ungern an die vorweihnachtliche Stimmung 2009 erinnern.
Der Eine…
Beide sind in Görlitz schon lange als notorische nationalistische Schläger bekannt. Erik Kußin ist nun im Zusammenhang mit dem Neonazi – Hooligan – Überfall auf Fans des Roten Stern Leipzig in Brandis (siehe: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,663466,00.html) wiederholt ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Bereits im Jahr 2008 schlug Kußin einem Polizisten zwei Zähne aus (siehe: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2283841). Doch im Gerichtsverfahren wollte er sich an nichts erinnern können. Dass er im Zusammenhang mit dem Überfall auf die Roter-Stern-Leipzig-Fans (siehe: http://www.youtube.com/watch?v=X_AHgDK8lWo&feature=related) damit wieder durch kommt, darf allerdings bezweifelt werden. Außerdem war er mit ziemlicher Sicherheit nicht als einziger Görlitzer Neonazi – Aktivist in Brandis unterwegs. Auch Freunde von Eric Kußin sind immer wieder in Brandis anzutreffen.
Doch nicht nur im rechten Hooligan – Milieu ist Erik Kußin engagiert. Auch auf Veranstaltungen neonazistischer Gruppen und Parteiorganisationen kann man ihn antreffen. Zuletzt war er am 07.11.09 auf einer schlecht besuchten Demonstration (ca. 250 Teilnehmer_innen) der JN (Jugendorganisation der NPD) in Halle mit anderen Görlitzer Neonazis unterwegs. Das Motto der Demonstration war: „20 Jahre Mauerfall – Wir sind das Volk!“ (siehe: http://www.recherche-ost.com/content/view/94/1/). Doch zur Zeit des Mauerfalls machte Erik Kußin noch in die Windeln…
…und der Andere?
David Herbrig sitzt nicht wegen des Überfalles in Brandis in Haft, sondern vermutlich weil er an antisemitischen Schmierereien an der Görlitzer Synagoge im November 2008 beteiligt war (siehe: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1998926). Dies ist allerdings wohl kaum das einzige Vergehen, was zu seiner U-Haft beigetragen hat. Er ist schon seit Jahren ständig an rechten Übergriffen und Aktionen beteiligt, wobei er aber auch Gewalttaten verübte, die keine rechte Tatmotivation hatten.
Über seine rassistische und antisemitische Einstellungen macht er aber trotzdem keinen Hehl. So schrieb er in einer Internet – Commuity, dass die Verfolgung „minderwertiger Rassen“ sein größtes Interesse wäre. Wen er damit meinte schrieb er auch: „Türken und Juden“. Und spätestens als er im November 2008 gemeinsam mit seiner Freundin Syliva Neu seinen Sohn Aryan – Elias (Arier – Elias) nannte, konnte man durchaus davon ausgehen, dass hier ein absoluter Überzeugungstäter am Werk ist. Dies scheint in der Familie zu liegen. Auch sein Bruder Toni ist im Görlitzer Neonazi – Milieu kein Unbekannter, genauso wenig wie bei der Staatsanwaltschaft.
Die Taten, die den beiden Görlitzer Neonazis angelastet werden, stehen in ihren Dimensionen beispielhaft für die Aktivitäten der Görlitzer Freien Kräfte. Insgesamt lässt sich in diesem Spektrum der Görlitzer Neonazi – Szene in den letzten Jahren ein zunehmender Hang zu brutalen Gewalttaten gegen Menschen feststellen. Diese finden eben nicht immer unbedingt in einem eindeutig politischen Rahmen statt. Teilweise geht es den nationalen Aktivist_innen auch nur darum, ihre Lust an der Gewalt auszuleben.
David Herbrig (vorne) und Eric Kußin (hinten) beim gemeinsamen Hitler-Grüßen
Hier noch ein Bild von Erik Kußin in Brandis. Sagt wohl alles!
Brutale Übergriffe dänischer und deutscher Polizisten auf Klimaaktivisten in Kopenhagen!
Nachdem sich das Vorgehen der dänischen Polizei in den letzten Tagen durch menschenunwürdigsten Verhalten, Schikane und Gewaltexzesse auszeichnete, kam es in der Nacht vom 14.-15. Dezember zu einem neuen unvorhersehbaren Höhepunkt. Die seit 1971 existierende Freistadt Christiania wurde von hunderten Polizisten geräumt und anschließend besetzt. Ab ca. 22:30 Uhr begann die Polizei Christiania zu umstellen, als Reaktion auf die Verbarrikadierung der Eingangstore. In der nächsten Stunde versammelten sich rund um Christiania Wasserwerfer, Räumfahrzeuge, ca. 15 deutsche Einsatzfahrzeuge, Hubschrauber, drei Hundestaffeln und Hunderte Polizisten. In dieser Zeit war es kaum noch möglich aus der Freistadt heraus zu kommen. Der Weg nach Innen war von der Polizei versperrt. Personen mit Presseausweis wurde der Zutritt teilweise gewährt, Demosanis kamen nicht hinein. Es wurde den Menschen vor der Räumung kaum Zeit gelassen das Gelände zu verlassen. Ab ca. 23:40 begannen die Hippos (Dänisches Schimpfwort für Polizisten) in das Gelände gewaltsam einzudringen. Nach Zeugenaussagen der sich in der Freistadt verbliebenen Menschen setzte die Polizei massiv Tränengas ein. Der weitere Verlauf ist nicht dokumentierbar, da es diverse unterschiedliche Aussagen gibt. Große Teile Christianias wurden von der Polizei durchkämmt. Zeitgleich fuhren Polizeibusse in der Nähe Christianias auf, viele der wenigen verbliebenen Menschen wurden nach der faktischen Räumung mit diesen Bussen abtransportiert ( gezählt wurden 9 Busse ). Nach täglichen Provokationen seitens der Polizisten kam es heute Nacht zu unfassbaren Ereignissen. Christiania war in den vergangen Tagen im Zuge der Proteste gegen den Klimagipfel Anlaufpunkt für verschiedenste Menschen. Es gab eine Vokü, Räumlichkeiten für Vorträge und Diskussionen, eine Sanistation, aber auch einen Rückzugsort für traumatisierte Protestler_innen, welche durch die anhaltende Polizeirepression besondern Schutz benötigen. Dieser Angriff ist eine weitere nicht hinnehmbare Schikane zur Brechung des Protestes gegen den Klimagipfel, gegen linke und linksradikale Strukturen in Kopenhagen und den Widerstand gegen das herrschende System. „Christiania sieht aus wie ein Schlachtfeld – alles voller Scherben, glühenden Barrikadenresten, Löschschaum und gepanzerter Polizisten…“ erzählte ein Pressevertreter, der gerade durch die Polizeisperren zurückkehrte „ … wenn man bedenkt, dass hier vor ein paar Stunden noch gefeiert wurde ist das fast Unheimlich.“
Solidarität ist eine Waffe, wir rufen zu vielfältigen Solidaritätsaktionen, nicht nur in Kopenhagen, Dänemark, sondern weltweit auf.
Mehr Infos: Hier
Und Hier
Video vom 16.12.09
Rückblick: Der 09. November in Görlitz
Ob als Datum der Novemberrevolution, des Hitlerputsches, der Pogromnacht oder als Fall der Berliner Mauer, der 09. November spielt in der jüngeren Deutschen Geschichte eine herausragende Rolle. Logisch, dass er auch in der Gegenwart eine entsprechende Rolle in der deutschen Erinnerungspolitik spielt. Und logischer Weise kann es da auch schon mal passieren, dass man da ein wenig durcheinander kommt – bei so vielen Ereignissen. Das geschieht in Görlitz schon seit einigen Jahren immer wieder.
In der Görlitzer Frauenkirche kann man bei der Gedenkveranstaltung Jahr für Jahr Redebeiträge vernehmen, in denen die Pogromnacht und der Fall der Mauer einfach mal zusammengewürfelt werden, als könnte man beide Ereignisse vergleichen oder aufeinander beziehen. Doch die Pogromnacht steht als Ereignis für sich alleine. Der Vorsitzende des Schlesischen Museums Dr. Bauer sagte dazu am 09. November 2009:
Es gibt hier keine kausale Reihe, keine logische Abfolge und schon gar nicht lässt sich sagen, dass durch den Glückstag im November 1989 ein mit Verhängnissen beladener Geschichtsverlauf doch noch ein gutes Ende gefunden hätte. Die Pogromnacht 1938 lässt sich nicht in eine geordnet verlaufende Nationalgeschichte integrieren. Sie ist ein monströses Ereignis, bricht jeden Rahmen und steht quer zu jeder historischen Ordnung.
Das ist ein Geschichtsbild, was es leider zu selten gibt. Viel einfacher ist es auch das Gedenken an die entsetzliche Pogromnacht mit einem fröhlichen „die Mauer ist weg“ zu färben. Und die Relativierung des Nationalsozialismus hat in Deutschland eine widerliche und lange Tradition, die mit dem Ende des Selbigen begann.
Die heutigen Nazis würden den 09. November 1938 wohl am liebsten als Feiertag sehen. Ihre historischen Vorbilder hatten sich in ihrem antisemitischen Wahn richtig ausgelebt. Das finden Nazis auch in der Gegenwart noch toll, wie man nicht zuletzt am Beispiel der rassistischen Hoyerswerdaer Pogrome von 1991 feststellen konnte. Auch diese waren für die Nazis ein spontaner „Volksaufstand“. Verfälschender und menschenverachtender kann die Darstellung von Deutscher Geschichte nicht mehr sein.
Doch was passierte am 09. November 1938 in Görlitz eigentlich wirklich? Eine hundertprozentige historische Sicherheit gibt es da wohl nicht. Fest steht nur, dass es auch in Görlitz massive Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung gab und auch versucht wurde, die Synagoge als sichtbares Zeichen einer lebendigen Jüdischen Gemeinde zu zerstören. Doch es gelang nicht. Ob die nationalsozialistischen Brandstifter unfähig waren oder die Feuerwehr löschte, wird sich wohl nicht mehr abschließend klären lassen. Die Zeitzeugenberichte sind hierbei nicht eindeutig.
Und zum Gedenken heute? Immerhin schafften es ca. 200 Leute zum Pogromnachts – Gedenken an die Synagoge zu kommen. Die Nazis und ihre zahlreichen Anhänger in der deutschen Bevölkerung konnten die Mitglieder der Görlitzer Jüdischen Gemeinde auslöschen oder vertreiben, doch offensichtlich nicht die Erinnerung daran. Das macht noch Hoffnung. Und nicht der 09. November 1989. Der dient schon viel zu häufig als neuer ideologischer Anlauf für neue Pogromnächte.